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'''Peter Abelard''' war ein mittelalterlicher [[Philosoph]], Scholastiker und Theologe. Peter Abelard vertrat den Vorrang der [[Vernunft]] in [[Philosophie]], [[Theologie]] und [[Glaube]]n. Er stieß mit seinen Lehren immer wieder in Konflikte mit der [[Amtskirche]], mit dem französischen König sowie anderen Philosophen. Bekannt sind seine Kontroversen mit [[Bernhard von Clairvaux]]. Der Briefwechsel zwischen Peter Abelard und Bernhard von Clairvaux ist auch heute noch faszinierend. Peter Abelard wurde 1079 geboren in Palet bei Nantes, er starb am 21.5. 1142 in der [[Priorei]] St. Marcellus bei Châlon. | '''Peter Abelard''' war ein mittelalterlicher [[Philosoph]], Scholastiker und Theologe. Peter Abelard vertrat den Vorrang der [[Vernunft]] in [[Philosophie]], [[Theologie]] und [[Glaube]]n. Er stieß mit seinen Lehren immer wieder in Konflikte mit der [[Amtskirche]], mit dem französischen König sowie anderen Philosophen. Bekannt sind seine Kontroversen mit [[Bernhard von Clairvaux]]. Der Briefwechsel zwischen Peter Abelard und Bernhard von Clairvaux ist auch heute noch faszinierend. Peter Abelard wurde 1079 geboren in Palet bei Nantes, er starb am 21.5. 1142 in der [[Priorei]] St. Marcellus bei Châlon. | ||
[[Datei:Abelard und Heloise.jpeg|thumb|Abelard und Heloise in einer Handschrift des Roman de la Rose, Chantilly, Musée Condé (14. Jh.)]] | |||
==Andere Schreibweisen== | ==Andere Schreibweisen== | ||
Andere Schreibweisen für [[Peter]] Abelard sind [[Petrus]] Abaelardus, Pierre Abaillard. Auch: Peter Abaelard, Pierre Abélard, Pierre Abaelard, Abailardus, Abaielardus, Abälard sowie zahlreiche Varianten. | Andere Schreibweisen für [[Peter]] Abelard sind [[Petrus]] Abaelardus, Pierre Abaillard. Auch: Peter Abaelard, Pierre Abélard, Pierre Abaelard, Abailardus, Abaielardus, Abälard sowie zahlreiche Varianten. | ||
==Akademische Ausbildung von Peter Abelard== | ==Akademische Ausbildung von Peter Abelard== | ||
Peter Abelard studierte zu [[Paris]], nachdem er vorher Roscelins Schüler gewesen war. Durch die Bekämpfung des sogenannten [[Realismus]] verfeindete er sich mit seinem Lehrer Wilhelm von Champeaux, der sich zuletzt für überwunden erklären mußte. Als Lehrer der [[Dialektik]], später auch der Theologie, zuerst in Melun, dann in Corbeil, danach in Paris auf dem Berge Ste.-Geneviève und in der Kathedralschule, zog Peter Abelard durch die Kunst seines [[Vortrag]]s sowie durch die Richtung seiner Theologie eine außerordentlich große Zahl von [[Schüler]]n aus allen Ländern an. | Peter Abelard studierte zu [[Paris]], nachdem er vorher Roscelins Schüler gewesen war. Durch die Bekämpfung des sogenannten [[Realismus]] verfeindete er sich mit seinem Lehrer Wilhelm von Champeaux, der sich zuletzt für überwunden erklären mußte. Als Lehrer der [[Dialektik]], später auch der Theologie, zuerst in Melun, dann in Corbeil, danach in Paris auf dem Berge Ste.-Geneviève und in der Kathedralschule, zog Peter Abelard durch die Kunst seines [[Vortrag]]s sowie durch die Richtung seiner Theologie eine außerordentlich große Zahl von [[Schüler]]n aus allen Ländern an. | ||
==Peter Abelards Liebe zu Heloise== | ==Peter Abelards Liebe zu Heloise== | ||
Bekannt ist Peter Abelards Liebe zu [[Heloise]], deren Onkel, der Kanonikus Fulbert, selbst ihn in sein Haus als [[Lehrer]] seiner [[Nichte]] aufnahm. Peter Abelard, obgleich bereits 38 Jahre alt, entbrannte heftig für das schöne und geistreiche 17jährige Mädchen und fand die glühendste [[Erwiderung]] seiner [[Leidenschaft]]. Er entführte die Geliebte nach der Bretagne, wo sie im Hause seiner Schwester einen Sohn gebar, und nachdem er sich mit Heloise vermählt hatte, kehrte diese in das Haus des [[Oheim]]s zurück, leugnete aber die [[Ehe]], um A. an der Erlangung kirchlicher Würden nicht hinderlich zu werden. Darüber erbittert, ließ Fulbert Peter Abelard überfallen und entmannen (kastrieren). Tief gebeugt durch diese Schmach, barg sich Peter Abelard als Mönch in der Abtei St.