Wille: Unterschied zwischen den Versionen

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===Gott, dein Wille geschehe – Bh.G. V III 28===
===Gott, dein Wille geschehe – Bh.G. V III 28===
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===Freier Wille – gibt es so etwas? – mp3 Vortrag===
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Version vom 27. März 2013, 14:38 Uhr

Freier Wille und Fatalismus

Artikel von Swami Sivananda aus dem Buch „Practice of Karma Yoga

Im Westen besteht immer noch die Kontroverse zwischen freiem Willen und Fatalismus (Schicksalsglauben) und niemand ist bisher zu einem endgültigen Schluss gekommen. Es ist sehr schade, dass die Karmalehre fälschlicherweise für Fatalismus gehalten wird. Unter Fatalismus versteht man die Lehre, dass alle Ereignisse dem Schicksal unterliegen und aus unvermeidlicher Notwendigkeit geschehen.

Schicksal wird auch als Glück oder Zufall verstanden. Jenes unerklärliche, geheimnisvolle Etwas, das den Menschen Prüfungen, Erfolge und Misserfolge bringt, das ihn durch Lektionen unterschiedlicher Art, die es ihm erteilt, formt und bildet. Das für ihn wie eine Mutter sorgt, das ihm alle möglichen Erfahrungen zuteilt, das trübe und sonnige Tage bringt, das einen Bettler zum Grundbesitzer erhebt und einen mächtigen Potentaten auf die Stufe eines Straßenbettlers sinken lässt, das unterschiedliche Früchte und Erfahrungen an zwei Menschen verteilt, die gleiche Talente und Kapazitäten haben, das, was Napoleon zeitweise zur Schreckgestalt in den Augen der Menschen werden ließ und dann zum Gefangenen und das, was einen bestimmten Lebensabschnitt eines Menschen ziemlich stürmisch macht und einen anderen Teil recht ruhig, wird Schicksal genannt. Das Schicksal erzieht und lehrt den Menschen. Wie seltsam das Schicksal auch erscheinen mag, es arbeitet in Harmonie mit dem Gesetz der Kausalität.

Das Schicksal ist jedermanns Eigenwerk. Der Mensch handelt, denkt und entwickelt seinen eigenen Charakter. Er webt ein Netz wie eine Spinne oder eine Seidenraupe und verfängt sich selbst in dessen Maschen aufgrund der drei Knoten, nämlich Avidya, Kama und Karma. Er selbst hat das Schicksal zum König gekrönt und gehorcht aufgrund seines Unwissens und darauf beruhender Folgen dessen Befehlen.

Die Karmalehre ist das Gegenteil zur Lehre des Fatalismus. Fatalismus verursacht Trägheit, Lethargie, Willensschwäche und Verhaftung. Fatalismus zerstört den Glauben. Er verursacht schreckliche Furcht bei den Menschen. Er zerstört die Ethik. Er kontrolliert Wachstum und Entwicklung, während die Karmalehre einen ermutigt, seine Lage zu verbessern. Sie ist eine Quelle des Trostes. Sie sichert dem Menschen ein reicheres und glücklicheres Leben. Sie setzt Willensfreiheit voraus. Freiheit ist die Essenz des Karma. Sie schafft Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Karmalehre bietet die rationalste und wissenschaftlichste Erklärung für das, was man Schicksal nennt. Sie versichert uns, dass, obwohl die Gegenwart, deren Schöpfer oder Verursacher man selbst ist, unabänderlich und unwiderruflich ist, dass man seine Zukunft doch verbessern kann, indem man seine Gedanken, Gewohnheiten, Tendenzen und Handlungsweisen ändert. Dies ist für den Verzweifelten sehr beruhigend, tröstlich, stärkend und ermutigend.

