Überschäumendes Temperament

Aus Yogawiki
Manche Hunde haben überschäumendes Temperament

Ein überschäumendes Temperament kann begeistern, energetisieren. Ein überschäumendes Temperament kann aber auch befremden, erschrecken. Menschen mit überschäumendem Temperament haben eine hohe Emotionalität, ein hohes Energieniveau und stehen häufig im Mittelpunkt.

Wenn du in der Gegenwart von jemandem mit überschäumendem Temperament bist, kannst du die Energie, die Begeisterung förmlich spüren. Wenn du selbst überschäumendes Temperament hast, kannst du andere begeistern. Ein überschäumendes Temperament kann sich freuen, aber auch leicht erregen. Manchmal haben Menschen mit überschäumenden Temperament aber kein ausreichendes Durchhaltevermögen. So gilt es, sich selbst zu prüfen, ob das überschäumende Temperament ausreicht, um etwas Langfristiges anzugehen.

Menschen mit überschäumenden Temperament werden manchmal etwas befremdet angeschaut: In einer Kultur, in der Coolness, Selbstbeherrschung, Selbstoptimierung und Selbstdarstellung so wichtig sind, wir jemand mit überschäumendem Temperament manchmal als jemand mit mangelnder Selbstbeherrschung angesehen. So ist es oft hilfreich, ein überschäumendes Temperament zu beherrschen. Überschäumendes Temperament kann in Wirtschaft, Kunst, Kultur und Sport viel bewirken. Allerdings muss der Betreffende auch lernen, damit umzugehen - und oft genug sein überschäumendes Temperament in Zaum zu halten.

Wer als Zuschauer bei einer Sportveranstaltung dabei ist, insbesondere Fußball, der wird feststellen, dass gar nicht mal wenig Menschen auch ein überschäumendes Temperament haben. Vermutlich ist einer der Gründe für die Popularität des Fußball-Schauens, dass man sein Temperament auch mal überschäumen lassen kann.

Ayurveda und Gelassenheit – die Temperamente

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Ayurveda ist ja die Wissenschaft vom Leben. "Ayus" heißt Leben, "Veda" heißt Wissen, Weisheit und Wissenschaft. Ayurveda ist die indische Gesundheitslehre, die indische Heilkunde, die traditionelle indische Medizin. Ayurveda ist dabei sehr umfassend. Auch für das Thema "Gelassenheit" ist Ayurveda von Bedeutung, und aus Ayurveda kommen recht gute und recht wirkungsvolle und einfach umzusetzende Ratschläge. Hier will ich das Thema vereinfacht angehen, damit es eben für das Thema "Gelassenheit" sehr gut umsetzbar ist.

Gewürze und ihre Heilwirkungen spielen im Ayurveda eine wichtige Rolle

Die drei Doshas

Ayurveda spricht zunächst von den drei Doshas, vielleicht hast du davon schon gehört. Drei Doshas, drei Bioenergien. Da gibt es zunächst Vata, dann Pitta und dann Kapha. Vata, vereinfacht ausgedrückt, ist das Luftelement. Das Luftelement ist kommunikativ, freudevoll, liebt Abwechslung, geht auf andere zu und ist neugierig. Wenn du also ein starkes Vata-Element hast, dann hast du Kommunikationsfreudigkeit, du liebst die Abwechslung, du gehst auf andere zu, du bist neugierig und du freust dich immer, wenn etwas Neues passiert.

Pitta ist das Feuerelement. Pitta-Element ist verantwortlich für Durchsetzungsstärke, Schaffenskraft, Begeisterung, Zielorientiertheit. Drittes Dosha ist Kapha. Kapha entspricht dem Wasser-Erdelement. Wenn du ein starkes Kapha-Element hast, dann ist bei dir Gemütlichkeit angesagt, Beständigkeit, Festhalten am Bewährten, zwischenmenschliche Liebe, langfristig angelegte Beziehungen und langfristig angelegte Weiterentwicklung für dich wichtig.

Prakriti und Vikriti

Die drei Doshas entsprechen dann einem bestimmten Temperament und Ayurveda spricht von der so genannten "Prakriti". Prakriti ist das natürliche Temperament, die Natur. Prakriti heißt wörtlich "die Natur". Und für Gelassenheit ist es wichtig, seine Stärken zu leben, sein Temperament zu leben. Wer seinem Temperament gemäß lebt, ist in seiner Kraft, in seiner Freude, in Harmonie. Krishna spricht in der Bhagavad Gita an mehreren Stellen über die Prakriti, und er sagt, es gilt, seine Prakriti zu leben. Nur wer seine Prakriti lebt, der erfüllt auch sein Dharma, seine Aufgabe, seine Verantwortung.

