Eine Studie über die Bhagavad Gita - Kapitel 7 - Der Eintritt des Absoluten in das Relative: Unterschied zwischen den Versionen

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Nun, die kosmologische Evolutionstheorie, die ich vor einiger Zeit erwähnt habe, die gesamte [[Purusha]]-Prakriti-Anordnung, hätte dich über die Tatsache aufgeklärt, dass die [[drei Gunas]] - [[Sattva]], [[Rajas]] und [[Tamas]] - auch die Bestandteile deiner eigenen Individualität sind. Du bestehst in all deinen [[Hüllen]] nur aus diesen Gunas - Annamaya, Pranamaya, Manomaya, Vijnanamaya, Ananadamaya. Die gleichen Gunas sind auch die Bestandteile der Objekte außerhalb. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es in eurem Fall einen [[Geist]], einen [[Intellekt]], ein [https://www.yoga-vidya.de/prana/ Prana] und andere Dinge gibt, die an dieser [[Kosha]]-Anordnung beteiligt sind, während in dem Objekt, das die adhibhuta prapancha ist, das Tamas überwiegt. In der objektiven Welt überwiegt Tamas, in der subjektiven Individualität überwiegt Rajas und im adhidaiva, der [[Göttlichkeit]], überwiegt Sattva.  
Nun, die kosmologische Evolutionstheorie, die ich vor einiger Zeit erwähnt habe, die gesamte [[Purusha]]-Prakriti-Anordnung, hätte dich über die Tatsache aufgeklärt, dass die [[drei Gunas]] - [[Sattva]], [[Rajas]] und [[Tamas]] - auch die Bestandteile deiner eigenen Individualität sind. Du bestehst in all deinen [[Hüllen]] nur aus diesen Gunas - Annamaya, Pranamaya, Manomaya, Vijnanamaya, Ananadamaya. Die gleichen Gunas sind auch die Bestandteile der Objekte außerhalb. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es in eurem Fall einen [[Geist]], einen [[Intellekt]], ein [https://www.yoga-vidya.de/prana/ Prana] und andere Dinge gibt, die an dieser [[Kosha]]-Anordnung beteiligt sind, während in dem Objekt, das die adhibhuta prapancha ist, das Tamas überwiegt. In der objektiven Welt überwiegt Tamas, in der subjektiven Individualität überwiegt Rajas und im adhidaiva, der [[Göttlichkeit]], überwiegt Sattva.  


