Studien über vergleichbare Philosophien - Arthur Schopenhauer

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Studien über vergleichbare Philosophien - Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer

Wenn man Hegel als den intellektuellen Philosophen betrachtet, so muss man Schopenhauer als den Philosophen des Willens bezeichnen. Er nimmt seinen Anfang bei Kants Kritik der reinen Vernunft und beharrt darauf, dass das Ding-in-sich-selbst, das für Kant bloß eine unbekannte Idee war, aus eigenem Willen heraus bewusst gemacht werden kann. Der Wille ist das Ding-in-sich-selbst. Schopenhauers Wille ist nicht der individuelle psychologische Wille, sondern ein universales metaphysisches Prinzip, raum- und zeitlos und ohne Ursache, genauso wie Hegels Verstand nicht nur eine individuelle Funktion ist. Schopenhauer sagt, dass der Wille sich selbst im Individuum als Impuls, Instinkt und Verlangen offenbart. Der Wille ist es, der als Bewusstsein und Körper erscheint. Auf diese Weise wird das wahre Selbst des Menschen mit dem Willen identifiziert.

So wird alles in der Welt zum Ausdruck des Willens. Die Welt ist Wille und Idee, und sie hat keine unabhängig existierende Materie. Der Wille steht über der Idee und ist die einzige Wirklichkeit. Der Wille ist blind, unbewusst, und die Idee, die bewusst ist, ist nur dessen Erscheinung im Intellekt. Wir sehen überall nichts weiter als Willen und Körper, die Ausdruck des Willens sind. Angefangen von der unbewussten Materie bis hin zum selbstbewussten Menschen regiert allein der absolute Wille. Er ist einerseits bewusst und andererseits unbewusst. Er ist der Streit, die Aktivität und die Sehnsucht, die man überall beobachten kann. Der Wunsch ist die Ursache aller Dinge. Im Sinne der Yoga Vasishtha würde Schopenhauer sagen, dass das Auge da ist, weil es Wünsche zu sehen gibt, dass das Ohr da ist, weil es Wünsche zu hören gibt. Der Körper und die körperliche Funktionen sind der Ausdruck des Willens. Die Verdauungsorgane sind die Objekte des Hungers, die Füße sind der Wunsch für die Fortbewegung, das Gehirn ist der Wunsch nach Wissen. Es gibt niemanden und keine Welt ohne den Willen. Das Verlangen, das Wünschen oder die Funktionen bestimmen die Natur des Seins in einer Organisation, die zum Willenskörper wird. Der Lebenswille ist die Wurzel aller Dinge. Er ist die Ursache für das Bemühen, das Leid, der Schmerz. Der Wille ist das größte Übel, das für die Misere allen Seins verantwortlich ist.

Schopenhauers Konzept des Willens ist faszinierend. Der Wille ist die Wirklichkeit und er ist blindes Verlangen. Das Bewusstsein oder die Intelligenz ist seine phänomenale Auswirkung, die sich in höheren Organismen offenbart, um den Weg für das Wirken des Willens in der Welt zu ebenen. Für Schopenhauer ist die Intelligenz nicht die wesentliche Natur des Selbst. Sie ist nur ein Produkt des Gehirns, das durch den Willen für die eigenen Zwecke geschaffen wurde. Das Bewusstsein ist eine Erscheinung, der Wille ist Wirklichkeit, der die unsterbliche Macht darstellt, der niemals mit dem Tod des Menschen endet, und der niemals durch Veränderungen versiegt. Er kann sich selbst in einem sterblichen Muster als Individuum offenbaren, aber kann niemals aufhören zu sein. Der Wille ist unsterbliches Sein.

Schopenhauers Wille ist vielmehr das Mula Prakriti der Vedanta, was so viel wie unbewusste Aktivität bedeutet, als die Wirklichkeit, dessen wesentliche Natur das Bewusstsein ist. Das individuelle Bewusstsein, das sich im Intellekt ausdrückt, ist auf die Prakriti begründet, dessen Ausdruck durch den Intellekt geschieht. Der Intellekt ist das Medium, durch das sich die Intelligenz offenbart. Doch in der Vedanta ist die Prakriti nicht die Wirklichkeit, und das Bewusstsein ist nicht Ausdruck der Prakriti. Das Bewusstsein ist das Wesen der Wirklichkeit, das sich jenseits der Prakriti befindet. Doch es ist richtig, dass die Intelligenz im Menschen durch seinen unbewussten Meister, der Prakriti mit ihrer primären Lebenseinstellung von Sattva, Rajas und Tamas, kontrolliert wird. Vielleicht würde die Freud'sche Psychoanalyse mit Schopenhauer freundlich umgehen, denn er wäre eine Hilfestellung für das Untermauern ihrer Theorie der psychologischen Bestimmung, dass das Bewusstsein immer durch die Natur des Unbewussten bestimmt wird, und dass der Freie Wille eine Illusion ist, der durch die falsche Vorstellung von einem Bewusstsein, das unabhängig vom Unbewussten ist, hervorgebracht wird. Der Instinkt, das Verlangen und der Drang selbst sind die Wurzel des aktiven Verstandes. Man wird dabei an Bradley erinnert, der gesagt hat, dass Metaphysik das Aufspüren der schlechten Gedanken ist, die uns an den Instinkt glauben lassen, und das Aufsuchen dieser Gedanken wiederum, ist nicht minder ein Instinkt. Doch der Wissensdrang ist keine irrationale blinde Macht. Der Instinkt, der es uns unmöglich macht, von dem ehrenwerten Unternehmen der Metaphysik abzulassen, ist ein überrationales Streben, das sich aus der Ewigkeit in uns Bahn bricht. Schopenhauers blinder Wille hat keine Antwort auf diese tiefe Wahrheit in uns, noch kann das Freud'sche Unbewusste über die Summe der nicht offenbarten schöpferischen Eindrücke und Impulse hinausgehen, die wir seit Generationen durch unsere in der Vergangenheit bewussten Handlungen hinterlassen haben. Das Bewusstsein ist weder ein Abfallprodukt des unbewussten Willens noch ist es eine Absonderung des materiellen Gehirns.

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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