Sankt Oswald
Sankt Oswald (*604 in Northumbria in England; †5. August 642 n. Chr. in Oswestry ebenfalls England) war ein christlicher Märtyrer und König von Northumbria. Der Name Oswald kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Gott waltet". Nachdem sein Vater König Æthelfrith von Bernicia bei einem Aufstand getötet wurde, flüchtete Sankt Oswald in das Kloster Hy auf Iona, wo er die Taufe empfing. In der Schlacht von Heavenfield gewann er die Herrschaft zurück und wurde 634 König von Northumbria.
Der Legende nach fehlte bei seiner Königsweihe das Chrisamöl (Salböl), das dann von einem Raben gebracht wurde. Dieser sei von Petrus selbst geschickt worden und half dem tugendhaften Sankt Oswald später mit Gottes Willen, die Heirat mit einer jungfräulichen Königstochter trotz schwerer Gegenwehr ihres heidnischen Vaters auszuhandeln. Sankt Oswald gründete daraufhin als Missionsmittelpunkt das Kloster Lindisfarne, in dem er für seine Mildtätigkeit sehr geschätzt wurde.
Sankt Oswald starb im Kampf gegen das letzte heidnische Reich der Angelsachsen, gilt somit als Märtyrer und wurde als Heiliger verehrt. An seinem Todesort geschahen der Sage nach viele Wunder und ein echter Kult entstand um den Heiligen Oswald, welche bis nach Kontinentaleuropa sich ausweitete. Zahlreiche Kirchen in England und auf dem Kontinent wurden Sankt Oswald geweiht. Besonders in Flandern war dieser Kult sichtbar. Der Gedenktag in der katholischen sowie anglikanischen Kirche ist der 5. August, also sein Todestag. Sankt Oswald ist der Schutzpatron für Stadt und Kanton Zug in der Schweiz, der englischen Könige, der Kreuzfahrer, der Schnitter und des Viehs. Er wird angerufen zum Schutz vor der Pest. In manchen Regionen zählt Sankt Oswald zu den 14 Nothelfern.
Die Legende von Sankt Oswald
Sankt Oswalds Königsweihe und Herrschaft
Sankt Oswald war ein tugendhafter, frommer Christ, der viele Almosen gab und Witwen sowie Waisen beschützte. Die Priester ehrte er, gegen Ungläubige war er hart. Eines Tages beabsichtigte Gott, ihn zu einem König zu machen. Als er ihn weihen wollte, mangelte es an Salböl. Da kam ein Rabe angeflogen und brachte ihm eine Büchse mit Salböl im Schnabel. Am Hals des Raben entdeckten sie einen Brief, der mit einem goldenen Kreuz gesiegelt war. Sie lasen in dem Brief, dass er von Sankt Peter (Petrus) selbst geschrieben worden war. Seither blieb der Rabe in Sankt Oswalds Hof. Da er nun König war, lebte er selig und kämpfte gegen die Heiden. Er bezwang Herren und Städte, damit sie ihm Zinsen zahlen mussten. Er wurde so mächtig, dass ihm dreizehn Könige dienten. Dabei übernahm er sich auch nicht in seiner Herrschaft. Er war demütig und hatte Gott vor Augen, diente ihm mit großem Fleiß. Da meinten die Herren, er solle eine Jungfrau zu seiner Gemahlin nehmen. Sonst würde er ohne Erben sterben und so besäße nach ihm einer sein Reich, dem es nie schlecht gehen würde.
Die Kundtuung Gottes und Oswalds Botschaft für die Jungfrau
Bald kam ein alter Mann mit langem grauem Bart und einem Stab in der Hand zu Sankt Oswald, der sah aus wie ein Pilger. Der Heilige empfing ihn freundlich in seinem Palast. Der alte Mann stellte sich als Weissager vor, der eine Botschaft Gottes überbringen wolle. Sankt Oswald solle Pia, die Tochter des Königs Gaudon zur Frau nehmen. Er solle um sie kämpfen und sie zum christlichen Glauben bekehren. Allerdings habe ihr Vater bei ihrer Geburt einen Schwur geleistet, dass er sie niemals einem Mann geben wolle, es sei denn, dieser besiegte ihn ihm Schwertkampf.