Da alles nur aus den drei Gunas der Prakriti besteht, können Sie nachvollziehen, was tatsächlich geschieht, wenn
Sie mit einem Wahrnehmungsobjekt durch die
Sinnesorgane in Kontakt kommen. Die Gunas der Prakriti, die die Bestandteile eurer Sinnesorgane und sogar des Geistes sind, prallen sozusagen aufeinander und kommen mit denselben Eigenschaften in Berührung, die in einem unterschiedlichen Prozentsatz an Kombination und Permutation in Form von Objekten vorhanden sind. Es ist sozusagen eine Welle, die im selben Ozean bei allen Wahrnehmungsakten auf eine andere Welle trifft.
Also, wer sieht die Welt? "Ich sehe die Welt" - sagen Sie das nicht. Prakriti sieht sich selbst. Prakṛteḥ kriyamāṇāni: Alle Handlungen werden nur von Prakriti ausgeführt. Aber dies nicht zu wissen, ahaṁkāravimūḍhātmā: Der Mensch wirkt nur durch das Ego, indem er sich zu sehr auf das
manyate: Ich tue. Weder tust du etwas, noch nimmst du etwas wahr. Dein Bewußtsein, ein Handelnder zu sein, ist auf das Ego zurückzuführen, das in dir vorherrscht, und dein Gefühl, daß du eine äußere Welt wahrnimmst, ist auf das Wirken der gunas von Prakriti zurückzuführen, sowohl subjektiv als auch objektiv.
Deshalb ist Vorsicht das Gebot der Stunde für einen spirituell Suchenden. Es ist schwierig, in dieser Welt zu leben, die so kompliziert ist. Die Kompliziertheit entsteht dadurch, dass ihr nicht wisst, wie ihr in dieser Welt platziert seid. Am Anfang habe ich euch gesagt, dass ihr nichts Sinnvolles in dieser Welt tun könnt, wenn ihr nicht wisst, wo ihr in dieser Welt steht, wo ihr sitzt und was um euch herum ist. Wenn ihr den Kontext und die Umgebung um euch herum kennt, werdet ihr auch wissen, was ihr in diesem Kontext zu tun habt. Zu diesem Zweck habe ich euch ein großes Detail des kosmischen Evolutionsprozesses gegeben, und ihr wisst, wo ihr euch befindet. Daher werdet ihr niemals euer Ego behaupten. Ihr werdet nicht spüren, dass ihr überhaupt existiert. Du wirst mit dem Menstruum der Außenwelt verschmelzen. Du wirst ein Wohltäter für alle sein, ein Freund für alle - ein Freund, Philosoph und Führer, ein Meister.
Atha kena prayuktoyaṁ pāpaṁ carati pūruṣaḥ (Gita
3.36). Arjuna stellt eine Frage: "Wunderbar ist diese Lehre, Meister, aber warum sind wir nicht in der Lage, so zu leben? Wir begehen sozusagen jeden Tag Sünden, Fehler. Wir begehen Fehltritte. Wenn wir das wissen, was ist dann das Problem?"
Sri Krishna gibt eine Antwort. Kāma eṣa krodha eṣa rajoguṇasamudbhavaḥ, mahāśano mahāpāpmā viddhy enam iha vairiṇam (Gita 3.37): Die Vorherrschaft von rajas in deiner Persönlichkeit bringt das Wirken von kama und krodha, Begierde und Zorn, hervor. Irgendwie scheinst du mit diesem Wissen auch gleichzeitig die Wurzeln und Samen von potentiellem Verlangen und Zorn in dir zu haben. Du liebst Gott, aber du liebst gleichzeitig auch den Mammon. Du liebst die Objekte der Sinne zusammen mit deiner Liebe, ein Gottmensch und ein Übermensch zu sein. Es gibt einen Konflikt zwischen euren edlen Bestrebungen und eurer Anziehungskraft der Sinnesorgane - eine sehr schwierige Situation.
Arjuna sagt: "Ich verstehe, was du sagst." Unersättlich ist dieses Feuer der Sehnsucht nach Sinnesobjekten. Es wird dich verzehren. Je mehr du es verwöhnst, desto mehr verlangt es. Das Feuer kann durch keine Menge an Brennstoff gestillt werden. Es verlangt nach mehr und mehr Brennstoff, damit es sich vergrößern und alles verbrennen kann. Das Verlangen will dich vollständig verzehren, damit du überhaupt nicht mehr da bist. Und wenn dein Verlangen durch ein Ereignis behindert wird, bist du wütend. Du willst die Ursache zerstören, die scheinbar die Erfüllung deines
Wunsches behindert. Zorn ist also nur eine andere Form der Sehnsucht. Es ist die Sehnsucht, Ihre Sehnsucht aufrechtzuerhalten, die sich, wenn sie behindert wird, als das Gegenteil von dem manifestiert, was Sie Wunsch nennen, und Sie nennen es Wut. Eigentlich ist dieser eine Impuls, der in dir aufsteigt
Auf der einen Seite sieht es aus wie Sehnsucht, Verlangen, Leidenschaft, Lust; auf der anderen Seite sieht es aus wie Jähzorn und Ärger.
Arjuna weiß, was das bedeutet. "Was nützt es mir, all diese Dinge zu hören? Wie soll ich diese wundersame Krankheit, kama und krodha, überwinden, wenn sie als rajasische Eigenschaften in jedem Menschen vorherrschend vorhanden sind und Chaos anrichten? Wie sollten wir dieses kosmische Leben leben, das du so herrlich beschrieben hast?"
Die Methode der Meditation wird gegen Ende des dritten Kapitels in zwei Versen sehr kurz besprochen, aber sie ist die Essenz der ganzen Angelegenheit: Es ist möglich, die Sehnsucht, das Verlangen nach Sinnesobjekten, nur durch intensive Meditation in einem stufenweisen Prozess zu überwinden. Dies wird auch im sechsten Kapitel ausführlich beschrieben. Indriyāṇi parāṇy āhur indriyebhyaḥ paraṁ manaḥ, manasas tu parā buddhir yo buddheḥ paratas tu saḥ (Gita 3.42); evaṁ buddheḥ paraṁ buddhvā saṁstabhyātmānam ātmanā, jahi śatruṁ mahābāho kāmarūpaṁ durāsadam (Gita 3.43). Dies ist eine kurze Aussage einer längeren, detaillierteren Darlegung derselben Sache in der Katha Upanishad. Indriyas, Sinnesorgane, sind sehr mächtig. Ungestüm sind die Sinnesorgane. Wie ein wilder Wirbelsturm werden sie das Schiff deines Lebens zerschmettern.
Aber der Geist ist den Sinnesorganen überlegen. Der Verstand hat die Fähigkeit zu wissen, dass die indriyas, die
Sinne, in ihrer Natur ungestüm sind. Das ist die Überlegenheit des Geistes. Die Sinne wissen nicht, dass sie
ungestüm sind. Sie sind einfach ungestüm. Sie sind eine wilde Bewegung. Diese wilde Bewegung der Sinne ist identisch mit den Sinnen selbst. Sie können nicht wissen, dass sie wild sind. Wenn du wütend bist, weißt du nicht, dass du wütend bist. Zorn
verzehrt dich so sehr, dass ein wütender Mensch nicht weiß, dass er wütend ist. Wenn du weißt, dass du wütend bist, ist es kein echter Zorn. Der Verstand hat also die Fähigkeit, das Ungestüm der Sinne durch ein wenig Überlegung zu zügeln. Der Verstand weiß, dass die Sinne gebändigt werden müssen, aber der Verstand kann nicht einfach eine Entscheidung treffen. Der Verstand hat eine unbestimmte Wahrnehmungsfähigkeit, um die von den Sinnesorganen erzeugten Schwierigkeiten zu erkennen, aber die Entscheidung muss getroffen werden: Das muss getan werden. Die Sinne müssen gebändigt werden.
