Sieben Linden

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Sieben Linden ist ein Ökodorf in der Altmark in Sachsen-Anhalt, außerhalb des Dorfes Poppau im Kreis Salzwedel gelegen. Die Gemeinschaft hat sich zum Ziel gemacht, „ein Leben im Einklang mit der Erde und ihren Mitgeschöpfen“ zu führen. Aufgrund der außerordentlichen Senkung des ökologischen Fußabdrucks von Sieben Linden im Vergleich zum Bundesdurchschnitt um 73 % - was zwei voneinander unabhängige Studien der Universität Kassel und der TU Berlin zeigten - wurden auch Gesellschaft und Politik auf Sieben Linden aufmerksam. Ökologisches Bauen, Selbstversorgung und Permakultur sind zentrale Punkte der Entwicklung einer zukunftsfähigen Lebensweise in Sieben Linden. Sieben Linden wurde 1997 gegründet. Mittlerweile wohnen 140 Erwachsene und Kinder auf ca. 80 ha Land. Sieben Linden ist Mitglied des Global Ecovillage Network (GEN).

Im Ökodorf Sieben Linden
"Solange wir über uns selbst und miteinander lachen können, sind wir auf dem Weg."

Nachhaltige Lebensweise

Kreative Unterkunft im Ökodorf Sieben Linden
"Denn es kommt nicht so sehr darauf an, wogegen wir sind, sondern wofür und was wir dann tun!"

Sieben Linden dient als Modellprojekt für eine zukunftsfähige, ökologische, sozial und global gerechte Lebensweise. Die Bewohner entwickeln und erproben dafür verschiedene Wege. Ziel ist "die Kooperation von Mensch und Natur" - in "Verantwortung für die Welt, in der wir leben". Ein gutes Leben zu führen heißt, es nicht auf Kosten Anderer – seien es Menschen, Tiere oder Pflanzen – zu führen. Ihre Erkenntnisse vermitteln die Bewohner von Sieben Linden in verschiedenen Seminaren, so etwa zu den Themen Strohballenbau oder Gewaltfreie Kommunikation. Dadurch kann Sieben Linden Vorbild auch für andere Menschen und Projekte sein.

Für die gute Umweltbilanz, den niedrigen ökologischen Fußabdruck von Sieben Linden, gibt es mehrere Gründe. Auf der einen Seite ernähren sich fast alle Bewohner vegetarisch bzw. vegan. Ein Großteil der Lebensmittel stammt aus eigenem biologischen Anbau bzw. aus der Region. Des Weiteren werden Geräte wie Waschmaschinen, Autos oder Rasenmäher gemeinschaftlich genutzt, und Kleidung, insbesondere Kinderkleidung, wird weitergegeben und wiederverwendet. Die Beheizung erfolgt durch Holz, zum Teil aus dem eigenen Wald. Energie – auch zur Warmwasserbereitung - wird außerdem durch Solarstromanlagen gewonnen. In der Küche wird zwar noch Propangas verwendet, angestrebt wird allerdings die Versorgung durch eine eigene Biogasanlage. Das Trinkwasser wird aus den eigenen Brunnen gewonnen, das Abwasser in der eigenen Pflanzenkläranlage gereinigt und innerhalb des Dorfes zur Bewässerung wiederverwendet. So entstand ein lokal geschlossener Wasserkreislauf. Kompost- bzw. Trockentoiletten senken den Wasserverbrauch um ca. 1/3. Daneben ist Müllvermeidung ein wichtiges Thema.

Im folgenden Film von Michael Würfel erklärt ein langjähriger Bewohner von Sieben Linden, warum die Art des Hausbaus in Sieben Linden in hohem Maße zur Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes beiträgt: "Den wesentlichen Anteil an der guten Ökobilanz Sieben Lindens hat das Bauen und Wohnen. Zum einen bauen wir vorrangig Mehrfamilienhäuser, d.h. es finden mehr Menschen ein Zuhause auf derselben versiegelten Grundfläche. Und zum anderen sind unsere Häuser praktisch ausnahmslos aus ökologisch unbedenklichen Baustoffen gebaut. Das sind vor allem Strohballen in Sieben Linden, Lehm und Holz; und Baustoffe wie Beton, Kunststoff, Aluminium, die ökologisch kritisch zu bewerten sind, reduzieren wir auf das absolute Minimum. Und selbst da haben wir nach Alternativen gesucht und zum Beispiel statt Frischbeton im Fundament mit wiederverwendeten Betonplatten aus dem Straßenbau gearbeitet."

Neugierig geworden auf Sieben Linden sind deshalb nicht nur Privatpersonen, die nach einer anderen als der weit verbreiteten Lebensweise suchen. Auch Politiker und Forscher, wie etwa Mitarbeiter der Landesregierung, die sich mit der demografischen Entwicklung beschäftigen, oder Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums, die die Regionalentwicklung planen, kommen nach Sieben Linden, um Antworten auf ihre Fragen zu finden. Warum ziehen Menschen hierher? Was habt ihr gemacht, damit diese Attraktivität entstehen konnte? Warum habt ihr eine so gute Energiebilanz?

Sieben Linden wurde mit verschiedenen Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet, so zum Beispiel mit dem TatOrte-Preis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt 1996 und 2000, dem Preis des „Rates für Nachhaltige Entwicklung“ der Werkstatt N 2011 und 2012 sowie dem Nachhaltigkeitspreis der Brauerei Neumarkter Lammsbräu 2011. Außerdem war Sieben Linden anerkanntes Projekt der UN Dekade Bildung für Nachhaltigkeit 2005-2013.

Geschichte von Sieben Linden

Die Idee für ein ökologisches Dorf gab es schon 1989. Eine Kerngruppe, die sich für die Realisierung dieser Idee einsetzte, kaufte 1993 das Projektzentrum Groß Chüden, etwa 25 km von Sieben Linden entfernt. Hier sollte Gemeinschaft direkt erfahrbar und mit der Planung des Ökodorfes begonnen werden. 1991 gründete sich der Freundeskreis Ökodorf e.V. für alle am Ökodorf Interessierten. Außerdem wurde etwas später die Siedlungsgenossenschaft Ökodorf e.G. gegründet, der alle Bewohner/innen von Sieben Linden angehören, welche damit Eigentümer/innen des Landes, der Gemeinschaftshäuser und der Infrastruktur in Sieben Linden sind.

1997 konnte dann mit Unterstützung des TatOrte-Preises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ein 22 ha großes Stück Land bei Poppau, „wo die Sieben Linden standen“, erworben werden. Die ersten Bewohner/innen zogen mit Bauwagen dorthin und bauten den alten Bauernhof nach ökologischen Prinzipien zum Gemeinschaftsgebäude, Regionalzentrum sowie Seminar- und Gästehaus um. Als rechtliche Trägerin für den Wohnungsbau wurde 1999 die Wohnungsgenossenschaft Sieben Linden e.G. gegründet. Ab diesem Jahr wurde die Infrastruktur ausgebaut. So wurden u.a. Wege, Strom- und Telefonleitungen, Brunnen für die Wasserversorgung, eine Pflanzenkläranlage, Gärten und Windschutzhecken angelegt. Auf den 9 ha Bauland der ca. 80 ha großen Fläche von Sieben Linden sind mittlerweile 9 Wohnhäuser sowie Gäste- und Gewerbehäuser entstanden. 45 ha sind Waldgebiet.

Ursprünglich waren es 20 Pionier/innen, die auf das von der Siedlungsgenossenschaft gekaufte Land zogen. Inzwischen hat Sieben Linden 140 Bewohner/innen. Die Größe des Dorfes soll jedoch noch auf ca. 300 Menschen organisch anwachsen.

Mitglied werden

Sieben Linden wird weitestgehend nach Permakulturprinzipien geplant.

Um im Ökodorf Sieben Linden leben zu können, wird man Mitglied der Siedungsgenossenschaft. Mit einem Eigenanteil von knapp 13.000 Euro finanziert somit jede/r Bewohner/in das gesamte Land und die Infrastruktur. Außerdem ist jede/r Bewohner/in selbst für ihren bzw. seinen Unterhalt verantwortlich, wobei die meisten Bewohner/innen innerhalb von Sieben Linden arbeiten. Sie sind zum Beispiel Angestellte der Wohnungsgenossenschaft Sieben Linden e.G., des Freundeskreises Ökodorf e.V. oder des Naturwaren Sieben Linden e.V. oder sie arbeiten als Selbständige in eigenen Betrieben wie dem Wildkräuterversand, der Zimmerei oder der Obstbaumschule.

Entscheidungsfindung

Fast jede/r der Bewohner/innen in Sieben Linden engagiert sich ehrenamtlich in den Gremien der Selbstverwaltung und Entscheidungsfindung. Seit 2008 gibt es ein Rätesystem, das aus fünf gewählten Räten zu den Bereichen Siedlungsgenossenschaft, Soziales, Bauen, Bildungsrat und Lebensmittelversorgung besteht. Die Räte entscheiden autonom und im Konsens. Daneben gibt es noch verschiedene Kleingruppen, die mit den Räten zusammenarbeiten. Einige wenige Entscheidungen werden auch von der gesamten Gemeinschaft in den monatlich stattfindenden Vollversammlungen getroffen. Dafür braucht es eine 2/3-Mehrheit.

Die Menschen in Sieben Linden haben sich auf folgende gemeinsame Leitsätze als Grundlage zur Entscheidungsfindung geeinigt:

Ich diene dem Leben.
Ich begegne in Liebe und Vertrauen.
Ich reife an dem, was mir begegnet.
Ich übe mich in Wahrhaftigkeit.
Ich übernehme Verantwortung.
Ich engagiere mich für eine nachhaltige Welt.

Strohballen-Haus

Die Wohnhäuser, die in Sieben Linden gebaut werden, werden größtenteils in Strohballenbauweise gebaut. Sie entstehen aus Strohballen von Biobauern aus der Region, Holz, das zum großen Teil aus den eigenen Wäldern stammt, Lehm, der teilweise vom eigenen Gelände gewonnen wird, sowie Recyclingmaterialien. Diese Häuser sind Niedrigenergie-Häuser mit hohem Wärmedämmstandard. Sie bieten Wohnraum für rund 20 Personen.

