Svayamvara
Svayamvara (Sanskrit: स्वयंवर svayaṁvara) ist die Wahl des Bräutigams durch die Braut. Swayamvara bedeutet wörtlich Selbstwahl, eigene (Svayam) Wahl (Vara). Gemeint ist die Auswahl des Bräutigams durch die Braut im Rahmen einer Art "Bräutigamschau". Im alten Indien war es üblich, ein Turnier oder einen Wettkampf zu organisieren, um den geeigneten Ehemann für eine Tochter zu finden. Dabei entscheidet die Tochter selbst, wen sie als ihren Bräutigam wählt. "Svayam" bedeutet "Selbst" und "vara" bedeutet "Wunsch" oder Bräutigam.
Der Vater der Braut leitet den Svayamvara an einem glücksverheißenden Tag, der von Astrologen vorher bestimmt wurde. Die Nachricht wird, ähnlich wie bei einem Turnier, in der ganzen Welt verbreitet, und jeder geeignete Kandidat kann teilnehmen. Meist haben Könige die Botschaft auch in benachbarte oder sogar entferntere Königreiche geschickt.
Sukadev über Svayamvara
Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Svayamvara
Svayamvara heißt Selbstwahl. Vara heißt hier "Wahl“, Svayam heißt "selbst“, Svayamvara, die Selbstwahl. Svayamvara heißt, man wählt selbst. Svayamvara kann sich auf vieles beziehen, aber Svayamvara heißt insbesondere, wenn eine Frau selbst ihren Mann aussucht.
Im alten Indien gab es verschiedene Weisen, wie Menschen zusammengefunden haben, um zu heiraten, Familie zu gründen. Da gab es arrangierte Hochzeiten, wo vielleicht aus politischen Gründen Könige ihre Kinder miteinander verheiratet haben oder Adlige. Es gab Hochzeiten, die von dem Ayurveda-Experten und mit Jyotisha-Experten irgendwo arrangiert wurden, wo Menschen aus Horoskop und ihrer Prakriti und ihren Doshas heraus zusammengeführt wurden, in der Hoffnung, dass die besser miteinander harmonieren.
Es gab auch solche Fälle, wo ein König, der den Sieg in einer Schlacht gewonnen hatte, dass er selbst sich dann die Frauen geholt hat, die er wollte und seinen treuesten Kriegern auch weitere Frauen gegeben hat. Die höchstangesehene Brautwahl war aber, dass die Braut sich selbst den Bräutigam ausgesucht hat, das war Svayamvara. Insbesondere große Könige oder auch reiche Menschen, die haben Svayamvara durchgeführt. Sie mussten ihre Tochter nicht irgendwo nutzen, um selbst Macht zu bekommen, sondern sie haben der Tochter Freiheit gegeben.
Svayamvara konnte wiederum auf verschiedene Weisen ausgeführt werden. Sehr bekannt in der indischen Mythologie, z.B. aus Ramayana und Mahabharata, ist, dass dort der König in Absprache mit seiner Tochter eine Art Wettbewerb gemacht hat. Das heißt, es gab so eine Art Turnier oder Wettbewerb, wo dann gesagt wurde: "Bei diesem Wettbewerb wählt dann die Braut selbst aus, wen sie besonders mag.“ Das heißt nicht, dass der Sieger des Turniers oder des Wettbewerbs automatisch der Bräutigam wurde, sondern die potenzielle Braut, die Frau, konnte die anderen dann sehen und hat dann selbst ihre Wahl getroffen.
Manchmal gab es auch die Svayamvaras, da war die Tochter und die hat mit allen mal kurz gesprochen, alle wurden ihr vorgestellt, und nachher hat sie ihre Wahl getroffen. Auf eine gewisse Weise ist das wie heutzutage Speed Dating, nur dass danach auch eine Entscheidung getroffen wurde. Die Braut konnte auch noch entscheiden, dass sie ein oder zwei oder drei noch ein paar Mal sehen würde und hat dann Svayamvara, ihre Brautwahl, getroffen.
Glücklicherweise sind heute alle Partnerschaften, zumindest im Westen, Svayamvara, aus Selbstwahl heraus getroffen. Zwar zeigen empirische Studien, dass die Wahl durch die Eltern oder den Astrologen der Partner nicht unbedingt schlechter ist, als wenn die Menschen sich das selbst aussuchen. Aber für jemanden, der im Westen aufgewachsen ist, ist es sicherlich so, dass wir sehr froh sind, dass wir selbst auswählen können, mit wem wir zusammen sind, ob wir überhaupt zusammen sind und wie lange man mit jemand zusammen ist. In diesem Sinne, heutzutage ist Svayamvara selbstverständlich, im alten Indien war es eine der verschiedenen Möglichkeiten, wie Paare zusammengefunden haben.
Bekannte Svayamvaras
Sita Svayamvara (Ramayana)
Shiva Dhanush, der göttliche Bogen, 2,5 m groß, wie es in der Dhanurveda beschrieben wird, wurde von Shiva dem Weisen Parashurama gegeben, der ein großer Schüler Shivas war. Während dieser sich zu Askese zurückzog, ließ er den Bogen in Obhut Königs Janaka, Sitas Vater.