Es ist buddhi, die Vernunft, die dir von den höheren Bestrebungen erzählt, die in dir eingebettet sind. Der Botschafter Gottes wirkt sozusagen durch die Vernunft deiner Persönlichkeit. Ein Botschafter ist ein Bindeglied zwischen zwei Regierungen. Er übermittelt die Botschaften seiner Regierung an die andere Regierung, mit der er verbunden ist. Er bringt eine Annäherung und eine Art harmonische Beziehung zwischen zwei Regierungen zustande. Das ist der Grund, warum Botschaften in der Welt eingerichtet werden. Die Vernunft ist eine Art Botschafter zwischen Gott und der Welt der Schöpfung. Aufgrund ihrer Stellung als Botschafterin Gottes sagt die Vernunft auch, dass man über dieser Welt steht und mit nichts in dieser Welt zufrieden sein kann. Die Vernunft sagt, dass es dir obliegt, die Sinnesorgane zu kontrollieren, damit du ein Übermensch wirst und nicht unter der Unterwerfung der Sinnesorgane stehst. Aber sie befindet sich auch in einer Welt der Empfindung und des Denkens. Es ist eine
Beziehung zu zwei Regierungen, wie ich bereits erwähnt habe - die Welt der Sinne und die Welt der Göttlichkeit. Während sich der Verstand also des
Ungestüms der Sinnesorgane bewusst ist
Denn während er sich des Modus Operandi bewusst ist, den du bei der Kontrolle der Sinnesorgane angewandt hast, hat er auch die Kraft, die von der höheren Ordnung der Dinge auf ihn herabkommt. Mit der Kraft der Göttlichkeit, die in ihm funkelt, kann er durch den Verstand auf die Sinnesorgane einwirken und ihre Kraft auf e i n e n gemilderten Zustand herabbringen.
Yo buddheḥ paratas tu saḥ: Es gibt etwas, das über dem Intellekt oder der Vernunft steht, nämlich die zentrale Universalität der Macht. Und weil es dir möglich ist, deine Vernunft mit der universellen Zentralität zu verbinden, wirst du in der Lage sein, in deiner spirituellen Praxis erfolgreich zu sein. Wenn die Vernunft fehlt, bist du wie ein Tier mit einem rein instinktiven Geist, der von den Sinnesorganen gesteuert wird. Yo buddheḥ paratas tu saḥ: Die Atma-shakti, die über der buddhi oder dem Intellekt steht, sollte dich hier leiten. Du wirst fragen: "Wie wird das gemacht? Das Atman-Bewusstsein ist nicht in mir, mein Intellekt schwankt, mein Verstand ist sehr unentschlossen, und meine Sinne sind sehr mächtig. Was ist der Vorgang?"
Die Einzelheiten werden Ihnen im sechsten Kapitel mitgeteilt. Ihr müsst euch etwas Zeit nehmen, um über diese Fragen nachzudenken. Es ist eine ernste Angelegenheit, die vor Ihnen liegt. Jeden Tag in deinem Leben musst du dich für einige Zeit allein hinsetzen und dann deine Augen schließen. "Was habe ich denn da eigentlich gesammelt?" Dann sammle deine Gedanken. Halten Sie den Atem für eine Sekunde an und arbeiten Sie an diesem Konzept Ihrer Einbindung in den gesamten Kosmos, an dieser
aufopferungsvollen Beteiligung Ihrer Persönlichkeit im Rahmen der Schöpfung Gottes, wie es in
Ihrer nicht
eine Person zu sein, sondern eine Super-Person, um genau zu sein. "Ich bin töricht zu glauben, dass ich selbst ein Individuum bin. Jeden Augenblick werde ich von etwas kontrolliert, das über mir steht. Mein Atem bewegt sich, meine Glieder funktionieren, mein Geist denkt, und ich lebe in dieser Welt aufgrund der Tätigkeit von etwas, das nicht ich bin, sondern das über mir ist. Ich bin etwas mehr als das, was ich bin."
Lasst dieses Bewusstsein in euch eindringen. Du bist etwas viel mehr als das, wie du aussiehst, viel mehr als das, was du bist, und viel mehr als das, was du mit deinen Augen draußen in der Welt siehst. Du bist nicht, was du bist, und du bist nicht, was du mit den Augen siehst. Du bist etwas, das über dem steht, was du siehst und was du bist. Lasst dies das Ziel eurer Meditation sein.
Evaṁ buddheḥ paraṁ buddhvā: So, wissend, was über deiner Vernunft ist; saṁstabhyātmānam ātmanā: dich selbst durch dich selbst zurückhaltend, dein niederes Selbst durch das höhere Selbst des adhidaiva-Bewusstseins zurückhaltend, deine sogenannte Ego-Individualität von ihren gewöhnlichen Sinnesoperationen zurückhaltend durch die Einwirkung auf sie durch das adhidaiva, das du wirklich bist. Das ist die Bedeutung von saṁstabhyātmānam ātmanā: sich selbst durch sich selbst zurückhalten. Es gibt zwei Selbsts: das niedere Selbst und das höhere Selbst. Das niedere Selbst ist das, wie du aussiehst, dieser Herr, diese Frau. Aber das höhere Selbst ist das adhidaiva, das wirklich ist, was du bist, und nicht das, was du zu sein scheinst. Jahi
śatruṁ: dieser Feind, der deinen Fortschritt behindert, nämlich Begierde und Ärger.
Kāmarūpaṁ: Oh mächtiger Held, zerstöre dieses Verlangen. Wer ist das Böse in dieser Welt? Wenn es überhaupt etwas Böses gibt, wo ist dieses Böse? Es gibt keine
anderes Übel in dieser Welt. "So fasse dich und sei gesegnet, o Arjuna", sagt Bhagavan Sri Krishna gegen Ende dieses dritten Kapitels.
Je mehr Sie studieren, je mehr Sie hören, desto mehr Schwierigkeiten werden in Ihrem Kopf entstehen. Du hast immer noch Zweifel: "All das, was Sie gesagt haben, ist wunderbar. Wir werden unser Bestes geben, um dies zu tun, aber wir sind Schwächlinge. Wir wissen nicht, ob es uns wirklich gelingen wird, dieses Ziel in diesem Leben zu erreichen." Zweifel sind unsere Verräter, sagt der Dichter. Wenn es einen Verräter in dieser Welt gibt, dann ist der Zweifel der Verräter. Du verurteilst dich immer und sagst: "Ich bin nutzlos. Ich bin nicht dafür." Wer hat dir gesagt, dass du nicht dafür geeignet bist? Wie kommt es zu dieser Vorstellung, dass Sie untauglich sind? Vielleicht sind Sie geeignet. Warum sagen Sie, dass Sie Schwierigkeiten haben? Du hast gut studiert, alles ist dir klar, alles liegt für dich bereit. Du wirst an erster Stelle stehen. Selbst wenn die Möglichkeit besteht, dass du an zweiter Stelle stehst, warum solltest du gleich zu Beginn annehmen, dass du ungeeignet bist? Niemand ist in dieser Welt minderwertig. Selbst eine Maus kann unter besonderen Umständen einen Löwen retten. Du bist nicht so arm, wie du aussiehst. Trotzdem hast du Zweifel. Immer wieder werden dich diese Dacoits der Sinnesorgane angreifen und dir sagen: "Nutzloser Kerl, steh auf!"
Es war Buddha, der die gleichen Erfahrungen dieser Art machte. Der große Meister meditierte über die Möglichkeit, das Nirwana zu erreichen, und etwas kam und sagte ihm:
"Steh auf von dieser Arbeit." Alle möglichen Dinge wurden ihm gesagt: "Diese Welt ist nicht so schlecht, wie du es dir vorstellst. Was ist falsch an dieser Welt? Du hast einen schönen Palast. Hast du nicht gemütlich gelebt? Deine Untertanen flehen um deine Gnade. All das Gold und
Silber ist bei dir. Auch du
ein langes Leben haben, was ein Segen ist. Hier ist die Schönheit, hier ist die Erhabenheit, hier ist der Geschmack. Glauben Sie, die Welt ist immer bitter? Es gibt auch Honig. Findest du nicht, dass die Welt schön ist und dir geben kann, was du willst? Ist sie so schlecht? Lies die Geschichte der Menschheit. Große Meister haben daran gearbeitet, Reiche zu errichten. Wie herrlich haben sie gelebt! Wenn du diesen Rat nicht befolgst, nimm dich in Acht! Ich werde dich auspeitschen und dir den Kopf brechen."





