Stille

Aus Yogawiki

Stille ist die Abwesenheit von Geräuschen und sonstigen Klangphänomenen.

Raum der Stille

Erfahrungsbericht

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Vor einigen Jahren bin ich mit einem Gast-Yogalehrer aus Amritsar auf eine kleine Sightseeing Tour durch Berlin gegangen. Wir klapperten die üblichen Hot Spots im Zentrum ab, an denen ich als Berliner wie selbstverständlich vorübergehe. Sightseeing gehört weiß Gott nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Denkmäler, Museen, Touristenschwärme und ein Lärmpegel wie auf einer Baustelle (die Berlin ja irgendwie immer ist). Am Brandenburger Tor halten wir inne und sehen auf der rechten Seite einen kleinen Aufsteller, auf dem geschrieben steht: Raum der Stille – Room of Silence. Ohne einen Augenblick zu verlieren zieht es meinen verehrten Gast und mich wie von selbst zur Eingangstür. Wir kommen zunächst in ein kleines Foyer, an dessen Wand in zahlreichen Sprachen und Schriften das Wort „Frieden“ steht. Ich atme tief aus. Die Dame am Empfang weist uns freundlich den Weg zum Eingang in den Raum der Stille. Wir treten ein und es ist – mitten im Herzen von Berlin – still. So still, dass es beinahe unwirklich wirkt. Eine wohlige Kühle umgibt uns, ohne kalt zu sein. Die Hitze des brüllenden Sommers klingt ab. Außer uns sind noch zwei andere Menschen im Raum, die bewegungslos auf einem der runden Sitzkissen verharren. Jeder von uns sucht sich einen Platz und genießt und erfährt die Stille auf seine Weise. Hier gibt es nichts zu sehen und nichts zu tun. Die Antithese zum Tourist sein, zum im Außen der Sinne sein. Hier sind wir drinnen, mitten im Auge des Wirbelsturms Berlin. Der Raum um uns wird zum Raum in uns. Nach einer unbekannten Zeitdauer verlassen wir gemeinsam den Raum. Zum Abschied tragen wir uns in das dicke Gästebuch ein, in das sich schon Tausende vor uns eingetragen haben und es noch Tausende nach uns tun werden. Mein Gast schreibt für den Raum der Stille das Wort „Frieden“ in Gurmukhi nieder, auf dass es vielleicht später zu den vielen anderen „Frieden“-Worten in den unterschiedlichen Sprachen an der Wand ergänzt werden kann. Der Raum der Stille ist Teil des Berliner Brandenburger Tors und existiert seit 1994. Es gibt nichts Heiligeres als die Stille. Er ist ein heiliger Ort, welcher an keine Konfession oder Glaubensrichtung gebunden ist. Er steht allen Menschen täglich zur inneren Einkehr und Erfahrung der Stille offen. Er ist ein Symbol für Toleranz, Frieden und Menschsein. In der Stille sind wir alle Eins. Bisher haben ihn über 1 Million Menschen aus aller Welt besucht.


Stille erleben

Stille ist etwas Besonderes geworden in unserer hektischen Welt.Oft machen uns erst Klänge der Natur, wie das Geräusch des Windes oder das Rauschen des Meeres, auf die Abwesenheit von Zivilisationslärm und menschlichen Stimmen aufmerksam.

Tritt einmal wirklich Stille in unser Leben, dann können viele überhaupt nicht damit umgehen. Es meldet sich sofort die innere Unruhe und das Gefühl, etwas tun zu müssen, etwas zu bewegen, produktiv zu sein. Stille auszuhalten, ist erst einmal nicht einfach.

Helfen kann uns dabei der Atem. Die Achtsamkeit auf den Atem und das Immerwiederzurückkommen zum Atem bringt unsere Gedanken, unsere Emotionen, unseren Geist zur Ruhe.

Patanjali sagt: Yoga ist das Zur-Ruhe-bringen der Gedanken im Geist.

Üben wir, so oft es uns möglich ist.

Gelegenheiten gibt es viele.

Und unseren Atem haben wir immer dabei.

Siehe auch

Literatur

Weblinks