Den Geist transzendieren

Aus Yogawiki

Freie Übersetzung eines Kapitels aus dem Buch „Lead us from darkness unto Light.“ eine Übersetzung eines Vortrags von Swami Chidananda.

Den Geist transzendieren

Wie kannst du den Geist transzendieren, über das Denken und Fühlen hinausgehen? Wie kannst du zu deiner wahren Natur kommen?

Den Geist transzendieren

Vielleicht vorab erklärt: Geist im Englischen als mind bezeichnet, ist das Denken und Fühlen eines Menschen. Es umfasst die Psyche mit den Emotionen, den Worten und Bildern, den Gedankenprozess. Der Geist umfasst den bewussten und den unterbewussten Geist. Die wahre Natur des Menschen ist reines Bewusstsein jenseits des Geistes. Wenn du deinen Geist transzendierst, dann erfährst du deine wahre Natur. Lasst uns von Swami Chidananda hören, wie das geht. Das Problem ist klar. Was ist der menschliche Geist und wie kann man ihn transzendieren? Der Geist ist die Barriere zwischen Individuum und Gott. Aber was ist die Lösung? Wie kannst du den Geist transzendieren?

Der Geist führt dich nach außen. Der Geist führt dich zu den Objekten. Der Geist führt dich dazu, dass du dir Gedanken über die Welt, die Menschen, die Dinge, die Zukunft, die Vergangenheit, deine Verbindung und was du alles mit Geist und Körper machst, nachzudenken. Wenn du den Geist transzendieren willst, dann musst du den Prozess umkehren. Anstatt, dass du dem Geist mit seinen Gedanken, Emotionen und Wünschen und Gier nach draußen folgst, versuche die Externalisierung des Geistes zu beherrschen indem du die Wünsche überwindest. Einfach gesagt: Wenn du den Geist transformieren willst, dann überwinde die Wünsche.

Frei von Wünschen und Gedanken

Aber wie kann man den Wunsch überwinden? Das ist nicht so einfach. Aber richtiges Denken und Unterscheidungskraft sind ein Schlüssel für die Lösung. Es gibt so viele verschiedene Methoden. Zunächst einmal ist für dich wichtig zu wissen, dass du verschieden von den Wünschen bist. Du bist nicht die Wünsche und du brauchst die Wünsche auch nicht zu befriedigen um glücklich zu sein. Wenn du den Geist transformieren willst, dann ist es ganz wichtig, dass du dich vollständig löst von allen Wünschen und Gedanken. Sei dir bewusst: Du bist Bewusstsein. Du bist viel tiefer als der Geist mit seinen Gedanken, Emotionen, mit seinen verschiedenen Funktionsarten. Das ist letztlich das Geheimnis. Um den Geist zu transzendieren, erkenne zunächst einmal, dass du nicht der Geist bist. Du bist etwas ganz anderes. Es mag schwer sein, das wirklich vollständig zu verwirklichen, denn der Geist ist so persistent, der Geist insistiert immer wieder darauf und so ist vielleicht momentan deine Identität mit dem Geist sehr vollständig.

Erkenne: Du bist das Bewusstsein

Der subtile Ich-Gedanke ist so schlüpfrig, dass er immer wieder der beständigen Analyse entgeht und er entgeht der ruhigen Beobachtung. Aber immer wieder mache das. Erkenne immer wieder, dass du nicht das Denken bist, dass du nicht die Gefühle bist und du auch nicht von den Wünschen abhängig bist. Wenn du den Geist transzendieren willst, dann musst du erkennen, dass du nicht der Gedanke bist. Beobachte den Gedanken. Sei der Zeuge. Sei dir bewusst, dass du das Bewusstsein bist, das alles beobachtet.

Dann beobachte die verschiedenen Funktionsarten deiner Persönlichkeit. Werde der ruhige, unverhaftete Zeuge. Entwickle das Zeugenbewusstsein im Inneren. Du bist nicht die Gedanken. Du bist nicht die Gefühle. Du bist nicht der Intellekt. Gehe jenseits dessen. Wenn du den Geist also transzendieren willst, dann ist eine Möglichkeit, dass du die Manifestationen des Geistes beobachtest und erkennst, dass du das Bewusstsein bist und nicht der Geist.

