Kama
Kama (Sanskrit: काम kāma m.) Wunsch, Begierde, Sinnesbefriedigung; Wollust; sinnliches Genießen; ungebändigter Wunsch nach sinnlichen Objekten (Kinder, Ansehen, Reichtum, Besitz, etc.); "Bindung an die Objekte dieser vergänglichen, materiellen Welt"; der indische Gott der Liebe, vergleichbar dem römischen Amor bzw. Cupido und dem griechischen Eros.
Kama ist ein Sanskrit Wort mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen. Kama heißt Wunsch, heißt Liebe, Erotik. Kama heißt aber auch, sich um seine emotionalen Bedürfnisse zu kümmern. Kama ist eine der vier Purusharthas.
Kama als Lebensziel
Kama im Sinne von "Streben nach Glück" ist neben Artha, Dharma und Moksha eines der vier klassischen Lebensziele (Purushartha) im alten Indien. Für die erste Phase des Lebens bedeutet Kama sattwige Wunscherfüllung, in späteren Lebensphasen beziehungsweise Entwicklungsstufen kann Kama ebenso wie Krodha (Zorn) und Lobha (Begierde) ein Hindernis auf dem Weg zu Moksha sein. Das Verlangen nach sinnlichen Objekten hat seinen Ursprung in einem eingeschränkten Verständis der Liebe, wenn man nämlich davon ausgeht dass sie lediglich auf die Verhaftung oder Bindung an ein bestimmtes Individuum zurückzuführen ist. Das Verlangen an sich hat im Rigveda die Bedeutung einer Kraft, die die Grundlage des Prozess der Schöpfung darstellt. Sie symbolisiert die "erste Regung des Absoluten sich zu manifestieren". Somit ist Kama vielmehr ein schöpferischer Impuls als eine negative Kraft. Dieser Impuls ist in allen Lebewesen vorhanden.
Der Liebesgott
Kama oder Kamadeva ist auch der Gott der Liebe, der mit seinen fünf Blütenpfeilen die Herzen der Menschen zu treffen versucht. Daher wird er auch Pushpadhanus "Blütenbogen" genannt. Weitere Namen für den indischen Liebesgott sind: Ananga "Körperlos", Manoja und Manobhava "Gedankengeboren" sowie Manmatha "Quirler". Er entspricht Amor der römischen und Eros der griechischen Mythologie.
Kama, der Gott der Liebe, war bereits in vedischer Zeit bekannt. Späterer Auffassung nach ist er der Sohn von Vishnu. Er trägt einen Bogen aus Blumen und fünf Pfeile (die fünf Sinne), die er auf die Verliebten abschießt. Er reitet auf einem Papagei, dem Symbol der Sinnlichkeit. Laut einem Mythos richtete Kama einst seinen Pfeil auf Shiva, der sich in Meditation befand. Kama wollte bezwecken, dass er sich Parvati zuwendet, da die Götter durch einen machtvollen Asura bedroht wurden, der allein durch einen Sohn Shivas vernichtet werden konnte. Shiva, der nichts von Kamas unterfangen wusste, warf ihm einen zornigen Blick zu, woraufhin er zu Asche wurde. Rati, Kamas Frau, wandte sich an Shiva und er erweckte ihn wieder zum Leben. Seitdem wandelt Kama als Gott der reinen Liebe dar, ein neuer Körper wurde ihm jedoch nicht mehr zuteil. Die Asche kann auch als das Verlangen nach relativen Freuden gedeutet werden, die entsteht wenn diese auf dem spirituellen Weg verbrannt werden. Demgegenüber wahrt das Verlangen als evolutionäre Kraft Konstanz. Somit ist das Verlangen an sich neutral, die Qualität richtet sich nach seiner Orientierung.