Version vom 4. Juli 2023, 08:19 Uhr

Swami Krishnananda beim Studium

Eine Studie über die Bhagavad Gita - Kapitel 7 - Der Eintritt des Absoluten in das Relative


Swami Krishnananda - Die Gesellschaft des Göttlichen Lebens, Sivananda Ashram, Rishikesh, Indien - Webseite: www.swami-krishnananda.org

© Divine Life Society

Der Eintritt des Absoluten in das Relative

Die Verstrickung eines jeden in das Prinzip des Opfers wird kurz dargestellt, wenn die Gita uns sagt: sahayajñāḥ prajāḥ sṛṣṭvā purovāca prajāpatiḥ, anena prasaviṣyadhvam eṣa vostv iṣṭakāmadhuk (Gita 3.10). Als Prajapati, der Schöpfer, dieses Universum manifestierte und Individuen wie uns projizierte, ordnete er gleichzeitig an, dass das Leben eines Individuums durch das Band des Opferprinzips untrennbar in den Prozess der gesamten Schöpfung eingebunden ist.

Wir leben aufgrund des Ergebnisses, das spontan aus dem Akt des Opfers folgt, das wir in dieser Welt bringen. Wir werden zu einem luftigen Nichts verkümmern und nicht einmal drei Tage überleben können, wenn wir nicht in irgendeiner Form am Werk der kosmischen Schöpfung teilnehmen und ein Opfer bringen. Unsere Verbundenheit mit allen Dingen in der Welt ist der Grund dafür, dass wir uns dieser Notwendigkeit, uns durch ein Opfer zu beteiligen, immer bewusst sein müssen. Wir sind keine völlig unabhängigen Individuen. Unsere Unabhängigkeit ist nur eine Erlaubnis, eine Sondergenehmigung, die uns sozusagen für den Augenblick erteilt wird, wie die Erlaubnis, die einer Kuh erteilt wird, sich innerhalb der Reichweite des Seils, mit dem sie angebunden ist, frei zu bewegen. Wenn eine Kuh mit einem langen Seil an einen Pflock gebunden ist, kann sie sich im Rahmen der Länge des Seils frei bewegen, wo sie will, und sie fühlt sich völlig unabhängig. Sie mag eine große Freiheit empfinden, sich überall hin zu bewegen, aber nur bis zur Länge des Seils. In dem Moment, in dem sie das Ende des Seils erreicht, wird sie zurückgezogen und kann nicht weitergehen. Unsere Individualität, die eine Art von Freiheit zu sein scheint, die wir in unserer eigenen so genannten Persönlichkeit genießen, ist also durch die Notwendigkeit begrenzt, an einem kosmischen Zweck teilzunehmen, und wir sind nur in dem Maße frei, wie unser Opfer wie vorgesehen vollständig ist.

Da die Freiheit der Individualität schließlich nicht wirklich ist, wie sich im Zusammenhang mit unserer Behauptung der Persönlichkeit durch den Egoismus zeigt, kommt dem Punkt des Opfers eine große Bedeutung zu, und wir scheinen mehr für Dinge jenseits von uns selbst als für unser eigenes Selbst zu leben. Das Bedürfnis, das Sie nach sozialem Dienst, nach Zusammenarbeit mit Menschen im Außen, nach Arbeit für die Verbesserung eines jeden in der Welt verspüren - dieses Bedürfnis, das Sie als einen Drang aus Ihrem Inneren empfinden, ist keine Laune oder Einbildung; es ist ein Aufschwung einer Notwendigkeit, die von der Wurzel Ihrer Persönlichkeit selbst ausgeht. Ihre Seele selbst fordert diese Aktivität von Ihnen, indem sie mit ihrer eigenen Stimme innerlich sagt, dass Sie nicht für sich selbst existieren können. Du existierst auch für etwas anderes als dich selbst.

Die Existenz, die ihr in dieser Welt genießt, ist nicht durch äußere Faktoren bedingt, denn ihr stellt euch vor, dass der Dienst, den ihr den Menschen erweist, ein Dienst ist, den ihr jemand anderem als euch erweist. Das ist nicht so. Der Dienst, den ihr den Menschen, der Menschheit, erweist, ist nicht etwas, das ihr für das Wohl dessen tut, was außerhalb von euch ist, sondern für das, was über euch ist. Sie müssen zwischen dem, was über Ihnen ist, und dem, was außerhalb von Ihnen ist, unterscheiden. Es ist der soziale Kontext, der Sie dazu zwingt, in dieser Welt zu dienen. Die Gesellschaft, die ein großes Thema der soziologischen Wissenschaft ist, ist nicht nur eine Gruppe von Menschen. Eine Million Menschen, die zusammensitzen, bilden keine Gesellschaft, denn sie werden wie Ziegelsteine sein, die irgendwo durcheinander geworfen werden, und die Ziegelsteine bilden kein Gebäude. Die Gesellschaft ist ein begriffliches Organisationsmerkmal, das über die Vielzahl der Teile, nämlich die Individuen, hinausgeht. Das Organisationsmerkmal, das in dem steckt, was Sie als Gesellschaft bezeichnen, ist das transzendente Merkmal, das allen Individuen immanent ist, so dass sich jedes Individuum der Gesellschaft zugehörig fühlt, und gleichzeitig kann kein Individuum als das Ganze der Gesellschaft betrachtet werden, weil es ein transzendentes Element im Bewusstsein der Gesellschaft selbst gibt. Sie ist eine Gesellschaft des Prinzips und nicht eine Vielzahl von Menschen.

Ihr Dienst, Ihr Zugehörigkeitsgefühl, Ihr Zwang, für das Wohlergehen der Menschen zu handeln, ist also nicht durch Ihr Bewusstsein von der Andersartigkeit der Menschen motiviert, das ein empirisches Konzept ist, das Sie fälschlicherweise in sich selbst einführen, sondern durch einen transzendenten Aspekt - das heißt, ein Selbst, ein Atman, ein Bewusstsein, eine Realität, die über Ihrer Persönlichkeit und auch über der Persönlichkeit aller anderen steht, so dass sogar im sozialen Dienst ein wenig Göttlichkeit, ein Bewusstsein von Gottheit enthalten ist. Wer würde sonst Arbeit nur um der anderen Menschen willen verrichten? Gerade das Bewusstsein des Andersseins befreit euch von jeglichem Interesse an den Menschen. Du wirst nichts lieben wollen, das anders ist als du selbst; aber dennoch liebst du etwas. Warum liebst du? Nicht wegen der Andersartigkeit des Objekts, denn wenn es "anders" ist, ist die Sache abgeschlossen. Du hast dich bereits von dem anderen Menschen getrennt. Schon das Wort "anderer" ist ein Fluch, weil es dich von deiner vitalen Verbindung mit dem, was du den anderen nennst, abschneidet.

Aber es gibt noch etwas anderes in dir, das du in der gewöhnlichen Sinneswahrnehmung übersiehst. Die Liebe, die du für irgendetwas in der Welt empfindest, ist ein Ruf, der von dem kommt, was zwischen dir und dem anderen Ding ist - adhidaiva prapancha. Noch einmal möchte ich diesen Punkt ansprechen. Es gibt ein adhyatma, adhibhuta und adhidaiva. Die Sache, die du liebst, ist adhibhuta. Die Personen, die Gesellschaft oder wie auch immer du sie nennst, ist sozusagen das adhibhuta, aber nur sozusagen - nicht wirklich - denn deine Verbindung mit dem adhibhuta prapancha, der Welt als Ganzes, der Natur, der Gesellschaft, was auch immer es ist, wird sofort ungültig, wenn das adhidaiva nicht da ist und euch beide verbindet und transzendiert. Das adhidaiva transzendiert sowohl dich als auch das Objekt außerhalb. Diese umfassende Persönlichkeit eines transzendenten Bewusstseins, adhidaiva, ist der Grund, warum du dich für die Dinge in dieser Welt interessieren musst. Das ist der Grund, warum du Lust hast, etwas zu tun. Die adhidaiva zwingt dich, weil sie in dem ist, wofür du arbeiten willst, und auch in dir, was die Ursache für den Drang ist. Dies ist eine große philosophische kosmische Bedeutung, die in dieser kleinen Anweisung von Prajapati steckt: sahayajñāḥ prajāḥ sṛṣṭvā purovāca prajāpatiḥ, anena prasaviṣyadhvam eṣa vostv iṣṭakāmadhuk.

