Leidenschaft: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 20: | Zeile 20: | ||
Das Wort beinhaltet auch, dass man sich das Leid selber schafft. | Das Wort beinhaltet auch, dass man sich das Leid selber schafft. | ||
{{#ev:youtube|wH78slGvuhA}} | |||
==Der Mechanismus von Leidenschaft== | ==Der Mechanismus von Leidenschaft== |
Version vom 6. August 2013, 09:22 Uhr
Bedeutung
Unter Leidenschaft versteht man im Allgemeinen eine mit dem Verstand nur schwer zu steuernde oder zu kontrollierende Emotion oder Neigung.
Diese kann den Menschen, sein Gemüt, seinen Geist komplett „in Besitz“ nehmen und so zur Besessenheit werden.
Unter Leidenschaft werden aber auch Dinge verstanden wie:
- große Begeisterung,
- sich besondere Mühe bei etwas geben,
- Hingabe,
- starke Gefühle, oftmals von Liebe und Freude oder auch sexueller Lust.
Unsere spirituelle Yoga-Praxis mit Asanas, Pranayama, Entspannung und Meditation und das Bewusstmachen durch Raja Yoga kann uns helfen, die Kontrolle über unsere Leidenschaften zu bekommen.
Leiden schaffen
Schaut man sich das Wort „Leidenschaft“ genauer an, so findet man darin die beiden Worte „leiden“ und „schaffen“. Im spirituellen Sinne wird mit Leidenschaft also eine innere Haltung bezeichnet, durch welche Leid erzeugt oder verstärkt wird.
Das Wort beinhaltet auch, dass man sich das Leid selber schafft.
Der Mechanismus von Leidenschaft
Patanjali beschreibt im Yoga Sutra im Abschnitt über die Ursachen von Leid (die 5 Kleshas, Kapitel 2, Vers 3 bis 9) den Mechanismus, wie Leidenschaft entsteht.
Aus Avidya (spiritueller Unwissenheit) heraus verwechseln wir das Vergängliche, Schmerzvolle mit dem Ewigen und Guten. Deshalb identifizieren (Asmita) wir uns mit den falschen Dingen, also mit Dingen, die nicht hilfreich sind, und es entsteht ein duales Bewusstsein, welches zwischen mir und „dem Rest“ unterscheidet (Ich-Bewusstsein, Egoismus).
Aus dieser Identifizierung heraus entstehen entweder Mögen und Begehren (Raga) oder Nicht-Mögen und Abneigung (Dvesha). Diese führen zu Anhaftung und Angst (Abhinivesha, in letzter Konsequenz: Furcht vor dem Tod, von der selbst Weise ergriffen werden).
Anhaftung
Zwei der am Engsten mit Leidenschaft verbundenen Verhaltensweisen sind Mögen, Begehren, Wollen und Nicht-Mögen, Ablehnung, Abneigung. Der Unterschied zwischen Beiden ist nicht so groß, wie man denken mag.
Patanjali sagt sinngemäß: Mögen/Begehren ist Anhaftung am Angenehmen. Nicht-Mögen/Ablehnung ist Anhaftung am Schmerz. In beiden Fällen halten wir also fest und lassen nicht los - oftmals unbewusst. Wenn wir nicht im Augenblick sein können, leiden wir früher oder später. Angenehme, geliebte Dinge oder Personen zu verlieren, erzeugt dann Leid. Etwas, das man gerne haben möchte, nicht zu bekommen, erzeugt Leid. Unangenehmes, das man nicht haben möchte, zu bekommen oder nicht wieder loszuwerden, erzeugt Leid. Und das Leid entsteht in diesen Fällen durch unsere Einstellung – durch unseren Widerstand gegen die Wirklichkeit.
Unterscheidungskraft, Übung und Loslassen
Yoga und mit ihm Patanjali sagt, dass es neben all den anderen, vielfältigen Techniken des Yoga 3 Dinge gibt, die uns besonders dabei helfen können, unsere Leidenschaft zu überwinden.
Viveka - Unterscheidungskraft
Viveka Kyati (beständige Unterscheidungskraft) hilft uns, zwischen den Dingen, die gut, sinnerfüllt und hilfreich sind, und denen, die vergänglich und schmerzhaft sind, zu unterscheiden.
Dazu ist es unter anderem hilfreich, einen Schritt zurück zu treten, ein paar Mal tief in den Bauch zu atmen und eine Zeit lang die Beobachterrolle (Sakshi Bhav, der Zeuge) einzunehmen.
Vairagya – Loslassen, Anhaftungslosigkeit
Durch Viveka und Vairagya können wir die Dinge in unserem Leben erkennen, die uns nicht gut tun. Wir können auch nach und nach unsere Weltanschauung verändern oder erweitern und die Teile unserer Einstellung, die uns begrenzen und einschränken, langsam loslassen. Dadurch erweitert sich unser Bewusstsein stückweise immer mehr.
Abhyasa – Übung, Bemühen
Schließlich gibt es Dinge, die wir beständig üben sollten. Unsere spirituelle Praxis (z.B. Meditation, Pranayama, Asana, Mantrarezitation) gehört dazu, denn diese helfen uns dabei, auf unserem Weg mehr Klarheit zu entwickeln und uns von den Dingen zu lösen, die uns in unserer Freiheit einschränken.