Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 7 - Die Metaphysik der Meditation: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 6 - Die Vorbereitungen für Yoga'''
'''Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 7 - Die Metaphysik der Meditation'''




== Die Vorbereitungen für Yoga ==
== Die Metaphysik der Meditation ==


Da alle Arbeiten, die wir im Leben tun, auf die Erfüllung eines Zwecks abzielen, tendiert Yoga zur Meditation. Unter Schülern und Wahrheitssuchenden herrscht wahrscheinlich die Vorstellung vor, dass Meditation eine Tätigkeit wie viele andere Aktivitäten im Leben ist. Anstatt einkaufen zu gehen, geht man in die Meditationshalle. Anstatt eine Arbeit zu erledigen, macht man eine andere. Es wird zu einer Frage der Wahl der Tätigkeit und nicht zu einer Veränderung der Qualität der Tätigkeit. Wenn man dem Geist sagt, dass er meditieren soll, ist es unwahrscheinlich, dass er sich immer in einem Zustand freudiger Erregung befindet. Wenn du sorgfältig in dein Unterbewusstsein eindringst, wirst du diese seltsame innere Haltung entdecken.
Da alle Arbeiten, die wir im Leben tun, auf die Erfüllung eines Zwecks abzielen, tendiert [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] zur [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation]. Unter Schülern und Wahrheitssuchenden herrscht wahrscheinlich die Vorstellung vor, dass [[Meditation]] eine Tätigkeit wie viele andere Aktivitäten im Leben ist. Anstatt einkaufen zu gehen, geht man in die Meditationshalle. Anstatt eine Arbeit zu erledigen, macht man eine andere. Es wird zu einer Frage der Wahl der Tätigkeit und nicht zu einer Veränderung der Qualität der Tätigkeit. Wenn man dem [[Geist]] sagt, dass er [[meditieren]] soll, ist es unwahrscheinlich, dass er sich immer in einem Zustand freudiger Erregung befindet. Wenn du sorgfältig in dein [[Unterbewusstsein]] eindringst, wirst du diese seltsame innere Haltung entdecken.


Sie werden sich, zumindest bis zu einem gewissen Grad, in einem Zustand der Spannung befinden. Es sieht so aus, als ob Ihnen eine Pflicht auferlegt wird. Der Verstand hat Angst vor dem Wort Disziplin, weil ihm eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Und diese Bedeutung ist der beängstigende Faktor von Disziplin. Meditation ist natürlich in gewisser Hinsicht eine Disziplin. Wir mögen keine Disziplin oder Systematisierung von irgendetwas, weil es den Anschein hat, dass wir dadurch den Geist von seinen üblichen Neigungen abhalten. Das Zurückhalten eines Verlangens ist eine Qual für den Geist. Es ist keine Freude; und wenn Yoga, spirituelle Praxis oder Meditation ein Versuch ist, die üblichen Sehnsüchte des Geistes zu zügeln, wird der Geist sicherlich nicht glücklich sein. Es  
Sie werden sich, zumindest bis zu einem gewissen Grad, in einem Zustand der Spannung befinden. Es sieht so aus, als ob Ihnen eine Pflicht auferlegt wird. Der [[Verstand]] hat Angst vor dem Wort [[Disziplin]], weil ihm eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Und diese Bedeutung ist der beängstigende Faktor von Disziplin. Meditation ist natürlich in gewisser Hinsicht eine Disziplin. Wir mögen keine Disziplin oder Systematisierung von irgendetwas, weil es den Anschein hat, dass wir dadurch den Geist von seinen üblichen Neigungen abhalten. Das Zurückhalten eines [[Verlangen]]s ist eine Qual für den Geist. Es ist keine Freude; und wenn [[Yoga]], [[spirituelle Praxis]] oder Meditation ein Versuch ist, die üblichen Sehnsüchte des Geistes zu zügeln, wird der Geist sicherlich nicht [[glücklich]] sein. Es wird eine Unterströmung von Angst und Groll geben, obwohl der logische Intellekt die Notwendigkeit von Meditation und [[Spirituelles Leben|spirituellem Leben]] akzeptiert.  
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wird eine Unterströmung von Angst und Groll geben, obwohl der logische Intellekt die Notwendigkeit von Meditation und spirituellem Leben akzeptiert.  


Der Mensch besteht nicht nur aus Logik. Der Verstand kann jede Logik in einer Sekunde beiseite schieben, wenn er merkt, dass die Logik seinen tiefsten Sehnsüchten zuwiderläuft. Die Logik geht vor die Hunde, und rationale Nachforschungen haben keine Chance gegen den Druck der instinktiven Sehnsüchte, der Wünsche des Herzens, der normalen Arbeitsweise des Geistes. Diese Schwierigkeit kann auch als ein Hindernis für jeden greifbaren Erfolg in der Yogapraxis angesehen werden. Es gibt verschiedene Arten von Kämpfen, die in uns stattfinden. Es gibt einen Krieg, der immer in unserem eigenen Geist ausgetragen wird. Es ist wahr, dass wir wie ein Haus sind, das mit sich selbst uneins ist.  
Der Mensch besteht nicht nur aus Logik. Der Verstand kann jede Logik in einer Sekunde beiseite schieben, wenn er merkt, dass die Logik seinen tiefsten Sehnsüchten zuwiderläuft. Die Logik geht vor die Hunde, und rationale Nachforschungen haben keine Chance gegen den Druck der instinktiven Sehnsüchte, der [[Wünsche]] des Herzens, der normalen Arbeitsweise des Geistes. Diese Schwierigkeit kann auch als ein Hindernis für jeden greifbaren Erfolg in der [[Yogapraxis]] angesehen werden. Es gibt verschiedene Arten von Kämpfen, die in uns stattfinden. Es gibt einen Krieg, der immer in unserem eigenen Geist ausgetragen wird. Es ist wahr, dass wir wie ein Haus sind, das mit sich selbst uneins ist.  


Wir leben in zwei Welten gleichzeitig, die eine zieht uns in die eine Richtung, die andere in die andere. Wer kann leugnen, dass wir Wünsche haben und dass diese Wünsche nicht immer Wünsche sind, die Gott betreffen? Wir haben einfache Tentakel, die uns mit den verschiedenen Beschäftigungen des Lebens und den Gefühlen verbinden, die zu einem festen Bestandteil unserer Existenz werden. Es gibt bestimmte Dinge, die wir trotz aller Bemühungen nie vergessen können. Wer kann schon vergessen, dass er ein Inder, ein Brite, ein Amerikaner und so weiter ist? Wir können uns nicht von der Vorstellung befreien, dass wir von irgendwelchen Eltern geboren wurden, dass so und so der Vater, die Mutter, der Bruder, die Schwester usw. ist.  
Wir leben in zwei Welten gleichzeitig, die eine zieht uns in die eine Richtung, die andere in die andere. Wer kann leugnen, dass wir Wünsche haben und dass diese Wünsche nicht immer Wünsche sind, die [[Gott]] betreffen? Wir haben einfache Tentakel, die uns mit den verschiedenen Beschäftigungen des Lebens und den [[Gefühle]]n verbinden, die zu einem festen Bestandteil unserer [[Existenz]] werden. Es gibt bestimmte Dinge, die wir trotz aller Bemühungen nie vergessen können. Wer kann schon vergessen, dass er ein Inder, ein Brite, ein Amerikaner und so weiter ist? Wir können uns nicht von der Vorstellung befreien, dass wir von irgendwelchen Eltern geboren wurden, dass so und so der Vater, die Mutter, der Bruder, die Schwester und so weiter ist.  


Es gibt Vorurteile, die politisch, gesellschaftlich und ethisch als etwas ganz Normales und Notwendiges sanktioniert werden. Diese Normalitäten werden von uns als untrennbar mit unserem eigenen Leben verbunden angesehen, und diese so genannten Untrennbaren sind  
Es gibt Vorurteile, die politisch, gesellschaftlich und ethisch als etwas ganz Normales und Notwendiges sanktioniert werden. Diese Normalitäten werden von uns als untrennbar mit unserem eigenen Leben verbunden angesehen, und diese so genannten Untrennbaren sind unsere wahren Feinde. Unsere Feinde sind weder Personen noch sind sie Dinge. Sie sind bestimmte Denkweisen. Es gibt bestimmte Denkspuren, auf denen sich der Verstand bewegt, wie ein Zug, der auf Schienen fährt. Er kann seine Richtung nicht ändern, außer auf den Schienen, wie ein Fluss, der in seinem eigenen Bett fließt, das fest angelegt ist. Bestimmte Neigungen des Geistes werden von uns als normal und als das einzig Richtige angesehen, das wir uns vorstellen können. Das sind die [[Empfindungen]], unsere Lieblingsvorurteile.
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unsere wahren Feinde. Unsere Feinde sind weder Personen noch sind sie Dinge. Sie sind bestimmte Denkweisen. Es gibt bestimmte Denkspuren, auf denen sich der Verstand bewegt, wie ein Zug, der auf Schienen fährt. Er kann seine Richtung nicht ändern, außer auf den Schienen, wie ein Fluss, der in seinem eigenen Bett fließt, das fest angelegt ist. Bestimmte  
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Neigungen des Geistes werden von uns als normal und als das einzig Richtige angesehen, das wir uns vorstellen können. Das sind die Empfindungen, unsere Lieblingsvorurteile.


Aber in irgendeiner segmentierten Weise zu denken, einen Aspekt des Lebens von einem anderen zu isolieren, eine Art zu denken von einer anderen Art zu denken abzulehnen, wäre die Tendenz des Geistes, sich selbst in ein paar Abschnitte zu unterteilen, ohne eine richtige organische Beziehung zwischen den Teilen. Die Meditation ist keine Tätigkeit wie die anderen Arbeiten, die wir in der Welt verrichten. Das erste, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass Arbeit uns ermüdet, erschöpft und wir uns nach der Arbeit ausruhen wollen. Bei jeder Art von Arbeit wird Energie verbraucht. Ein Teil des gesamten Energiequantums im System wird für die Leistung der Welt abgezweigt. Energie geht bei der Arbeit verloren. Wenn es stimmt, dass auch bei der Meditation Energie verloren geht, werden wir wahrscheinlich sagen: "Ja, wir fühlen uns erschöpft; wir können nicht stundenlang weiter meditieren. Es ist eine mühsame Arbeit."
Aber in irgendeiner segmentierten Weise zu denken, einen Aspekt des Lebens von einem anderen zu isolieren, eine Art zu denken von einer anderen Art zu denken abzulehnen, wäre die Tendenz des Geistes, sich selbst in ein paar Abschnitte zu unterteilen, ohne eine richtige organische Beziehung zwischen den Teilen. Die Meditation ist keine Tätigkeit wie die anderen Arbeiten, die wir in der Welt verrichten. Das erste, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass Arbeit uns ermüdet, erschöpft und wir uns nach der Arbeit ausruhen wollen. Bei jeder Art von Arbeit wird [[Energie]] verbraucht. Ein Teil des gesamten Energiequantums im System wird für die Leistung der [[Welt]] abgezweigt. Energie geht bei der Arbeit verloren. Wenn es stimmt, dass auch bei der Meditation Energie verloren geht, werden wir wahrscheinlich sagen: "Ja, wir fühlen uns [[erschöpft]]; wir können nicht stundenlang weiter [[meditieren]]. Es ist eine mühsame Arbeit."


