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Version vom 22. Oktober 2014, 09:58 Uhr
Von Ritualen bis zur Verwirklichung
Artikel von Sri Swami Venkatesananda Originaltext
Bhakti Yoga oder Liebe zu Gott sind in allen Religionen grundlegend, die ihre Anhänger dazu ermuntern, Statuen und Rituale in ihren geistigen Methoden zu verwenden: Es ist eine der Haupteigenschaften der indischen Annäherung an Gott. Das wurde von den alten geistigen Lehrern als so lebenswichtig betrachtet, dass sie es in den Stoff des täglichen Lebens des Inders gewebt haben.
Es ist häufig unvermeidlich, dass sich der gewöhnliche Mensch an dem Meister und dem Ritual festhält und den Geist vergisst, der seinem Gebrauch zu unterliegen. Die Anbetung Gottes in der Statue degeneriert zum Lohngötzenkult, was wiederum nichts mit Religion zu tun hat, sondern einfach nur eine anderer Handel ist. Wann auch immer das in Indien geschehen ist, ist es von heiligen religiösen Reformern sofort angehalten worden, die die Religion in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder hergestellt haben.
Der Mensch geht von einem Extrem ins andere! Leute missdeuten die Äußerungen dieser Reformer und verwenden sie zu ihrem eigenen Vorteil. Die Wörter von Krishna, den biblischen Propheten, Jesus, Buddha und dem Mohammed kamen aus ihrer Verwirklichung oder direkter Erfahrung. Es ist gut, sie als Wegweiser zu sehen, damit auch wr diese Erfahrung machen können. Aber wenn wir als ihre Vertreter hier auftrten und ihre Wörter zitieren, um damit die Anhänger anderer Religionen niederzumachen, dann geben wir ein groteskes Bild ab, das von einem tamilischen Dichter beschrieben wird : "Ein hässlicher Vogel hat einen Pfau tanzen gesehen; und er sich genause wichtige vorkam, hat er seine Flügel ausgebreitet und angefangen zu tanzen!" Der Unfug wird von demm atheistischen, materialistischen und weltlichen Menschen vollzogen, der all das verwendet, um den Glauben des Frommen ins Wanken zu bringen.
Wir gehen in einen Tempel, eine Synagoge, eine Kirche oder eine Moschee, um uns mit Gott zu verbinden und nicht um zu hören, was der Priester sagt. Nur wegen der Dinge, die der Priester sagt, sollten wir nicht aufhören, dorthin zu gehen, und auch nicht wegen der Dinge, die die Reformer außerhalb sagen. Gott zu verurteilen und unsere Hingabe zu ihm von Gedanken, Worten und Taten anderer Menschen abhängig zu machen, ist Blasphemie. Du bist dabei der Verlierer, vergiss das nicht. Du gehst in ein Restaurant, um zu essen und deinen Hunger zu stillen. Wenn du ein bestimmtes Curry nicht magst, dann wirst du nicht hungrig weggehen. Iss einfach das, was du magst.
Wenn du die Verehrung eines Götterbildes verstehst und richtig anwendest, wird es dich nach und nach zur Erkenntnis des Absoluten führen. Mein Meister, Sri Swami Sivananda, hat bis zu seinem Lebensende Götterbilder verehrt, und das obwohl er ein Philosoph des Monismus war. Er betete seine Gottheit jeden Tag in einem Ritual an. Er ist ein nachahmenswertes Vorbild für uns. Aber er erinnerte uns daran, genau wie vorher auch schon Krishna, da nicht stehen zu bleiben. Wir sollten uns immer an Gott erinnern und das in jedem Augenblick praktizieren. Damit wir seine (All)Gegenwart überall spüren und in jedem wahrnehmen.
Es ist sehr leicht, das einfach so zu sagen, aber eine ganz andere Sache, es auch wirklich umzusetzen. Zwei Faktoren spielen hierbei eine Rolle: (a) Wir sollten wissen, wie es sich anfühlt, die Gegenwart Gottes zu fühlen - wie das Muster eines Händlers - und (b) wir sollten eine Methode haben, mit der wir uns an ihn erinnern. Der erste Faktor wird durch die Verehrung eines Götterbildes unterstützt. Das Götterbild befähigt uns, Seine Gegenwart zu spüren und gleichzeitig nach innen zu gehen und das Gefühl wahrzunehmen. Ohne die Verehrung eines Götterbildes ist es für einen Neuling ziemlich schwierig, die wundervolle Idee, seine Präsenz zu spüren, zu erleben.