Nun, das dritte Kapitel der Bhagavadgita ist lang, und ich erwähne kurz die Essenz davon: dass du in dieser Welt wie ein Übermensch leben musst, aber ein Übermensch in dem Sinne, dass du nur durch das Bewusstsein des adhidaiva motiviert bist. Du bist immer ein transzendenter Mensch; du bist nicht einer in der Menge. Ein Mensch, der im adhidaiva-Bewusstsein verwurzelt ist, gehört nicht zu sich selbst. Du bist nicht du selbst. Du bist kein anderer. Was bist du dann? Der Charakter des Übermenschen ist ein transzendentes Element, das zwischen dem sogenannten Du und dem Anderen steht, das dich scheinbar als Gesellschaft bedingt.

Ein Supermensch ist kein Mensch im herkömmlichen Sinne. Er ist überhaupt kein menschliches Wesen. Man sollte ihn nicht Mensch nennen. In Ermangelung besserer Worte in der Sprache könnte man dieses Prinzip der Selbsttranszendenz als "Übermensch" oder etwas Ähnliches mit einem Großbuchstaben bezeichnen. Ein Übermensch ist kein Mensch, weil er sich im Bewusstsein dessen, was zwischen ihm und dem anderen steht, über sich selbst erhoben hat, so dass er als Herr und nicht als Sklave oder Diener in der Welt steht.

Wenn du eine Super-Person wirst, gehörst du nicht mehr dir selbst. Du hast bereits deine Persönlichkeit für die Sache geopfert, die über dir steht, und du hast dich auch für die andere Sache geopfert; sowohl du als auch die andere Sache werden durch diese Verbindung, nämlich die adhidaiva, transzendiert.

Die ganze Welt funktioniert also durch das Wirken Gottes. Sie funktioniert nicht aus sich selbst heraus. Weder die Natur noch die Gesellschaft noch Sie selbst sind unabhängige Individuen. Nichts funktioniert unabhängig von dem universellen Verbindungsglied, das Gott ist, der durch alle seine Medien der Verbindung wirkt.

Es gibt endlose Verbindungen dieser Art. Die Beziehung von adhyatma und adhibhuta ist in eine unendliche Vielfalt von Graden des Aufstiegs und Abstiegs verwickelt. Dieser Imperativ des Vorhandenseins eines Bewusstseins zwischen adhyatma und adhibhuta in verschiedenen Graden ist der Grund, warum man manchmal das Gefühl hat, dass es viele Götter gibt. Manchmal stellt sich die Frage: Gibt es viele Götter, oder nur einen Gott? Es gibt nur einen Gott, das Absolute, aber insofern es sich als verbindendes Glied zwischen Subjekt und Objekt durch Millionen von Stufen des Auf- und Abstiegs manifestiert, sieht es so aus, als gäbe es Millionen von Göttern. Es ist so, als ob es Millionen von Regierungen gäbe, nur weil es Millionen von Beamten in einer zentralen Verwaltung gibt. Es gibt nur eine Zentralregierung, die alle zu einem zusammenhängenden Ganzen verbindet, auch wenn sie auf Provinzebene, auf Bezirksebene und in vielen anderen Bereichen durch Einzelpersonen arbeitet, die wie Einzelpersonen aussehen. In Wirklichkeit sind sie mit dem Zentrum verbunden und sehen daher wie kleine Götter aus. Jeder Beamte ist eine Regierung für sich, aber er ist nur ein kleiner Teil, ein Miniaturgrad einer zentralen Operation, die viele Grade darunter und auch viele Grade darüber hat. Wenn man also sagen kann, dass viele Beamte in der Regierung viele Regierungen sind, dann kann man auch sagen, dass es viele Götter gibt. Aber wenn man sagt, dass sie keine Regierungen sind, dann gibt es auch keine Götter. Das hängt von Ihrer Sichtweise ab.

Diese Grade der Manifestation der Wirklichkeit durch die Beziehung von Subjekten und Objekten, unendlich in ihrer Anzahl, aufsteigend und absteigend in Serien, ist die Struktur des Kosmos; und eine Super-Person, ein Super-Mensch, ist jemand, der sich dieser Tatsache seiner Beteiligung an einem transzendenten Grad bewusst ist, was auch immer dieser Grad sein mag. Vielleicht haben sogar Supermenschen Grade. Auch bei den Supermenschen gibt es verschiedene Grade der Realität. Das bedeutet nicht, dass alle Supermänner, wie wir sie nennen, gleich sind und überall gleich viel Macht und Wissen haben. Alle Avatare Gottes, wie sie genannt werden, Inkarnationen, sind auch Manifestationen von Übermenschen, kann man sagen, aber es gibt Abstufungen. Der eine hat einen geringeren Prozentsatz an Göttlichkeit, der andere hat einen höheren Prozentsatz an Göttlichkeit in der Hierarchie der Macht, die vom Höchsten Zentrum, dem Absoluten, gewährt wird.

Daher lebt ein Mensch, der eine Super-Person, ein Super-Individuum, ein Gott-Mensch ist, wie Sie ihn nennen können, frei in dieser Welt. Er ist frei, weil er von der Zentralmacht kontrolliert, gesteuert, unterstützt wird. Wenn du aber deine Individualität behauptest und dich von der Verbindung abschneidest, die dich mit allem in der Welt verbindet, bist du erledigt. Dann wirst du in dieser Welt leiden. Du wirst sagen, dass dir niemand hilft, dass du nichts hast. In Wirklichkeit hast du alles bei dir. Das kosmische Ziel, das alle Fülle und Macht ist, manifestiert sich in jedem Moment der Zeit, was als Avatara bezeichnet wird, ein Thema, das im vierten Kapitel der Gita auftauchen wird.

Wenn du als Meister in dieser Welt lebst, solltest du dich den Menschen gegenüber wie ein guter Psychologe und ein sehr guter Lehrer verhalten. Die Bhagavadgita ist auch ein sehr guter Psychologe. Deine 'Super-Herrschaft', deine Super-Persönlichkeit sollte sich nicht als eine Art überlegener Chef über die Menschen in der Welt aufspielen. Na buddhibhedaṁ janayed ajñānāṁ karmasaṁginām (Gita 3.26). Menschen, die dir an Wissen und Verständnis unterlegen sind, solltest du nicht stören. Du solltest nicht sagen: "Du bist auf dem falschen Weg, du bist ein Narr, dein Wissen ist unzureichend, du verstehst nichts." Ein Psychologe oder Schullehrer spricht nicht auf diese Weise. Er versteht die Unzulänglichkeit des Verständnisses des Schülers, und von der Ebene, auf der sich der Schüler befindet, hebt der Lehrer langsam das Bewusstsein des Schülers.

