Satya Narayana Vrata
Satya Narayana Vrata ist ein Ritual, was an die Gnade und Herrlichkeit von Narayana erinnert. Man macht dies durch seine Erzählung "Katha“ und die Aufnahme seines Prasad.
Unter den Vrata Kathas, die es in Indien gibt, ist das Shri Satyanarayana Vrata Katha das populärste. Es ist die einfachste und günstigste Möglichkeit der Selbstreinigung und Unterwerfung unter die Lotusfüße von "Hari“. Jemand, der das Vrata voller Hingabe und mit festem Glauben vollführt, wird sicherlich seine Herzenswünsche erfüllt bekommen.
Dieses Katha ist dem Gott Vishnu in seiner Manifestation als Gott Satyanarayan gewidmet. "Satya“ heißt Wahrheit, "Nar“ heißt Mensch und "Ayan“ ist der Ort. Ein Ort, an dem die Wahrheit im Menschen residiert, heißt also Satyanarayan. Das Satyanarayan Katha und Vrata helfen Dir, Hindernisse wie Gier, Zorn, Geiz und Ego-Anhaftungen zu überwinden. Die indischen Shastras betonen, dass es während des Kali Yugas von großem Wert ist, sich das Satyanarayan Katha anzuhören.
Legende
Es wird erzählt, dass Narada Rishi ein großer Heiliger war, der sich auf allen drei Ebenen des Universums zugleich bewegen konnte (Triloka Sanchari). Während seines Lebens gab es auf der Erde viel Leid und Kummer. Da er keine Lösung für das Leid finden konnte, wandte er sich alsbald an den Gott Narayana und beschrieb ihm die Traurigkeit, die auf Erden herrschte.
Narayana/ Vishnu sagte zu Narada "O‘ großer Rishi, lass die Menschen die Satya Narayana Vrata am Abend von Sankranti oder Purnima erfahren. Lass sie die Geschichte (katha) von Satya Narayana hören. Alle ihre Leiden werden sich in Luft auflösen. Darüber gibt es keinen Zweifel.“ Der Rishi Narada kehrte daraufhin auf die Erde zurück und pries den Glanz der Satya Narayana Vrata.
Viele Hindus befolgen ihre Gelübde ohne tagsüber Nahrung zu sich zu nehmen. Sie erlangen ihre Ziele und werden glücklich und wohlhabend. Die Befolgung von Satya Narayana Vrata kostet nicht viel. Die Gläubigen müssen nur eine kleine Gabe an den Priester, der die Vrata-Katha vorliest, überreichen und etwas Prasadam verteilen, welches nicht sehr teuer ist.
Ein bisschen Quark und ein paar Früchte werden zusammen mit etwas Weizenmehl benötigt, um das Prasadam herzustellen. Selbst der ärmste Mensch kann am Vrata teilnehmen. Im Norden von Indien wird dieses Vrata von der Mehrheit der Menschen gefeiert. Insgesamt dauert die Ausführung des Rituals ungefähr drei Stunden. Meistens wird es an einem Vollmondtag wahrgenommen und in Sankrantis speziell auch in den Monaten Karthik, Vaisakh, Sravan und Chaitra.
Es gibt mehrere Geschichten, die von der speziellen Gnade erzählen, die man erfährt, wenn man dieses Vrata absolviert und vom Glanz des Gottes Narayana. Diejenigen, welche sich diese Geschichten voller Demut, Glauben und im fokussierten (einspitzigen) Bewusstsein zuführen, werden große Vorteile davon haben. Die erste der Geschichten ist die von Narada und Vishnu, von der oben bereits die Rede war, und die anderen Geschichten sind von ähnlichem großen moralischen Wert, in Bezug auf die Tugenden Wahrheitsliebe und das Einhalten von Versprechen (Schwurtreue).