-Denis. Peter Abelard bewog auch Heloise, in Argenteuil den Schleier als [[Nonne]] zu nehmen, fing selbst jedoch bald wieder an, zu lehren. | Bekannt ist Peter Abelards Liebe zu [[Heloise]], deren Onkel, der Kanonikus Fulbert, selbst ihn in sein Haus als [[Lehrer]] seiner [[Nichte]] aufnahm. Peter Abelard, obgleich bereits 38 Jahre alt, entbrannte heftig für das schöne und geistreiche 17jährige Mädchen und fand die glühendste [[Erwiderung]] seiner [[Leidenschaft]]. Er entführte die Geliebte nach der Bretagne, wo sie im Hause seiner Schwester einen Sohn gebar, und nachdem er sich mit Heloise vermählt hatte, kehrte diese in das Haus des [[Oheim]]s zurück, leugnete aber die [[Ehe]], um A. an der Erlangung kirchlicher Würden nicht hinderlich zu werden. Darüber erbittert, ließ Fulbert Peter Abelard überfallen und entmannen (kastrieren). Tief gebeugt durch diese Schmach, barg sich Peter Abelard als Mönch in der Abtei St.-Denis. Peter Abelard bewog auch Heloise, in Argenteuil den Schleier als [[Nonne]] zu nehmen, fing selbst jedoch bald wieder an, zu lehren. | ||
==Peter Abelards Lehren und Philosophie== | ==Peter Abelards Lehren und Philosophie== | ||
In dem Streit über die allgemeinen Begriffe (universalia) wandte Peter Abelard sich mehr dem [[Nominalismus]] zu, indem er diese Begriffe nur für subjektive Zusammenfassungen, conceptus mentis (daher wird seine [[Lehre]] Konzeptualismus genannt), ansah. In der Theologie vertrat Peter Abelard offen die rationalistische Richtung, indem er den kirchlichen Glauben auf allgemeine Vernunftprinzipien zurückzuführen suchte. Die [[Freiheit]] des [[Willen]]s fasste Peter Abelard als Grundlage der [[Sittenlehre]]; wie nur aus ihr die Zurechnungsfähigkeit der Handlung hervorgehe, so lehrte er, daß auch nur die aus ihr hervorgehende [[Reue]] und [[Buße]] selig machen könnten. | In dem Streit über die allgemeinen Begriffe (universalia) wandte Peter Abelard sich mehr dem [[Nominalismus]] zu, indem er diese Begriffe nur für subjektive Zusammenfassungen, conceptus mentis (daher wird seine [[Lehre]] Konzeptualismus genannt), ansah. In der Theologie vertrat Peter Abelard offen die rationalistische Richtung, indem er den kirchlichen Glauben auf allgemeine Vernunftprinzipien zurückzuführen suchte. Die [[Freiheit]] des [[Willen]]s fasste Peter Abelard als Grundlage der [[Sittenlehre]]; wie nur aus ihr die Zurechnungsfähigkeit der Handlung hervorgehe, so lehrte er, daß auch nur die aus ihr hervorgehende [[Reue]] und [[Buße]] selig machen könnten. | ||
==Häresie-Vorwurf gegen Peter Abelard== | ==Häresie-Vorwurf gegen Peter Abelard== | ||
Die [[Synode]] zu Soissons (1121) erklärte seine Ansichten über die [[Dreieinigkeit]] für ketzerisch und verurteilte ihn zur Einsperrung im [[Kloster]] St.-Médard. Der päpstliche [[Legat]] hob diese [[Strafe]] auf, und Peter Abelard kehrte nach St.-Denis zurück, verließ aber nach einiger Zeit dieses Kloster und erbaute zu Nogent an der [[Seine]] eine [[Kapelle]] und [[Klause]], Paraklet genannt, die er nach seiner Ernennung zum [[Abt]] von St.-Gildas-de-Ruys in der Bretagne Heloisen und ihren Mit-Nonnen zur Wohnung überließ. | Die [[Synode]] zu Soissons (1121) erklärte seine Ansichten über die [[Dreieinigkeit]] für ketzerisch und verurteilte ihn zur Einsperrung im [[Kloster]] St.-Médard. Der päpstliche [[Legat]] hob diese [[Strafe]] auf, und Peter Abelard kehrte nach St.-Denis zurück, verließ aber nach einiger Zeit dieses Kloster und erbaute zu Nogent an der [[Seine]] eine [[Kapelle]] und [[Klause]], Paraklet genannt, die er nach seiner Ernennung zum [[Abt]] von St.-Gildas-de-Ruys in der Bretagne Heloisen und ihren Mit-Nonnen zur Wohnung überließ. | ||
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==Die letzten Jahre== | ==Die letzten Jahre== | ||
