Selbstbestrafung

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Selbstbestrafung - was ist das? Wie geht man damit um? Selbstbestrafung ist eine Methode, sich für vermeintliche oder echte eigene Fehler und Vergehen zu bestrafen. Es gibt Selbstbestrafung im psychologischen und religiösem Kontext. In vielen Religionen war es üblich, dass Menschen sich selbst bestrafen, wenn sie sich nicht an die religiösen Gebote, an die eigenen Vorsätze oder die ihnen auferlegte Disziplin gehalten haben. Formen der Selbstbestrafung waren z.B. Fasten, das Tragen von härenen Gewändern, Dornengürtel, Schlafentzug, intensivere spirituelle Praktiken oder auch reumütiges Gestehen der Vergehen vor einer Gruppe.

Lebensfreude, der Gegenpol zu Selbstbestrafung

Selbstbestrafung als ausgedientes Konzept?

Inzwischen ist in spirituellen Bewegungen das Konzept der Selbstbestrafung etwas aus der Mode gekommen. In der Psychologie gibt es das Konzept der Selbstbestrafung in vielfacher Hinsicht. Da wird destruktives Verhalten, ja auch Schmerzen, als Selbstbestrafung gedeutet. Z.B. gibt es in der Psychoanalyse das Konzept der Selbstbestrafung, indem man selbst körperliche Krankheiten erleidet, weil man sich für einen anderen nicht aufopfert. Wer seinen Vater z.B. nicht pflegen wollte, der kann sich mit Lähmung und Schmerzen unterbewusst selbst bestrafen. Selbstbestrafung kann auch die Form der Autoaggression sein: Man fügt sich selbst Schmerzen zu, Verletzungen zu, um eine Schuld zu sühnen. Das kann bewusst oder unbewusst geschehen. Es wird in der Psychotherapie diskutiert, ob Magersucht, Anorexie, auch manchmal mit Selbstbestrafung zu tun hat. Selbstbestrafung kann auch dahinter stecken, wenn Menschen, die ein negatives Vaterbild haben, immer dann wenn sie einen großen Erfolg gehabt haben, einen beruflichen Aufstieg zu verzeichnen hatten, etwas tun, um den Erfolg zunichte zu machen. Wer ein negatives Vaterbild hat, der hat dafür ein schlechtes Gewissen. Dieses sorgt dafür, dass man nicht erfolgreicher sein kann als der Vater. Indem man sich für den Erfolg selbst bestraft, sühnt man dafür.

So hat Selbstbestrafung viele Aspekte. Bis heute gibt es in der Verhaltenstherapie, insbesondere in der Selbstkontrolltherapie, weiter das Konzept der Selbstbestrafung, um von Süchten, negativen Verhaltensweisen, loszukommen: Man belohnt sich für gutes Verhalten, man bestraft sich für schlechtes Verhalten. Auch Swami Sivananda empfiehlt in manchen seiner Werke Selbstbestrafung als Mittel, um unerwünschte Verhaltensweisen überwinden zu können. Bei Yoga Vidya wird das Wort Selbstbestrafung nicht verwendet.

Umgang mit Selbstbestrafung anderer

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Es gibt Menschen, die gehen nicht sehr freundlich mit sich selbst um. Es gibt Menschen, die gehen mit anderen freundlicher um, als mit sich selbst. Wie gehst du damit um? Es gibt verschiedene Formen von Selbstbestrafung. Es gibt krankhafte Formen von Selbstbestrafung, diese Menschen müssten man versuchen, in die Psychotherapie zu führen. Man kann Menschen raten: "Ich glaube, du hast eine psychische Schwierigkeit/ein psychisches Problem/eine psychische Störung." Dann kann man Menschen auch mal sagen: "Ich glaube, du solltest eine Psychotherapie mitmachen."

