Maya: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 27. September 2013, 09:44 Uhr

1. Maya (Sanskrit: माया māyā f.) Kunst, außerordentliches Vermögen, Wunderkraft, Kunstgriff; List, Hinterlist, Anschlag, Trug, Betrug, Täuschung, Gaukelei; ein künstliches Gebilde, Trugbild, Blendwerk; Nama der Mutter Buddhas; (in der Vedanta-Philosophie): Unwirklichkeit bzw. Illusion, durch die man die irreale Welt für real hält und als getrennt von Brahman betrachtet; die verhüllende Kraft Brahmans.

2. Maya (Sanskrit: मय maya Affix u. m.) bestehend aus, voll von; Bezeichnung des Werkmeisters der Dämonen, der ein und Kenner aller Zauberkünste und Lehrer der Astronomie und Kriegskunst ist. Er ist das Gegenstück zu Vishvakarman, dem Baumeister der Götter.

3. Maya (Sanskrit: मया mayā) das Personalpronomen der 1. Person Singular (Aham "ich") im Instrumental (Tritiya); "durch mich" bzw. "von mir", z.B.: mayā kṛtam "von mir gemacht", mayā bhuktam "von mir gegessen".

Die Beschaffenheit von Maya

Aus: Swami Sivananda Divine Life Society: Vedanta für Anfänger

Maya ist Trigunatmika (Selbst mit drei Eigenschaften) und setzt sich aus drei Grundenergien (Gunas) zusammen:

  1. Tamoguna ist Dunkelheit und Passivität
  2. Rajoguna ist Leidenschaft und Aktivität
  3. Sattvaguna ist göttliches Licht und Reinheit

Die Macht der Unwissenheit (Avidya) verhindert, dass du deine eigenen Fehler erkennst. Die Illusion (Maya) in der individuellen Seele (Jiva) wird Avidya genannt. Durch sie denkst du, keine Fehler zu besitzen, voller Tugenden zu sein und das perfekteste Wesen zu sein. Das ist Maya.

Maya ist Wahrheit (Satya) für einen weltlichen Menschen. Für einen Menschen mit Unterscheidungskraft (Viveka) bedeutet sie dagegen etwas Unbeschreibliches (Anirvachaniya; weder wirklich noch unwirklich). Für einen befreiten Heiligen (Jivanmukta), der sich mit Brahman identifiziert, ist Maya dagegen nichts (Tuccha).

Begierden und Sehnsüchte (Vasanas und Trishnas) können nur durch die Zerstörung von Avidya bzw. Ajnana (Unwissenheit) ausgemerzt werden, denn sie sind die Quelle dieses Samsara. Genauso kann ein Baum nur durch Zerstörung der Wurzel beseitigt werden. Schneidest du nur die Äste ab, so wachsen sie nach. Folglich ist es erforderlich, die ganze Wurzel zu entfernen. Die Unwissenheit (Avidya) kann durch das Wissen um das unzerstörbare Wesen Brahman beseitigt werden, aber nicht durch wahllose Unterdrückung der Sinne.

Die Auflösung der Unwissenheit führt zur Zerstörung von Raga-Dvesha. Raga (Zuneigung, Vorlieben) und Dvesha (Abneigung) sind die Auswirkungen der Unwissenheit.

In Ajnana ist das Wissen von Brahman nicht anwesend. So wie die Bäume auf dem Berg den Berg verdecken oder die Wolken – aus Sonnenstrahlen entstanden – die Sonne selbst verdecken, so verdeckt das aus Brahmans Shakti (Kraft; schöpferische Energie) entstandene Ajnana Brahman, Chaitanya (das absolute Bewusstsein).

Ajnana existiert in zwei Formen: Tula und Mula. Tula-Ajnana ist Unwissenheit in Bezug auf die äußeren Objekte. Mula-Anjana ist Unwissenheit um das wahre Selbst in uns.

Maya

Indische Geschichte aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Weisheit Indiens. Märchen und Sinnbilder" 1938 im L.C. Wittich Verlag in Darmstadt erschienen.

Der Lehrer sagte: „Alles ist Gott, — diese Lehre ist das ,Ende der Veden`." — Der Schüler vernahm es und begriff: Gott ist das einzig Wirkliche. In allen Dingen webt das Göttliche leidlos und ungreif bar, alle Gestalten, alles Ich und Du der Welt sind nur der Schleier seiner Maya.

Ein ungeheures Gefühl befiel ihn; er kam sich wie eine große lichte Wolke vor, die unaufhaltsam wachsend den ganzen Himmel erfüllt, und wie eine Wolke ging er umher, aller Schwere ledig. In erhabener Allein¬samkeit hielt er die Mitte der Straße, — da kam ihm ein Elefant entgegen. Der Treiber, der oben dem Tier im Nacken saß, rief herunter: „Platz da! Platz da!", und die Schellen am Leibe des Riesen umspielten seinen lautlos wogenden Gang mit silbernem Gelächter.

Der Schüler hörte und sah ihn wohl trotz seiner Verzückung, aber er wich ihm nicht aus. Er sprach bei sich selbst: „Warum sollte ich Platz machen? Ich bin Gott, und der Elefant ist Gott. Soll Gott sich vor sich selber fürchten?"

Furchtlos ging er dem Tier geradewegs entgegen — da packte ihn der Elefant im letzten Augenblick, umschlang ihn mit seinem Rüssel, schwang ihn beiseite und setzte ihn nicht ganz sanft am Straßenrande in den Staub.

Zerschlagen und bestaubt kam der Schüler zu seinem Lehrer und erzählte ihm die Begegnung.

Der Guru sagte: „Du hast ganz recht: du bist Gott, und der Elefant ist Gott — aber warum hast du nicht auf Gottes Stimme gehört, die oben vom Elefanten herunter zu dir sprach?"

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