Narayana Upanishad
Die Narayana Upanishad (Sanskrit: f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Narayana Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Vishnu Upanishaden zugeordnet. Sie beschreibt ähnlich der Maha Upanishad in Kürze die Entfaltung der Schöpfung aus Vishnu als dem Höchsten, Alleinigen heraus und geht auf das Mantra "Om Namo Narayana" ein.
Narayana Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen
Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 895 - 898.
Einleitung
Ähnlich wie die Maha Upanishad, feiert auch die Narayana Upanishad den Narayana als das Prinzip aller Götter und Wesen, nur daß sie weniger im Stil der Brahmana-Mythen redet und dafür mehr von älteren Upanishadstellen Gebrauch macht. Neu aber, und in dieser Weise bis jetzt nicht zur Verwendung gekommen, ist ein Element, welches in noch späteren Upanishaden zum allbeherrschenden wird, nämlich der Kultus der Formel, dessen Auftreten hier (wie in anderer Weise wiederum in unserer Zeit) ein Symptom der Nekrose des philosophischen Denkens ist. Die Formel, deren Betrachtung in unserer Upanishad an die Stelle des Nachdenkens über die Dinge tritt, lautet: Om! Namo Narayanaya! "Om! Verehrung dem Narayana!" - Da sie erst in den letzten beiden Kapiteln erscheint, nachdem Kap. 3 bereits mit Verheißungen geschlossen hatte, so liegt die Vermutung nahe, daß die ganze Upanishad aus zwei der Zeit nach verschiedenen Stücken zusammengesetzt sei.
Die Narayana Upanishad
1.
Om! Es begab sich aber, daß der Purusha Narayana begehrte, die Geschöpfe zu schaffen. Da entstand aus dem Narayana der Prana;
Aus Narayana entstand Brahma, Aus Narayana entstand Rudra, Aus Narayana entstand Prajapati, Aus Narayana entstand Indra,
Aus Narayana entstanden die acht Vasus, Aus Narayana entstanden die elf Rudras, Aus Narayana entstanden die zwölf Adityas,
alle Götter, alle Rishis, alle Versmaße und alle Wesen entstehen nur aus Narayana und vergehen in Narayana, - und vergehen in Narayana.
2. Narayana ist der ewige, einige Gott, Narayana ist auch Brahma, Narayana ist auch Siva, Narayana ist auch Sakra, Narayana ist auch die zwölf Adityas, Narayana ist auch die Vasus und Alvins, Narayana ist auch alle Rishis, Narayana ist auch die Zeit, Narayana ist auch die Weltgegenden, Narayana ist auch unten, Narayana ist auch oben, Narayana ist auch Gestaltetes und Ungestaltetes, Narayana ist auch Inneres und Äußeres,
ja, dieses ganze Weltall "und was da war und was zukünftig währt" ist Narayana. Narayana also ist der ewige, fleckenlose, unaussprechliche, wandellose, truglose, reine, einige Gott, nicht gibt es außer ihm irgendeinen zweiten.
- Als Wagenlenker wählt Rudra,
- Euer Manas als Zügel braucht,
- Dann geht zum höchsten Jenseits ihr,
- Zur ew'gen Visnu-Stätte ein,
- — zur ew'gen Visnu-Stätte ein.
3. Dies, fürwahr, ist das Upanishadwerk des Narayana. Fürwahr, wer das Upanishadwerk des Narayana studiert, der wird befreit von allem Argen, der wird befreit von allem Furchtbaren, der erlangt alle Wünsche und erlangt alle Welten, und zum Brahmansein eingehend, geht er ein zur Unsterblichkeit, - geht er ein zur Unsterblichkeit.
4. Man spreche zuerst Om, sodann Namo, und hierauf Narayanaya. Om ist eine Silbe, Namo sind zwei Silben, Narayanaya sind fünf Silben. Dieses ist die achtsilbige Verszeile des Narayana. Wer diese achtsilbige Verszeile des Narayana studiert, der gelangt ohne Unfall zur vollen Lebensdauer, der erlangt Freude an Nachkommen, Gedeihen des Vermögens, Besitz von Herden, und er wird weiterhin teilhaft der Unsterblichkeit, - und er wird weiterhin teilhaft der Unsterblichkeit.
5. In die innere Wonne, das Brahman, den Purusha, den heiligen Laut, bestehend aus A, U und M, in diese ging er [Narayana] zur Einheit ein, das ward der Laut Om.
Und wer den Spruch: Om, Namo Narayanaya! verehrt, dem wird Vaikunthas (Visnus) Himmel zuteil. Das ist hier diese Stadt, diese Lotosblume (Chand. 8,1,1), ganz aus Erkenntnis bestehend, darum ist sie nur wie Blitzes Glanz (Kena 29-30).
- So war fromm Devakis Sprößling,
- So war fromm Madhusudana,
wie es heißt, [denn er erkannte] den in allen Wesen weilenden, einen Narayana, das Ursachartige, das A, das höchste Brahman in dem Laut Om.
Wer dieses Atharvasiras[1] studiert, - wenn er es des Morgens studiert, so vernichtet er die in der Nacht begangenen Sünden, wenn er es des Abends studiert, so vernichtet er die am Tage begangenen Sünden, wenn er es des Mittags, nach der Sonne zu gewendet, studiert, so wird er von den fünf großen Sünden und von den Nebensünden frei, wird teilhaft des Verdienstes, welches aller Veden Ziel ist, und erlangt Lebensgemeinschaft bei Narayana, - erlangt Lebensgemeinschaft bei Narayana.
Fußnoten
- ↑ Hier appellativ: "Hauptstück des Atharvaveda". Ein Manuskript liest Atharvangirasam (Jacob, Concordance, s.v.).
Siehe auch
- Narayana
- Vishnu
- Vishnu Upanishaden
- Upanishad
- Veden
- Mahavakya
- Hinduismus
- Yoga
- Vedanta
- Vedanta Schulen
- Erkenntnis
- Meditation
- Verehrung
Literatur
- Kostenloses Online-Buch Upanishaden von Swami Krishananda
- Klassische Upanishaden - Die Weisheit des Yoga von Paul Deussen, 1980
- Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shri Shankaracharya, Kommentar von Emanuel Meyer, 2002
- Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur. (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
- Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
- Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Suhrkamp, 2001
Weblinks
- Veden aus „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda
- Upanishaden, Artikel aus "Göttliche Erkenntnis" von Swami Sivananda
- Buch: Klassische Upanishaden - die 11 wichtigsten Upanishaden in der Übersetzung von Paul Deussen
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