Dann gibt es aber nicht nur Prakriti, sondern es gibt auch die Vikriti. Vikriti ist das gestörte Temperament. Also, wenn ein Element übermäßig da ist, dann bringt es einen aus der inneren Ruhe, aus der Gelassenheit, aus seiner Kraft und aus seiner Freude. Interessant ist, dass Ayurveda eben sagt, dass etwas zu viel da ist und es gilt also, dieses Zuviel zu reduzieren. Angenommen, du hast zu viel Vata, du hast also eine Vata-Vikriti momentan, also das Vata-Element ist stärker, als es für dich eigentlich angemessen ist. Dann leidest du unter Schlafstörungen, du hast Ängste, du bist unausgeglichen, du kannst dich nicht auf etwas konzentrieren. Sowie du etwas anfängst, willst du etwas anderes machen, und du fühlst dich nervös und unruhig. Das wäre ein Zeichen, dein Vata-Element ist zu stark, du hast also eine Vata Vikriti.

Angenommen, du hast eine Pitta Vikriti, also du hast zu viel von dem Pitta-Element, dann fühlst du dich frustriert, du bist voller Ärger, du bist voller Wut, dich nervt alles Mögliche und zwar über das rational Vernünftige, also das Angemessene, hinaus. Auch jemand in natürlicher Pitta könnte sich ärgern, aber bei etwas, wo es angemessen ist. Aber wenn du merkst, dass du dich unangemessen aufregst über alles Mögliche, dann hast du ein übersteigertes Pitta-Prinzip.

Ein übersteigertes Kapha, also Kapha Vikriti, würde heißen, du hast Antriebsschwäche, du weißt nicht wirklich, wie du etwas angehen sollst, du kommst nicht in die Gänge, du willst morgens nicht aufstehen, du kannst tagsüber kaum etwas tun, du neigst zu Schwermut, zu Melancholie, zu Depressivität und irgendwo zweifelst du am Sinn von allem. Das wäre ein Zeichen von zu viel Kapha. Gut, aus dieser Vikriti kannst du natürlich sofort dann auch auf das Thema "Gelassenheit" schließen.

Wenn also eines der drei Doshas in Vikriti ist, also zu stark ist, stärker als dein natürliches Temperament, dann bist du auch nicht in der Gelassenheit. Und so kannst du auch sagen, wenn z.B. Ängste überwiegen und zwar zu viel Ängste, mehr Ängste als angemessen, dann kannst du sehen: "Ah, da habe ich zu viel Vata-Element, also muss ich etwas tun, um mein Vata zu reduzieren." Oder angenommen, du bist zu schnell verärgert, du bist zu reizbar, dann weißt du: "Ah, mein Pitta-Element ist zu stark. Ich müsste etwas tun, um mein Pitta-Element zu reduzieren." Oder angenommen, du hast gerade Schwermut, du kommst nicht in die Gänge und du kannst morgens nicht richtig aufstehen. Dann weißt du: "Ah, Kapha-Element zu stark. Ich muss etwas tun, um Kapha-Element zu reduzieren."

So können also diese Ayurveda-Weisen sehr hilfreich sein. Anstatt dass du dich selbst verurteilst, "was bin ich doch für ein schlechter spiritueller Aspirant" oder "ich habe mich nicht unter Kontrolle, weil ich zu nervös bin oder weil ich so wütend bin" oder "ich bin antriebsschwach" - statt dich darüber zu ärgern, sagst du einfach: "Ah, ein Dosha ist zu stark, muss ich also reduzieren." Warum ist überhaupt ein Dosha zu stark? Man kann auch sagen, was sind die Ursachen von Krankheit oder für das psychische Ungleichgewicht?

Im Ayurveda unterscheidet man vier Hauptwirkmechanismen, wie du aus deiner natürlichen Prakriti herauskommen kannst, also wie du in die Vikriti, also in die Störung hineinkommst. Ayurveda geht dabei von Wechselwirkungen von Körper und Psyche aus. Die vier sind: Übertreibung eines Doshas, mangelndes Agni, Verdauungsfeuer, Ansammlung von Ama, Schlacken, Stoffwechselprodukte usw. Lebensumstände, die ein Dosha übersteuern. Ich will über alle vier Punkte etwas sagen.

Übertreibung eines Doshas

Dein vorherrschendes Dosha hat eine Neigung dazu, sich zu übersteigern. Angenommen, du bist von Natur aus ein Vata-Typ, also hast Freude an Kommunikation mit anderen Menschen, du bist extravertiert, du gehst auf andere zu, du freust dich über jede Menge Abwechslung, und du erkundest ständig neue Möglichkeiten, etwas anzugehen, dann kannst du das auch übertreiben. Wenn du es übertreibst, dann kommen plötzlich Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, Ängste.