Dann gibt es Menschen, die sich subtiler selbst bestrafen. Diese Menschen könntest du darauf aufmerksam machen. Ich habe es zum Beispiel gar nicht mal selten erlebt, dass Menschen, die ein schwaches Vaterbild haben, immer dann, wenn sie erfolgreich sind, den Erfolg wegwerfen. Manche Menschen haben z.B. einen Vater, der nicht erfolgreich war, vielleicht war er alkoholsüchtig, vielleicht hat er eine andere Sucht gehabt, vielleicht hat er ein Leben gehabt, in dem er immer wieder in Schwierigkeiten gekommen ist. Vielleicht hat ihr Vater sie immer wieder geschimpft. Vielleicht haben sie ein sehr schlechtes Vaterbild. Sie bemühen sich nun, es besser zu machen als der Vater, und immer, wenn sie den beruflichen Aufstieg erreicht haben, dann werfen sie alles hin. Sie bestrafen sich selbst dafür, dass sie erfolgreicher sind als der Vater. Das kann man Menschen mal sagen, eventuell kann man ihnen helfen, das in einer Psychotherapie oder einer Familienaufstellung zu bearbeiten. Eventuell können die Menschen lernen, innerlich mit ihrem Vater zurechtzukommen, ihr Vaterbild zu ändern und letztlich zu wissen, ihr Vater will ja gar nicht, dass sie sich selbst bestrafen.

Es gibt auch andere Formen von Selbstbestrafung, die früher in spirituellen und religiösen Kreisen üblich waren, das heißt, wenn man morgens seine Yoga-Übungen nicht macht, dann gibt es eben auch kein Frühstück, als ein Beispiel. Und wenn jemand am Tag etwas getan hat, was er nicht hätte tun sollen, schläft er eben auf dem Boden. Es gibt also solche Formen der Selbstbestrafung, die heutzutage in spirituellen und religiösen Kreisen eher aus der Mode gekommen sind, aber sie müssen nicht falsch sein. Da musst du nicht deine Überzeugung kundtun, dass das nicht angemessen ist.

Es gibt natürlich auch Formen der Selbstbestrafung, die man nicht tun soll, also man sollte nicht seinen Körper quälen im Namen der Spiritualität und der Religiosität. Vom Yogastandpunkt aus gilt das Geißeln, das Auspeitschen, das Ritzen oder Dornengürtel usw. als tamassig, also etwas, was man nicht tun sollte. Aber man kann sich etwas vornehmen, man kann sagen, man will an sich arbeiten und wenn man das nicht getan hat, kann man bestimmte Konsequenzen ziehen. Man muss das nicht gleich als Selbstbestrafung bezeichnen. Wenn Menschen sich auf harmlose Weise selbstbestrafen, um etwas massiver an sich zu arbeiten, ist das ganz ok. Nur Selbstbestrafung sollte nicht darin münden, dass man körperlich sich irgendwelche Schmerzen antut oder irgendetwas tut, was ungesund ist.

Das waren jetzt einige Gedanken zum Thema Selbstbestrafung. Du siehst, es ist ein komplexes Thema, das sehr komplexe Umgangsweisen hat. Es gibt nämlich Selbstbestrafung in den unterschiedlichsten Kontexten. Es gibt die direkt krankhafte Selbstbestrafung, die zum Psychotherapeuten gehört, es gibt die subtile Selbstbestrafung, die einen davon abhält, im Leben erfolgreich zu sein und die vielleicht auch psychotherapeutisch aufgearbeitet werden kann und es gibt harmlose Formen von Selbstbestrafung, die von manchen spirituellen Lehrern als hilfreich erachtet werden. Ich selbst bin aber kein allzu großer Fan davon.

Selbstbestrafung und Depression

Vortrag von Sukadev 2015

So fühlt sich eine Depression an

Wenn es dir mal schlecht geht, du mal in einer deprimierten Phase bist, kannst du auch überlegen, ob dieses Schlecht-gehen vielleicht auch eine Form der Selbstbestrafung ist. Vielleicht hast du etwas getan, was du im Nachhinein bereust und vielleicht findest du, dass du eigentlich etwas anderes hättest tun sollen. Es könnte sein, dass deine schlechte Laune, dein depressiver Gemütszustand eine Art Selbstbestrafung ist. Es könnte eine Möglichkeit sein. Natürlich, die meisten Depressionen haben damit nichts zu tun.

