Intuition
Intuition (Latein: intueri "betrachten, erwägen"; Sanskrit: Sakshatkara) ist die Schau der Realität, "die direkte Wahrnehmung oder die Ahnung der göttlichen Wirklichkeit". Intuition ist eine innere spirituelle Erfahrung. Meditation unterstützt die Entwicklung der persönlichen intuitiven Fähigkeiten.
Swami Sivananda über Intuition
Der indische Weise Swami Sivananda schreibt in seinem Buch „How to Cultivate Virtues und Eradicate Vice“ über Intuition Divine Life Society:
Intuition ist das direktes supermentale Wissen von Atman, durch direkte Selbsterkenntnis. Hier gibt es kein Denken. Der Geist hört hier auf zu funktionieren. Hier gibt es keine Empfindung. Intuition ist oberhalb der Relativität. Es ist eine innere spirituelle Erfahrung, die nicht adäquat mit Worten beschreibbar ist. Die Sprache ist unzureichend, auch kann sie nicht die ganze unbeschreibbare transzendentale Erfahrung ausdrücken. Worte sind nur konventionell.
Du kannst Gott oder Atman nur durch Intuition erkennen.
In der Intuition ist alles klar. Alle Zweifel vergehen im Ganzen.
- Intuition ist unmittelbares Wissen im Gegensatz zu mittelbaren Wissen. Durch die Intuition erkennt der Aspirant die Wahrheit der Dinge ohne Begründung und Analyse.
- Intuition ist Wissen von Innen heraus. Intuition kommt wie ein Blitz. Daraufhin ist der Aspirant vereint mit seinem eigenen Atman, seiner individuelle Seele, mit dem Selbst, oder der Höchsten Seele.
- Intuition ist das unmittelbare Wissen des Absoluten durch das Auge der Weisheit im Gegensatz zu den Gegenständen der Sinne und des Geistes.
- Intuition übertrifft den Verstand, aber es ist steht ihm nicht entgegen.
- Intuition ist Wahrheit erlangt durch innere Ahnung ohne die Hilfe der Wahrnehmung oder der Kraft des Verstandes und der Logik.
- Intuition ist die direkte Wahrnehmung oder die Ahnung der göttlichen Wirklichkeit, die dem offenbarten und dem unoffenbarten Universum zugrundeliegt.
Der Weise in seien Flügen der Intuition steigt auf zu der supramentalen Region wo er die göttliche Wirklichkeit oder das Absolute erlebt. Die überbewusste Erfahrung ist sehr klar, lebendig und strahlend, Es ist für den Weisen äußerst wirklich. Er lebt in ihr, er bewegt sich in ihr, und er atmet in ihr. Die intuitive Erfahrung ist großartig, außergewöhnlich und tief. Das Wissen von Gott würde für die Menschheit verloren sein, gäbe es die Intuition und Offenbarung der Propheten und Weisen nicht.
Intuition ist der einzige Weg, durch den man das Absolute erkennen und in all seiner Gesamtheit und Vollständigkeit erfahren kann.
- Der Geist und die Sinne benötigen Zeit und Raum, um zu funktionieren, aber die Wirklichkeit, die hinter der zeitlich, räumlichen und kausal Ordnung der Dinge steht, kann nur Intuition begriffen und erfasst werden.
- Der Verstand kann dir nur gedankliches Wissen geben, und gedankliches Wissen kann dir nicht das Wissen der Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit geben, es ist die Absolutheit, aber sie teilt, zerfällt in Bruchstücke, und bricht Dinge in Stücke.
- Die innenwohnende Seele dieses irdischen Universums ist reines Bewusstsein. Indische Weise und Seher haben diese Wirklichkeit in all ihren Vollständigkeit erahnt und gaben der Menschheit diese reiche und kostbares Perle der Weisheit des Selbst.
Intuition ist der Goldene Schlüssel zur Glückseligkeit
Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 38-42
Intuition ist eine lebendige innere Achtsamkeit in Bezug auf das innewohnende unsterbliche und glückseligmachende Selbst. Sie ist das Auge der Weisheit, durch das der Weise in allem dessen unsichtbare Gegenwart wahrnimmt. Es ist Divya Chakshu (Prajna Chakshu, Jnana Chakshu), durch das der Yogi die höchste Erfahrung des alldurchdringenden Brahmans erfährt. Es ist der Brahmakara Vritti der Vedantins gleich. Es ist das dritte, das spirituelle Auge der Yogis und Weisen.