Meditation wird eher zu einer Arbeit als zu etwas, das der Geist spontan akzeptiert; sie wird zu einer Disziplin und zu einer Zumutung, wenn sie etwas ist, das jemand von uns verlangt, anstatt etwas, das wir aus eigenem Antrieb akzeptiert haben. Eine ermüdende Arbeit ist die, die jemand von uns verlangt. Eine Arbeit, die wir bewusst auf uns nehmen, kann uns nicht so sehr ermüden, weil sich dann der Geist mit der Arbeit identifiziert. Die Abtrennung der Arbeit von der organischen Struktur der Psyche ist die Ursache der Ermüdung. Nun mag man sich fragen: "Was ist  
Meditation wird eher zu einer Arbeit als zu etwas, das der Geist spontan akzeptiert; sie wird zu einer Disziplin und zu einer Zumutung, wenn sie etwas ist, das jemand von uns verlangt, anstatt etwas, das wir aus eigenem Antrieb akzeptiert haben. Eine ermüdende Arbeit ist die, die jemand von uns verlangt. Eine Arbeit, die wir [[bewusst]] auf uns nehmen, kann uns nicht so sehr ermüden, weil sich dann der Geist mit der Arbeit identifiziert. Die Abtrennung der Arbeit von der organischen Struktur der [[Psyche]] ist die Ursache der Ermüdung. Nun mag man sich fragen: "[[Was ist Meditation]]? Ist sie eine Arbeit?"  
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Meditation? Ist sie eine Arbeit?"  


Jede Tätigkeit ist ein Prozess des Werdens. Es ist eine Tendenz des Subjekts, sich auf ein Objekt zuzubewegen. Mit Objekt müssen wir hier nicht unbedingt eine konkrete, feste Substanz meinen.  
Jede Tätigkeit ist ein Prozess des Werdens. Es ist eine Tendenz des [[Subjekt]]s, sich auf ein [[Objekt]] zuzubewegen. Mit Objekt müssen wir hier nicht unbedingt eine konkrete, feste Substanz meinen. Alles, was in [[Raum]] und [[Zeit]] denkbar ist, ist ein Objekt; und wenn sich unser [[Gedanke]] auf ein solches Ding außerhalb, in Richtung des Objekts, zubewegt, erfordert er einen Energiefluss vom gesamten System. [[Wahrnehmung]], [[Erkenntnis]] oder jeder entschlossene Akt des [[Bewusstsein]]s erfordert eine Menge Energie, die vom Subjekt zum Objekt fließt. Der Weise [[Patanjali]] erwähnt psychologische Funktionen oder [[Vritti]]s, die er als klishta vrittis und aklishta vrittis und so weiter bezeichnet und meint damit die Psychose des Geistes, die in den Prozessen der Wahrnehmung, des Erkennens und des Fühlens wirkt, die er alle als [[Hindernisse]] im Yoga betrachtet.  
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Alles, was in Raum und Zeit denkbar ist, ist ein Objekt; und wenn sich unser Gedanke auf ein solches Ding außerhalb, in Richtung des Objekts, zubewegt, erfordert er einen Energiefluss vom gesamten System. Wahrnehmung, Erkenntnis oder jeder entschlossene Akt des Bewusstseins erfordert eine Menge Energie, die vom Subjekt zum Objekt fließt. Der weise Patanjali erwähnt psychologische Funktionen oder Vrittis, die er als klishta vrittis und aklishta vrittis usw. bezeichnet und meint damit die Psychose des Geistes, die in den Prozessen der Wahrnehmung, des Erkennens und des Fühlens wirkt, die er alle als Hindernisse im Yoga betrachtet.  


Die Wahrnehmung eines Objekts wird im Yoga als ein Hindernis betrachtet. Wenn wir nun einen Baum wahrnehmen, wo liegt dann die Schwierigkeit? "Ich erfreue mich an der Wahrnehmung eines Baumes, des Aufgangs der Sonne oder des Mondes oder einer schönen Blume. Wie kann man das als Hindernis bezeichnen?" Wir können nur dann wissen, warum dies ein Hindernis ist, wenn wir tief in die Struktur des Geistes selbst eindringen, in seine Beziehung zur Realität als Ganzes. Was wir als Meditation im spirituellen Sinne bezeichnen, ist streng genommen keine Arbeit, die vom Geist in Bezug auf ein äußeres Objekt ausgeführt wird. Es ist nicht eine Tendenz zum Werden, sondern vielmehr eine Tendenz zum Sein. Dies sind wichtige Begriffe, deren Bedeutung uns klar sein sollte. Was ist Werden? Was ist Sein? Und was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen?
Die [[Wahrnehmung]] eines Objekts wird im Yoga als ein Hindernis betrachtet. Wenn wir nun einen Baum wahrnehmen, wo liegt dann die Schwierigkeit? "Ich erfreue mich an der Wahrnehmung eines Baumes, des Aufgangs der Sonne oder des Mondes oder einer schönen Blume. Wie kann man das als Hindernis bezeichnen?" Wir können nur dann wissen, warum dies ein Hindernis ist, wenn wir tief in die Struktur des Geistes selbst eindringen, in seine Beziehung zur [[Realität]] als Ganzes. Was wir als Meditation im [[spirituell]]en Sinne bezeichnen, ist streng genommen keine Arbeit, die vom Geist in Bezug auf ein äußeres Objekt ausgeführt wird. Es ist nicht eine Tendenz zum Werden, sondern vielmehr eine Tendenz zum [[Sein]]. Dies sind wichtige Begriffe, deren Bedeutung uns klar sein sollte. Was ist Werden? Was ist Sein? Und was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen?


