Selbstbezogenheit
Selbstbezogenheit ist eine Form des Egoismus und der Egozentrik. Selbstbezogenheit bedeutet, dass jemand ständig alles auf sich bezieht bzw. ständig überlegt: Was ist da für mich drin.
Selbstbezogenheit hat also zwei Hauptthemen
1. Man bezieht alles, was geschieht, auf sich: Wenn das Wetter gut, ist, dann soll es einen belohnen. Wenn jemand traurig schaut, meint man, man selbst wäre schuld. Wenn jemand gedankenverloren an einem vorbei schaut, denkt man, dass der andere einen bewusst kränken will. Diese Art der Selbstbezogenheit wird auch als Solipsismus bezeichnet.
2. Man überlegt ständig, wie man selbst mehr für sich heraus holen kann. In der Partnerschaft bedeutet Selbstbezogenheit, dass man ständig daran denkt, was man selbst in der Partnerschaft will und braucht - aber gar nicht auf den anderen zugeht. Bezüglich Kindern hofft man, dass die Kinder einem zur Ehre gereichen: Man überlegt weniger, was die Kinder brauchen, wie sie sich entfalten wollen, was ihnen wichtig ist. Vielmehr sollen die Kinder zum eigenen Wohlergehen beitragen. Diese Form der Selbstbezogenheit wird auch als Egozentrik bezeichnet.
Fernöstliche spirituelle Traditionen sind eine Mischung aus Selbstbezogenheit, Gottbezogenheit und Altruismus: Zum einen geht das Gesetz des Karma davon aus, dass wir durch alles, was kommt, lernen können. Auf gewisse Weise ist das eine selbstbezogene Interpretation des Karma. Und wenn man sich über etwas ärgert, dann weiß man auch, dass das etwas mit einem selbst zu tun hat. Das Wort Selbst steht im Yoga auch für das Höchste Selbst, das Kosmische Selbst, die Weltenseele.
Da ist Selbstbezogenheit eine Form der Ausrichtung auf die Höchste Göttliche Wirklichkeit. Natürlich will man im Yoga die Einheit, die Gottverwirklichung erreichen. So kann man Yoga als Gottbezogenheit bezeichnen. Ein Mittel, um von egoistischer Selbstbezogenheit zur Gottverwirklichung zu kommen, ist Altruismus und Nächstenliebe. So hat Selbstbezogenheit positive und weniger positive Aspekte.
Selbstbezogenheit und Depression
Sukadev im Vortrag
Selbstbezogenheit kann eine Grundlage für Depression sein. Selbstbezogenheit heißt, dass du alles auf dich beziehst und ständig über dich selbst nachdenkst. Der Mensch will sich aber mit anderen verbunden fühlen, etwas sinnvolles tun, auch etwas sinnvolles für andere tun. Wenn du zu sehr an dich selbst denkst, zu sehr überlegst, was du brauchst oder willst, wie du von anderen ausreichend wertgeschätzt wirst, ob andere eine ausreichend gute Meinung von dir haben, ob andere dich mit ausreichend Respekt behandeln, dann kann dich das in die Depressivität hineinbringen.
Höre auf, nur an dich selbst zu denken. Selbstbezogenheit kann eine Grundlage für Depressivität sein. Überlege, wie du deine besonderen Fähigkeiten zum Wohl anderer einsetzen kannst und weniger, was du brauchst, dir zusteht, sondern mehr wie du anderen Menschen helfen kannst. Überlege weniger: "wie kriege Ich das meiste für mich?", sondern mehr: "Wie kann ich meine Talente und Fähigkeiten zum Wohl anderer einsetzen?". Wenn andere etwas sagen, dann denke nicht "Die wollen mich kritisieren, die haben etwas gegen mich.". Menschen wollen dir vielleicht helfen oder einen Rat geben und und manchmal sind Menschen einfach nur schlechter Laune. Es hat mit dir nichts zu tun.
Selbstbezogenheit kann zur Depression führen und wenn du gerade niedergeschlagen bist, kannst du überlegen, ob da eine gewisse Selbstbezogenheit dahinter steckt, "habe ich vielleicht zu sehr an mich gedacht?", "habe ich zu viel für mich gewollt?", "sind bestimmte Wünsche von mir nicht erfüllt worden?", "habe ich zu viel auf mich bezogen?", "sollte ich vielleicht wieder an andere denken? Mein Leben vielleicht neu ausrichten? Zum Wohl anderer. Anderen helfen und dienen.".
Menschen sind am glücklichsten, wenn sie das Gefühl haben, dass sie etwas für die Allgemeinheit bewirken. Menschen sind glücklich, wenn sie das Gefühl haben, in Liebe mit anderen verbunden zu sein. Menschen sind glücklich, wenn sie sich von einer höheren Wirklichkeit, vom Göttlichen geführt fühlen.
Umgang mit Selbstbezogenheit Anderer
Sukadev erklärt weiter zu diesem Thema
Vielleicht erlebst du in deiner Umgebung einen Menschen, der ziemlich selbstbezogen aussieht. Er fragt immer was für ihn drin ist und er spricht auch ständig über sich und wann immer jemand etwas sagt, das bezieht er auf sich. Wie gehst du damit um?
