Sanskrit Kurs Lektion 39: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. April 2016, 17:16 Uhr
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Das Absolutivum (1)
Absolutivum (Plural: Absolutiva) nennt man in der Sanskrit Grammatik eine indeklinable (unveränderliche) partizipähnliche Form, die von einer Verbalwurzel (Dhatu) abgeleitet wird. Sie bezeichnet eine Nebenhandlung (Guna Kriya), die (in der Regel) vor der eigentlichen Haupthandlung (Mukhya Kriya) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (Agens, Kartri) hat.
Bildung und Bedeutung
Zur Bildung des Absolutivums werden zwei Suffixe (Pratyaya) gebraucht. Je nach dem, ob vor der Wurzel ein Präfix (Upasarga) steht oder nicht, tritt an die schwache Form der Verbalwurzel das Suffix -ya (-tya) bzw. -tvā. Die Grundbedeutung der Wurzel wird durch das Präfix häufig modifiziert oder gänzlich verändert:
- Wurzel kṛ "tun, machen" (ohne Präfix) + Suffix -tvā ergibt kṛtvā "getan habend, gemacht habend"
- Wurzel kṛ mit Präfix vi "verändern, umgestalten" + Suffix -tya ergibt vikṛtya "verändert habend, umgestaltet habend"
- Wurzel dā "geben, schenken" (ohne Präfix) + Suffix -tvā ergibt dattvā "gegeben habend, geschenkt habend"
- Wurzel dā mit Präfix ā "nehmen, entgegennehmen, erhalten" + Suffix -ya ergibt ādāya "in Empfang genommen habend"
Das Absolutivum bleibt unveränderlich (Avyaya), d.h. es nimmt weder Fall (Kasus), Zahl (Numerus) noch Geschlecht (Genus) des Substantivs an, auf das es sich bezieht. Daher lässt sich aus seiner Form auch nicht schließen, ob es sich auf ein männliches, weibliches oder sächliches Substantiv bezieht.
Durch die Verwendung von Absolutiva kann man auf effektive Weise ganze Nebensätze in komprimierter Form ausdrücken. Daher ist diese Form im Sanskrit sehr beliebt und geläufig.
Häufige Absolutiva
Ein Auswahl der häufigsten Formen des Absolutivums findest du hier.
Übung 1 - 3
- Devanagari: कटं कृत्वा पुरुषो ग्रामं गच्छति |
- wissenschaftliche Transliteration: kaṭaṃ kṛtvā puruṣo grāmaṃ gacchati |
- vereinfachte Transkription: katam kritva purusho gramam gachchhati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Eine Matte (Kata, Akk. Sg. m.) gemacht habend (kṛtvā, kṛ) der Mann (Purusha, Nom. Sg. m.) ins Dorf (Grama, Akk. Sg. m.) geht (gam, Verb), d.h. "Nachdem er eine Matte gemacht hat, geht der Mann ins Dorf."
- Devanagari: मालां कृत्वा कन्या नगरं गच्छति |
- wissenschaftliche Transliteration: mālāṃ kṛtvā kanyā nagaraṃ gacchati |
- vereinfachte Transkription: malam kritva kanya nagaram gachchhati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Eine Kette (Mala, Akk. Sg. f.) gemacht habend (kṛtvā, kṛ) das Mädchen (Kanya, Nom. Sg. f.) in die Stadt (Nagara, Akk. Sg. n.) geht (gam, Verb), d.h. "Nachdem es eine Kette gemacht hat, geht das Mädchen in die Stadt."
- Devanagari: गां दत्त्वा वैश्यो मन्दिरं गच्छति |
- wissenschaftliche Transliteration: gāṃ dattvā vaiśyo mandiraṃ gacchati |
- vereinfachte Transkription: gam dattva vaishyo mandiram gachchhati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Eine Kuh (Go, Akk. Sg. f.) gegeben habend (dattvā, dā) der Vaishya (Nom. Sg. m.) zum Tempel (Mandira, Akk. Sg. n.) geht (gam, Verb), d.h. "Nachdem er eine Kuh gegeben hat, geht der Vaishya zum Tempel."
Erläuterungen
- In diesen Sätzen (Vakya) bezeichnet das Verb gacchati "er (sie, es) geht" (3. Pers. Sg. Aktiv) die Haupthandlung. Die der Haupthandlung zeitlich vorausgehende Nebenhandlung wird jeweils durch die Absolutiva kṛtvā und dattvā ausgedrückt.