Der zweite Faktor wird im zehten Kapitel in der Bhagavad Gita geliefert. Die Technik lautet: Lass es zu, dass alles, was du wahrnimmst, dich an Gott erinnert. Das Sonnenlicht, der Mond, die Sterne, das Feuer und die elektrische Lampe; der unermessliche Himmel oder Ozean; die schöne Blume und das unschuldige Gesicht eines Kindes; der riesengroße Baum und der starke Arm eines Turners; das Götterbild auf dem Altar und das leuchtende Gesicht eines Heiligen - lass all diese Dinge dich an Gott erinnern. Parallel dazu forderte uns unser Meister dazu auf, ständig Nama Smarana zu praktizieren, den Namen Gottes zu wiederholen. Die eine Sache unterstützt die andere: Die Verehrung Gottes in einem Götterbild und die Wiederholung des Namens Gottes unterstützen sich gegenseitig. Wenn man sie verbindet, entwickeln wir sehr schnell Gottesbewusstsein.
Wie passt die Verehrung eines Götterbildes dazu? Was ist ein Götterbild, wenn nicht einfach nur ein Stück Materie? - Zumindest könnte ein unwissender Mensch das so sehen, völlig unabhängig von seinem Reichtum, seiner Stellung oder seinem Titel. Trotzdem fühlt der Verehrer des Götterbildes die Präsenz Gottes innerhalb dieser materiellen Substanz (Ton, Stein, Metall oder Holz). Der Weise hat es sich zugestanden, damit zu "spielen" (zu beten) wie ein Kind mit einer Puppe. Das Kind übt sich so in der Mutterschaft; der Verehrer des Götterbildes erfährt, dass Gott in der Tat auch in diesem Stück Materie wohnt. Dann dreht er sich um und sieht die Sonne, den Mond usw. und erkennt, dass Gott selbst in dem Bildnis ist. Er ist der Bewohner der Sonne, des Mondes usw. Das sieht scheinbar ganz einfach aus, aber in der Praxis ist es schwierig.
Wieso hat der Weise nicht empfohlen, einfach so die Gegenwart Gottes in allem wahrzunehmen, ohne dabei ein Götterbild als erstes zu verehren? Aus dem einfachen Grund, dass der einfache menschliche Geist eher dazu bereit ist, reine und unbefleckte Göttlichkeit, mit einem Götterbild in Verbindung zu bringen, als Gott in dem Gesicht eines Kindes zu sehen. Wenn du ein Kind ansiehst, hältst du es gleich mit den Augen fest und denkst: "Das ist mein Kind." usw. Und du musst eine Menge Gedanken und Hintergedanken überwinden, bevor du zu dem idealen Gedanken gelangst: "Gott strahlt durch seine Augen hindurch." Aber wenn es um ein Götterbild geht, baust du auf eine andere Assoziation an Ideen auf, die es schon seit jahrtausenden gibt, und dann hast du damit keine Schwierigekeiten. Und, wenn du ein bisschen übst, wird es leicht, die Übung auf die ganze Welt auszudehnen und die Präsenz Gottes in allem zu sehen.
Es gibt noch einen anderen Blickwinkel bei dieser spirituellen Übung. Die Verehrung eines Götterbildes sollte uns zur Meditation auf das Absolute führen. Ohne den ersten Schritt der Verehrung des Götterbildes ist die Meditation auf das Absolute fast unmöglich. Und wenn wir die Grenzen der Göttlichkeit nicht über das Idol hinaus ausweiten, könnte es sein, dass wir nicht weiter kommen. Daher haben unsere altehrwürdigen Seher in die Verehrung des Götterbildes auch Elemente der Verehrung des namenlosen und formlosen Wesens mit aufgenommen. Sie haben sogar betont, dass wir die Qualitäten des Absoluten über das Götterbild legen sollten.
In den Mantras, die sie uns überliefert haben, flochten sie Ausdrücke mit ein wie: "Ich verneige mich vor dem Allesdurchdringenden." "Ich verbeuge mich vor den Ewigen." Die Sätze sind offensichtlich unbedeutend für die personifizierte Form Gottes, die verehrt werden und wie Rama oder Krishna historische Persönlichkeiten sind. Sie betonten auch, dass die mentale Verehrung der auserwählten Gottheit wichtiger ist (natürlich nur, wenn wir dazu bereit sind!) als die äußerlich sichtbare Verehrung und die Para Puja (eine Art, den allmächtigen Gott mit all unseren Gedanken, Worten und Taten zu schmücken) über allen anderen Formen der Verehrung steht.