Instinkt ist den Tieren, Intellekt den Menschen, Intuition den Yogis und Weisen eigen. Höchste Einsicht, Visuddhabuddhi, führt den Aspirant zum Tor der Intuition. Intuition steht der Einsicht nicht im Wege. Sie transzendiert Einsicht. Das Auge der Intuition öffnet sich, wenn durch die Praxis von Yama und Niyama das Herz geläutert ist und wenn Geist, Intellekt und Sinne zur Ruhe gekommen sind.
Sanjaya erhielt sein Auge der Intuition durch die Gnade von Sri Vyasa. Arjuna erhielt es durch die Gnade von Krishna und erfuhr dessen Visvarupa Darshan.
Bergson fand Anerkennung für Intuition, als eine mögliche Methode, das transzendente ‚Ich‘ und das ‚Ding an sich‘ zu erkennen. Doch das Werk ist nur eine Theorie zu dem Thema Intuition, es ist rein methodisch aufgebaut. Bergson konnte nicht erklären, wie die Methode in die Praxis umgesetzt werden kann. Er konnte nicht den Weg zum ‚Selbst‘ erklären.
Es war Bergson überlassen, zuzugeben, dass er ein Mann der Geometrie war. Er verstand die Welt in Bezug auf Zeit und Raum. So sie sich von der Konzeption der äußeren Welt befreit und sich auf das `Noumenon‘ ausrichtet, werden Raum und Zeit transzendiert und das Noumenon auf ganz anderem Weg wahrgenommen. Diesen Weg nannte er Intuition, der sich von der Wahrnehmung durch die Sinne unterscheidet. Doch wie die Befreiung von der phänomenalen Welt geschieht, das ist der Indischen Methode des Yogas überlassen, die da ist, Entwicklung von Intuition durch Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Befreiung).
Intuition ist die einzige Methode der Wissenschaft des Yogas oder der Wissenschaft der Seele (Brahma Vidya). Der Yoga, wie ihn die Indischen Yogis praktizieren, ist im Wesentlichen wissenschaftlich. Er ist universell anwendbar und garantiert universelle Ergebnisse für den durchschnittlichen Menschen, der sich in der Methode der Intuition weiterentwickeln möchte.
Das Ziel des Lebens ist die intuitive Erkenntnis Atmans, der das Fundament und die Seele von allem ist, der Urgrund allen Seins. Was ist das Ziel des Lebens? Was ist das höchste Gut? Warum bin ich auf dieser Welt? Die westliche Philosophie gibt keine zuverlässigen Antworten. Ihre Antworten beziehen sich lediglich auf das Leben. Was das Leben an sich ist beschreibt sie durch die Logik der Physik, die wiederum von Menschen formuliert ist.
Intuition, intuitive Wahrnehmung in Bezug auf das höchste Gut ist der einzige Prüfstein der Philosophie. Die Methode der Intuition ist die einzige Methode, die letztendliche Wahrheit zu erkennen. Intuition ist die Methode. Erkenntnis des Selbstes ist das Ziel. Ohne Intuition zu entwickeln, bleibt der intellektuelle Mensch unvollkommen und blind für die Wahrheit hinter der Erscheinungswelt.
Um den wichtigen Punkt nochmals in Erinnerung zu rufen, die Lösung des Problems von Religion, Philosophie und Wissenschaft ist das Entwickeln von Intuition, wie es uns die Weisen des Himalayas lehren. Das Ziel des Lebens, wie es diese Weisen aufzeigen, ist die Wahrheit an sich. Das Ziel wurde wahrgenommen im klaren Licht der vollkommenen Erkenntnis, unmittelbar und direkt (Aparoksha Anubhuti, Aparoksha Brahma Jnana). Es bedarf keiner Ahnung, keiner Vermutung, keines Rückschlusses. Intuition eröffnet neue Gebiete, die mühsam bewältigt werden müssen. Keine Bestätigung ist herrlicher als der Siegespreis für den inneren Kampf.
Im Licht der Entwicklung der Intuition scheinen alle anderen Philosophien interessante Tischgespräche, fröhliche Essays, humorvolle Versuche eines Blinde-Kuh-Spiels. Sie können keiner ernsthaften Kritik standhalten. Nur die intuitive Methode allein ist die Methode der Philosophie.