Werden ist ein aktiver Prozess der Umwandlung von Zuständen oder Ereignissen in Richtung eines Ziels, das äußerlich in Raum und Zeit noch nicht erreicht ist. Alles  
Werden ist ein aktiver Prozess der Umwandlung von Zuständen oder Ereignissen in Richtung eines Ziels, das äußerlich in [[Raum]] und [[Zeit]] noch nicht erreicht ist. Alles verwandelt sich in etwas anderes, verwandelt sich von einem Zustand in einen anderen. Und diese Tendenz der Dinge, sich in einen anderen Zustand zu verwandeln, ist ein Indiz für die Unruhe, die den Zustand, in dem sie sich bereits befinden, charakterisiert. Es gibt diese Unruhe, weil es unbefriedigend ist, über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand zu sein. Es ist unzufriedenstellend, weil es nicht das anzeigt, was man braucht. Das, was man braucht, liegt außerhalb von einem selbst, und so gibt es eine räumliche Bewegung, eine zeitliche Aktivität außerhalb von einem selbst, in Richtung auf ein denkbares Ziel. So ist das Werden eine objektive Bewegung des [[Bewusstsein]]s. Meditation ist keine Bewegung in Richtung auf ein Objekt außerhalb von ihr, obwohl es bei bestimmten Arten der Meditation den Anschein haben mag, dass wir über ein Objekt meditieren. Auch hier ist die Bewegung nur eine Erscheinung und keine wirkliche Aktivität im Sinne einer Entfremdung zu Objekten. Wir werden zu diesem Punkt etwas später wiederkommen.  
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verwandelt sich in etwas anderes, verwandelt sich von einem Zustand in einen anderen. Und diese Tendenz der Dinge, sich in einen anderen Zustand zu verwandeln, ist ein Indiz für die Unruhe, die den Zustand, in dem sie sich befinden, charakterisiert  
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bereits sind. Es gibt diese Unruhe, weil es unbefriedigend ist, über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand zu sein. Es ist unzufriedenstellend, weil es nicht das anzeigt, was man braucht. Das, was man braucht, liegt außerhalb von einem selbst, und so gibt es eine räumliche Bewegung, eine zeitliche Aktivität außerhalb von einem selbst, in Richtung auf ein denkbares Ziel. So ist das Werden eine objektive Bewegung des Bewusstseins. Meditation ist keine Bewegung in Richtung auf ein Objekt außerhalb von ihr, obwohl es bei bestimmten Arten der Meditation den Anschein haben mag, dass wir über ein Objekt meditieren. Auch hier ist die Bewegung nur eine Erscheinung und keine wirkliche Aktivität im Sinne einer Entfremdung zu Objekten. Wir werden zu diesem Punkt kommen Punkt etwas später wieder.  


Das Sein ist etwas anderes als das Werden. Der Unterschied sollte vordergründig sein. Während das Werden eine Tendenz zur Verwandlung in Richtung auf etwas außerhalb seiner selbst hat, ist das Sein eine Tendenz zu seinem eigenen Selbst; es ist ein Rückzug in den Kern des eigenen Seins und nicht eine Isolierung seiner selbst in etwas anderes als das, was er ist. "Was ist ein Objekt und was ist ein Subjekt?" ist eine Frage, die sich uns erneut stellt. Was verstehen wir unter einem Objekt? Alles, was wir nicht als identisch mit uns selbst betrachten können, alles, was von unserem Standpunkt aus völlig losgelöst ist von dem, was wir für uns selbst halten - das ist ein Objekt, ein "Dasist-nicht-ich".  
Das Sein ist etwas anderes als das Werden. Der Unterschied sollte vordergründig sein. Während das Werden eine Tendenz zur Verwandlung in Richtung auf etwas außerhalb seiner selbst hat, ist das Sein eine Tendenz zu seinem eigenen [[Selbst]]; es ist ein Rückzug in den Kern des eigenen Seins und nicht eine Isolierung seiner selbst in etwas anderes als das, was er ist. "Was ist ein Objekt und was ist ein Subjekt?" ist eine Frage, die sich uns erneut stellt. Was verstehen wir unter einem Objekt? Alles, was wir nicht als identisch mit uns selbst betrachten können, alles, was von unserem Standpunkt aus völlig losgelöst ist von dem, was wir für uns selbst halten - das ist ein Objekt, ein "Das ist-nicht-[[ich]]".  


Und alles, mit dem wir auf untrennbare Weise lebensnotwendig verbunden sind, in dessen Kontext wir eine Selbstidentität bejahen - das ist ein Subjekt. Wenn wir  
Und alles, mit dem wir auf untrennbare Weise lebensnotwendig verbunden sind, in dessen Kontext wir eine Selbstidentität bejahen - das ist ein Subjekt. Wenn wir von Subjekten und Objekten sprechen, beziehen wir uns natürlich auf das Bewusstsein, das bei allen [[Erfahrungen]] eine wichtige Rolle spielt. Es ist das Bewusstsein eines bestimmten Umstandes, das die [[Unterscheidung]] zwischen Subjektivität und Objektivität bewirkt. Das Bewusstsein eines Dings distanziert sich von diesem Ding und geht davon aus, dass zwischen ihm und dem Objekt ein gewisser räumlicher Abstand oder zumindest eine logisch gedachte räumliche Differenz besteht. Wenn aber keine solche räumliche Unterscheidung zwischen dem Objekt und dem Bewusstsein denkbar ist, dann gibt es kein Objekt, sondern nur ein Subjekt. Das Bewusstsein allein kann das Subjekt sein; alles andere ist Objekt.  
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von Subjekten und Objekten sprechen, beziehen wir uns natürlich auf das Bewusstsein, das bei allen Erfahrungen eine wichtige Rolle spielt. Es ist das Bewusstsein eines bestimmten Umstandes, das die  
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Unterscheidung zwischen Subjektivität und Objektivität. Das Bewusstsein eines Dings distanziert sich von diesem Ding und geht davon aus, dass zwischen ihm und dem Objekt ein gewisser räumlicher Abstand oder zumindest eine logisch gedachte räumliche Differenz besteht. Wenn aber keine solche räumliche Unterscheidung zwischen dem Objekt und dem Bewusstsein denkbar ist, dann gibt es kein Objekt, sondern nur ein Subjekt. Das Bewusstsein allein kann das Subjekt sein; alles andere ist Objekt.  