Der aufrichtige spirituelle Aspirant hat immer erkannt, dass er ohne ein Bild, auf das er seinen Geist richtete, auf seinem Weg nicht weiterkommen konnte. Das Götterbild bot ihm auch eine konkrete Form Gottes, dem er seine Herzenshingabe schenken konnte, das er anbeten konnte und auf das er sich in Zeiten von Stress, Belastung, Prüfungen und Schwierigkeiten stützen konnte. Es war für ihn eine große Erleichterung, wenn er in Zeiten von Anspannung, Sorge und Angst einen "greifbaren" Gott hatte, zu dem er sprechen konnte. Die allgegenwärtige Göttlichkeit, die natürlich in dem Götterbild anwesend war, hat auch seine Gebete erhört und ihn unterstützt.
Wenn die Konzentration sehr stark geworden ist
Als die Konzentration intensiv gewachsen ist, wurde die in der Statue latente Macht offenbart; und so haben wir Geschichten von großen Mystikern, die Gott in und durch die Statue 'sehen' konnten. Lassen Sie uns nicht vergessen, dass Gott, der Allgegenwärtig ist, in dieser auch ist: Und Er, der Allmächtig ist, kann Sich in jeder Form dem Anhänger offenbaren. Und es ist in dieser Beziehung, dass die Statue von der Puppe des Kindes verschieden ist. Wohingegen die Puppe auf immer eine Puppe bleiben würde, weil es leblos ist, wird die Statue die verborgene Gottheit als Antwort auf das Gebet und Konzentration des Anhängers offenbaren. Der konzentrierte Balken des Bewusstseins des Anhängers wird eines Tages stark genug sein, um die grobe 'Sache' der Statue zu verbrennen und den verborgenen Gott darin zu befreien und zu offenbaren, gerade als die Strahlen des Sonnenlichtes, wenn eingestellt, durch eine Linse, im Stande sind, ein Stück von Baumwolle zu verbrennen und es in Flamme ausbrechen zu lassen. Aber, lassen Sie uns nicht vergessen, dass es nicht die Staute war, das sie in der Vision sahen, aber die Gottheit in der Statue- die Gottheit die in allem und jedem ist.
Wenn dieser Grundsatz nicht verstanden wird, sollten Leute nicht unklug sagen, "Wir wollen einen Stein nicht anbeten." Natürlich sollten sie nicht. Aber antworten Sie zuerst auf diese Fragen: "Wer betet den Stein an?" 'Ich'. Welche Idee haben Sie von diesem 'ich'? Der erste ist des Körpers. Es ist der Körper, der wirklich die Anbetung durchführt. Was ist der Körper? Vorherrschend Wasser, mit einigen anderen chemischen Elementen. Immerhin, welcher Schaden entshet dort in Wasser, einen Stein anbetend: War es Unerfahrenheit oder Aberglaube? Natürlich schreien Sie auf, ich bin nicht nur der Körper, aber ich habe eine Seele darin. Dann lassen Sie den Körper den Stein anbeten, lasse das Herz, Verstand und Seele in die realisieren, Gott ist in dem Stein.
Zweitens werden Sie alle Steine anbeten? Nein. Nur ein besondere Stein, der eine Gestalt gegeben worden ist. Wer betet es an? Wenn das 'ich' auch gemeißelt ist in eine Gottesgestalt geformt, ist es göttlich. Das Steinbild des Gottes erinnert Sie daran, "Als das Stein war, haben Sie darauf gestanden. Als jene Splitter des Steins, der dieser Gottesform nicht gehört hat, weg gemeißelt wurden, und der Stein die Gottesform angenommen hat, beten Sie es an. Ebenso gibt es viele Ungotteselemente in Ihnen. Meißeln Sie sie weg. Sie werden eine Gottheit auf der Erde werden, die durch die Menschheit reizend ist." Das ist beiläufig das Argument, das der Anbetung des Gurus oder des geistigen Lehrers unterliegt.
Wenn Idolanbetung uns so nach und nach zu Vergöttlichung und Gottverwirklichung durch den verehrenden Dienst und Anerkennung der Allgegenwart des Gottes führt, ist es ideale Anbetung. Sonst degeneriert es zur leere Anbetung.
Siehe auch
Literatur
- Swami Sivananda Sarasvati, Yoga im alltäglichen Leben, Lebensweiser-Verlag 1954
- Yoga Vidya Kirtan Textheft
- Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
- Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
- Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8
Weblinks
- "Bhakti" aus Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda
- Kundalini Yoga und Bhakti Yoga
- "Bhakti Yoga Sadhana" aus Sadhana von Swami Sivananda
- "Guru Bhakti" aus Inspierierende Geschichten von Sivananda
- Bhakti Yoga – Höchste Gottesliebe – Bhagavad Gita XII.
- Bhakti Yoga – Yoga der Hingabe und Liebe
- Bhakti Yoga von Swami Venkateshananda.
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