Oder angenommen, du bist ein Pitta-Element, du bist also ein feuriger, schnell zu begeisternder Mensch, der Freude hat, Dinge zu bewirken und der wirklich alles Mögliche durchsetzen kann und sich darüber freut. Wenn du das übertreibst, kannst du plötzlich in Kränkbarkeit kommen, in Frustration usw. Sowie du merkst, dass du zu viel Ärger hast und zu leicht gereizt bist, weißt du: "Ah, mein Pitta-Element ist zu stark." Also musst du es reduzieren. Genauso kann auch das Kapha-Element, Gemütlichkeit, irgendwann zu Trägheit werden.

Mangelndes Agni

Agni ist das Verdauungsfeuer. Ayurveda spricht viel darüber, dass es nicht nur wichtig ist, was man isst, sondern es ist auch wichtig, was überhaupt im System ankommt. Daher empfiehlt Ayurveda, dass du darauf achtest, dass du ein gutes Agni hast. Wie kannst du Agni stören? Z.B. durch ungesunde Nahrung. Du isst Nahrung, die nicht gesund ist, die du nicht verdauen kannst. Durch einen ungesunden Lebensstil, durch zu häufiges Essen oder zu seltenes Essen, durch zu viel Essen oder zu wenig Essen. All das bringt dein Verdauungsfeuer durcheinander und die Folge ist, du kannst die Nahrung nicht mehr gut absorbieren.

Wenn du nicht mehr Nahrung gut absorbieren kannst, kannst du auch Prana, Lebensenergie nicht mehr gut absorbieren. Wenn du nicht mehr genügend Nährstoffe bekommst und nicht mehr genügend Prana hast, dann kommen auch die Doshas durcheinander. So gibt Ayurveda einige Tipps, wie du dein Agni wieder erhöhen kannst.

Ansammlung von Ama

Ama sind Schlacken, Stoffwechselprodukte usw. Auch wenn die moderne Medizin oft behauptet, es gäbe keine Schlacken, stimmt es nicht wirklich. Stoffwechselprodukte können besser abtransportiert werden oder auch schlechter. Und in Gelenken können sich Ablagerungen bilden und auch in Muskeln kann das passieren. Auch an allen möglichen anderen Stellen können sich Ablagerungen bilden und kann auch die Kommunikation gestört werden.

Man kann auch sagen, Ansammlung von Ama heißt, die natürlichen Selbststeuerungsprozesse von Körper und Psyche sind durcheinandergeraten. Das muss man nicht nur stofflich interpretieren, dass da tatsächlich physische Materialien sind, sondern allgemein. Wenn Ayurveda davon spricht, Amas haben sich angesammelt, dann sind die Selbststeuerungsprozesse im Körper durcheinandergeraten. Wie kommen zu viel Amas?

Das kann wiederum durch falsche Ernährung sein, durch falsche Lebensgewohnheiten, auch durch psychische Gründe. Es kann also psychische und physische Gründe haben. Ama heißt dann auch, es wird ein längerfristiger Prozess. Da reicht es auch nicht aus, nur mal kurzfristig wieder Dinge zu tun, die gesund sind. Es dauert eine Weile, bis die Amas wieder wegkommen und die Selbststeuerungsprozesse von Körper und Psyche wieder normal funktionieren.

Lebensumstände

Durch Lebensumstände wird ein Dosha übersteuert. Z.B. wenn du viele Prüfungen zu bestehen hast, einen ungeregelten Tagesablauf hast, Existenzängste hast, dann wird das zu einer Vata-Störung führen können. Wenn du zu viel und zu schnell etwas erreichen willst und du dich dort wirklich groß engagierst und dich dabei nicht unterstützt fühlst, dann kann das zu einer Pitta-Störung führen. Und wenn du immer zu lange zögerst, kann das irgendwann zu einer Kapha-Störung werden.

Also, wenn du all das weißt, dann ist das gleich sehr praxisnah. Du kannst erst schauen, welches Dosha ist zu stark. Ist das Dosha zu stark, dann kannst du schauen, wie kannst du es reduzieren. Wenn die einfache Reduktion eines Doshas durch Lebensstilveränderung nicht ausreicht, dann kannst du auch schauen: "Ist vielleicht mein Agni schon gestört?" Dann schaue, wie kannst du das Agni wieder in Gang bringen. Wenn du feststellst, auch das reicht nicht aus, dann hast du vielleicht zu viel Amas, dann müsstest du überlegen: "Wie kann ich meine Amas, meine Stoffwechselprodukte reduzieren?"

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Multimedia

Yoga und Ayurveda - Vortrag mit Sukadev

Sukadev über Ayurveda

Sattwige Ayurveda – Ernährung