Als Peter Abelard schwer erkrankt war, ließ ihn Peter der Ehrwürdige nach der Priorei St. Marcellus bei Châlon bringen, wo er bald darauf starb. Heloise, die ihm erst 17. März 1163 im [[Tod]]e folgte, erbat sich den [[Leichnam]] und ließ ihn im Paraklet begraben. Beider [[Asche]] wurde 1808 in das Museum der französischen Denkmäler nach Paris gebracht und 1817 in einem eigens dazu erbauten [[Grabmal]] auf dem Kirchhof Père-Lachaise beigesetzt. | Als Peter Abelard schwer erkrankt war, ließ ihn Peter der Ehrwürdige nach der Priorei St. Marcellus bei Châlon bringen, wo er bald darauf starb. Heloise, die ihm erst 17. März 1163 im [[Tod]]e folgte, erbat sich den [[Leichnam]] und ließ ihn im Paraklet begraben. Beider [[Asche]] wurde 1808 in das Museum der französischen Denkmäler nach Paris gebracht und 1817 in einem eigens dazu erbauten [[Grabmal]] auf dem Kirchhof Père-Lachaise beigesetzt. | ||
==Die Schriften von Peter Abelard== | ==Die Schriften von Peter Abelard== | ||
Peter Abelards lateinische [[Schriften]] und [[Brief]]e hat Amboise gesammelt und Duchesne (Par. 1616), zuletzt Cousin (das. 1849–59, 2 Bde.) herausgegeben. In Mignes »Patrologiae cursus completus«, latein. Abteilung, füllen sie den 178. Band. Die bedeutendsten von seinen Werken sind: | |||
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Dieser Artikel beruht größtenteils auf Meyers Conversationslexikon von 1905. | Dieser Artikel beruht größtenteils auf Meyers Conversationslexikon von 1905. | ||
Aktuelle Version vom 15. Oktober 2013, 09:46 Uhr
Peter Abelard war ein mittelalterlicher Philosoph, Scholastiker und Theologe. Peter Abelard vertrat den Vorrang der Vernunft in Philosophie, Theologie und Glauben. Er stieß mit seinen Lehren immer wieder in Konflikte mit der Amtskirche, mit dem französischen König sowie anderen Philosophen. Bekannt sind seine Kontroversen mit Bernhard von Clairvaux. Der Briefwechsel zwischen Peter Abelard und Bernhard von Clairvaux ist auch heute noch faszinierend. Peter Abelard wurde 1079 geboren in Palet bei Nantes, er starb am 21.5. 1142 in der Priorei St. Marcellus bei Châlon.
Andere Schreibweisen
Andere Schreibweisen für Peter Abelard sind Petrus Abaelardus, Pierre Abaillard. Auch: Peter Abaelard, Pierre Abélard, Pierre Abaelard, Abailardus, Abaielardus, Abälard sowie zahlreiche Varianten.
Akademische Ausbildung von Peter Abelard
Peter Abelard studierte zu Paris, nachdem er vorher Roscelins Schüler gewesen war. Durch die Bekämpfung des sogenannten Realismus verfeindete er sich mit seinem Lehrer Wilhelm von Champeaux, der sich zuletzt für überwunden erklären mußte. Als Lehrer der Dialektik, später auch der Theologie, zuerst in Melun, dann in Corbeil, danach in Paris auf dem Berge Ste.-Geneviève und in der Kathedralschule, zog Peter Abelard durch die Kunst seines Vortrags sowie durch die Richtung seiner Theologie eine außerordentlich große Zahl von Schülern aus allen Ländern an.
Peter Abelards Liebe zu Heloise
Bekannt ist Peter Abelards Liebe zu Heloise, deren Onkel, der Kanonikus Fulbert, selbst ihn in sein Haus als Lehrer seiner Nichte aufnahm. Peter Abelard, obgleich bereits 38 Jahre alt, entbrannte heftig für das schöne und geistreiche 17jährige Mädchen und fand die glühendste Erwiderung seiner Leidenschaft. Er entführte die Geliebte nach der Bretagne, wo sie im Hause seiner Schwester einen Sohn gebar, und nachdem er sich mit Heloise vermählt hatte, kehrte diese in das Haus des Oheims zurück, leugnete aber die Ehe, um A. an der Erlangung kirchlicher Würden nicht hinderlich zu werden. Darüber erbittert, ließ Fulbert Peter Abelard überfallen und entmannen (kastrieren). Tief gebeugt durch diese Schmach, barg sich Peter Abelard als Mönch in der Abtei St.-Denis. Peter Abelard bewog auch Heloise, in Argenteuil den Schleier als Nonne zu nehmen, fing selbst jedoch bald wieder an, zu lehren.
