Der Hindu Tempel

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Der Hindu Tempel: Was macht einen Hindu Tempel aus? Wie sieht er aus? Was sind seine Besonderheiten? Erfahre hier einiges über den Hindu-Tempel.

Die hinduistische Kultur mit ihrem ausgefeilten Tempelsysten und ihren Ritualen ist eng mit Yoga verbunden.

Sukadev über den Hindu Tempel

Was macht einen Hindu Tempel aus? Wie ist ein Hindu Tempel aufgebaut? Angenommen, du willst selbst in einen Hindu Tempel gehen, was gilt es dabei zu beachten?

Das sind einige Fragen, auf die ich kurz eingehen will. Das ist ein relativ kurzer Vortrag und ich kann nur ganz oberflächlich beschreiben, was ein Hindu Tempel ist.

Zunächst einmal ist ein Tempel ein Haus Gottes. So gibt es Kirchen, Synagogen, Moscheen.

Bei den Katholiken ist eine Kirche ein heiliger Raum. Es ist ein geweihter Raum. Bei den Evangelischen ist eine Kirche kein heiliger Raum, sondern ein Versammlungsraum der Gemeinde. In früheren Zeiten war die Kirche außerhalb der Versammlungszeiten abgeschlossen. Heute ist es üblich, dass die Kirchen offen sind und Gläubige darin beten können. Für Moscheen gilt auch, dass sie Orte sind, wo die Gemeindemitglieder zusammen kommen.

In einem Hindu Tempel ist es so, dass es weniger der Ort eines Gottesdienstes ist, wo Menschen sich einmal pro Woche versammeln für den gemeinschaftlichen Gottesdienst.

In Kirchen, Synagogen, Moscheen ist es so, dass es eine Hauptveranstaltung pro Woche gibt. Das ist im Tempel nicht so. Im Tempel gibt es tägliche Rituale. Das gilt als besonders wichtig. Jeden Tag sollte dort mindestens ein Ritual, besser aber noch drei oder vier Rituale stattfinden.

In einem Hindu Tempel gibt es immer eine zentrale Murti. Die Murti ist die Götterfigur. Es wird angenommen, dass diese Murti, diese Götterfigur, die Manifestation des Göttlichen an sich ist. Gott selbst manifestiert sich in dieser Murti. So sagt man z.B. nicht: „Ich habe heute den Tempel besucht“, sondern „Ich habe Darshan von Gott Vishwanath“. Das bedeutet, ich war im Hindu Tempel, vor der Murti und ich hatte so eine Sicht Gottes. Ich habe die Murti angeschaut. Darshan heißt Sicht und Gegenwart und spirituelle Gegenwart.

Wenn du in Indien in einen Tempel gehst, dann ist es besonders wichtig, dass du dort dich verbindest mit der Tempel-Murti und dass du dich über die Tempel-Murti wiederum mit dem Göttlichen verbindest.

Damit diese Tempel-Murti in besonderem Maße wirklich zur Verkörperung des Göttlichen werden kann, muss es jeden Tag ein Ritual geben, ein Verehrungsritual, wie zum Beispiel eine Puja. Oder ein Arati mindestens einmal täglich, besser drei- bis viermal täglich. Indem jeden Tag ein Ritual ausgeführt wird und die Murti praktisch verehrt wird, wird die Murti zur Verkörperung der Gottheit, die durch diese Murti wirkt. Und so ist in Indien wichtig, dass es diese Murti gibt.

Jeder Tempel hat einen Tempelpriester. Mindestens einen Priester. Dieser Tempelpriester ist dafür verantwortlich, dass die Murti einmal, zweimal, dreimal am Tag mit einer Puja verehrt wird.

Es gibt einfache und komplexe Pujas und die kann der Priester auch alleine ausführen.

Es gibt manche indische Tempel, wo der Priester das immer alleine macht. Es gibt andere Tempel, wo mehrere Priester sind. In den meisten Tempeln ist die Puja öffentlich, d.h. andere können dazukommen. Und außerhalb der Puja können die Menschen auch vorbeikommen, sich vor der Murti verneigen, eine Spende geben, vielleicht Obst darbringen, vielleicht ein paar Blumen darbringen oder eine Geldspende und um etwas bitten.

Natürlich dadurch, dass die Tempel so aufgeladen sind mit spiritueller Kraft und die Murti letztlich die Energie ausstrahlt, ist es schön, in einem Tempel zu meditieren. Wenn du also eine Zeit findest, wo niemand sonst da ist, dann ist es schön, dort zu meditieren.