Alles, was vom Bewusstsein trennbar ist, ist ein Objekt des Bewusstseins. Diese Abtrennbarkeit kann rein fiktiv sein; sie kann nicht faktisch sein. Ob es sich nun um ein imaginäres Konzept des Unterschieds oder um eine tatsächliche Unterscheidung handelt, solange der Geist oder das Bewusstsein seine Einheit mit diesem bestimmten Kontext oder Ding nicht akzeptieren kann, bleibt es ein Objekt. In der Meditation wird das Bewusstsein nicht durch die Ausübung einer Kraft von außen, sondern durch eine von innen eingebrachte Erziehung in die Lage versetzt, zu einem umfassenderen Verständnis von Tatsachen zu gelangen, in dem seine Vorstellung von Objekten verändert und transformiert wird.
Alles, was vom Bewusstsein trennbar ist, ist ein Objekt des Bewusstseins. Diese Abtrennbarkeit kann rein fiktiv sein; sie kann nicht faktisch sein. Ob es sich nun um ein imaginäres Konzept des Unterschieds oder um eine tatsächliche Unterscheidung handelt, solange der Geist oder das Bewusstsein seine [[Einheit]] mit diesem bestimmten Kontext oder Ding nicht akzeptieren kann, bleibt es ein Objekt. In der Meditation wird das Bewusstsein nicht durch die Ausübung einer Kraft von außen, sondern durch eine von innen eingebrachte Erziehung in die Lage versetzt, zu einem umfassenderen Verständnis von Tatsachen zu gelangen, in dem seine Vorstellung von Objekten verändert und transformiert wird.
 
Es ist nicht so, dass sich die Dinge in der Meditation tatsächlich verändern, aber unsere Vorstellung von Objekten ändert sich. Um ein allgemeines Beispiel zu geben, haben wir das Phänomen des Unterschieds, den wir zwischen Traumobjekten und Wacherfahrung machen. Die Objekte im Traum sind völlig losgelöst vom wahrnehmenden Subjekt. Wir sind die Träumer, und wir wissen nicht, dass wir es sind, während wir tatsächlich träumen. Die Frage nach dem Traum stellt sich nicht, wenn
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wir uns tatsächlich in diesem Zustand befinden. Es ist eine Erfahrung, die so gut ist wie jede andere. Die Dinge, die wir im Traum sehen, sind nicht mit uns verbunden, und deshalb haben wir auch im Traum Freuden und Schmerzen.  


Es ist nicht so, dass sich die Dinge in der Meditation tatsächlich verändern, aber unsere Vorstellung von Objekten ändert sich. Um ein allgemeines Beispiel zu geben, haben wir das Phänomen des Unterschieds, den wir zwischen Traumobjekten und Wacherfahrung machen. Die Objekte im [[Traum]] sind völlig losgelöst vom wahrnehmenden Subjekt. Wir sind die Träumer, und wir wissen nicht, dass wir es sind, während wir tatsächlich träumen. Die Frage nach dem Traum stellt sich nicht, wenn wir uns tatsächlich in diesem Zustand befinden. Es ist eine Erfahrung, die so gut ist wie jede andere. Die Dinge, die wir im Traum sehen, sind nicht mit uns [[verbunden]], und deshalb haben wir auch im Traum [[Freude]]n und [[Schmerzen]].


Im Traum gibt es alle Arten von Dingen, die wir auch im wachen Leben haben. Es gibt Berge und Täler, Personen und Dinge, Erfahrungen, die angenehm oder unangenehm sind. All diese Objekte der Traumwelt, die Vergnügen oder Schmerzen verursachen, sind von der jeweiligen Bewusstseinsstufe, die sie erlebt, getrennt; und das ist der Grund, warum es Vergnügen oder Schmerz gibt. Vergnügen und Schmerz werden durch Reaktionen verursacht, die zwischen dem subjektiven Bewusstsein und seiner Beziehung zu dem betreffenden Objekt entstehen. Was geschieht, wenn wir aus einem Traum aufwachen? Die Objekte, die wir im Traum gesehen haben und die die Ursache für unsere Freuden und Schmerzen waren, sind völlig verschwunden. Da sie verschwunden sind, sind auch die Freuden und Schmerzen, die mit den Objekten verbunden sind, verschwunden. Wohin sind diese Objekte verschwunden? Wohin sind sie verschwunden?


