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Version vom 21. März 2013, 10:13 Uhr
Über die Symbolik heiliger Ströme und der Dreiheit
Lore Tomalla geht in diesem Artikel besonders auf die Symbolik der „Dreiheit“ und ihre esoterische und energetische Bedeutung ein. Sie orientiert sich dabei an einem ausführlichen Kommentar von Yogi Kumbaripava zur Geranda Samhita, sowie des Schweizer Indologen Peter Thomi und Sir John Woodroffe. Die Gheranda Samhita ist neben der Hatha Yoga Pradipika eines der wichtigsten klassischen Grundlagenwerke des Hatha und Kundalini Yoga.
Wo sich die heiligen drei Ströme treffen (nach Yogi Kumbaripava)
In Indien ist die Zahl drei heilig. Als heilig wird zum Beispiel Rajghat in Benares angesehen, der Ort, wo sich die drei Ströme treffen, wo die Flüsse Jamuna und Sarasvati in den Ganges münden. Man glaubt, dass die Sünden vergeben sind, wenn man hier badet. Alljährlich pilgern viele Menschen zu dieser heiligen Stätte. Sie rezitieren Mantras, während sie die Treppen zum Fluss hinunter steigen und tauchen ins Wasser ein. Dazu gehört, symbolisch einige Tropfen davon zu schlürfen.
Ich kenne einen jungen Deutschen, der sich bei seinem Indienaufenthalt eine Verletzung am Fuß zugezogen hatte und ängstlich vermied, dass die Wunde mit Wasser des Flusses in Berührung kam, weil er es als westlich Denkender als unhygienisch empfand. Er hatte Fotos gemacht von Leichen, die in den Fluss geworfen werden, weil die Angehörigen sich den Holzstoß für die Verbrennung der Leiche nicht leisten können. Holz ist teuer in Indien, es gibt nicht genug; wegen der Trockenheit kann wenig Holz wachsen. Alte rostige Schiffe fahren auf dem Fluss. Es gibt kein Gesetz, das verbietet verschmutztes altes Öl ins Wasser zu kippen. Vielen dient der Fluss als Toilette. Aber der Ganges ist heilig. Seinem Wasser wird Heilkraft zugeschrieben. Der junge Mann berichtete, dass er eines Tages unachtsam war und eine Welle des Ganges über seine Wunde am Fuß schwappte. Staunend und noch immer ungläubig erzählte er uns, dass von dem Tage an seine Wunde zusehends heilte.
Die heilige Lalita
Ich war am Cap Cormorin. Auch dieser Platz Indiens ist heilig. Hier steht das Vivekananda Denkmal, hier treffen sich die drei Ozeane: das Arabische Meer, der Indische Ozean und der Golf von Bengalen. Wir wurden zu einem Ort geführt, der den Namen Kanjakumari hat. Hier wird jedes Jahr das schönste sechzehnjährige Mädchen ausgewählt, um für ein Jahr die heilige Lalita zu verkörpern. Das Mädchen lebt in dem Jahr wie eine Nonne, bekommt Unterweisung in den heiligen Schriften, den Veden, Upanishaden, Brahmanas, Samhitas, Shrutis, Smritis und wie sie alle heißen. Sie wird wie eine Göttin verehrt. Wenn sie im folgenden Jahr siebzehn wird, kann sie entscheiden, ob sie Nonne bleiben will oder studieren oder heiraten oder was auch immer. Eine neue Sechzehnjährige nimmt ihren Platz als heilige Lalita ein.
Das heilige Dreieck
Im Kopf ist eine Stelle, die in Indien als „heiliges Dreieck“ angesehen wird. Kapitel 6 der Gheranda Samhita (Vers 9 -11) berichtet über Sthula Dyhana, die grobstoffliche Meditation: „Der Yogi stellt sich das Gehirn oder genauer die Gehirnrinde als leuchtende tausendblättrige Lotosblüte vor. Innerhalb dieser tausendblättrigen Lotosblüte gibt es eine kleinere zwölfblättrige, deren Blüten weiß sind und in hellem Glanze strahlen. Auf jedem dieser Blütenblätter steht ein Buchstabe. Im Fruchtknoten dieses kleineren Lotos ist der Pranava OM geschrieben, der heilige Schöpfungslaut. Hier befindet sich ein Dreieck, dessen gedachte Linien die Buchstaben A, K und Tha sind. Die Winkel dieses Dreiecks werden mit H, La und Ksha benannt.“
(Zitat aus meiner Übersetzung der in Kaivalyadhama, Lonavla erstellten textkritischen Arbeit, für die mir mein indischer Yogalehrer Dr. M.L. Gharote die Übersetzungsrechte bei Swami Digambarji verschaffte.)