- Die Akkusative (Dvitiya) kaṭam, mālām und gām sind jeweils logisches Objekt (Karman) der als Absolutivum ausgedrückten Nebenhandlung kṛtvā bzw. dattvā.
- Die Akkusative grāmam, nagaram und mandiram sind jeweils logisches Objekt der Haupthandlung gacchati.
- Die Nominative (Prathama) puruṣaḥ, kanyā und vaiśyaḥ sind jeweils logisches Subjekt (Agens, Kartri) sowohl der Haupthandlung gacchati als auch der Nebenhandlungen kṛtvā bzw. dattvā.
- Sandhi: Das auslautende m der Akkusative kaṭam, grāmam, mālām, nagaram, gām und mandiram geht vor einem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über. Die Formen puruṣo und vaiśyo stehen für puruṣaḥ bzw. vaiśyaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: g und m) zu -o wird.
Übung 4
- Devanagari: गामादाय ब्राह्मणो मन्त्रं पठति |
- wissenschaftliche Transliteration: gām ādāya brāhmaṇo mantraṃ paṭhati |
- vereinfachte Transkription: gam adaya brahmano mantram pathati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Die Kuh (Go, Akk. Sg. f.) in Empfang genommen habend (ādāya, ā + dā) der Brahmane (Brahmana, Nom. Sg. m.) ein Mantra (Akk. Sg. m.) rezitiert (paṭh, Verb), d.h. "Nachdem er die Kuh in Empfang genommen hat, rezitiert der Brahmane ein Mantra."
Erläuterungen
- Das Verb paṭhati "er rezitiert" (3. Pers. Sg. Aktiv) ist die Haupthandlung. Die der Haupthandlung zeitlich vorausgehende Nebenhandlung wird durch das Absolutivum ādāya ("genommen habend") ausgedrückt.
- Der Akkusativ gām ist das logische Objekt (Karman) der als Absolutivum ausgedrückten Nebenhandlung ādāya.
- Der Akkusativ mantram ist das logische Objekt der Haupthandlung paṭhati.
- Der Nominativ brāhmaṇaḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) sowohl der Haupthandlung paṭhati als auch der Nebenhandlung ādāya.
- Sandhi: Die Form brāhmaṇo steht für brāhmaṇaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: m) zu -o wird. Das auslautende m des Akkusativs mantram geht vor einem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über.
Übung 5
- Devanagari: स्ववेषं विकृत्य राजा हर्म्यं त्यजति |
- wissenschaftliche Transliteration: svaveṣaṃ vikṛtya rājā harmyaṃ tyajati |
- vereinfachte Transkription: svavesham vikritya raja harmyam tyajati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Seine Kleidung (Sva-Vesha, Akk. Sg. m.) verändert habend (vikṛtya, vi + kṛ) der König (Rajan, Nom. Sg. m.) den Palast (Harmya, Akk. Sg. n.) verlässt (tyaj, Verb), d.h. "Nachdem er sich verkleidet hat (wörtl.: "seine Kleidung verändert hat"), verlässt der König den Palast."
Erläuterungen
- Das Verb tyajati "er verlässt" (3. Pers. Sg. Aktiv) ist die Haupthandlung. Die der Haupthandlung zeitlich vorausgehende Nebenhandlung wird durch das Absolutivum vikṛtya ("verändert habend") ausgedrückt.
- Der Akkusativ sva-veṣam ist das logische Objekt (Karman) der als Absolutivum ausgedrückten Nebenhandlung vikṛtya. Das Kompositum sva-veṣa gehört zum Tatpurusha genannten Typ.
- Der Akkusativ harmyam ist das logische Objekt der Haupthandlung tyajati.
- Der Nominativ rājā ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) sowohl der Haupthandlung tyajati als auch der Nebenhandlung vikṛtya.
- Sandhi: Das auslautende m der Akkusative sva-veṣam und harmyam geht vor einem Konsonanten in Anusvara (ṃ) über.
Seminare
Sanskrit und Devanagari
11.11.2016 - 13.11.2016 - Sanskrit
25.11.2016 - 27.11.2016 - Sanskrit
Erlernen der Devanagari-Schrift zum korrekten Aussprechen der Mantras.
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
- Sanskrit Kurs Lektion 16
- Sanskrit Kurs Lektion 17
- Sanskrit Kurs Lektion 18
- Sanskrit Kurs Lektion 19
- Sanskrit Kurs Lektion 20
- Sanskrit Kurs Lektion 21
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- Sanskrit Kurs Inhaltsverzeichnis