Natürlich leider - von meinem Standpunkt aus leider – wenn du in einem indischen Tempel alleine meditieren willst, dann ist das schwer möglich. Weil immer Menschen kommen und gehen und die Inder auch nicht ganz leise sind. Aber glücklicherweise gibt es Ohrstöpsel. Mit Ohropax oder anderen könntest du dich in einen Tempel setzen. Am setzt du dich nicht direkt neben die Hauptmurti, denn dort sind die Inder ständig und bemühen sich dieser besonders nahe zu kommen, sondern gehe etwas davon weg, setze dich hin, meditiere und du wirst feststellen, dass in dem alten Hindu Tempel eine große spirituelle Kraft ist, die du besonders in der Meditation spürst. Natürlich könnte man mehr über die Hindu Tempel sagen.

Hindu Tempel in früheren Zeiten waren keine größere steinerne Monumente, sondern sie waren letztlich eine Feuerstelle im Wald. Erst später wurde dort eine Murti, dann steinerne Gebäude errichtet.

Ein Hindu Tempel muss nicht riesengroß sein. Es gibt in Indien auch ganz kleine Tempel, die 1x1 m sind mit einem Dach darüber und einer Murti darin. Man kann darum herumgehen, sich verneigen und natürlich muss auch eine Puja dort gemacht werden. Wenn dort eine Puja gemacht wird, dann ist es wirklich ein Tempel. Ansonsten ist das eine archäologische Ausgrabung oder etwas, was nicht mehr so von Bedeutung ist.

Aber ein Tempel kann auch z.B. in einem Hochhaus sein. So ähnlich wie wir auch Moscheen haben, gerade im westlichen Kontext, die in einem Mietshaus sind. Einer der Räume gilt dann als Moschee. Ähnliches gilt für ein Zimmer oder einen Raum – auch diese können ein Tempel sein, wenn sich dort eine Murti befindet, in deren Angesicht täglich eine Puja ausgeführt wird, die dem Raum besondere Energien zuführt.

In Indien gibt es auch sehr komplexe Tempelgebäude. Der Sanskritausdruck für Tempel ist Mandir. Idealerweise ist ein Mandir nach den Prinzipien des Vastu aufgebaut.

Vastu ist die indische Wohnraumlehre. Es gilt z.B., dass die Murti nach Osten oder Norden schaut und dann gibt es Regeln für den Hauptaltar. Wenn dort eine Hauptmurti ist, welche Nebenmurtis dort noch sein können, welche Nebenaltare es noch geben kann. Es gibt bestimmte Regeln, welche Murtis im Norden, Süden, Osten, Westen sein können, die sogenannten Digpalas. Dig sind die Himmelsrichtungen und Pala sind die Hüter der Himmelsrichtungen.

Ein größerer Tempel hat einen bestimmten Aufbau. Man geht durch bestimmte Vortempel hindurch. Das ist kompliziert. Die ganz großen Tempel gerade in Südindien sind sehr ausgefeilt, um all diesen energetischen Aspekten Genüge zu tun. Ein großer Tempel wird nicht nur die Murti haben, sondern dort wird es noch vieles andere neben der Murti geben.

Wenn es eine Tempeleinweihung gibt, dann ist besonders die Prana Patishta besonders wichtig, also das Prana hineinbringen. Die Murti wird Lebendig gemacht in einem heiligen Ritual. Die Murti wird manchmal auch als Pratima bezeichnet. Murti, die Figur, Pratima das Symbol des Göttlichen.

Ich will es jetzt dabei belassen. Die indische Tempelbaukunst ist sehr ausgefeilt. In jedem Fall wenn du mal in einen Tempel gehst, dann sei dir bewusst, dass die Murti geweiht ist. Viele Rituale sind gemacht worden, damit die Murti die Verkörperung Gottes werden kann. Du kannst dich öffnen und spüren und du spürst über diese Murti die tatsächliche Gegenwart.

Mein Name Sukadev von Yoga Vidya. Du findest mehr Informationen zum Thema Hinduismus auf unserer Internetseite.

Video: Der Hindu Tempel

Hier ein Vortragsvideo zum Thema "Der Hindu Tempel":

Ein Vortragsvideo von Sukadev über Hindu Tempel in Indien, interessant für alle mit Interesse an Hinduismus.

Weitere Fragen und Antworten zum Thema Hinduismus

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