Ein guter Lehrer ist auch ein guter Psychologe. Der Lehrer steigt von seinem hohen Sockel auf die Ebene eines bestimmten Schülers herab und setzt sich mit der Mentalität, den Gefühlen und den Schwierigkeiten des Schülers auseinander, so wie ein guter Arzt in den Zustand eines leidenden Patienten hinabsteigt. Er versteht nicht nur sein körperliches Leiden, sondern auch seinen Verstand und seine Gefühle sowie die Ursachen seiner Krankheit, die psychologischer Art sein können. Er ist also ein Elternteil. Ein guter Arzt oder Lehrer ist ein Vater und eine Mutter, und ein Übermensch ist auch ein Vater und eine Mutter, wie der Herr euch in seiner Botschaft sagen wird.

Na buddhibhedaṁ janayed: Sag nicht ständig: "Du hast Unrecht." Niemand ist im Unrecht. Sie sind alle in einer Kategorie, einem Grad, und du bist auch in einem Zustand. Sie sind wie ein krabbelndes Baby, und warum solltest du dieses krabbelnde Baby verurteilen, als ob du ihm jetzt überlegen wärst? Jeder befindet sich auf einer Evolutionsstufe, und jede Evolutionsstufe ist eine obligatorische Stufe; deshalb ist niemand überlegen, niemand ist minderwertig, und keine Arbeit ist schlecht, keine Arbeit ist gut. In jeder Arbeit steckt Würde, und jede Beziehung ist in ihrer Bedeutung göttlich.

Prakṛteḥ kriyamāṇāni guṇaiḥ karmāṇi sarvaśaḥ, ahaṁkāravimūḍhātmā kartāham iti manyate (Gita 3.27). Unwissende Menschen werden unwissend über die Tatsache, dass die Gunas der Prakriti in Form von äußeren Objekten unter den Gunas der Prakriti wirken. Sie sind in die Wahrnehmung der Welt verwickelt und verstehen nicht, was tatsächlich vor sich geht, wenn du nimmst die Welt wahr. Wenn du die Welt wahrnimmst, wenn du dir des Objekts außerhalb bewusst wirst, dann sagt dir die Gita, dass Prakriti auf Prakriti einwirkt.

Nun, die kosmologische Evolutionstheorie, die ich vor einiger Zeit erwähnt habe, die gesamte Purusha-Prakriti-Anordnung, hätte dich über die Tatsache aufgeklärt, dass die drei Gunas - Sattva, Rajas und Tamas - auch die Bestandteile deiner eigenen Individualität sind. Du bestehst in all deinen Hüllen nur aus diesen Gunas - Annamaya, Pranamaya, Manomaya, Vijnanamaya, Ananadamaya. Die gleichen Gunas sind auch die Bestandteile der Objekte außerhalb. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es in eurem Fall einen Geist, einen Intellekt, ein Prana und andere Dinge gibt, die an dieser Kosha-Anordnung beteiligt sind, während in dem Objekt, das die adhibhuta prapancha ist, das Tamas überwiegt. In der objektiven Welt überwiegt Tamas, in der subjektiven Individualität überwiegt Rajas und im adhidaiva, der Göttlichkeit, überwiegt Sattva.


Da alles nur aus den drei Gunas der Prakriti besteht, können Sie nachvollziehen, was tatsächlich geschieht, wenn Sie mit einem Wahrnehmungsobjekt durch die Sinnesorgane in Kontakt kommen. Die Gunas der Prakriti, die die Bestandteile eurer Sinnesorgane und sogar des Geistes sind, prallen sozusagen aufeinander und kommen mit denselben Eigenschaften in Berührung, die in einem unterschiedlichen Prozentsatz an Kombination und Permutation in Form von Objekten vorhanden sind. Es ist sozusagen eine Welle, die im selben Ozean bei allen Wahrnehmungsakten auf eine andere Welle trifft.


Also, wer sieht die Welt? "Ich sehe die Welt" - sagen Sie das nicht. Prakriti sieht sich selbst. Prakṛteḥ kriyamāṇāni: Alle Handlungen werden nur von Prakriti ausgeführt. Aber dies nicht zu wissen, ahaṁkāravimūḍhātmā: Der Mensch wirkt nur durch das Ego, indem er sich zu sehr auf das

manyate: Ich tue. Weder tust du etwas, noch nimmst du etwas wahr. Dein Bewußtsein, ein Handelnder zu sein, ist auf das Ego zurückzuführen, das in dir vorherrscht, und dein Gefühl, daß du eine äußere Welt wahrnimmst, ist auf das Wirken der gunas von Prakriti zurückzuführen, sowohl subjektiv als auch objektiv.


Deshalb ist Vorsicht das Gebot der Stunde für einen spirituell Suchenden. Es ist schwierig, in dieser Welt zu leben, die so kompliziert ist. Die Kompliziertheit entsteht dadurch, dass ihr nicht wisst, wie ihr in dieser Welt platziert seid. Am Anfang habe ich euch gesagt, dass ihr nichts Sinnvolles in dieser Welt tun könnt, wenn ihr nicht wisst, wo ihr in dieser Welt steht, wo ihr sitzt und was um euch herum ist. Wenn ihr den Kontext und die Umgebung um euch herum kennt, werdet ihr auch wissen, was ihr in diesem Kontext zu tun habt. Zu diesem Zweck habe ich euch ein großes Detail des kosmischen Evolutionsprozesses gegeben, und ihr wisst, wo ihr euch befindet. Daher werdet ihr niemals euer Ego behaupten. Ihr werdet nicht spüren, dass ihr überhaupt existiert. Du wirst mit dem Menstruum der Außenwelt verschmelzen. Du wirst ein Wohltäter für alle sein, ein Freund für alle - ein Freund, Philosoph und Führer, ein Meister.


Atha kena prayuktoyaṁ pāpaṁ carati pūruṣaḥ (Gita 3.36). Arjuna stellt eine Frage: "Wunderbar ist diese Lehre, Meister, aber warum sind wir nicht in der Lage, so zu leben? Wir begehen sozusagen jeden Tag Sünden, Fehler. Wir begehen Fehltritte. Wenn wir das wissen, was ist dann das Problem?"