Man kann sagen, dass es unterschiedliche Formen von Selbstbezogenheit gibt. Man könnte auch hier sprechen von sattwiger, rajassiger und tamassiger Selbstbezogenheit.
Es gibt die sattwige Selbstbezogenheit. Das heißt jemand überlegt, was es für ihn bedeutet. Wenn etwas entschieden werden soll, überlegt er, wie er dort helfen und beitragen kann. Oder wenn etwas schief geht, dann überlegt er, ob er etwas getan hat, was nicht richtig war. Wenn es jemanden nicht so gut geht, dann überlegt er, wie er dem Anderen helfen könnte. Dies ist eine sattwige Selbstbezogenheit, die dazu helfen kann, dass jemand nächstenliebend tätig wird.
Dann gibt es die rajassige Selbstbezogenheit, wo jemand ständig gekränkt ist. Er fühlt sich nicht ausreichend gesehen. Er denkt, er bekommt nicht genug. Er wird nicht beachtet und ist deshalb immer wieder beleidigt. Das ist eine Art rajassige Selbstbezogenheit.
Schließlich gibt es die tamassige Selbstbezogenheit. Die krankhafte Selbstbezogenheit. Hier ist die Selbstbezogenheit soweit gesteigert, dass jemand alles auf sich bezieht. Er kann sich nicht mehr in Andere hineinversetzen. Er denkt, dass Andere ihn ständig anschauen. Er oder sie denken, dass alle ihm oder ihr Schlechtes wollen. Und sie denken, dass jeder Mensch sie mit Blicken, Gesten oder Worten ständig kritisiert. Diese Art von Selbstbezogenheit ist etwas, was therapiert werden sollte. Wobei es schwierig ist den Menschen zur Einsicht zu bringen, dass seine Art die Dinge zu sehen eben nicht mehr ganz normal ist.
Falls der Mensch nicht bereit ist eine Therapie mitzumachen gegen Solipzismus oder Narzissmus, dann sollte man die selbstbezogenen Andeutungen des Anderen einfach ignorieren. Der Andere mag sagen, dass die Anderen ihn nie beachten und dass du ihn mit deinem Husten ziemlich gekränkt hast, oder du die ganze Zeit schlecht über mich gedacht hast und typischerweise ist das bei einem Menschen mit einer tamassigen Selbstbezogenheit alles ohne Grundlage. Am Klügsten ist, dass du es ignorierst und zu tust, als hättest du nichts gehört. Du sprichst stattdessen mit dem Menschen über sonstige Aufgaben.
Das sind ein paar Gedanken zum Thema Selbstbezogenheit. Es ist grundsätzlich klüger nicht zu sehr über Andere zu urteilen und ihnen auch nicht zu sehr Selbstbezogenheit oder Egoismus vorzuwerfen. Klüger ist meistens zu überlegen, was deine Anliegen sind, was die Anliegen des Anderen sind, was eure gemeinsamen Anliegen und Ziele sind und insbesondere in dem Kontext in dem ihr miteinander zusammen seid, wir ihr gut zusammen wirken könnt, um etwas Gutes zu bewirken. Und in vielen Fällen hilft es dem Anderen Liebe zu schicken, Verständnis zu zeigen, ihm Lichtgedanken zu schicken und für ihn zu beten.
Selbstbezogenheit in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen
Selbstbezogenheit gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:
Synonyme Selbstbezogenheit - ähnliche Eigenschaften
Synonyme Selbstbezogenheit sind zum Beispiel Egoismus, Selbstsucht, Egozentriertheit, Eigenliebe, Selbstliebe, Selbstakzeptanz .
Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:
Synonyme mit negativer Konnotation
Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel
Synonyme mit positiver Konnotation
Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel
Antonyme Selbstbezogenheit - Gegenteile
Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Selbstbezogenheit sind zum Beispiel Kritik, Selbstablehnung, Selbstabweisung . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.
Antonyme mit positiver Konnotation
Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Selbstbezogenheit, die eine positive Konnotation haben:
Antonyme mit negativer Konnotation
Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Selbstbezogenheit, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:
Eigenschaften im Alphabet davor oder danach
Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Selbstbezogenheit stehen:
Eigenschaftsgruppe
Selbstbezogenheit kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:
- Big Five Neurotizismus hoch
- Schattenseiten-Kategorie Egoismus
Verwandte Wörter
Verwandte Wörter zu Selbstbezogenheit sind zum Beispiel das Adjektiv selbstbezogen, das Verb beziehen, sowie das Substantiv Selbstsüchtiger.
Wer Selbstbezogenheit hat, der ist selbstbezogen beziehungsweise ein Selbstsüchtiger.
Siehe auch
- Tugend
- Tugenden Podcast - Tipps zur Entwicklung von Tugenden und Positiven Eigenschaften
- Yoga Vorträge - Inspirationen zu allen Aspekten von Yoga, Meditation, Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität
- avatar
- Mantra gegen Angst
Energieniveau erhöhen Yoga Vidya Seminare
Seminare zum Thema Energiearbeit:
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- Suryadev Christian Müller
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