Romantische Liebe: Unterschied zwischen den Versionen
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Die meisten der bekannten [[Yoga Meister]] stehen der romantischen Liebe eher skeptisch gegenüber. Zum einen sind in Indien, vermutlich durch die Periode der muslimischen Fremdherrschaft, Hochzeiten über Jahrhunderte hauptsächlich durch die Eltern arrangiert worden. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sind auch heutzutage, im Unterschied zu der Zeit der indischen Mythen, verpönt. Und es gibt das Ideal der [[Entsagung]]. Gerade viele der im Westen bekannten | Die meisten der bekannten [[Yoga Meister]] stehen der romantischen Liebe eher skeptisch gegenüber. Zum einen sind in Indien, vermutlich durch die Periode der muslimischen Fremdherrschaft, Hochzeiten über Jahrhunderte hauptsächlich durch die Eltern arrangiert worden. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sind auch heutzutage, im Unterschied zu der Zeit der indischen Mythen, verpönt. Und es gibt das Ideal der [[Entsagung]]. Gerade viele der im Westen bekannten [[Guru]]s waren bzw. sind [[Swami]]s, also Mönche. So betonen viele [http://www.yoga-vidya.de Yoga] [[Meister]] eher die betörenden, täuschenden Aspekte der romantischen Liebe und warnen davor, den Emotionen ohne Unterscheidung zu folgen. Jedoch kann man auch ein gewisses Umdenken in der heutigen Zeit feststellen. Zu keiner Zeit jedoch wurde Sexualität verteufelt oder wurde Partnerschaft als Hindernis dargestellt. Die Lehren von Mann und Frau als Ardhas, als Hälften die einander zur Vollkommenheit bedürfen, die Idealisierung der [[Sexualität]] als Urkraft des Universums, die Verherrlichung der Liebesbeziehung als Archetyp für die Liebe zwischen Mensch und Gott, die Interpretation aller Formen von Liebe als Erfahrung des Göttlichen, sind alles Elemente, die eine gute Grundlage für die Wertschätzung der romantischen Liebe auch für die spirituelle Entwicklung. | ||
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Version vom 9. Dezember 2013, 17:43 Uhr
Romantische Liebe ist eine besondere Form der leidenschaftlichen Liebe. Romantische Liebe ist erfüllt von Verliebtsein, legt jedoch mehr Wert auf Gefühle und Empfindungen, und etwas weniger Wert auf Leidenschaft und Sexualität.
Die Epoche der Romantik und die Romantische Liebe
Um die Frage zu klären, was eine romantische Liebe ist, sollte der eigentliche Begriff Romantik kurz geklärt werden. Als Romantik wird kulturgeschichtliche Epoche bezeichnet. Die Epoche der Romantik dauerte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie war eine Reaktion sowohl auf das rational geprägte Ideal der der Epoche der Aufklärung als auch auf die als verkrustet erlebten Normen der Tradition. Zu den Romantikern gehören Novalis, Friedrich Schlegel, August Wilhelm Schlegel, ETA Hoffmann, Jean Paul, Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Richard Wagner. Manchmal wird auch die Spätzeit von Johann Wolfgang von Goethe als romantisch bezeichnet. Viele der Romantiker waren auch offen für Yoga und Buddhismus. Nicht umsonst wurde die deutsche Indologie von Romantikern wie den Schlegel Brüdern mitbegründet.
Die Romantiker erlebten die Welt als gespalten zwischen rationaler Aufklärung, verkrusteten Traditionen, wirtschaftlichem und technischem Aufbruch. Die Dichter und Komponisten der Romantik versuchten mit und in ihren Werken wieder in eine heile Welt zu verwandeln. Als Motive dienten hierbei Gestalten aus alten Märchen und Mythen, als Kulisse für die Handlungen dienten Orte, die wir heute als romantisch bezeichnen würden, bzw. die in eine romantische Idylle versetzt wurden, die heute oft als Kraftorte bezeichnet werden.
Die Romantiker und die Romantische Liebe
Natürlich erkannten die Romantiker, dass in der Liebe zwischen Mann und Frau das Potential für die intensivsten Gefühle ist. Die Liebesbeziehung wurde nicht mehr aufgeteilt in triebhafte leidenschaftliche Liebe und gesetzlich-kirchlich-writschaftlich geregelte häusliche Liebe. Vielmehr wurde in der Liebesbeziehung die Chance der Einheit gesehen: Triebhaftigkeit, Emotionen, Gefühle, Naturverbundenheit, Gottverbundenheit, Idealisierung, Ausrichtung auf die Ewigkeit. Demngegenüber spielten Tradition, wirtschaftliche Notwendigkeit etc. keine so große Rolle mehr. Eine Sonderform der romantischen Liebe war auch die Tragische Liebe, also eine Liebe, die im Irdischen keine Erfüllung fand. Einige Zitate zur Romantischen Liebe findest du unter dem Stichworte Weisheiten Liebe.
