Übertreibung

Aus Yogawiki

Übertreibung ist ein stilistisches Element, um etwas klarer zu machen. Indische Yogameister z.B. nutzen gerne Übertreibung, um Aspiranten zu inspirieren. Es scheint, dass nördliche Völker eher zu Understatement, Untertreibung, neigen. Und es scheint, dass südlichere Völker eher zur Übertreibung neigen. Wer also Yogabücher indischer Yogameister liest, sollte im Hinterkopf behalten, dass gewisse Übertreibungen einfach dazugehören.

Indische Yogis haben eine gewisse Neigung zur Übertreibung - was aber kulturell geprägt ist

Wortherkunft Übertreibung - Etymologie

Das Wort Übertreibung kommt vom Verb übertreiben. Übertreiben heißt etwas größer und wichtiger darzustellen. Übertreiben kommt vom mittelhochdeutschen übertriben mit gleicher Bedeutung. Übertreiben wiederum kommt vom Verb treiben, tun, mit etwas beschäftigen, vorwärtsbewegen. Treiben kommt vom althochdeutschen triban, nachweisbar aus dem 8. Jahrhundert, und ist sinnverwandt mit dem englischen "drive".

Übertreibung in der Werbung

Es gibt die Redewendung: Klappern gehört zum Geschäft. So übertreibt Werbung typischerweise den Nutzen von etwas, um zum Kaufen anzuregen. Es gibt daher auch die Aussagen "Dreiviertel abziehen". Wenn man in einem Werbespot etwas hört, muss man Dreiviertel des behaupteten Nutzens abziehen, um die Übertreibung zu neutralisieren.

Übertreibung als rhetorisches Stilmittel

In der Rhetorik gilt die Übertreibung als eines der Stilmittel, um Zuhörer zu begeistern, zu erreichen. Auch hier weiß der Zuhörer, die Zuhörerin hoffentlich, das der Redner, die Rednerin, übertreibt.

Übertreibung und Wahrhaftigkeit

Ist Übertreibung ein Verstoß gegen Satya, Wahrhaftigkeit?

Das hängt vom Standpunkt ab: Streng genommen ist jede Übertreibung ein Verstoß gegen Wahrhaftigkeit.

Andererseits: Wenn Menschen wissen, dass hier Übertreibung vorliegt, dass in diesem kulturellen Kontext diese Art der Sprache üblich ist, dann ist Übertreibung kein Verstoß gegen Wahrhaftigkeit - sondern legitime Verwendung von üblichen Sprachmitteln.

Wichtig ist, dass man versteht, aus welchem Kontext heraus eine Aussage getroffen ist - und wie diese Kultur Übertreibungen verwendet.

Übertreibung im Yoga

In der Yoga Literatur und auch in Yoga Vorträgen trifft man häufig auf Übertreibungen. Yoga stammt aus Indien - in Indien ist das Stilmittel der Übertreibung ein übliches Mittel. Auch im alten Rom galt ja, wie viele im Latein-Unterricht gelernt haben: Übertreibung war üblich. Der Superlativ "optimus", wörtlich "der Beste", wird am besten übersetzt mit "besonders gut". So ist es auch in den indischen Schriften. Wenn z.B. die Hatha Yoga Pradipika schreibt: "Die Übung des Pfaus (Mayurasana) beseitigt alle Krankheiten", dann ist damit nicht gemeint, dass tatsächlich alle, alle Krankheiten allein durch diese Übung verschwinden. Boris Sacharow hat mal vorgeschlagen, stattdessen zu übersetzen "beseitigt allerlei Krankheiten".

Oder wenn Swami Sivananda schreibt: "Sei besonnen und mäßig, dann wirst du gesund sein", dann ist damit gemeint: "Besonnenheit und Maßhalten erhöht die Wahrscheinlichkeit, gesund zu sein."

Ein Problem entsteht manchmal, wenn Deutsche, die heutzutage oft nicht zu Übertreibungen neigen, Aussagen indischer Meister wörtlich nehmen. Dann sind sie zum Teil empört, dass der Yogameister sich nicht an Satya, Wahrhaftigkeit hält. Oder sie verbreiten etwas als alleinseligmachende Wahrheit. Wenn z.B. ein indischer Meister sagt: "Das Singen des Mahamantras ist die beste, ja sogar die einzige Weise, im Kali Yuga Gottverwirklichung zu erreichen", dann kann ein Deutscher dadurch zum Fanatiker werden. Der indische Meister versteht sich typischerweise sehr gut mit einem anderen, der ein anderes Mantra rezitiert - oder einen ganz anderen Weg geht. Der deutsche Yogaschüler sollte die obige Aussage des Meisters übersetzen in: "Das Singen des Mahamantra ist eine besonders gute spirituelle Praxis".

Siehe auch

Hier einige Links zu Begriffen hier im Wiki, die mit Übertreibungen zu tun haben: