Shaiva Siddhanta

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Shaiva Siddhanta (Sanskrit: शैवसिद्धान्त śaivasiddhānta m.) wörtl.: "die auf Shiva bezügliche Lehre (Siddhanta)". Shaiva Siddhanta ist eine spirituell-philosophische Schule im Shaivismus. Im Shaiva Siddhanta sind verschiedene Traditionen zusammengeflossen. Oft wird Shaiva Siddhanta auch als tantrischer Shaivismus bezeichnet.

Shiva Statue in Bangalore

Shaiva Siddhanta ist vorherrschend in Südindien, insbesondere in Tamil Nadu und gilt als dualistisches System. Shaiva Siddhanta ist wie Kashmir Shaivismus tantrischer Shaivismus. Allerdings ist Kashmir Shaivismus mit Vedanta eine Symbiose eingegangen und gilt als Advaita, also nondualistisch. "Shaiva" heißt zu Shiva gehörig. Siddhanta heißt die Lehre der Siddhas. Siddhas sind vollkommene Meister. Siddhanta bedeutet oft auch Lehrsystem, Traditionslinie.

Sukadev über Shaiva Siddhanta

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Shaiva Siddhanta

Shiva in Samadhi

Shaiva Siddhanta ist ein südindisches spirituelles religionsphilosophisches System, in dem Shiva als höchste Gottheit verehrt wird. "Siddha" heißt "der Vollkommene" und "der, der es erreicht hat". "Siddhanta" ist ein System, um zum Vollkommenen zu werden. Und Shaiva Siddhanta heißt ein spirituelles System, in dem du Vollkommenheit erlangen willst, indem du Shiva verehrst. Shaiva Siddhanta, also ein spirituelles Übungssystem und eine religiöse Philosophie, um das Höchste zu erfahren, und wo die Shiva-Verehrung eine besondere Rolle spielt, denn das Höchste wird als Shiva angesehen.

Vielleicht kennst du Vedanta, da wird Brahman als das Höchste angesehen. Dann gibt es Shaivismus, da wird Shiva als der Höchste angesehen. Es gibt Vaishnavismus, da wird Vishnu als der Höchste angesehen. Es gibt Shaktismus, da wird Shakti als Höchste angesehen. Und Shaiva Siddhanta ist eine der vielen Formen von Shaivismus. Es gibt jetzt eben verschiedene Richtungen, aber letztlich sind sie alle eins. So wie Swami Vishnu gerne gesungen hat: "Namen sind viele, aber Gott ist eins, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Der Wege sind viele, aber Wahrheit ist eins, liebe deinen Nächsten wie dich selbst."

Ob man die höchste Wahrheit als Shiva bezeichnet, als Vishnu, als Shakti, als göttliche Mutter, als Brahman, als das Absolute, als kosmische Energie, als Gott-Vater, ob als Allah, ob als Tao, ob als Manitu - es spielt keine allzu große Rolle. Es gibt eine höchste Wirklichkeit. Wenn du sie erfährst, erfährst du sie als eins. So heißt es auch im Alten Testament: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben."

Das heißt nicht, dass es verschiedene Götter gibt, und man soll jetzt nur einen haben und die anderen verdammen, sondern es gibt nur einen Gott. Aber dieser eine Gott kann verschiedene Namen haben, er kann auf verschiedene Weisen verehrt werden, er kann verschiedene Gestalten annehmen, er bleibt immer eins. Und im Shaiva Siddhanta wird diese höchste Gottheit eben als Shiva bezeichnet und führt einem zur höchsten Vollkommenheit.

Shaiva Siddhanta

Rama macht Puja für Shiva - mit einem Shiva Lingam - im Hintergrund Lakshmana

Shaiva Siddhanta ist ein tantrischer ritueller Kult der lehrt, dass Shiva, die individuellen Seelen und die Materie getrennt sind. Er gründet sich auf eine Sammlung von achtundzwanzig Tantra genannte Schriften.

Shaiva Siddhanta war eine shivaistische hinduistische Schule. Sie blühte in Kashmir vom achten zum elften Jahrhundert. Ein radikal modifizierter Ableger überlebt bis heute in Südindien als devotionale Religion. Ramakantha Bhatta war einer seiner wichtigen Denker. Nach dem zwölften Jahrhundert wurde der Kult selten in Nordindien. In anderen Teilen Indiens scheint diese Schule ausgestorben zu sein, obgleich ihre Wichtigkeit im Süden, besonders in Tamil Nadu, zunahm.

Dem rituellen Pfad um seiner selbst willen zu folgen, erzeugt kein Karma. Es hilft, einen angeborenen Defekt zu beseitigen, der die angeborenene unendlichen Kräfte von Wissen und Handeln in der Seele radikal beschränkt hat. Er ist letztlich verantwortlich für die Unterwerfung unter Karma und Wiedergeburt. Von Shiva gewährte Erlösung bedeutet allmächtig und allwissend zu werden wie der Höchste.

Shiva wird für einen Gott gehalten der an der Welt interessiert ist und Sympathie empfindet für die mit angeborenen Defekt versehenen menschlichen Wesen. Er besitzt unbegrenztes Wissen und Handeln umfassende Kraft. Er ist all-durchdringend. Er ist niemals endlichen Bedingungen unterworfen. Angeborener Fehler ist eine materielle Substanz und Handeln ist erforderlich, ihn zu beseitigen. Es ist nicht genug, zu wissen, dass er da ist. Die ewig wirkliche materielle Ursache des physischen Universums heißt Maya. Shiva wirkt auf sie ein, um eine Umgebung zu schaffen, in der mit beschränkter Kraft von Wissen und Handeln vekörperte Seelen von ihrem Karma befreit werden können, indem sie seine Früchte erfahren. Shaiva Siddhantins glauben, dass die Schöpfung und Organisation der Erfahrungsbereiche mit dem angesammelten Karma von Individuen übereinstimmt. Beim Tod, wenn die Wirkungen vergangenen Karmas erschöpft sind, wird die Seele befreit.

Die Siddhanta-Tradition unterscheidet sich vom vedischen und puranischen Shivakult durch Agamas genannte Texte, die Riten beschreiben, welche von jedem fähigen Mann in seiner Blüte vollzogen werden können und einen fortschreitenden, vierfachen spirituellen Pfad tugendhaften und moralischen Lebens beschreiben. Die ursprüngliche Form des Shaiva Siddhanta ist ungewiss.

Heute gibt es Treuhänder fast aller Shivatempel in Tamil Nadu. Die Rituale werden gemäß den Agama Shastras vollzogen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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