Stehlen

Aus Yogawiki

Stehlen ist Diebstahl und in Deutschland eine gegen fremdes Eigentum gerichtete Straftat. In der yogischen Tradition wird das Gebot des Asteya, Nicht-Stehlen, noch weitreichender aufgefasst. In einer Erzählung über Krishna stiehlt dieser den Gopis dennoch die Kleidung, um ihre Reinheit und ihre Aufrichtigkeit zu testen.

Die Gopis flehen Krishna an, ihnen ihre Kleider weider zurück zu geben.

Stehlen in der yogischen Tradition

Nach Patanjali gehört Asteya, Nicht-Stehlen, zu den fünf Yamas, zu den fünf ethischen Empfehlungen im Umgang mit anderen. "A" heißt nicht, "steya" heißt "stehlen" - Nicht-Stehlen also.

Sukadev führt im nachfolgenden Video aus, was das in unserer heutigen Welt bedeuten kann. Es bedeutet nicht nur, keine Portemonnaies oder ähnliches zu klauen, sondern sich in einem universelleren Sinne nicht zu bereichern, zum Bespiel Ideen von anderen zu klauen oder Inhalte illegal aus dem Netz zu ziehen. Auch Geld horten oder seine Fähigkeiten nur für sich zu nutzen geht gegen das Gebot des Asteya. Man sollte vielmehr stets großzügig sein und teilen.

Das Stehlen der Kleider

Ab ca. 1:50:00 wird die Geschichte vom Kleiderstehlen Krishnas erzählt. Die Gopis badeten im Fluss und legten ihre Kleidung an der Seite ab. Niemand war da, sie fühlten sich ungestört. Krishna kam, stahl ihre Kleider und versteckte sich auf einem Baum. Die Kleider nahm er mit. Er warf einen Stein, um die Frauen auf sich aufmerksam zu machen. Sie merkten, dass jemand außer ihnen dort war. Krishna saß ihm Baum. Die Kleider fanden sie nicht mehr. Krishna sagte: "Hier sind die Kleider!" Sie wollten die Kleider holen, konnten aber nicht, da sie nackt waren. Sie bedeckten sich mit ihren Händen und wollten alle gemeinsam kommen. Doch Krishna protestierte. Sie sollten einer nach dem anderen mit erhobenen Händen vor ihn treten. Sie gingen schließlich vor- jede Einzelne mit erhobenen Händen- vor und Krishna gab ihnen die Kleidung.

Die Bedeutung der Legende: Zwischen der Seele und der Überseele gibt es eine Hülle. Wegen unseres Körpers vergessen wir, dass wir eigentlich Geist sind. Mit Kleidung decken wir uns weiter zu und füttern unser falsches Ego. Diese Bedeckung ist es, die mich daran hindern, Gott zu begegnen. Wir selbst erschaffen diese Bedeckungen. Auch Franz von Assissi verstand dies: Bevor er auszog, hüllte er sich in schicke Kleider. Die Dorfbewohner fragten ihn, warum er dies tat. Er verschenkte alles an sie und zog ohne Kleider aus. Er hatte sie angezogen, um sie zu verschenken. Genauso mit den Gopis: Solange ich mich mit dem materiellen Körper identifiziere, kann ich mich nicht mit Krisha vereinen. Dafür steht die Geschichte. Und die gleichen Kleider, die er uns gibt, stehen dann für etwas anderes: Wie sollen die Gopis zu dem großen Tanz gehen, wenn sie sich noch mit dem materiellen Körper identifizieren? Die gleichen Kleider, von Krishna herausgegeben, stehen für etwas anderes: Dass du eine lebende Zelle Gottes bist. Es werden spirituelle Kleider und wir können in das spirituelle Leben eintauchen.

Krishna kommt als spiritueller Lehrer, um in die ewige Identität zu gehen; wer ich bin als Seele. Spirituelle Führer können uns den Weg zeigen.

Artikel aus: Swami Sivananda: "Lord Krishna and His Worship"

Swami Sivananda über die Bedeutung des Stehlens der Kleider durch Krishna, wie beschrieben in der Bhagavatam. Die kalte Jahreszeit (Hemanta) begann. Die Mädchen in Nandas Vraja hielten sich an einen Schwur und beteten die Göttin Katyayani an (Durga). Sie aßen nur das reinste Obst. Sie beteten: "Oh Katyayani! Oh Herrscherin des Universums, oh große Göttin der wundervollen yogischen Kräfte! Mach' den Sohn Nandas zu unserem Ehemann. Wir verbeugen uns zu deinen Füßen."

Sie hielten sich einen Monat lang an das Gelöbnis. Täglich nahmen sie frühmorgens ein Bad im Fluss Yamuna. Eines Tages legten sie ihre Kleidung am Ufer ab und stiegen zum Fluss hinab, um zu baden. Sie sangen ein Lied, um Krishna zu huldigen und tollten voll Freude im Fluss herum. Krishna ging gemeinsam mit seinen Freunden zum Ufer, um den Wunsch ihres Gelöbnisses zu erfüllen. Er nahm ihre Kleidung weg und kletterte rasch auf den nächstgelegenen Kadampa-Baum. Er hielt die Frauen dazu an, hochzukommen und die Kleider zu holen. Dies taten sie und Krishna gab ihnen die Kleidung wieder.

Krishna sprach zu den Gopis: "Oh ihr tugendhaften und reinen Mädchen! Ich kenne eure Entschlossenheit. Euren Schwur habt ihr gut erfüllt. Ihr wollt mir huldigen. Das heiße ich gut. Ihr werdet damit Erfolg haben. Wer seinen Geist und sein Herz mir zuwendet, wird keine begrenzten weltlichen Wunschobjekte erlangen, denn wenn ich zum Objekt eurer Wünsche werde, werden alle anderen Wünsche verbrannt. Genauso wie ein Getreidekorn, das angebraten oder gekocht wurde, nicht mehr treiben kann, können auch die Wünsche, die in Meine Richtung gelenkt werden, nicht zu weltlichem Vergnügen führen. Geht zurück zur Herde. Ihr habt das Objekt erreicht, das ihr durch die Verehrung von Katyayani erreichen wolltet. Ihr werdet mit mir in den kommenden Herbstnächten feiern."

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Sukadev über Asteya <mp3player>http://sanskrit-woerterbuch.podspot.de/files/asteya-nichtstehlen-yogavidya-sanskritlexikon.mp3</mp3player>