Sukadev über Kama
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Kama
Kama – Wunsch, Vergnügen, Liebe, auch der Liebesgott. Kama hat eine Fülle von Bedeutungen. Kama kann sinnliches Vergnügen im Allgemeinen bedeuten. Kama kann das sinnliche Vergnügen des Essens sein, das sinnliche Vergnügen, wenn du irgendwo etwas Schönes siehst, wenn du dich erfreust an deiner Umgebung, an etwas Schönem. All das ist Kama, sinnliches Vergnügen. In einem engeren Sinn ist Kama das erotische Vergnügen, die erotische Liebe, auch der sinnliche Wunsch nach Liebe. In einem solchen Sinne ist Kama letztlich auch das sexuelle Vergnügen.
Kama kann auch der Liebesgott sein, da wird er auch als Kamadeva bezeichnet. Und es gibt viele Mythen um Kama. Kama hat auch mal versucht mit seinen Pfeilen Shiva in Liebe zu entflammen zu Parvati. Das hat so nicht funktioniert, Shiva kann nicht vom Liebesgott überlistet werden. Aber Shiva konnte durch die Hingabe von Parvati überzeugt werden. Kama ist nichts Schlechtes und auch nichts Gutes. Es gibt sattviges, rajasiges und tamasiges Kama. Und es gibt verschiedene Weisen, mit diesem sinnlichen Vergnügen umzugehen.
Im Allgemeinen empfiehlt Yoga, seine Wünsche auf sattvige Weise zu erfüllen und dann nicht daran zu hängen. Auf Kama bezogen heißt das, zunächst mal den Wunsch z.B. nach Nahrung auf sattvige Weise zu erfüllen, sattvige Nahrung zu sich zu nehmen. Also, gesundes Essen in gesundem Maße, wozu niemand gequält werden muss. Was heutzutage heißen würde, eine vegane Ernährung, ohne Fleisch, Fisch, Eier, ohne Milchprodukte, auch ohne alkoholische Getränke und Zigaretten usw. All das, was ungesund ist, entweder für den, der isst, oder für den, der damit in Mitleidenschaft gezogen wird. Sattvige Ernährung.
Es ist gut, herauszufinden, was einem beim Essen gut tut, aber dann soll man auch nicht daran hängen. Manchmal kriegst du nicht das, was du willst. Dann musst du halt vielleicht auch mal verzichten. Wenn du irgendwo eingeladen bist und es gibt nicht das, was du willst, anstatt zu schimpfen, isst du vielleicht nichts. Wenn es nichts Gescheites zu trinken gibt, dann trinkst du halt Leitungswasser. Und wenn es nur trockenes Brot gibt, dann isst du halt trockenes Brot. Und wenn du kein glutenhaltiges Brot verträgst, dann setzt du halt mal aus mit der Nahrung. Das heißt, bereit sein zum Verzicht.
Ähnlich auch kannst du mit Kama umgehen, im Sinne von sexuellem Verlangen und Verlangen nach Zärtlichkeit usw. Du könntest den Weg des Mönches, der Nonne gehen, im Sinne von Verzicht. Auch das ist eine Möglichkeit. Oder du kannst in einer festen Partnerschaft liebevoll umgehen und versuchen, aus einer eher erotisch orientierten Liebe, eine tiefe Liebe werden zu lassen, eine Liebe, in der du auch Gott wahrnimmst. So wie Jesus gesagt hat: „Gott ist die Liebe, wer in der Liebe ist, der ist in Gott und Gott ist in ihm.“ Und so ist jede Form von Liebe auch eine Reflektion von Gott. Nicht umsonst ist ja auch Kama nicht nur das Verlangen nach Liebe, sondern es ist auch ein Liebesgott. Was auch heißen kann, in jeder Form von Liebe ist auch das Göttliche und das kannst du darin sehen, darin kannst du dich üben, dafür kannst du dankbar sein, vom Herzen her kannst du in jeder Liebe das Göttliche spüren.
Siehe auch
- Kamadeva
- Kamashastra
- Kamavallabha
- Kamarupin
- Kamarupini
- Kamasutra
- Kamin
- Kamini
- Kanksha
- Madana
- Spriha
- Abhilasha
- Adharma
- Priyakamya
- Pradyumna
Literatur
Seminare
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Indische Meister
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