Sri Krishna gibt eine Antwort. Kāma eṣa krodha eṣa rajoguṇasamudbhavaḥ, mahāśano mahāpāpmā viddhy enam iha vairiṇam (Gita 3.37): Die Vorherrschaft von rajas in deiner Persönlichkeit bringt das Wirken von kama und krodha, Begierde und Zorn, hervor. Irgendwie scheinst du mit diesem Wissen auch gleichzeitig die Wurzeln und Samen von potentiellem Verlangen und Zorn in dir zu haben. Du liebst Gott, aber du liebst gleichzeitig auch den Mammon. Du liebst die Objekte der Sinne zusammen mit deiner Liebe, ein Gottmensch und ein Übermensch zu sein. Es gibt einen Konflikt zwischen euren edlen Bestrebungen und eurer Anziehungskraft der Sinnesorgane - eine sehr schwierige Situation.


Arjuna sagt: "Ich verstehe, was du sagst." Unersättlich ist dieses Feuer der Sehnsucht nach Sinnesobjekten. Es wird dich verzehren. Je mehr du es verwöhnst, desto mehr verlangt es. Das Feuer kann durch keine Menge an Brennstoff gestillt werden. Es verlangt nach mehr und mehr Brennstoff, damit es sich vergrößern und alles verbrennen kann. Das Verlangen will dich vollständig verzehren, damit du überhaupt nicht mehr da bist. Und wenn dein Verlangen durch ein Ereignis behindert wird, bist du wütend. Du willst die Ursache zerstören, die scheinbar die Erfüllung deines

Wunsches behindert. Zorn ist also nur eine andere Form der Sehnsucht. Es ist die Sehnsucht, Ihre Sehnsucht aufrechtzuerhalten, die sich, wenn sie behindert wird, als das Gegenteil von dem manifestiert, was Sie Wunsch nennen, und Sie nennen es Wut. Eigentlich ist dieser eine Impuls, der in dir aufsteigt

Auf der einen Seite sieht es aus wie Sehnsucht, Verlangen, Leidenschaft, Lust; auf der anderen Seite sieht es aus wie Jähzorn und Ärger.


Arjuna weiß, was das bedeutet. "Was nützt es mir, all diese Dinge zu hören? Wie soll ich diese wundersame Krankheit, kama und krodha, überwinden, wenn sie als rajasische Eigenschaften in jedem Menschen vorherrschend vorhanden sind und Chaos anrichten? Wie sollten wir dieses kosmische Leben leben, das du so herrlich beschrieben hast?"


Die Methode der Meditation wird gegen Ende des dritten Kapitels in zwei Versen sehr kurz besprochen, aber sie ist die Essenz der ganzen Angelegenheit: Es ist möglich, die Sehnsucht, das Verlangen nach Sinnesobjekten, nur durch intensive Meditation in einem stufenweisen Prozess zu überwinden. Dies wird auch im sechsten Kapitel ausführlich beschrieben. Indriyāṇi parāṇy āhur indriyebhyaḥ paraṁ manaḥ, manasas tu parā buddhir yo buddheḥ paratas tu saḥ (Gita 3.42); evaṁ buddheḥ paraṁ buddhvā saṁstabhyātmānam ātmanā, jahi śatruṁ mahābāho kāmarūpaṁ durāsadam (Gita 3.43). Dies ist eine kurze Aussage einer längeren, detaillierteren Darlegung derselben Sache in der Katha Upanishad. Indriyas, Sinnesorgane, sind sehr mächtig. Ungestüm sind die Sinnesorgane. Wie ein wilder Wirbelsturm werden sie das Schiff deines Lebens zerschmettern.


Aber der Geist ist den Sinnesorganen überlegen. Der Verstand hat die Fähigkeit zu wissen, dass die indriyas, die Sinne, in ihrer Natur ungestüm sind. Das ist die Überlegenheit des Geistes. Die Sinne wissen nicht, dass sie

ungestüm sind. Sie sind einfach ungestüm. Sie sind eine wilde Bewegung. Diese wilde Bewegung der Sinne ist identisch mit den Sinnen selbst. Sie können nicht wissen, dass sie wild sind. Wenn du wütend bist, weißt du nicht, dass du wütend bist. Zorn

verzehrt dich so sehr, dass ein wütender Mensch nicht weiß, dass er wütend ist. Wenn du weißt, dass du wütend bist, ist es kein echter Zorn. Der Verstand hat also die Fähigkeit, das Ungestüm der Sinne durch ein wenig Überlegung zu zügeln. Der Verstand weiß, dass die Sinne gebändigt werden müssen, aber der Verstand kann nicht einfach eine Entscheidung treffen. Der Verstand hat eine unbestimmte Wahrnehmungsfähigkeit, um die von den Sinnesorganen erzeugten Schwierigkeiten zu erkennen, aber die Entscheidung muss getroffen werden: Das muss getan werden. Die Sinne müssen gebändigt werden.


Es ist buddhi, die Vernunft, die dir von den höheren Bestrebungen erzählt, die in dir eingebettet sind. Der Botschafter Gottes wirkt sozusagen durch die Vernunft deiner Persönlichkeit. Ein Botschafter ist ein Bindeglied zwischen zwei Regierungen. Er übermittelt die Botschaften seiner Regierung an die andere Regierung, mit der er verbunden ist. Er bringt eine Annäherung und eine Art harmonische Beziehung zwischen zwei Regierungen zustande. Das ist der Grund, warum Botschaften in der Welt eingerichtet werden. Die Vernunft ist eine Art Botschafter zwischen Gott und der Welt der Schöpfung. Aufgrund ihrer Stellung als Botschafterin Gottes sagt die Vernunft auch, dass man über dieser Welt steht und mit nichts in dieser Welt zufrieden sein kann. Die Vernunft sagt, dass es dir obliegt, die Sinnesorgane zu kontrollieren, damit du ein Übermensch wirst und nicht unter der Unterwerfung der Sinnesorgane stehst. Aber sie befindet sich auch in einer Welt der Empfindung und des Denkens. Es ist eine

Beziehung zu zwei Regierungen, wie ich bereits erwähnt habe - die Welt der Sinne und die Welt der Göttlichkeit. Während sich der Verstand also des Ungestüms der Sinnesorgane bewusst ist

Denn während er sich des Modus Operandi bewusst ist, den du bei der Kontrolle der Sinnesorgane angewandt hast, hat er auch die Kraft, die von der höheren Ordnung der Dinge auf ihn herabkommt. Mit der Kraft der Göttlichkeit, die in ihm funkelt, kann er durch den Verstand auf die Sinnesorgane einwirken und ihre Kraft auf e i n e n gemilderten Zustand herabbringen.