Äußere Kulisse und Romantische Liebe
Von der Weltanschauung der Romantik ausgehend war eine romantische Liebe eine Beziehung, welche die Zwänge der Tradition, der Vernunft und der wirtschaftlichen Notwendigkeiten überwindet und auf starkem Gefühl und Liebe beruht. Um diese intensiven Gefühle empfinden zu können, wird bei der romantischen Liebe "Atmosphärisches" zu Hilfe genommen: zum Beispiel ein verwunsches Schloss, eine blühende Sommerwiese, mit duftenden Blumen, einen sprudelnden Bach, dazu einige Feen und Elfen. Insbesondere für den Anfang wäre eine romantische Kulisse für eine sich anbahnende Liebesbeziehung hilfreich. Ebenso ein erster gemeinsamer Spaziergang in einen von Nebelschwaden verhüllten Park. Und da das 18. Jahrhundert doch schon etwas länger her ist, so würde auch ein gemeinsamer nächtlicher Spaziergang, bei Mondschein und sternenklaren Himmel, der unter einer Laterne endet, sicher alle Ansprüche unserer Tage an Romantik erfüllen. Doch all dies wären nur romantische Erlebnisse in einer Liebesbeziehung, doch noch keine romantische Liebe.
Mittelalterliche Elemente in der Romantischen Liebe
Die Romantik verklärte das Mittelalter. So gelten bis heute Elemente des Mittelaltels als romantisch: Schlösser, Burgen, mittelalterliche Kleidung, Kerzenlicht, alte Gewänder, höfische Liebeserklärung im Knien, aus dem mittelalterlichen Minnegesang entlehnte Liebesgedichte, Liebeslieder etc. Und auch Verklärung und Idealisierung sind Teil der romantischen Liebe. Zur romantischen Liebe gehört auch das Auftreten des Mannes als Kavalier und Beschützer, das Auftreten der Frau als Umworbene, als Hilflose und als Beschützte.
Romantische Liebe heute
Bis heute ist die Romantische Liebe das Ideal für die meisten Menschen: Eine Liebe, die auf Ewigkeit hält, die von intensiven Liebesgefühlen gekennzeichnet ist, in der beide Partner sich auf allen Ebenen ergänzen und füreinander da sind. Manche Psychologen gehen davon aus, dass das Ideal der romantischen Liebe auch für das Scheitern vieler Ehen verantwortlich ist: Es wird einfach zu viel erwartet. Heutzutage ist das Ideal der romantischen Liebe ja nur ein Element unter mehreren in der Liebesbeziehung. Zusätzlich gilt das Ideal der gleichberechtigten Partnerschaft, der geteilten Hausarbeit, der Ähnlichkeit der Interessen, auch wirtschaftliche Notwendigkeiten. Im Ausbalancieren all dieser Ideale und Notwendigkeiten können manchmal die Gefühle füreinander an Intensität verlieren - und dann wirkt das Ideal der romantischen Liebe als Aufforderung, etwas Neues zu suchen.
Romantische Liebe, Spiritualität und Bhakti Yoga
Die Romantische Liebe kann Menschen zu tiefen spirituellen, mystischen und religiösen Erfahrungen verhelfen: Die Romantische Liebe ist letztlich eine Ausdehnung der Verliebtheit und der leidenschaftlichen Liebe in Naturliebe und Gottesliebe.
Gerade spirituelle Menschen erleben in der anfänglichen verliebten Phase ihrer Partnerschaft tiefe romantische Gefühle, die Gegenwart Gottes, die Verbundenheit miteinander und in der Natur, das Herausgerissensein aus dem Alltag und eine Weite des Bewusstseins. Eine Möglichkeit der Spiritualisierung der Liebesbeziehung wäre, immer wieder solche romantischen Momente zu schaffen, auch durch äußere Kulisse, und so die Liebeserlebnisse als spirituelle Erlebnisse zu ergreifen und zu erfahren. Romantische Liebe ist für viele spirituelle Menschen auch langfristig eine der einfachsten und effektivsten Möglichkeiten der Gotteserfahrung.
Romantische Liebe in der indischen Mythologie
In der indischen Mythologie und im Bhakti Yoga gibt es einige Liebesbeziehungen, die den Idealen der romantischen Liebe entsprechen:
Krishna und Radha die Göttliche Romantische Liebe
Krishna und Radha gelten als das ideale Paar. Ihre Liebe hat viele Elemente der romantischen Liebe: Intensive Gefühle, Liebeslieder und Gedichte, die Radha komponiert. Die Kulisse ist romantisch: Wald, Flussufer, Dschungel. Und ihre Liebe ist tragisch-romantisch - denn, mindestens in einer Tradition, müssen Radha und Krishna physisch getrennt sein und bleiben doch auf ewig verbunden. Krishna und Radha werden oft als Ideal der Liebe zwischen Mensch und Gott angesehen. Wenn der Mensch Gott so liebt wie seine/n Partner/in, kann er die Einheit mit Gott erfahren. Diese Liebe zu Gott wie zum/zur Geliebten wird im Bhakti Yoga als Madhurya Bhava bezeichnet.