Es gibt auch niedere Formen der Intuition. In Realität sind sie keine Intuition. Die kreative Kraft des unbewussten Geistes ist derart, dass manchmal die rationalen Aktivitäten des Geistes unter das unterbewusste Niveau sinken. Im Schlaf und im Traum gehen sie weit unter die Schwelle des Bewusstseins. Coleridge verfasste ‚Kublai Khan‘, eine lange Dichtung, im Traum. Das Problem, eine geeignete Nadel für eine Nähmaschine zu finden, hatte sich für seinen Erfinder im Traum gelöst. Shelley entströmte fertige Dichtung. Mathematische Genies fanden fertige Formeln. Doch hier spricht man nicht von Intuition im spirituellen Sinn. Diese Aktivitäten bedürfen keines bewussten Willens, außer in der begrenzten Form, in der sie sich darstellen. Intuition, die die spirituelle Wissenschaft entwickelt hat, erweitert den Horizont und macht bewusstes Wollen auf höchstmöglicher Ebene in jede Richtung möglich.
Die Indische Philosophie der Entwicklung von Intuition kommt den höchsten Bestrebungen der westlichen Philosophie gleich. Ohne die Philosophie der Intuition, wie sie im Osten praktiziert wird, erscheint die Philosophie des Westens gleich der Wissenschaft bevor das Teleskop, das Mikroskop und andere wissenschaftliche Instrumente entwickelt wurden. Vor der Entwicklung des Mikroskopes wusste man nichts über Mikroben. Alle Mutmaßungen über die mikroskopischen Zellen des Lebens müssen offensichtlich falsch gewesen sein. Das Sprichwort von dem Philosophen, der in einem dunklen Raum nach einer nicht vorhandenen schwarzen Katze sucht, spricht für sich – sofern keine Intuition entwickelt ist.
Intuition ist der goldene Schlüssel zur Glückseligkeit. Intuition ist die Wissenschaft des Erfolges. Sie ist die Wissenschaft der Wahrheit. Sie befähigt den Menschen zu ewigem Wissen und unbegrenzter Erkenntnis. Sie eröffnet Bereiche der Schönheit und der Glückseligkeit und zeigt die Methode, beide zu betreten. Sie gibt dem Menschen wunderbare Kräfte die Welt zu bewegen, so er möchte. Mögen alle in diesem Leben Intuition entwickeln und das Selbst erkennen!
Siehe auch
- Bibliotherapie
- Wunder
- Synchronizität
- Jnana Yoga
- Vedanta
- Vedanta Schulen
- Wer bin ich
- Erkenntnis
- Satchidananda
- Glückseligkeit
- Selbstverwirklichung
- Erfahrung
- Mumukshu
- Moksha
- Samadhi
- Swami Sivananda
- Hingabe
- Bhakti
- Inspiration
Literatur
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda, Götter und Göttinnen im Hinduismus (2008)
- Swami Sivananda, Jnana Yoga, Hrsg.: Divine Life Society, 2007
- Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
- Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)
- Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
- Swami Sivananda, Autobiographie von Swami Sivananda (1999)
- Swami Sivananda, Shrimad Bhagavad Gita. Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda (1998)
- Swami Sivananda, Gedanken zur Kontemplation (1996)
- Swami Sivananda, Hatha-Yoga. Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte (1964)
- Swami Sivananda, Sadhana – Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Feste und Fastentage im Hinduismus, Yoga Vidya Verlag
Weblinks
- Swami Sivananda
- Artikel von Swami Sivananda
- Swami Sivanandas Integraler Yoga
- Die sechs Yoga-Wege
- Meditation & Yoga
- Einführung in Vedanta
- Swami Sivananda: Was ist Jnana Yoga?
- Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis: Vedanta
- Internetseiten der Divine Life Society
- Internetseiten von Yoga Vidya
- Yoga Vidya Tägliche Inspirationen
Seminare
Jnana Yoga und Philosophie
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Meditation
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Indische Meister
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Multimedia
Wie man Intuition entwickelt
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Vertrauen in die eigene Intuition entwickeln
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Wer bin ich? Was ist die Welt?
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Satchidananda – deine Wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit
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