Sankt Oswald war ratlos und betrübt. Der Weissager jedoch prophezeite ihm, der Rabe, den er nun seit zwölf Jahren am Hofe erzogen habe, würde ihm helfen, die Jungfrau zu bekommen. Schon kam der Rabe angeflogen und sagte zu Sankt Oswald, dass er ihm dienen wolle. Dieser hatte ihn nie zuvor reden gehört und war mehr als erstaunt. Der alte Mann verschwand und Sankt Oswald schrieb einen Brief über den christlichen Glauben und befahl dem Raben, ihn der Jungfrau zu bringen und ihr zu sagen, dass er sie gerne zur Frau nehmen würde.
Der Rabe flog davon und kam nach 12 Tagen zur Burg von König Gaudon. Er sagte dem König, weswegen er gekommen war. Sankt Oswald bitte ihn, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Das sei der Wille Gottes und der Mutter Maria. Der König war verwundert, dass der Rabe sprechen konnte, wurde dann zornig, dass der Rabe Gott und Mutter Maria genannt hatte und befahl, ihn zu töten.
Die Botschaft der Jungfrau an Oswald
Die Jungfrau erfuhr jedoch von Sankt Oswalds Botschaft und empfand bald eine große Liebe zu ihm. Ihr tat es Leid um den Raben und bat ihren Vater, er möge ihn freilassen. Der Vater tat seiner Tochter diesen Gefallen und gab ihr den Vogel. Die Jungfrau trug den Raben in ihr Gemach und bat ihn liebevoll, ihr mehr über Sankt Oswald zu erzählen. Dieser zeigte ihr den unter seinem Gefieder versteckten Brief und richtete ihr aus, dass Sankt Oswald sie lieber habe als keine andere Frau und sie zur Gemahlin nehmen wolle. Die Jungfrau war von den Zeilen über den christlichen Glauben so angetan, dass sie sofort zu glauben anfing. Sie schrieb Sankt Oswald einen Brief zurück und bat den Raben, ihn zu überbringen zusammen mit der Botschaft, dass sie niemanden lieber habe als ihn. Er solle sie im nächsten Sommer holen mit zweiundsiebzig Schiffen mit je tausend kühnen Rittern. Er solle Proviant für acht Jahre mitbringen und auch den Raben mitnehmen. Das sei die einzige Möglichkeit, wie sie aus der Burg befreit werden könne.
Der Rabe flog davon, aber am neunten Tag, als er über das Meer flog, kam ein starker Wind und der Brief fiel ins Meer und wurde von einem Fisch verschlungen. Der Rabe setzte sich betrübt auf eine Steinwand, wo er einen frommen Einsiedler traf. Dieser hörte sich die Geschichte und das Unglück an und fing sofort an, eindringlich an Gott zu beten. Gott erhörte ihn und ließ einen Engel den Brief aus dem Fischbauch holen, sodass der Rabe weiterfliegen konnte. Sankt Oswald freute sich über die Rückkehr des Raben und wollte sogleich wissen, was er ihm zu berichten habe. Der Rabe übergab ihm den Brief und erzählte ihm von dem Plan der Jungfrau, wie Sankt Oswald sie befreien könne.
Der Streit um die Jungfrau und den Glauben
Sankt Oswald ließ Schiffe bauen und befahl, sie mit Edelsteinen zu besetzen. Der Bau der zweiundsiebzig Schiffe dauerte ganze zwei Jahre. Sankt Oswald versammelte dann drei Könige, mehrere Herzöge, Grafen, zwölf Bischöfe, neun Äbte und viele Ritter und Knechte, sodass es eine Schar an zweiundsiebzigtausend Menschen wurde. Er gab jedem ein Kreuz an ihr Gewand und sodann brachen sie auf. Achtzehn Wochen später trafen sie an der Burg von König Gaudon ein.
Sankt Oswald wollte sogleich nach der Jungfrau senden, aber bemerkte dabei, dass er den Raben zuhause vergessen hatte. Er wandte sich an Gott und bat um Hilfe. Gott schickte sofort einen Engel los, der den Raben in achtzehn Tagen zu Sankt Oswald brachte. Dieser empfing ihn voller Freude und sandte ihn zu der Jungfrau in die Kammer. Die Jungfrau begrüßte den Raben liebevoll und gab ihm die Botschaft mit, Sankt Oswald solle vor der Burg ein Zelt aufschlagen. Er solle zwölf Goldschmiede mitbringen, die an der Spitze des Zeltes einen Adler anbringen sollten, der so aussehen sollte, als ob er lebte. Wenn man sie fragen würde, was sie wollten, sollten sie antworten, dass sie gehört hätten, man hätte die Prinzessin einem reichen König gegeben und deswegen seien sie gekommen, um Waren an die Jungfrau zu verkaufen, die sie für ihre Hochzeit brauchen könnte.