Dies ist auch ein starker Ansporn für den Menschen, zu kämpfen und sich anzustrengen, um sich selbst zu verbessern. Auch ein verlassener und hilfloser Mensch wird fröhlich, wenn er diese Lehre versteht. Die Karmalehre bringt den Hoffnungslosen Hoffnung, den Hilflosen Hilfe, den Freudlosen Freude und den Schwachen neue Stärke. Sie richtet den am Boden liegenden Menschen wieder auf. Sie ist eine ideale Motivation für Niedergeschlagene und Bedrückte. Die Karmalehre sagt: „Beschuldige niemanden, wenn du leidest. Beschuldige nicht Gott. Beschuldige zuerst dich. Du musst ernten, was du im früheren Leben gesät hast. Dein momentanes Leiden geht auf dein eigenes schlechtes Karma in deinem letzen Leben zurück. Du bist selbst der Urheber deines gegenwärtigen Zustands. Die Gegenwart ist unabänderlich. Weine nicht. Schreie nicht wegen vergossener Milch. Es ist sinnlos. Du gewinnst nichts dabei. Statt über die Missernte des letzten Jahres zu weinen, gehe und pflüge dieses Jahr. Du bekommst dieses Jahr ausreichend Regen und reiche Ernte. Handle jetzt tugendhaft. Denke recht. Handle recht. Du wirst eine glänzende und herrliche Zukunft haben“. Wie wunderschön und bewegend ist diese großmütige Karmalehre! Die Karmalehre entwickelt Glaube und unterstützt die Ethik. Sie besagt: „Wenn du jemanden verletzt, dann verletzt du dich selbst“.

Jede Handlung bewirkt beim Handelnden einen doppelten Effekt, einen in der inneren Natur in Form einer Tendenz, sei sie gut oder schlecht und die andere in Form einer Frucht, Belohnung oder Bestrafung. Das vergangene Karma beeinflusst das gegenwärtige Leben auf zweierlei Weise, erstens über den Charakter oder der innerlichen Tendenz und zweitens äußerlich als Schicksal. Begehst du eine Handlung, so schafft sie Samskara im Chitta. Samskara verursacht eine Tendenz. Die Tendenz entwickelt sich durch wiederholte Handlungen zur Gewohnheit. Die Handlung manifestiert sich zum Charakter. Der Charakter entwickelt sich zum Schicksal. So ist die Folge: Samskara, Tendenz, Gewohnheit, Charakter und Schicksal.

Die Entscheidungsfähigkeit ist fester Wille. Dieser Wille ist seiner eigenen Natur nach frei. Der Mensch hat durch sein Geburtsrecht einen freien Willen. Er behauptet sich in jedem Augenblick in unserem Leben. Halte dir vor Augen, das jede noch so kleine Handlung, die du ausführst, das Ergebnis dreier zusammenlaufender Kräfte ist, nämlich dem freien Willen, Charakter und Schicksal. Die Bandbreite der Handlungen hängt von der Natur deines Karma und dem daraus geformten Charakter ab. Wenn du in deinem früheren Leben Tugendhaftes getan hast, hast du einen beispielhaften Charakter entwickelt, wird dein Wille ein größeres Betätigungsfeld vorfinden und umgekehrt.

Unter Determinismus versteht man die Lehre, das alle Dinge, einschließlich des Willens, von Ursachen determiniert (begrenzt) sind. Dies ist das Gegenteil zum freien Willen. Es steht in der Macht des Menschen zwischen Alternativen, die das Schicksal ihm bringt, zu entscheiden. Durch die Wahl zwischen ihnen, kann er entweder seinen Tendenzen folgen, die seine vergangenen Handlungen hervorbrachten oder gegen sie ankämpfen. Der Wille eines Menschen ist immer frei. Die von den Deterministen hervorgebrachten Argumente, dass der menschliche Wille determiniert sei, sind nicht schlüssig und haltbar; sie lösen sich auf.

Liebe Freunde! Der Mensch ist der Herr seines Schicksals. Wacht jetzt auf aus dem Schlaf der Unwissenden. Werdet keine Fatalisten. Denkt recht. Handelt recht. Führt ein tugendhaftes Leben. Verletzt nie die Gefühle eines anderen. Formt euren Charakter. Reinigt euren Geist. Konzentriert euch. Ihr seid Nitya Mukta Purusha. Tat Tvam Asi – Du bist das.

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Gott, dein Wille geschehe – Bh.G. V III 28

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Freier Wille – gibt es so etwas? – mp3 Vortrag

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