Die Objekte im Traum, die uns Vergnügen und Schmerzen bereiteten, waren zwar begrifflich vom erlebenden Bewusstsein unterscheidbar, aber faktisch nicht. Das wissen wir, wenn wir aus dem Traum erwachen. Der Tiger, der sich im Traum auf uns stürzte, war nicht wirklich außerhalb von uns. Er war eine besondere Modifikation unseres eigenen Verstandes, der einen räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen sich selbst und dem Inhalt, der Tiger genannt wird, oder was auch immer es ist, ausheckte, und die Freuden und Schmerzen waren auf den räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen dem erlebenden Bewusstsein und dem Objekt zurückzuführen. Wenn der Traumraum oder die Traumzeit nicht da wären, könnten wir dort keine Freuden und Schmerzen haben. Das
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Aufhören von Freuden und Schmerzen im Wachzustand nach dem Traum ist ausschließlich auf das Aufhören von Raum und Zeit zurückzuführen, die im Traum wirkten. Wenn die Traum-Raum-Zeit verschwunden ist, sind auch die Traum-Objekte verschwunden. Zuvor haben wir festgestellt
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dass Raum-Zeit und Objekte zusammengehören. Wir haben auch den Hinweis aus den Entdeckungen der modernen Physik beobachtet, in der die Wissenschaft zu dem Schluss gekommen ist, dass die Objekte in der Welt nicht von dem zu unterscheiden sind, was wir Raum und Zeit nennen. Sie sind vielmehr Konfigurationen der Raumzeit selbst. Es gibt keine Objekte. Es gibt nur Raum und Zeit.


© Divine Life Society
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Version vom 9. September 2022, 17:36 Uhr

[[|thumb|]] Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 7 - Die Metaphysik der Meditation


Die Metaphysik der Meditation

Da alle Arbeiten, die wir im Leben tun, auf die Erfüllung eines Zwecks abzielen, tendiert Yoga zur Meditation. Unter Schülern und Wahrheitssuchenden herrscht wahrscheinlich die Vorstellung vor, dass Meditation eine Tätigkeit wie viele andere Aktivitäten im Leben ist. Anstatt einkaufen zu gehen, geht man in die Meditationshalle. Anstatt eine Arbeit zu erledigen, macht man eine andere. Es wird zu einer Frage der Wahl der Tätigkeit und nicht zu einer Veränderung der Qualität der Tätigkeit. Wenn man dem Geist sagt, dass er meditieren soll, ist es unwahrscheinlich, dass er sich immer in einem Zustand freudiger Erregung befindet. Wenn du sorgfältig in dein Unterbewusstsein eindringst, wirst du diese seltsame innere Haltung entdecken.

Sie werden sich, zumindest bis zu einem gewissen Grad, in einem Zustand der Spannung befinden. Es sieht so aus, als ob Ihnen eine Pflicht auferlegt wird. Der Verstand hat Angst vor dem Wort Disziplin, weil ihm eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Und diese Bedeutung ist der beängstigende Faktor von Disziplin. Meditation ist natürlich in gewisser Hinsicht eine Disziplin. Wir mögen keine Disziplin oder Systematisierung von irgendetwas, weil es den Anschein hat, dass wir dadurch den Geist von seinen üblichen Neigungen abhalten. Das Zurückhalten eines Verlangens ist eine Qual für den Geist. Es ist keine Freude; und wenn Yoga, spirituelle Praxis oder Meditation ein Versuch ist, die üblichen Sehnsüchte des Geistes zu zügeln, wird der Geist sicherlich nicht glücklich sein. Es wird eine Unterströmung von Angst und Groll geben, obwohl der logische Intellekt die Notwendigkeit von Meditation und spirituellem Leben akzeptiert.

Der Mensch besteht nicht nur aus Logik. Der Verstand kann jede Logik in einer Sekunde beiseite schieben, wenn er merkt, dass die Logik seinen tiefsten Sehnsüchten zuwiderläuft. Die Logik geht vor die Hunde, und rationale Nachforschungen haben keine Chance gegen den Druck der instinktiven Sehnsüchte, der Wünsche des Herzens, der normalen Arbeitsweise des Geistes. Diese Schwierigkeit kann auch als ein Hindernis für jeden greifbaren Erfolg in der Yogapraxis angesehen werden. Es gibt verschiedene Arten von Kämpfen, die in uns stattfinden. Es gibt einen Krieg, der immer in unserem eigenen Geist ausgetragen wird. Es ist wahr, dass wir wie ein Haus sind, das mit sich selbst uneins ist.

Wir leben in zwei Welten gleichzeitig, die eine zieht uns in die eine Richtung, die andere in die andere. Wer kann leugnen, dass wir Wünsche haben und dass diese Wünsche nicht immer Wünsche sind, die Gott betreffen? Wir haben einfache Tentakel, die uns mit den verschiedenen Beschäftigungen des Lebens und den Gefühlen verbinden, die zu einem festen Bestandteil unserer Existenz werden. Es gibt bestimmte Dinge, die wir trotz aller Bemühungen nie vergessen können. Wer kann schon vergessen, dass er ein Inder, ein Brite, ein Amerikaner und so weiter ist? Wir können uns nicht von der Vorstellung befreien, dass wir von irgendwelchen Eltern geboren wurden, dass so und so der Vater, die Mutter, der Bruder, die Schwester und so weiter ist.

Es gibt Vorurteile, die politisch, gesellschaftlich und ethisch als etwas ganz Normales und Notwendiges sanktioniert werden. Diese Normalitäten werden von uns als untrennbar mit unserem eigenen Leben verbunden angesehen, und diese so genannten Untrennbaren sind unsere wahren Feinde. Unsere Feinde sind weder Personen noch sind sie Dinge. Sie sind bestimmte Denkweisen. Es gibt bestimmte Denkspuren, auf denen sich der Verstand bewegt, wie ein Zug, der auf Schienen fährt. Er kann seine Richtung nicht ändern, außer auf den Schienen, wie ein Fluss, der in seinem eigenen Bett fließt, das fest angelegt ist. Bestimmte Neigungen des Geistes werden von uns als normal und als das einzig Richtige angesehen, das wir uns vorstellen können. Das sind die Empfindungen, unsere Lieblingsvorurteile.