Der Rabe flog zurück zu Sankt Oswald und überbrachte ihm die Botschaft. Sankt Oswald machte alles genau so, wie die Jungfrau geraten hatte. Als er das Zelt mit dem Adler obendrauf aufgeschlagen hatte, kam ein heidnischer Mann vorbei, der zum König lief und ihm mitteilte, was er gesehen hatte. Der König begab sich zu dem Zelt und fragte sie, warum sie gekommen seien, ob sie denn nicht wüssten, dass er keine Christen in seinem Land duldete. Sankt Oswald entgegnete, er habe gehört, dass die Prinzessin mit einem reichen König verheiratet werden sollte, und daher wollten sie der Jungfrau ihre Waren anbieten.
Sankt Oswald hatte einen vergoldeten Hirsch dabei, der schnell lief und dem König sehr gefiel. Der befahl, den Hirsch zu fangen. Der Hirsch tat so, als wolle er sich fangen lassen, lief dann aber wieder weiter, stand wieder still, lief wieder schnell, und so jagten sie ihn bis an die Grenze des Waldes. Die Jungfrau verfolgte die Szene von ihrem Gemach aus. Sie bat ihre Zofinnen um Hilfe und sagte, sie wolle den Hirsch auch gerne sehen. Sie zogen sich Männerkleider an. Die Tür war mit vier Riegeln versperrt, aber die Prinzessin wandte sich an Gott um Hilfe und sofort sprang die Tür auf. So gelangte sie unbemerkt in das Zelt von Sankt Oswald, der sich freute und sie herzlich empfing. Sofort brachen sie auf.
Als König Gaudon zurückkam, nachdem er den Hirsch lange gejagt hatte, sah er, dass er seine Tochter verloren hatte. Er wurde sehr zornig, eilte Sankt Oswald hinterher und forderte ihn zum Kampf heraus. Mit der Hilfe Gottes konnte Sankt Oswald jedoch den König besiegen, wobei auch viele Menschen aus Gaudons Volk starben. Sankt Oswald gebot dem König, sich taufen zu lassen, ansonsten müsse er sterben. Der König willigte ein unter der Bedingung, dass die Toten aus seinem Volk wieder zum Leben erweckt würden. Sankt Oswald rief sofort Gott an und dank Seiner Güte wurden alle wieder lebendig. Der König jedoch weigerte sich nun, sich taufen zu lassen und forderte Sankt Oswald erneut zum Kampf heraus.
Abermals konnte Sankt Oswald ihn besiegen und stellte wiederum die gleiche Bedingung. Der König sagte, er wolle sich nicht taufen lassen, es sei denn, Sankt Oswald könne aus einem harten Stein Wasser hervorzaubern. Mit Gottes Hilfe konnte dieser dieses Wunder vollbringen. Mit dem Wasser, das aus dem Stein floss, taufte Sankt Oswald seinen Schwiegervater und nannte ihn König Simon.
Taufe und Hochzeit
Drei Tage später taufte Sankt Oswald viele weitere Diener und Untergebene des Königs und schließlich noch seine Jungfrau. König Simon ritt nach Hause und erzählte seiner Frau so viel vom christlichen Glauben, dass sie sich auch taufen ließ. Achtzehn Tage später war sein ganzes Volk getauft. König Oswald und seine Gemahlin fuhren nach Hause nach England und feierten vierzehn Tage lang Hochzeit. Sie lebten reinlich und keusch und widmeten ihr Leben Gott. Viele Jahre später wurde Sankt Oswald durch Gottes Willen zu einem Märtyrer, als er im Streit mit Ungläubigen erschlagen wurde. Seine Seele gelangte zu den Ewigen Freuden und viele Wunderzeichen geschahen an seinem Grab.
Siehe auch
- Sankt Alexius
- Sankt Anna
- Sankt Cecilia
- Sankt Christophorus
- Sankt Martin
- Heilige
- Hingabe
- Demut
- Jesus
- Erleuchtung
- Yoga und Christentum
Literatur
- Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch; 30. Januar 2013
- Das Leben der Heiligen, eine Auswahl aus der ältesten deutschen Druckausgabe von Heiligenlegenden "Das Passional", Insel Verlag, 1986, S. 235 - 244.
- Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
- Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
- Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
- Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
- Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8
Weblinks
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