Shankaracharya
Shankara oder Shankaracharya (Sanskrit: आदि शंकराचार्य Ādi Śaṃkarācārya m.) Ein großer Philosoph (788-820) und Lehrer des Vedanta. Schüler von Govindacharya und unter anderem Lehrer von Padmapada. Er war ein Einheimischer von Kerala oder Malabar und lebte ein sehr unstetes Leben. Er disputierte desöfteren mit Andersgläubigen und machten die Vedanta Philosophie durch seine Predigen und seine Schriften, überall wo er hinkam, bekannt.
Seine Reisen dehnten sich bis nach Kashmir aus. Bereit mit 32 Jahren starb er in Kedaranath im Himalayagebirge. Seine Lehren und seine Heiligkeit wurden so hoch geschätzt und verehrt, dass er als eine Inkarnation von Shiva angesehen wurde. Man glaubte, dass er vermochte, Wunder zu bewirken. Der Gott Shiva war der besonderer Gegenstand seiner Anbetung. Er war Gründer der großen Sekte der Smartava Brahmanas, die sehr zahlreich und mächtig im Süden sind.
Er gründete mehrere Maths oder Klöster für das Lehren und den Erhalt seiner Glaubenssätze. Einige davon sind noch immer vorhanden. Das Hauptkloster ist in Shringagiri oder Shringeri, am Ende des westlichen Ghats in Mysore und hat die Führungskontrolle über die ganze Smartava Sekte. Die Schriften, die ihm zugeschrieben werden, sind sehr zahlreich vorhanden. Die Hauptwerke sind seine Bhashyas oder Kommentare zu den Sutras oder Aphorismen von Vyasa, ein Kommentar zu der Bhagavad Gita und mehrere zu den Upanishaden und den Anandalahari, eine Hymne als Lobgesang für Parvati, die Gattin von Shiva.
Shankaracharyas Lehre
Shankaracharya war jener der die Lehre der Veden und Upanishaden in 3 Merksätzen zusammenfasste:
- Brahma Satyam (Brahman ist die Wirklichkeit)
- Jagan Mitya (das Universum ist Unwirklichkeit)
- Jivo Brahmaiva Napara (Brahman und Atman sind eins)
Mit dem Ausspruch: "Nur das ist wirklich, was sich weder verändert, noch aufhört zu sein" zeigt Shankara klar die völlige Unwirklichkeit des Universums und aller Dinge in ihm.
Eine Auswahl aus Sri Sankaras Werken
Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 179-188
Gebete
Oh Siva, als Fötus im Leib meiner Mutter war ich umgeben von Urin und Eiter und vom Feuer des Hungers versengt. In der Jugend befiel mich der Stolz darüber, dass ich all die Sinnesobjekte genießen konnte. Als alter Mann wurden Körper und Geist schwach. Ich führte ein Leben der Täuschung inmitten von Frauen, Geld und Sinnesobjekten. Ich wandte mich nicht Deinen Lotusfüßen zu! Vergib mir nun und segne mich, oh barmherziger Gott! Die Blätter des Lebens fallen ab. Die Jugend vergeht. Die Tage gehen dahin. Die Zeit, die Zerstörerin, legt ihre Hände an die gesamte Welt. Die Existenz in dieser Welt ist kurz wie eine Blase oder ein Blitz. Oh Shiva, beschütze mich.
Oh Shiva, Du trägst die Bettelschale und das abgeschlagene Haupt Brahmas in Händen. Kontrolliere diesen sprunghaften Geist, der von einem Ast der Wünsche zum nächsten hüpft und sich im Wald der Lust vergnügt. Lasse ihn für ewig in Dich eingehen. Oh Geist, Wohlstand, Autos, Söhne, Frauen, Herrschaft, Besitz sind wertlos, weil vergänglich. Suche die Lotusfüße Sivas und erlange Unsterblichkeit, ewige Glückseligkeit und höchsten Frieden.
So du nicht auf Gott meditierst wirst du als Schwein wiedergeboren. Wenn du Ihn nicht erkennst wird der Kreislauf von Geburt und Tod nie enden. Wenn du nicht an Ihn denkst, wirst du zahllose Wiedergeburten als Mikrobe und Insekt erleiden. Handle und erkenne Ihn. Dann hat alles Leid ein Ende.
Das Leid im Mutterleib
Der Jiva erlebt im Mutterleib zehn Monate unerträgliches Leid inmitten von Fäkalien, Urin, Blut, Fleisch, Schleim und Mark und wird von Jataragni (Verdauungsfeuer) verbrannt. Bei der Geburt sollte der Kopf zuerst erscheinen. Wenn das Kind im Mutterleib gedreht werden muss und verletzt wird, dann sterben Mutter oder Kind. Um die Mutter zu retten muss das Kind in Stücke geschnitten werden. Doch selbst wenn die Geburt normal verläuft erleiden Kind und Mutter unsägliche Schmerzen.
Der physische Körper
Hätte Gott diesen Körper, der aus Blut, Wind, Galle, Schleim, Mark, Fett und Fleisch zusammengesetzt ist, nicht mit Haut umspannt, wäre er dann nicht eine Mahlzeit für Krähen und Geier?
Der Schmutz, der aus Nase, Mund, Ohren und Anus kommt verursacht in uns Ekel. Würden wir Nahrung zu uns nehmen, wenn wir den Schmutz in unserem Körper sehen können? Würden sich nicht Bakterien ansiedeln in dem Schmutz des Körpers, wenn wir ihn nicht alle drei Tage waschen würden?
Kann der unangenehme Geruch, der den Körper von Kopf bis Fuß durchdringt, mit Safran, Sandelholzpaste, Kampfer und Düften entfernt werden? Ist er nicht ein Dummkopf, der dem Körper zu viel Aufmerksamkeit schenkt?
Der physische Körper vergeht mit Sicherheit. Was ist dann der Nutzen, dass du dich mit Ornamenten dekorierst, seidene Gewänder trägst und sechs verschiedene schmackhafte Speisen zu dir nimmst? Nur der Atman ist unsterblich und unzerstörbar. Deshalb beginne damit, das Selbst zu erkennen.
Weißt du nicht, dass dieser physische Körper, der sich nun in Blütenbetten und duftenden Betten wälzt, eines Tages auf einem Holzstoß verbrannt wird? Sind es nicht die, die den Körper mit Freude betrachten solange er als König auf dem Thron sitzt, jedoch erschaudern, wenn der Tod das Leben genommen hat?
Ist es nicht Dummheit, dass du dich mit diesem vergänglichen Körper identifizierst und das Höchste Wesen vergisst, das diesem Körper die Kraft gab, zu sprechen, zu sehen, zu riechen und zu laufen?
Die Weisen wissen, der Atman ist Existenz, Wissen und absolute Glückseligkeit. Sie werden diesen physischen Körper, der voll Blut, Knochen und Fleisch ist, diesen schmutzigen Hautsack, nie für ihr wahres Selbst halten.
Der Körper ist das Haus. Der Intellekt ist die Frau. Die Vrittis sind die Söhne. Shatsampat sind die Freude. Die Sinne sind die Diener. Der ist ein weltlicher Mensch, der an diesem Haus anhaftet und das Reich der ewigen Glückseligkeit vergessen hat.
Einiges über Shankara
Artikel aus dem Buch „Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 36 - 40.
Zeitalter und Lebensverhältnisse des Badarayana sind uns gänzlich unbekannt. Von Shankara scheint es festzustehen, dass er um 700 oder 800 n. Chr. lebte, in Shringagiri, wo er auch vielleicht geboren, eine berühmte Schule gründete, als asketischer Pilger (Paramahansa, Parivrajaka) weite Reisen bis nach Kaschmir hin unternahm, um für seine Lehre zu wirken, und in Kanci gestorben ist. Aus seiner Lehrtätigkeit, keit, an die sich ein neuer Aufschwung der Vedanta Lehre in Indien knüpfte, ging eine große Anzahl von Schriften hervor, die seinen Namen tragen, deren Echtheit aber noch zu untersuchen bleibt. Sein Hauptwerk ist der zusammen mit der Glosse des Govindananda (für 3,4 des Anandagiri) in der Bibl. Ind. 1155 Seiten zählende Kommentar zu den Brahmasutras, der ein im wesentlichen allseitiges und ausreichendes Bild seines Systemes bietet, und aus welchem allein wir unsere Darstellung desselben schöpfen, um auf diesem Wege einen sicheren Maßstab zu gewinnen, an dem sich weiterhin die Echtheit der übrigen, dem Shankara zugeschriebenen Werke, sowohl der kleineren Schriften, als auch seiner Kommentare zu den Upanishaden, ermessen lassen. Aus der Untersuchung der letztern werden sich dann wieder wichtige Rückschlüsse über die Entstehungszeit sowie über das Ansehen der verschiedenen Upanishaden selbst gewinnen lassen. Einen Beitrag dazu glauben wir durch den oben geführten, allerdings noch bedingten, Nachweis geliefert zu haben, dass Shankara im Brahma Sutra Kommentare keine anderen Upunishaden als Aitareya , Kaushitaki, Chandogya, Kena; Taittiriya, Kathaka, Shvetashvatara, Isha, Brihadaranyaka; Mundaka, Prashna (und gelegentlich Paingi, Anirahasya, Jabala [deren Autorität p. 911,5, vgl. 999,4, angefochten wird], Narayaniya und einmal, eine Atharva Upanishade benutzt. Überliefert werden unter dem Namen des Shankara die in der Bibl. Ind. (Vol. II. III. VII. VIII.) edierten Kommentare zu Brihadaranyaka, Chandogya, Taittiriya, Aitareya, Shvelshvatara, Isha, Kena, Katha, Prushna, Mundaka, Mandukya; auffallend ist es, dass Kaushitaki nicht darunter ist.