Als kleines Mädchen hatte Sita einmal beim Spielen den Tisch gerückt, auf dem Shivas Bogen lag. Ansonsten konnte niemand Shivas Bogen auch nur leicht bewegen. König Janaka hatte gesehen, wie Sita den Tisch mit dem Bogen bewegte. In dem Augenblick fasste er den Entschluss, nur demjenigen Sita als Frau zu geben, der Shivas Bogen heben und spannen konnte.
Als Sita ins heiratsfähige Alter kam, organisierte König Janaka den Svayamvara. Rama, begleitet von Lakshmana, war mit dem Weisen Vasishta unterwegs, als dieser eingeladen wurde, dem Svayamvara beizuwohnen. Mit seiner Anwesenheit sollte der Weise den Svayamvara segnen. Der Weise stimmte zu, und nahm Rama und Lakshmana mit.
Als Begleiter des Weisen Vashishta, konnte Rama nicht aus eigener Initiative handeln. Nachdem viele Könige an dem Versuch, Shivas Bogen zu heben, gescheitert waren, bat der Weise Vashishta, Rama es zu tun. Dieser verbeugte sich ehrfürchtig vor Shivas Bogen, was keiner der arroganten Könige vor ihm getan hatte. Dann hob er mit Leichtigkeit den Bogen und spannte ihn so, dass er ihn brach. Damit gewann er, und heiratete Sita, die ihm die Blumengirlande umhängte. Als Sita sich mit der Blumengirlande näherte, war sie von der Präsenz Ramas so ergriffen, dass sie vor ihm mit halb angehobener Blumengirlande wie erstarrt stehenblieb. Rama beugte seinen Kopf vor Sita, damit diese ihm die Blumengirlande umhängen konnte.
Als Sita die Blumengirlande um Ramas Haupt legte, kam der Weise Parashurama in den Palast, aufgebracht, dass sein Geschenk von Shiva selbst, der Shiva Danush zerstört wurde. Er hatte den Knall, mit dem der Bogen in zwei Hälften brach, bis in seinem Retreatplatz in den Bergen gehört, und war nun wütend. Bald erkannte er aber Rama als die nächste Inkarnation Vishnus, und gab ihm Vishnus Bogen und Kraft. Somit war die Inkarnation vollkommen. Es ist die einzige bekannte Gegebenheit, in der sich zwei Avatare Vishnus begegnen. Der Weise Parashurama ist der sechste Avatar Vishnus, Rama der Siebte.
Draupadi Svayamvara (Mahabharata)
Draupadi war die Tochter des Königs Drupada aus Panchal. Dieser wollte, dass Arjuna, der dritte der Pandava Brüder seine Tochter heiratet. Um dies zu erreichen veranstaltete König Drupada ein Svayamvara, mit der Aufgabe, ein bewegliches Ziel, das von der Decke an einem Seil hing, mit einem von höchstens fünf Pfeilen zu treffen. Auf dem Boden war ein Gefäß mit Wasser aufgestellt, in dem sich das Ziel spiegelte. Der Bogenschütze durfte das Ziel nicht direkt in Visier nehmen, sondern musste sich beim Zielen lediglich an der Spiegelung des Ziels im Wasser orientieren. Das war eine Aufgabe, die nur Arjuna bewältigen konnte, und so gewann er Draupadi als Frau, und heiratete sie sofort.
Karna, der ebenfalls ein begnadeter Bogenschütze war, wäre die einzige Konkurenz für Arjuna in diesem Wettkampf gewesen. Ihm wurde aber von Draupadi selbst die Teilnahme verwehrt, mit der Begründung, er sei nur der Sohn eines Wagenlenkers, und somit nicht würdig, an ihrem Svayamvara teilzunehmen.
Die Pandavas hielten sich zu der Zeit in Exil als Asketen auf, und mussten täglich für ihre Nahrung um Almosen bitten. Da es immer wieder zu Streitigkeiten unter den Brüdern kam, wer mehr zum Essen beigetragen hatte, war ihre Mutter Kunti ständig bemüht, Harmonie und Verständnis zu schaffen. Als Arjuna und Yudhishtira von dem Svayamvara mit Draupadi heimkehrten, sagten sie scherzhaft, "Mutter, schaue, was wir heute mitgebracht haben!“ Gedankenverloren antwortete Kunti "Egal was es ist, teilt es unter euch allen Brüdern auf!“ Somit nahmen alle fünf Pandavas Draupadi zur Frau, um den Worten ihrer Mutter zu gehorchen.
Siehe auch
Literatur
- Carl Capeller: Sanskrit Wörterbuch, nach den Petersburger Wörterbüchern bearbeitet, Strassburg : Trübner, 1887
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005
- Mantra-Buch: Zauberworte für alle Lebenslagen
- Das Yoga-Lexikon von Wilfried Hunzermeyer, ISBN 978-3-931172-28-2, Edition Sawitri.
- Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutschvon Martin Mittwede, ISBN 978-3-932957-02-4, Sathya Sai Vereinigung e.V.
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
Weblinks
- Yoga Vidya Sanskrit Glossar
- Yoga Vidya Community - Sanskrit Lexikon Videos
- Offizielle Homepage von Yoga Vidya
- Divine Life Society - Sivananda Ashram
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