Die heilige Triveni
Yogi Kumbaripava beschreibt in seiner farbigen Schriftrolle aus Rajasthan die heilige Triveni im Energiegefüge des menschlichen Körpers (die Schriftrolle wurde gefunden von einer französischen Theologiestudentin. Ich habe den Artikel aus dem Französischen übersetzt mit Hilfe einer Mitarbeiterin der Universität Osnabrück). Seiner Auffassung nach gibt es die heilige Triveni in der Nähe des Ajna Chakra doppelt. Eine heilige Triveni weist nach unten und die andere nach oben. Die obere Triveni befindet sich oberhalb der Augenbrauen. Vishnu-Anhänger tragen ein Zeichen auf der Stirn, ein weißes V mit einem roten Strich in der Mitte. Ich meine, der rote Strich in der Mitte bedeutet die Sushumna, die beiden anderen Ida und Pingala Nadi. Man sagt hier sei die Kreuzung des Weges, der zu den drei Welten führt, auch in die Welt der Entsagung: Der Weg zur himmlischen Welt, zur Welt der Sterblichen und zur Unterwelt. Der Yogi, der über dieses Chakra meditiert, wird ein Sehender der Zeitdimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die andere Triveni ist nach unten gerichtet, dort wo unsere Nadis Ida, Pingala und Sushumna sich treffen, etwa in der Mitte der Stirn. Ich ziehe daraus den Schluss, dass an dieser Stelle sich eine Spiegelungsebene befindet, an der sich das Geistige der oberen Triveni im Körperlichen, in der unteren Triveni, „spiegelt“, so wie die beiden Chakras spiegelbildlich angeordnet sind. Die untere Triveni ist ein dreiblättriger Lotos und hat drei Farben: schwarz, weiß und rot. Sie symbolisiert die drei Gunas, Rajas, Tamas und Sattwa, aus denen die ganze Schöpfung – so auch der Mensch - besteht. Es ist unten, oben und die Mitte. Hier „wohnt“ die kosmische Individuation.
Kumbaripava bezeichnet die drei Ströme der unteren Triveni als Ganges, Jamuna und Sarasvati. Es sind der Mond, die Sonne und das Feuer. Es ist die Stelle im Kopf, wo die Meridiane des menschlichen Energiegefüges, die im Bereich der Rumpfbasis entspringen, sich wieder zusammenfinden, hier Ida, Pingala und Sushumna genannt. Das sind die drei wichtigsten Ströme unseres Energiegefüges. Zwei von ihnen, Ida und Pingala, winden sich um die Sushumna wie die Äskulap-Schlange des Äskulapstabes, des bekannten medizinischen Wahrzeichens. Kumbaripava spricht von einem „Mond“ im Stirnbereich, von dem ausgehend Ströme der Ambrosia, des Nektars der Unsterblichkeit, in den Körper fließen. Ich könnte mir vorstellen, dass damit die Hypophyse gemeint ist, deren Hormone im Körper wirken. Kumbaripava erwähnt in der Nähe des Mondes einen Bereich, den er „die Kuh, die alle Begehren stillt“ nennt. Das Fabeltier hat Menschenaugen, Schwanenflügel, einen Pferdehals, einen Hahnenkamm, einen Pfauenschweif, und aus ihrem Euter sprudelt die heilige Flüssigkeit hervor. In der Nähe gibt es einen Lotos mit allen Regenbogenfarben. Inmitten dieses Bereichs ist der mystische Vogel Hamsah, den Kumbaripava wie einen weißen Reiher gezeichnet hat.
1) Triveni = „Drei Ströme“
Von Ägypten nach Indien
Als die Erde entstand, diente der Berg Meru als Rührstab, so steht es in den Veden. Der Berg Meru ist ein Nebengipfel des Kilimandscharo, in der Nähe des Ngorongoro Kraters. Ob diese Gegend ein Geheimnis der Menschheit birgt, ist noch unerforscht. Jedenfalls entspringt irgendwo dort der Nil, und man findet in alten ägyptischen Schriften Zeichnungen von Männern, die im Lotossitz sitzen. Es ließen sich also Spekulationen anstellen, dass Yoga von Ägypten nach Mohenjodaro und von dort aus nach Indien kam. In Indien wurde Yoga in der Sanskrit Sprache aufgezeichnet. Das Schrifttum ist unvorstellbar reichhaltig. In einem Leben kann man nicht alles gelesen haben. Da ist es tröstlich, dass man nach yogischer Auffassung bis zu Millionen Mal wiedergeboren wird. Man kann sich daher Zeit lassen: Was man in diesem Leben nicht schafft, vollendet man im nächsten Leben.