Yo buddheḥ paratas tu saḥ: Es gibt etwas, das über dem Intellekt oder der Vernunft steht, nämlich die zentrale Universalität der Macht. Und weil es dir möglich ist, deine Vernunft mit der universellen Zentralität zu verbinden, wirst du in der Lage sein, in deiner spirituellen Praxis erfolgreich zu sein. Wenn die Vernunft fehlt, bist du wie ein Tier mit einem rein instinktiven Geist, der von den Sinnesorganen gesteuert wird. Yo buddheḥ paratas tu saḥ: Die Atma-shakti, die über der buddhi oder dem Intellekt steht, sollte dich hier leiten. Du wirst fragen: "Wie wird das gemacht? Das Atman-Bewusstsein ist nicht in mir, mein Intellekt schwankt, mein Verstand ist sehr unentschlossen, und meine Sinne sind sehr mächtig. Was ist der Vorgang?"


Die Einzelheiten werden Ihnen im sechsten Kapitel mitgeteilt. Ihr müsst euch etwas Zeit nehmen, um über diese Fragen nachzudenken. Es ist eine ernste Angelegenheit, die vor Ihnen liegt. Jeden Tag in deinem Leben musst du dich für einige Zeit allein hinsetzen und dann deine Augen schließen. "Was habe ich denn da eigentlich gesammelt?" Dann sammle deine Gedanken. Halten Sie den Atem für eine Sekunde an und arbeiten Sie an diesem Konzept Ihrer Einbindung in den gesamten Kosmos, an dieser

aufopferungsvollen Beteiligung Ihrer Persönlichkeit im Rahmen der Schöpfung Gottes, wie es in Ihrer nicht

eine Person zu sein, sondern eine Super-Person, um genau zu sein. "Ich bin töricht zu glauben, dass ich selbst ein Individuum bin. Jeden Augenblick werde ich von etwas kontrolliert, das über mir steht. Mein Atem bewegt sich, meine Glieder funktionieren, mein Geist denkt, und ich lebe in dieser Welt aufgrund der Tätigkeit von etwas, das nicht ich bin, sondern das über mir ist. Ich bin etwas mehr als das, was ich bin."


Lasst dieses Bewusstsein in euch eindringen. Du bist etwas viel mehr als das, wie du aussiehst, viel mehr als das, was du bist, und viel mehr als das, was du mit deinen Augen draußen in der Welt siehst. Du bist nicht, was du bist, und du bist nicht, was du mit den Augen siehst. Du bist etwas, das über dem steht, was du siehst und was du bist. Lasst dies das Ziel eurer Meditation sein.


Evaṁ buddheḥ paraṁ buddhvā: So, wissend, was über deiner Vernunft ist; saṁstabhyātmānam ātmanā: dich selbst durch dich selbst zurückhaltend, dein niederes Selbst durch das höhere Selbst des adhidaiva-Bewusstseins zurückhaltend, deine sogenannte Ego-Individualität von ihren gewöhnlichen Sinnesoperationen zurückhaltend durch die Einwirkung auf sie durch das adhidaiva, das du wirklich bist. Das ist die Bedeutung von saṁstabhyātmānam ātmanā: sich selbst durch sich selbst zurückhalten. Es gibt zwei Selbsts: das niedere Selbst und das höhere Selbst. Das niedere Selbst ist das, wie du aussiehst, dieser Herr, diese Frau. Aber das höhere Selbst ist das adhidaiva, das wirklich ist, was du bist, und nicht das, was du zu sein scheinst. Jahi

śatruṁ: dieser Feind, der deinen Fortschritt behindert, nämlich Begierde und Ärger. Kāmarūpaṁ: Oh mächtiger Held, zerstöre dieses Verlangen. Wer ist das Böse in dieser Welt? Wenn es überhaupt etwas Böses gibt, wo ist dieses Böse? Es gibt keine

anderes Übel in dieser Welt. "So fasse dich und sei gesegnet, o Arjuna", sagt Bhagavan Sri Krishna gegen Ende dieses dritten Kapitels.


Je mehr Sie studieren, je mehr Sie hören, desto mehr Schwierigkeiten werden in Ihrem Kopf entstehen. Du hast immer noch Zweifel: "All das, was Sie gesagt haben, ist wunderbar. Wir werden unser Bestes geben, um dies zu tun, aber wir sind Schwächlinge. Wir wissen nicht, ob es uns wirklich gelingen wird, dieses Ziel in diesem Leben zu erreichen." Zweifel sind unsere Verräter, sagt der Dichter. Wenn es einen Verräter in dieser Welt gibt, dann ist der Zweifel der Verräter. Du verurteilst dich immer und sagst: "Ich bin nutzlos. Ich bin nicht dafür." Wer hat dir gesagt, dass du nicht dafür geeignet bist? Wie kommt es zu dieser Vorstellung, dass Sie untauglich sind? Vielleicht sind Sie geeignet. Warum sagen Sie, dass Sie Schwierigkeiten haben? Du hast gut studiert, alles ist dir klar, alles liegt für dich bereit. Du wirst an erster Stelle stehen. Selbst wenn die Möglichkeit besteht, dass du an zweiter Stelle stehst, warum solltest du gleich zu Beginn annehmen, dass du ungeeignet bist? Niemand ist in dieser Welt minderwertig. Selbst eine Maus kann unter besonderen Umständen einen Löwen retten. Du bist nicht so arm, wie du aussiehst. Trotzdem hast du Zweifel. Immer wieder werden dich diese Dacoits der Sinnesorgane angreifen und dir sagen: "Nutzloser Kerl, steh auf!"


Es war Buddha, der die gleichen Erfahrungen dieser Art machte. Der große Meister meditierte über die Möglichkeit, das Nirwana zu erreichen, und etwas kam und sagte ihm:

"Steh auf von dieser Arbeit." Alle möglichen Dinge wurden ihm gesagt: "Diese Welt ist nicht so schlecht, wie du es dir vorstellst. Was ist falsch an dieser Welt? Du hast einen schönen Palast. Hast du nicht gemütlich gelebt? Deine Untertanen flehen um deine Gnade. All das Gold und Silber ist bei dir. Auch du

ein langes Leben haben, was ein Segen ist. Hier ist die Schönheit, hier ist die Erhabenheit, hier ist der Geschmack. Glauben Sie, die Welt ist immer bitter? Es gibt auch Honig. Findest du nicht, dass die Welt schön ist und dir geben kann, was du willst? Ist sie so schlecht? Lies die Geschichte der Menschheit. Große Meister haben daran gearbeitet, Reiche zu errichten. Wie herrlich haben sie gelebt! Wenn du diesen Rat nicht befolgst, nimm dich in Acht! Ich werde dich auspeitschen und dir den Kopf brechen."


Siehe auch

Literatur


Seminare

Indische Schriften

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