Außerdem soll er noch Atharvashikh (Weber, Ind. St., II, 53, L. G.2, S. 182), Nrisinhatapaniya (Colebr., p. 96) und Atharvashiras (Ind. St.,1, 383, L. G., S.188) kommentiert haben. Von andern Werken gehen unter seinem Namen: Aptavajrasuci(ed. Weber, Berlin 1860) und Tripuri, welche beide als Upanishaden aufgezählt werden (Weber, L. 0.2, S. 179), Upadeshasahasri (Colebr., p. 335, Hall, Bibliogr. Index, p. 09), Atmabodha (ed. Calc. 1858), Mohamudgara (Hall, p. 103), Balabodhani (ed. Windischmann in Sanc., Bonn 1833), Balabodhini (Berl. Handschr., Nr. 618,2) und eine Reihe anderer Schriften, die man bei Windischmann und Hall (vgl. Regnaud, Matériaux, p. 34. Weber Verz. der Berliner H. S., S. 180, L. G.2, S. 205 N. Lassen, Bhagavadgita, p. XII) aufgezählt findet.
Charakteristisch für das Zeitalter des Shankara wie für seine theologische Anschauung ist eine Stelle seines Kommentars zu den Brahma Sutras, p. 313,8 fg., die wir hier übersetzen: „Denn auch solches, was für uns nicht wahrnehmbar ist, war für die Altvordern wahrnehmbar; so wird überliefert, dass Vyasa [der Autor des Mahabharatam] und andere mit den Göttern und [[[Rishi]]s] in der Wahrnehmung Verkehr gepflogen haben. Wer aber behaupten wollte, dass es, so wie für die jetzt Lebenden, auch für die Altvordern nicht möglich gewesen sei, mit Göttern usw. zu verkehren, der würde die Mannigfaltigkeit der Welt leugnen; er könnte auch behaupten, dass es, so wie jetzt, auch zu andern Zeiten keinen weltbeherrschenden Fürsten (Sarvabhaumah Kshatriyah) gegeben habe, und somit würde er die auf die Königsweihe bezüglichen Gebote nicht gelten lassen.
Er könnte ferner annehmen, dass, so wie jetzt, auch zu andern Zeiten die Pflichten der Kasten und Ashramas keine feststehende Regel gehabt hätten, und somit würde er den Gesetzeskanon, welcher die Regeln dafür angibt, als zwecklos betrachten. Man muss daher festhalten, dass die Altvordern, zufolge hervorragender Verdienste, mit Göttern und [Rishis] sichtbarlich verkehrt haben. Auch sagt die Smriti [Yogasutra 2,44]: durch Studium [wird erlangt] mit der geliebten Gottheit Vereinigung. Und wenn dieselbe weiter lehrt, dass der Yoga als Lohn die Herrschaft über die Natur verleiht, bestehend [in „der Freiheit von der Körperlichkeit und ihren Gesetzen, und dadurch] in der Fähigkeit, sich atomklein zu machen usw. [2. sich leicht zu machen, 3. sich groß zu machen, 4. an alles zu reichen, 5. jeden Wunsch zu verwirklichen, 6. alle Wesen mit seinem Willen zu regieren, 7. Schöpferkraft zu besitzen, 8. in alles einzugehen, Gaudap. ad Sankhyak. 23, Vedavyasa ad Yogas. 3,44] — so ist auch das nicht durch einen bloßen Machtspruch von der Hand zu weisen."
Siehe auch
Literatur
- Leben und Werk von Shankaracharya, mit Videos, Bildern, Lebensbeschreibung und ein Artikel von Swami Sivananda
- Shankara - Leben und Werk, Artikel hier im Yoga Wiki
- Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
- Vedanta - Der Ozean der Weisheit von Swami Vivekananda
- Paul Deussen: Das System des Vedanta, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906.
- Soami Divyanand: Vedamrit - Die Botschaft der Veden. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2); ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.(edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
- Moritz Winternitz: Geschichte der Indischen Literatur, Leipzig, 1905 - 1922, Vol. I - III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: History of Indian Literatur, Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985, Vol I - III
- Aurobindo: Das Geheimnis des Veda, 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
- Lokamanya Bâl Gangâdhar Tilak: Orion ou Recherches sur l'Antiquité des Védas, Milan, Éditions Archè, 1989
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005
Weblinks
- Meditation Anleitungen, darunter einige abstrakte Techniken aus dem Vedanta
- Artikel von Swami Sivananda: Vedanta
- Divine Life Society - Sivananda Ashram
Seminare
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