Aber in irgendeiner segmentierten Weise zu denken, einen Aspekt des Lebens von einem anderen zu isolieren, eine Art zu denken von einer anderen Art zu denken abzulehnen, wäre die Tendenz des Geistes, sich selbst in ein paar Abschnitte zu unterteilen, ohne eine richtige organische Beziehung zwischen den Teilen. Die Meditation ist keine Tätigkeit wie die anderen Arbeiten, die wir in der Welt verrichten. Das erste, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass Arbeit uns ermüdet, erschöpft und wir uns nach der Arbeit ausruhen wollen. Bei jeder Art von Arbeit wird Energie verbraucht. Ein Teil des gesamten Energiequantums im System wird für die Leistung der Welt abgezweigt. Energie geht bei der Arbeit verloren. Wenn es stimmt, dass auch bei der Meditation Energie verloren geht, werden wir wahrscheinlich sagen: "Ja, wir fühlen uns erschöpft; wir können nicht stundenlang weiter meditieren. Es ist eine mühsame Arbeit."

Meditation wird eher zu einer Arbeit als zu etwas, das der Geist spontan akzeptiert; sie wird zu einer Disziplin und zu einer Zumutung, wenn sie etwas ist, das jemand von uns verlangt, anstatt etwas, das wir aus eigenem Antrieb akzeptiert haben. Eine ermüdende Arbeit ist die, die jemand von uns verlangt. Eine Arbeit, die wir bewusst auf uns nehmen, kann uns nicht so sehr ermüden, weil sich dann der Geist mit der Arbeit identifiziert. Die Abtrennung der Arbeit von der organischen Struktur der Psyche ist die Ursache der Ermüdung. Nun mag man sich fragen: "Was ist Meditation? Ist sie eine Arbeit?"

Jede Tätigkeit ist ein Prozess des Werdens. Es ist eine Tendenz des Subjekts, sich auf ein Objekt zuzubewegen. Mit Objekt müssen wir hier nicht unbedingt eine konkrete, feste Substanz meinen. Alles, was in Raum und Zeit denkbar ist, ist ein Objekt; und wenn sich unser Gedanke auf ein solches Ding außerhalb, in Richtung des Objekts, zubewegt, erfordert er einen Energiefluss vom gesamten System. Wahrnehmung, Erkenntnis oder jeder entschlossene Akt des Bewusstseins erfordert eine Menge Energie, die vom Subjekt zum Objekt fließt. Der Weise Patanjali erwähnt psychologische Funktionen oder Vrittis, die er als klishta vrittis und aklishta vrittis und so weiter bezeichnet und meint damit die Psychose des Geistes, die in den Prozessen der Wahrnehmung, des Erkennens und des Fühlens wirkt, die er alle als Hindernisse im Yoga betrachtet.

Die Wahrnehmung eines Objekts wird im Yoga als ein Hindernis betrachtet. Wenn wir nun einen Baum wahrnehmen, wo liegt dann die Schwierigkeit? "Ich erfreue mich an der Wahrnehmung eines Baumes, des Aufgangs der Sonne oder des Mondes oder einer schönen Blume. Wie kann man das als Hindernis bezeichnen?" Wir können nur dann wissen, warum dies ein Hindernis ist, wenn wir tief in die Struktur des Geistes selbst eindringen, in seine Beziehung zur Realität als Ganzes. Was wir als Meditation im spirituellen Sinne bezeichnen, ist streng genommen keine Arbeit, die vom Geist in Bezug auf ein äußeres Objekt ausgeführt wird. Es ist nicht eine Tendenz zum Werden, sondern vielmehr eine Tendenz zum Sein. Dies sind wichtige Begriffe, deren Bedeutung uns klar sein sollte. Was ist Werden? Was ist Sein? Und was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen?

Werden ist ein aktiver Prozess der Umwandlung von Zuständen oder Ereignissen in Richtung eines Ziels, das äußerlich in Raum und Zeit noch nicht erreicht ist. Alles verwandelt sich in etwas anderes, verwandelt sich von einem Zustand in einen anderen. Und diese Tendenz der Dinge, sich in einen anderen Zustand zu verwandeln, ist ein Indiz für die Unruhe, die den Zustand, in dem sie sich bereits befinden, charakterisiert. Es gibt diese Unruhe, weil es unbefriedigend ist, über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand zu sein. Es ist unzufriedenstellend, weil es nicht das anzeigt, was man braucht. Das, was man braucht, liegt außerhalb von einem selbst, und so gibt es eine räumliche Bewegung, eine zeitliche Aktivität außerhalb von einem selbst, in Richtung auf ein denkbares Ziel. So ist das Werden eine objektive Bewegung des Bewusstseins. Meditation ist keine Bewegung in Richtung auf ein Objekt außerhalb von ihr, obwohl es bei bestimmten Arten der Meditation den Anschein haben mag, dass wir über ein Objekt meditieren. Auch hier ist die Bewegung nur eine Erscheinung und keine wirkliche Aktivität im Sinne einer Entfremdung zu Objekten. Wir werden zu diesem Punkt etwas später wiederkommen.

Das Sein ist etwas anderes als das Werden. Der Unterschied sollte vordergründig sein. Während das Werden eine Tendenz zur Verwandlung in Richtung auf etwas außerhalb seiner selbst hat, ist das Sein eine Tendenz zu seinem eigenen Selbst; es ist ein Rückzug in den Kern des eigenen Seins und nicht eine Isolierung seiner selbst in etwas anderes als das, was er ist. "Was ist ein Objekt und was ist ein Subjekt?" ist eine Frage, die sich uns erneut stellt. Was verstehen wir unter einem Objekt? Alles, was wir nicht als identisch mit uns selbst betrachten können, alles, was von unserem Standpunkt aus völlig losgelöst ist von dem, was wir für uns selbst halten - das ist ein Objekt, ein "Das ist-nicht-ich".