Peter Abelards Lehren und Philosophie
In dem Streit über die allgemeinen Begriffe (universalia) wandte Peter Abelard sich mehr dem Nominalismus zu, indem er diese Begriffe nur für subjektive Zusammenfassungen, conceptus mentis (daher wird seine Lehre Konzeptualismus genannt), ansah. In der Theologie vertrat Peter Abelard offen die rationalistische Richtung, indem er den kirchlichen Glauben auf allgemeine Vernunftprinzipien zurückzuführen suchte. Die Freiheit des Willens fasste Peter Abelard als Grundlage der Sittenlehre; wie nur aus ihr die Zurechnungsfähigkeit der Handlung hervorgehe, so lehrte er, daß auch nur die aus ihr hervorgehende Reue und Buße selig machen könnten.
Häresie-Vorwurf gegen Peter Abelard
Die Synode zu Soissons (1121) erklärte seine Ansichten über die Dreieinigkeit für ketzerisch und verurteilte ihn zur Einsperrung im Kloster St.-Médard. Der päpstliche Legat hob diese Strafe auf, und Peter Abelard kehrte nach St.-Denis zurück, verließ aber nach einiger Zeit dieses Kloster und erbaute zu Nogent an der Seine eine Kapelle und Klause, Paraklet genannt, die er nach seiner Ernennung zum Abt von St.-Gildas-de-Ruys in der Bretagne Heloisen und ihren Mit-Nonnen zur Wohnung überließ.
Der Abt Wilhelm von St.-Thierry erneuerte die Beschuldigung der Ketzerei gegen die Schriften Abelards, und die Gegner brachten es dahin, dass das Konzil zu Sens (1140) und, als Peter Abelard an den Papst appellierte, Papst Innocenz 11. seine Lehre verdammten.
Aussöhnung Peter Abelards
Peter der Ehrwürdige, Abt zu Clugny, söhnte Peter Abelard, nachdem er seine Trinitäts- und Erlösungstheorie widerrufen, mit seinen Feinden aus. Peter Abelard lebte hierauf, ein Muster klösterlicher Zucht, ruhig zu Clugny.
Die letzten Jahre
Als Peter Abelard schwer erkrankt war, ließ ihn Peter der Ehrwürdige nach der Priorei St. Marcellus bei Châlon bringen, wo er bald darauf starb. Heloise, die ihm erst 17. März 1163 im Tode folgte, erbat sich den Leichnam und ließ ihn im Paraklet begraben. Beider Asche wurde 1808 in das Museum der französischen Denkmäler nach Paris gebracht und 1817 in einem eigens dazu erbauten Grabmal auf dem Kirchhof Père-Lachaise beigesetzt.
Die Schriften von Peter Abelard
Peter Abelards lateinische Schriften und Briefe hat Amboise gesammelt und Duchesne (Par. 1616), zuletzt Cousin (das. 1849–59, 2 Bde.) herausgegeben. In Mignes »Patrologiae cursus completus«, latein. Abteilung, füllen sie den 178. Band. Die bedeutendsten von seinen Werken sind:
- »Introductio in theologiam«
- die Ethik: »Scito te ipsum«,
- »Dialogus inter Philosophum, Judaeum et Christianum« (hrsg. von Rheinwald, Berl. 1831)
- »Sic et non«, eine Sammlung dogmatischer Widersprüche der Kirchenväter, zuerst von Cousin (Par. 1836), dann vollständig herausgegeben von Henke und Lindenkohl (Marburg 1851).
Sein Leben hat A. selbst in der »Historia calamitatum mearum« beschrieben. Vgl. Rémusat, Abélard (Par. 1845, 2 Bde.); Deutsch, Peter A., ein kritischer Theolog (Leipz. 1883); Carriere, A. und Heloise, ihre Briefe und Leidensgeschichte (2. Aufl., Gieß. 1853); Hausrath, Peter A. (Leipz. 1893); Picavet, A. et Alexandre de Hales créateurs de la méthode scolastique (Par. 1896).
Quellen
Dieser Artikel beruht größtenteils auf Meyers Conversationslexikon von 1905.