Brahmacarya

Aus Yogawiki

Brahmacarya: (Sanskrit: ब्रह्मचर्य brahmacarya n.) wörtl.: 'Wandeln im Brahman'; Ehelosigkeit, Enthaltsamkeit, die sich auf alle Sinne beziehen sollte, Keuschheit (vgl. Zölibat); Selbstbeherrschung; die Schülerschaft als Pfad, der zu Erkenntnis von Brahman führt.

1. Im traditionellen System des Varnashrama bezeichnet 'Brahmacarya den ersten Abschnitt im Leben eines Brahmanen, d.h. Stand und Lebensweise eines Brahmanenschülers. Dafür verließ ein junger Brahmane in der Regel sein Elternhaus und lebte fortan im Haus seines Lehrers bzw. Gurus. Von diesem erhielt er über mehrere Jahre Unterricht, wobei er im Gegenzug dem Lehrer und seiner Familie in allen häuslichen Dingen dienen mußte. Der Unterricht betraf in erster Linie das Vedastudium, was zunächst das Auswendiglernen der heiligen Texte sowie die genaue Kenntnis der korrekten Ausführung der unterschiedlichen Opferhandlungen umfasste. Mit Abschluss seiner Lehrzeit überreichte der Schüler seinem Lehrer ein Gegengeschenk (Dakshina). Nun war er bereit, zu seiner Familie zurückzukehren bzw. eine eigene Familie zu gründen, womit er in das Lebensstadium des Haushälters (grihastha) eintrat.

2. Im Yogasutra bezeichnet Brahmacarya einen der fünf Bestandteile der äußeren Disziplin (Yama). Hier meint Brahmacarya soviel wie Enthaltsamkeit, die sich allerdings nicht auf das Sexuelle beschränkt. Es geht auch ganz allgemein darum, bei allem das rechte Maß zu finden und sich nicht in Exzessen zu verlieren. Ein Zweck der Enthaltsamkeit ist es, die sexuelle Kraft, hinter der feinstoffliche Energien stecken, spirituell zu nutzen und dadurch auch eine höhere Form der Freude zu erreichen. Der Begriff wird zum Teil im Westen viel liberaler gefasst und als "reiner Lebenswandel" interpretiert, als bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Energien, die nicht einfach nur in die Erfüllung von Wünschen gesteckt werden sollte. Diese innere Einstellung könnte auch zu einer tieferen Partnerschaft führen.

Raja Yoga Sutras von Patanjali

अहिंसासत्यास्तेयब्रह्मचर्यापरिग्रहा यमाः ||2.30||

ahiṃsā-satyāsteya-brahmacaryāparigrahā yamāḥ ||2.30||

Die Regeln der äußeren Disziplin (Yama) bestehen aus Nichtverletzen (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya), Nichtstehlen (Ssteya), Enthaltsamkeit (Brahmacarya) und Unbestechlichkeit (Aparigraha).

Kontrolle der sexuellen Energie

Im Ayurveda wird Brahmacarya als die dritte wichtige Säule des Lebens angesehen. Brahma bedeutet Wissen oder das Studium, das zur Kenntnis Gottes führt und Carya Verhalten oder Pflicht. Nur wer während des Studiums seine Sinne zügelt, wird wahres Wissen erreichen.

Es gibt drei Arten von sexueller Enthaltsamkeit: die körperliche, die geistige und die spirituelle, die durch Meditation, Asanas und Rituale geprägt ist und der Erkenntnis Gottes dient.

In den Upanishaden schon wird der Geschlechtsakt mit einem Ritual oder Opfer (Yajna) verglichen, weil die Betroffenen damit die Verantwortung für ein neues Leben übernehmen.

Unerfüllter Geschlechtstrieb kann zu körperlichen oder geistigen Erkrankungen führen. Perverses, übermäßiges und respektloses sexuelles Verhalten kann zu einem Kräfteverlust, Schwächung des Immunsystems (Ojaksaya), zu Krankheiten usw. führen.

Quellen

  • Ayurveda - Wesen und Methodik von Subhash Ranade. Haug Verlag, ISBN 3-8304-7182-3

Multimedia

Erläuterungen von Versen der Raja Yoga Sutra von Patanjali von Sukadev Bretz aus dem Haus Yoga Vidya Bad Meinberg.

Brahmacharya in der Partnerschaft

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Brahmacharya ist kulturell abhängig

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Brahmacharya fuehrt zu mehr Lebenskraft

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Siehe auch

Weblinks