Und alles, mit dem wir auf untrennbare Weise lebensnotwendig verbunden sind, in dessen Kontext wir eine Selbstidentität bejahen - das ist ein Subjekt. Wenn wir von Subjekten und Objekten sprechen, beziehen wir uns natürlich auf das Bewusstsein, das bei allen Erfahrungen eine wichtige Rolle spielt. Es ist das Bewusstsein eines bestimmten Umstandes, das die Unterscheidung zwischen Subjektivität und Objektivität bewirkt. Das Bewusstsein eines Dings distanziert sich von diesem Ding und geht davon aus, dass zwischen ihm und dem Objekt ein gewisser räumlicher Abstand oder zumindest eine logisch gedachte räumliche Differenz besteht. Wenn aber keine solche räumliche Unterscheidung zwischen dem Objekt und dem Bewusstsein denkbar ist, dann gibt es kein Objekt, sondern nur ein Subjekt. Das Bewusstsein allein kann das Subjekt sein; alles andere ist Objekt.

Alles, was vom Bewusstsein trennbar ist, ist ein Objekt des Bewusstseins. Diese Abtrennbarkeit kann rein fiktiv sein; sie kann nicht faktisch sein. Ob es sich nun um ein imaginäres Konzept des Unterschieds oder um eine tatsächliche Unterscheidung handelt, solange der Geist oder das Bewusstsein seine Einheit mit diesem bestimmten Kontext oder Ding nicht akzeptieren kann, bleibt es ein Objekt. In der Meditation wird das Bewusstsein nicht durch die Ausübung einer Kraft von außen, sondern durch eine von innen eingebrachte Erziehung in die Lage versetzt, zu einem umfassenderen Verständnis von Tatsachen zu gelangen, in dem seine Vorstellung von Objekten verändert und transformiert wird.

Es ist nicht so, dass sich die Dinge in der Meditation tatsächlich verändern, aber unsere Vorstellung von Objekten ändert sich. Um ein allgemeines Beispiel zu geben, haben wir das Phänomen des Unterschieds, den wir zwischen Traumobjekten und Wacherfahrung machen. Die Objekte im Traum sind völlig losgelöst vom wahrnehmenden Subjekt. Wir sind die Träumer, und wir wissen nicht, dass wir es sind, während wir tatsächlich träumen. Die Frage nach dem Traum stellt sich nicht, wenn wir uns tatsächlich in diesem Zustand befinden. Es ist eine Erfahrung, die so gut ist wie jede andere. Die Dinge, die wir im Traum sehen, sind nicht mit uns verbunden, und deshalb haben wir auch im Traum Freuden und Schmerzen.

Im Traum gibt es alle Arten von Dingen, die wir auch im wachen Leben haben. Es gibt Berge und Täler, Personen und Dinge, Erfahrungen, die angenehm oder unangenehm sind. All diese Objekte der Traumwelt, die Vergnügen oder Schmerzen verursachen, sind von der jeweiligen Bewusstseinsstufe, die sie erlebt, getrennt; und das ist der Grund, warum es Vergnügen oder Schmerz gibt. Vergnügen und Schmerz werden durch Reaktionen verursacht, die zwischen dem subjektiven Bewusstsein und seiner Beziehung zu dem betreffenden Objekt entstehen. Was geschieht, wenn wir aus einem Traum aufwachen? Die Objekte, die wir im Traum gesehen haben und die die Ursache für unsere Freuden und Schmerzen waren, sind völlig verschwunden. Da sie verschwunden sind, sind auch die Freuden und Schmerzen, die mit den Objekten verbunden sind, verschwunden. Wohin sind diese Objekte verschwunden? Wohin sind sie verschwunden?

Die Objekte im Traum, die uns Vergnügen und Schmerzen bereiteten, waren zwar begrifflich vom erlebenden Bewusstsein unterscheidbar, aber faktisch nicht. Das wissen wir, wenn wir aus dem Traum erwachen. Der Tiger, der sich im Traum auf uns stürzte, war nicht wirklich außerhalb von uns. Er war eine besondere Modifikation unseres eigenen Verstandes, der einen räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen sich selbst und dem Inhalt, der Tiger genannt wird, oder was auch immer es ist, ausheckte, und die Freuden und Schmerzen waren auf den räumlichen und zeitlichen Unterschied zwischen dem erlebenden Bewusstsein und dem Objekt zurückzuführen. Wenn der Traumraum oder die Traumzeit nicht da wären, könnten wir dort keine Freuden und Schmerzen haben. Das 195 Aufhören von Freuden und Schmerzen im Wachzustand nach dem Traum ist ausschließlich auf das Aufhören von Raum und Zeit zurückzuführen, die im Traum wirkten. Wenn die Traum-Raum-Zeit verschwunden ist, sind auch die Traum-Objekte verschwunden. Zuvor haben wir festgestellt 196 dass Raum-Zeit und Objekte zusammengehören. Wir haben auch den Hinweis aus den Entdeckungen der modernen Physik beobachtet, in der die Wissenschaft zu dem Schluss gekommen ist, dass die Objekte in der Welt nicht von dem zu unterscheiden sind, was wir Raum und Zeit nennen. Sie sind vielmehr Konfigurationen der Raumzeit selbst. Es gibt keine Objekte. Es gibt nur Raum und Zeit.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Indische Schriften

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