Den rechtlichen und finanziellen Rahmen für den Wohnungsbau bietet die Wohnungsgenossenschaft Sieben Linden e.G. Jedoch planen und bauen die Bewohner/innen, die sich zu Nachbarschaften bzw. Baugruppen zusammenschließen, ihren zukünftigen Wohnraum selbst. Dabei müssen sie sich nach den Vorgaben und strengen Baukriterien der Siedlungsgenossenschaft Ökodorf e.G. richten. So ist zum Beispiel festgelegt, dass die Energie für die Raumheizung und die Erzeugung von Warmwasser ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden muss. Die zukünftigen Bewohner/innen der Häuser bringen einen finanziellen Pflichtanteil und Eigenleistungsstunden in die Wohnungsgenossenschaft Sieben Linden e.G. ein. Der darüber hinaus benötigte Kapitalbetrag wird entweder durch Mehreinlagen der Bewohner/innen oder die Wohnungsgenossenschaft Sieben Linden e.G. gedeckt.

Auf diese Weise entstand 2005 ein dreigeschossiges, 500 m² Wohnfläche umfassendes Mehrfamilien-Strohballenhaus, welches das erste dieser Größe in Europa ist. Sieben Linden besitzt die größte Dichte an Strohballenhäusern in Europa und ist in Zusammenarbeit mit dem „Fachverband Strohballenbau“ wichtiger Partner bei der Entwicklung des Strohballenbaus in Deutschland.

Menschen Träume Taten

"Menschen Träume Taten" ist ein Dokumentarfilm von Andreas Stiglmayr über das Ökodorf Sieben Linden, das aus den Träumen der Bewohner/innen entsteht. Stiglmayr beschäftigt sich darin mit Fragen wie: Wie lässt sich im Einklang mit der Natur wirtschaften?, Wie funktioniert Selbstverwaltung? Welchen Stellenwert haben individuelle Ziele in einer Gemeinschaft? Der Dokumentarfilm erzählt von den Herausforderungen des Gemeinschaftslebens als zukunftsorientierter Gesellschaftsentwurf anhand der Menschen in Sieben Linden. Im Folgenden kannst Du Dir den Trailer zum Film anschauen:

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Ehmer, Gaia: Portrait einer Göttin (2014)
  • Franz-Theo Gottwald und Andrea Klepsch, Tiefenökologie: Wie wir in Zukunft leben wollen (1995)
  • Stephan Harding, Lebendige Erde: Gaia - Vom respektvollen Umgang mit der Natur (2008)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Joseph Jenkins, The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure (2006)
  • Kosha Anja Joubert, Die Kraft der kollektiven Weisheit: Wie wir gemeinsam schaffen, was einer alleine nicht kann (2010)
  • Satish Kumar, Der Buddha und der Terrorist: Eine Parabel (2010)
  • Satish Kumar, You are Therefore I am: A Declaration of Dependence (2002)
  • Iris Kunze, Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise: Gemeinschaften und Ökodörfer als experimentierende Lernfelder für sozial-ökologische Nachhaltigkeit (2009)
  • Geseko von Lüpke, Zukunft entsteht aus Krise: Antworten von Joseph Stiglitz, Vandana Shiva, Wolfgang Sachs, Joanna Macy, Bernard Lietaer u.a. (2010)
  • Joanna Macy, Hoffnung durch Handeln: Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu werden (2014)
  • Joanna Macy, Geliebte Erde, gereiftes Selbst: Ermutigung zum sozialen Wandel und für eine ökologische Erneuerung (2009)
  • Joanna Macy, Die Reise ins lebendige Leben: Strategien zum Aufbau einer zukunftsfähigen Welt (2004)
  • Scott M Peck u.a., Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft (2012)
  • Dolores Richter, Das Forum. Arbeitspapier des Zentrums für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (1999)
  • David Rothenberg (Hrsg.), Die Zukunft in unseren Händen: Eine tiefenökologische Philosophie (2013)
  • Vandana Shiva, Jenseits des Wachstums: Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen (2014)
  • Vandana Shiva, Geraubte Ernte: Biodiversität und Ernährungspolitik (2011)
  • Vandana Shiva, Von Saatgut und Saatgutmultis (2010)
  • Vandana Shiva, Erd-Demokratie: Alternativen zur neoliberalen Globalisierung (2006)
  • Dick und James Strawbridge, Das große Buch der Selbstversorgung (2011)
  • Elisabeth Voss, Wegweiser Solidarische Ökonomie: Anders Wirtschaften ist möglich! (2010)
  • Stephanie Wild (Hrsg.), Sich die Ernte teilen. Einführung in die Solidarische Landwirtschaft (2012)
  • Michael Würfel (Hrsg.), eurotopia-Verzeichnis 2014: Gemeinschaften und Ökodörfer in Europa (2013)
  • Michael Würfel, Dorf ohne Kirche: Die ganz große Führung durch das Ökodorf Sieben Linden (2012)

Weblinks

Seminare

Naturspiritualität

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Ernährung

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