Raja Nighantu

Aus Yogawiki
Gewürze und ihre Heilwirkungen spielen im Ayurveda eine wichtige Rolle

Raja Nighantu (Sanskrit: राजनिघण्टु rāja-nighaṇṭu m.) wörtl.: "Königs-Wörterbuch" (Rajan-Nighantu); Name eines medizinischen Wörterbuches von Narahari, der etwa in der zweiten Hälfte des 15. bzw. der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Kashmir lebte. Das Werk ist auch als Nighanturaja und Abhidhana Chudamani bekannt.

Entstehungszeit

Narahari, der Autor des Raja Nighantu, legte seinem Standardwerk ein gründliches Studium der wichtigsten Werke zur Heilmittelkunde und Pharmakologie (Dravyaguna), die zu seiner Zeit bekannt waren, zugrunde, darunter den Dhanvantari Nighantu (ca. l0. Jh.) und den Madanapala Nighantu. Da die einzig gesicherte Datierung eines dieser Werke, des Madanapala Nighantu, in das Jahr 1414/15 christlicher Zeitrechnung fällt (Vikrama Samvat 1471), kann Naraharis Werk erst nach dieser Zeit entstanden sein.


Inhalt

Der Raja Nighantu ist ein Nachschlagewerk zur Heilmittelkunde (Materia medica) in Versform. Er bietet eine systematische Übersicht zu den zu seiner Entstehungszeit im Ayurveda gebräuchlichen medizinisch wirksamen Pflanzen (Oshadhi) und Substanzen (Dravya), wozu auch Mineralien und Stoffe tierischen Ursprungs gehören. Die Pflanzen und Substanzen werden mit ihren jeweiligen Namen und Synonymen aufgelistet und ihre wichtigsten Eigenschaften (Guna), Wirkungsweisen und Anwendungsgebiete genannt.

Neben Pflanzen und Substanzen, die in den oben erwähnten Sanskritwerken erscheinen, erfasst der Raja Nighantu auch eine Reihe von Heilmitteln der arabischen Medizin (Unani), die zur Zeit der Moghulherrschaft nach Indien gelangt sind, sowie solche aus der griechischen und chinesischen Heilkunde. Eine weitere Besonderheit des Raja Nighantu ist die Aufnahme von Bezeichnungen aus anderen Sprachen als dem Sanskrit, darunter aus den regionalen Dialekten und Sprachen Mittel- und Südindiens wie Marathi, Telugu und Kannada.


Textauszüge

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Die folgenden kurzen Textauszüge vermitteln einen Eindruck von der Art der Ausdrucksweise des Raja Nighantu, die in ihrer Dichte und Kürze typisch für die klassische ayurvedische Literatur ist.


Bezeichnungen, Wirkungen und Anwendungen von frischem Ingwer

Im fünften Kapitel (Verse 27 -29) des Raja Nighantu heißt es über frischen Ingwer (Ardraka):

ārdrakaṃ gulmamūlaṃ ca mūlajaṃ kandalaṃ varam |

śṛṅgaveraṃ mahījaṃ ca saikateṣṭam anūpajam || 5.27 ||

apākaśākaṃ cārdrākhyaṃ rāhucchatraṃ suśākakam |

śārṅgaṃ syād ārdraśākaṃ ca sacchākam ṛtubhūhvayam || 5.28 ||

Ardraka, Gulmamula, Mulaja, Kandala, Vara, Shringavera, Mahija, Saikateshta, Anupaja, Apakashaka, Ardrakhya, Rahuchchhattra, Sushakaka, Sharnga, Ardrashaka, Sachchhaka und Ritubhuhvaya (sind synonyme Bezeichnungen für frischen Ingwer).

kaṭūṣṇam ārdrakaṃ hṛdyaṃ vipāke śītalaṃ laghu |

dīpanaṃ rucidaṃ śopha-kapha-kaṇṭhāmayāpaham || 5.29 ||

Frischer Ingwer (Ardraka) ist scharf (Katu), erwärmend (Ushna), nach dem Verdauungsprozess (Vipaka) kühlend (Shitala), herzstärkend (Hridya), leicht (Laghu), verdauungsfördernd (Dipana) und regt den Appetit (Ruchi) an. Er vertreibt Schwellungen (Shopha), Störungen durch übermäßiges Kapha sowie Krankheiten (Amaya) der Kehle (Kantha).


Bezeichnungen, Wirkungen und Anwendungen von getrocknetem Ingwer

Der Raja Nighantu macht im fünften Kapitel (Verse 24 -26) die folgenden Angaben zu getrocknetem Ingwer (Shunthi):

śuṇṭhī mahauṣadhaṃ viśvaṃ nāgaraṃ viśvabheṣajam |

viśvauṣadhaṃ kaṭugranthi kaṭubhadraṃ kaṭūṣaṇam || 5.24 ||

sauparṇaṃ śṛṅgaveraṃ ca kaphāriś cārdrakaṃ smṛtam |

śoṣaṇaṃ nāgarāhvaṃ ca vijñeyaṃ ṣoḍaśāhvayam || 5.25 ||

Shunthi, Mahaushadha, Vishva, Nagara, Vishvabheshaja, Vishvaushadha, Katugranthi, Katubhadra, Katushana, Sauparna, Shringavera, Kaphari, Ardraka, Shoshana und Nagarahva - diese sechzehn* (Shodasha) Bezeichnungen (Ahvaya) werden (für getrockneten Ingwer) gelehrt (Smrita).

*Anmerkung: Obwohl hier ausdrücklich sechzehn Bezeichnungen gelehrt werden sollen, enthält die Liste nur fünfzehn Synonyme.

śuṇṭhī kaṭūṣṇā snigdhā ca kapha-śophānilāpahā |

śūla-bandhodarādhmāna-śvāsa-ślīpada-hāriṇī || 5.26 ||

Getrockneter Ingwer (Shunthi) ist scharf (Katu), erwärmend (Ushna) und (im Vergleich zu frischem Ingwer) mild (Snigdha). Er vertreibt Schwellungen (Shopha), Störungen durch übermäßiges Kapha und übermäßiges Vata (Anila), Bauchschmerzen bzw. Koliken (Shula), Bandha (eine Krankheit, bei der die Augenlider nicht ganz geschlossen werden können), Aufgeblasenheit des Unterleibes bzw. Blähungen (Udaradhmana), Asthma (Shvasa) und Elephantiasis (Shlipada).

Weblink

Hier geht es zu einer Onlineversion des vollständigen Sanskrittextes des Raja Nighantu:


Siehe auch