Man findet das gar nicht selten und man kann Selbstbestrafung üben für etwas, was man tatsächlich getan hat, vielleicht hast du jemanden schäbig behandelt, die Position erreicht, die du erreicht hast, in dem du jemand anderen auf unethische Art und Weise ausgetrickst hast. In diesen Fällen ist es natürlich gut, das Unrecht wieder gut zu machen. Wenn möglich gegenüber diesem Menschen oder auch Spenden an eine gemeinnützige Organisation oder auch in dem du sagst, ich habe diesen Posten jetzt mit unrechtmäßigen Mitteln erworben, ich werde ihn jetzt auch wieder aufgeben. Besser, als in eine echte Depression hineinzukommen.

Es gibt aber auch Selbstbestrafung für nicht eigenes Verfehlen. Ich habe es gar nicht mal selten erlebt, dass Menschen mit schwachem Vaterbild, sich irgendwo für ihren eigenen Erfolg bestrafen. Ich kenne einige Menschen, die sehr klug, geschickt, engagiert waren und Energie hatten. Aber sie hatten einen Vater, der entweder Alkoholiker war oder irgendwo sich nicht um die Familie gekümmert hatte. Jedenfalls, der nicht sehr erfolgreich war. Immer dann, wenn das Kind, und das war in dem einen Fall ein Mann und ein anderes Mal eine Frau, plötzlich sehr erfolgreich war durch Engagement, Energie, Intelligenz und durch geschicktes Handeln, gerade kurz vor dem Durchbruch war oder den Durchbruch erreicht hatte, plötzlich in eine Depression hineingestürtzt ist, und alles wieder aufgegeben hat. Das nennt man auch Selbstsabotage. Dort lag für mich die Vermutung nahe, dass dies eine Art von Selbstbestrafung ist.

Das Kind möchte nicht erfolgreicher sein als der Vater. Und wenn es dabei ist, erfolgreicher zu sein, boykottiert es auch als 40,50-jährige/r den Erfolg, rutscht dabei vielleicht sogar in eine Depression hinein, bestraft sich für den Erfolg mit Depression. Wie gehst du damit um? Gut, es gibt Möglichkeiten der Familienaufstellung oder man könnte auch sagen: "Vater ich möchte dich erlösen, und ich möchte dich erlösen, in dem ich für dich erfolgreich bin.". Nicht im Sinne von "ich werde zeigen, dass ich erfolgreicher bin als mein Vater.", sondern im Sinne von "ich möchte Dich erlösen, in dem ich auch für Dich erfolgreich bin.". Du kannst überlegen, ob du dir das innerlich sagen kannst: "Lieber Vater, ich möchte dich erlösen, in dem ich erfolgreich bin. Auch für Dich erfolgreich bin.".

Überlege, ob das für dich etwas sein kann, was für dich interessant ist, für dich hilfreich sein könnte.

Selbstbestrafung in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Selbstbestrafung gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Der Gott Dhanvantari ist für Heilung zuständig. Die Ayurvedis beten zu ihm.

Synonyme Selbstbestrafung - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Selbstbestrafung sind zum Beispiel Autoaggression, Selbstgeißelung, Selbstkasteiung, Selbstschädigung .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Selbstbestrafung - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Selbstbestrafung sind zum Beispiel Selbstliebe, Selbstverliebtheit, Egozentriertheit . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Selbstbestrafung, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Selbstbestrafung, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Selbstbestrafung stehen:

Eigenschaftsgruppe

Selbstbestrafung kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

  • Schattenseiten-Kategorie Leiden

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Selbstbestrafung sind zum Beispiel das Adjektiv selbstbestrafend, das Verb bestrafen, sowie das Substantiv Selbstbestrafer.

Wer Selbstbestrafung hat, der ist selbstbestrafend beziehungsweise ein Selbstbestrafer.

Siehe auch

Mit Burnout umgehen und Burnout überwinden lernen Yoga Vidya Seminare

Seminare zum Thema Umgang mit Burnout:

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Beate Menkarski

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