Die Geschichte des armen Brahmanen. Es gab einmal einen armen Brahmanen, der von Almosen lebte. Narayana offenbarte sich vor ihm in der Form eines alten Brahmanen und gab ihm den Ratschlag, Satyanarayana Vrata gut zu befolgen und versicherte ihm, dass er daraufhin von seiner Armut befreit würde. Der arme Brahmane verhielt sich wie geheißen und alle seine Wünschen wurden erfüllt.
Die Geschichte des Holzfällers
Derselbe Brahmane begann sein Vrata im großem Rahmen auszuüben. Eines Tages kam ein armer Holzfäller in den Garten des Brahmanen, um etwas Wasser zu trinken und hörte dem Katha von Satya Narayana mit großer Aufmerksamkeit zu. Er wurde dazu inspiriert, das Vrata in seinem eigenen Haus zu vollführen.
Er nahm etwas Prasad und aß es. Und als er auf den Markt trat und sein Holz verkaufte, bekam er den doppelten Preis, den er sonst erzielte. Sofort legte er sich die Dinge zu, die für das Vrata notwendig waren und vollführte das Ritual mit großer Hingabe und Andacht, zusammen mit seinen Familienmitgliedern. Alle seine Wünsche wurden ebenfalls erfüllt. Nach seinem Tod erreichte der Holzfäller die heilige Welt des Satya Loka, wo spirituelle Wahrheit herrscht.
Die Geschichte des Händlers
Einst fasteten der König Ulkamukha und seine Königin, welche große Verehrer von Satya Narayana waren, am Ufer des Flusses Bhadrasheela und vollführten dort eine Vrata. Ein Händler namens Sadhu kam vorbei und der König erzählte ihm vom Vrata. Als der Händler nach Hause kam, erzählte er seiner Frau Lilavati davon.
Beide entschlossen sich dazu, die Vrata zu befolgen und wurden schon bald mit einem Kind gesegnet. Das Händlerpärchen zog ihre Tochter groß und nannte sie Lilavati. Sadhu und seine Frau dachten sich, dass sie mit der Vrata warten würden, bis ihre Tochter verheiratet war. Nach einiger Zeit heiratete Kalavathi, aber Sadhu hatte seinen Vorsatz vergessen.
Stattdessen besuchte er mit seinem Stiefsohn fremde Länder, um dort Handel zu treiben, bis Narayana das Gefühl hatte, dass es an der Zeit war, die beiden an ihren Vorsatz zu erinnern. Eines Nachts wurden Sadhu und seine Männer plötzlich von der königlichen Polizei verhaftet, da vermutet wurde, dass sie etwas gestohlen hatten. Zur gleichen Zeit stahlen echte Diebe alles Eigentum von Sadhu an seinem Heimatort.
Jetzt führten Leelabathi und Kalabathi ein klägliches Leben auf der Straße. Eines Tages ging Kalabathi zum Almosenholen in den Tempel von Satyanarayana und erhielt etwas Prasad. Sie kam nach Hause und konnte ihre Mutter überzeugen, das Vrata von Satyanarayana zu befolgen. An diesem speziellen Tag träumte der König von Ratnasarpur, dass Sadhu und seine Leute unschuldig waren und dass sie sofort freigelassen werden sollten, um Schaden für sich selbst und seiner Familie zu verhindern.
Der König ließ Sadhu und seinen Schwiegersohn samt ein paar anderen Männern frei und gab ihnen den doppelten Wert für ihr Waren. Sadhu war auf dem Weg zurück in sein Dorf, als Satyanarayana vor ihm auftauchte, verkleidet als Bettelmönch, und ihn fragte, was er in seinem Boot habe. Sadhu dachte, dass der Bettelmönch ihn nach Geld fragen würde, also antwortete er, dass nur ein paar verstreute Blätter in seinem Boot lägen.