Man kann die Mytholgoie um Radha und Krishna aber auch als vorgelebtes Beispiel einer romantischen Liebe begreifen: Gott selbst hat romantische Liebe auf dieser Erde vorgelebt, sodass Menschen begreifen, dass die Liebesbeziehung göttlich ist und sich ausdehnen kann zur mystischen Erfahrung allen Seins.
Sita und Rama - die dramatische Romantische Liebe
Sita und Rama gelten als das ideale Liebespaar. Im Unterschied zu den meisten Königen seiner Zeit hatte Rama nur eine Frau, nämlich Sita. Die beiden waren in tiefer Liebe miteinander verbunden. Rama gilt dabei als Inkarnation, als Avatar von Vishnu, Sita als Inkarnation von Lakshmi. Die Liebe zwischen Rama und Sita hat viele Elemente einer romantischen Liebe: Rama verehrte Sita, Sita folgte Rama ins Exil. In der Ramayana gibt es viele romantische Naturbeschreibungen, wie Rama und Sita im Wald, auf Wiesen, mit Blumen, bei Vogelgesang, unter den Sternen zusammen waren. Die Liebe zwischen Rama und Sita enthält auch tragisch-romantische Elemente: Sita war unvernünftig und wurde so vom Asura Ravana entführt. Rama musste lange Zeit darum kämpfen, Sita wiederzugewinnen. Und nachdem Rama und Sita wiedervereint waren, gab es Gerüchte, böse Zungen und unangenehme Klatschgeschichten. Inmitten aller Herausforderungen blieb ihre Liebe zueinander stark, und war Inspiration für die Gotteserfahrung vieler anderer, wie Lakshmana, Hanuman, Bharata und anderen. Bis heute gilt in Indien Sita und Rama als das ideale Liebespaar und für das ideale Eheleben.
Shiva und Parvati als romantisches Liebespaar
Shiva und Parvati sind das göttliche Liebespaar schlechthin. Shiva gilt nicht als Avatar, als Herabkunft Gottes, sondern als Gott selbst. Parvati ist die Manifestation von Shakti bzw. Durga. Interessanterweise wird Shiva oft als Asket, als asketischer Yogi bezeichnet - und ist es in vielen Mythen auch. Jedoch gibt es auch viele Mythen um Shiva und Parvati, welche die beiden als intensiv verliebtes Paar beschreiben, das über ihre Liebe sogar ihre Aufgaben für das Universum vergaßen. Immer wieder müssen die Devas, die Engel, kommen, um Shiva und Parvati an ihre Pflichten zu erinnern. Shiva und Parvati hielten sich dabei oft nicht an die gesellschaftlichen Gepflogenheiten und hatten keine Hemmungen, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen. Manchmal zogen sie sich jedoch auch zurück in die Natur, in die Wälder, in die Berge, um inmitten von Vogelgezwitscher, flatternden Schmetterlingen, Flußrauschen, blühenden Blumen etc. ihre Liebe zu genießen. So enthält die Liebe zwischen Shiva und Parvati viele Elemente einer romantischen Liebe. Shiva und Parvati ersannen sogar einen Trick: Um ohne Kritik ihre romantische und leidenschaftliche Liebe genießen zu können, verwandelten sie sich auch für eine Weile in Elefanten - und zeugten so auch den Elefantengott Ganesha...
Die Yoga Meister und die Romantische Liebe
Die meisten der bekannten Yoga Meister stehen der romantischen Liebe eher skeptisch gegenüber. Zum einen sind in Indien, vermutlich durch die Periode der muslimischen Fremdherrschaft, Hochzeiten über Jahrhunderte hauptsächlich durch die Eltern arrangiert worden. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sind auch heutzutage, im Unterschied zu der Zeit der indischen Mythen, verpönt. Und es gibt das Ideal der Entsagung. Gerade viele der im Westen bekannten Gurus waren bzw. sind Swamis, also Mönche. So betonen viele Yoga Meister eher die betörenden, täuschenden Aspekte der romantischen Liebe und warnen davor, den Emotionen ohne Unterscheidung zu folgen. Jedoch kann man auch ein gewisses Umdenken in der heutigen Zeit feststellen. Zu keiner Zeit jedoch wurde Sexualität verteufelt oder wurde Partnerschaft als Hindernis dargestellt. Die Lehren von Mann und Frau als Ardhas, als Hälften die einander zur Vollkommenheit bedürfen, die Idealisierung der Sexualität als Urkraft des Universums, die Verherrlichung der Liebesbeziehung als Archetyp für die Liebe zwischen Mensch und Gott, die Interpretation aller Formen von Liebe als Erfahrung des Göttlichen, sind alles Elemente, die eine gute Grundlage für die Wertschätzung der romantischen Liebe auch für die spirituelle Entwicklung.