Der Bettelmönch antwortete: "Deine Worte sollen sich bewahrheiten, O‘ Händler!". Am Abend des Tages fand Sadhu, dass der Inhalt seines Boots, einschließlich ein paar Juwelen, in einen Haufen Blätter verwandelt hatte. Er erkannte, dass dies davon kam, dass er den Bettelmönch belogen hatte. Schnell lief er aus dem Haus, um nach dem Geistlichen zu suchen und fand ihn an einem abgelegenen Ort.
Sadhu bat ihn um Vergebung, woraufhin der Bettelmönch ihn an sein Gelöbnis erinnerte, das Vrata zu befolgen. Dann gab die Gottheit ihre wahre Identität zu erkennen, spendete Sadhu ein paar Worte des Trostes und verschwand. Sadhu kam zurück zu seinem Boot und fand, dass die Taschen wieder Juwelen beherbergten. Er dankte Gott mit großer Hingabe und voller Demut.
Nach fünf Tagen erreichte Sadhu seinen Heimatort. Er sandte einen Boten, um seine Frau und seine Tochter über seine Ankunft zu informieren. Als der Bote ankam, hörten sich die beiden Frauen gerade die Satyanarayana Katha (Erzählung) an. Sobald sie mit ihrer Andacht fertig waren, eilten sie schnell herbei, um Sadhu und seinen Schwiegersohn zu treffen.
Dabei vergaßen sie das Prasad des Gottes, woraufhin sich Satyanarayana abermals aufmachte, um sie auf die Gedankenlosigkeit hinzuweisen, die darin mündete, das Prasad zu missachten. Das Boot mit dem Reichtum und dem Schwiegersohn sank. Der Ertrinkende kämpfte um sein Leben, als er eine göttliche Stimme aus dem Himmel vernahm: "Kalavathi hat das Prasad vergessen, deswegen ist das hier passiert."
Kalavathi eilte schnell nach Hause, um das Prasad aufzusammeln. Als sie zurückkehrte, stellte sie erstaunt fest, dass sich sowohl ihr Ehemann, wie auch ihr Vater auf wunderbare Weise in Sicherheit befanden. Selbst das Boot mit den Juwelen war gerettet worden.
Sadhu erzählte, was ihm auf seinen Reisen wiederfahren war und wie die Gottheit ihn gerettet hatte, als er in Not geriet. Danach befolgten Sadhu und seine Familie regelmäßig Satyanarayana Vrata während Purnima (Vollmond) und Sankranti und lebten glücklich weiter, bis in alle Ewigkeit. Sie erreichten die glückselige Heimat des Gottes Narayana.
Die Geschichte von König Tungadhwaja
Eines Tages ging König Tungadhwaja auf die Jagd. Nachdem er eine lange Strecke gewandert war, wurde er müde und ruhte sich unter einem Banyanbaum. Einige Jungen befolgten das Vrata von Satya Narayana ganz in der Nähe. Sie boten ihm etwas Prasad an, doch der König lehnte ab und weigerte sich, sich vor der Gottheit zu verbeugen.
Als er zu seinem Königreich zurückkehrte bekam er Nachricht, dass seine Söhne und Töchter gestorben waren und sein ganzes Eigentum zerstört wurde. Sofort wusste der König, dass dies Unglück nur aus seiner Respektlosigkeit der Gottheit und dem Prasad gegenüber erwachsen sein konnte.
Mit reumütigem Herzen kehrte der König zum Banyan Baum zurück und erwies Satyanarayana seine größte Ehrfurchtserbietung, voller Demut und Hingabe. Satyanarayana lies Gnade walten. Der König bekam sein Reich und seine Kinder zurück. Danach befolgte er das Vrata häufig und lebte den Rest seines Lebens glücklich und zufrieden.
Diejenige Person, welche sich ehrfürchtig am Satyanarayana Vrata beteiligt und das Prasad mit großer Hingabe verzehrt, wird schließich Wahrheit finden. Ihr Leben wird glücklich, friedlich und wohlhabend.
Siehe auch
Literatur
- Feste und Fastentage im Hinduismus
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
Weblinks
- Großes Yoga Portal
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