Der nächste Schritt ist, wenn du weißt, dass du nicht der Geist bist, dann kannst du nach innen gehen. Zunächst beobachtest du den Geist und machst dir bewusst, dass du nicht der Geist bist. Dann kooperiere nicht mit dem Geist. Sowie der Geist dir sagt: „Da musst du mit mir kooperieren. Das brauche ich“, dann mache es einfach nicht. Wenn du beobachtet hast, was der Geist so alles tut, dann wäre der nächste Schritt Non-Kooperation. Um den Geist zu transzendieren kooperiere nicht mit ihm. Sage: „Ich bin unabhängig. Ich werde das nicht tun.“ Wenn der Geist dir antwortet: „Das musst du machen.“ Dann sage dir, dass du der Herr über dieses Haus sein willst. Du willst die Meisterin über dieses Körper-Geist-Haus sein. „Ich werde nicht weiter beherrscht und kommandiert werden von diesem Wunschgetriebenen Geist. Ich werde jetzt sagen was zu tun ist. Ich werde meine Meisterschaft beweisen. Ich werde den Geist dazu bringen mir zuzuhören und mir zu gehorchen.“

Beherrsche deine Gedanken

Der Geist als Gedanke ist nicht stark. Der Geist als Ich ist auch nicht stark. Der Geist hat gar keine Dynamik in sich. Der Geist ist einfach nur eine bestimmte Modifikation. Nur wenn du dich mit den Wünschen und Gedanken identifizierst und nur dann wenn du der Einbildungskraft immer weiter erlaubst, stärker zu werden, dann kommen die Probleme. Indem du Einbildung immer weiter deine Gedanken ausbauen lässt, indem du immer wieder Energie hineinsteckst, entsteht dort eine eigene Dynamik. Je mehr du einen Gedanken immer wieder folgen lässt, umso stärker wächst dieser Wunsch. Um den Geist zu transzendieren beherrsche die Gedanken. Indem Moment, wo ein Gedanke auftaucht, lösche ihn aus. Die Raja Yogis sagen, dass ein großes Waldfeuer vermieden werden kann, wenn du die kleinen Funken gleich am Anfang auslöschst. In diesem Sinne, wann immer du merkst, dass ein kleiner Gedanke kommt, dann lösche ihn aus. Wenn du merkst, dass da ein kleiner Wunsch ist, dann lösche ihn aus und sage dir: „Ich bin der Herrscher über den Geist.“

Angenommen der Wunsch kommt, dann sei dir zunächst einmal bewusst, dass du nicht der Wunsch bist. Verbinde dich nicht damit. Verfolge diesen Wunsch nicht. Identifiziere dich nicht mit ihm. Erkenne, dass du anders als der Gedanke bist und folge dem Wunsch nicht. Löse dich vom Gedanken und stehe zur Seite. Manchmal erscheint es so, als ob der Geist in der Läge wäre, 100 Dinge auf einmal zu denken. Aber in Wahrheit kann der Geist immer nur an eine Sache gleichzeitig denken. Das ist ein mysteriöses Charakteristikum des Geistes. Wegen seiner begrenzten Natur denkt der Geist seriell, also eins nach dem anderen. Der Geist denkt aber mit einer so schnellen Geschwindigkeit, dass es aussieht als wären so viele Gedanken simultan da. Aber es gibt immer nur einen Gedanken auf einmal. Aus dieser Tatsache kannst du erkennen: Beherrsche einen Gedanken nach dem anderen. Schaffe deine eigenen Gedanken wie du sie haben willst. Höre auf dich von den Gedanken beherrschen zu lassen. Schaffe deine eigenen Gedanken. So wirst du nicht mehr leeren Einbildungen zum Opfer fallen. Beherrsche den Geist. Schaffe rechtschaffene und edle Gedanken. Dann kann nichts Unedles und nichts Schlechtes in dir sein und dich beherrschen.

Soweit der Vortrag von Swami Chidananda. Es gilt also zunächst zu erkennen, dass du nicht der Geist bist. Es ist wichtig den Geist zu transzendieren.

Schrittweise den Geist transzendieren

Um den Geist zu transzendieren hat Swami Chidananda hier mehrere Schritte vorgeschlagen:

  • Beobachte das Denken, das Fühlen, das Auftauchen der Wünsche und sei dir bewusst: Ich beobachte es. Ich bin nicht der Geist, ich bin der Beobachter.
  • Beherrsche die Gedanken.
  • Kooperiere nicht mit dem Geist, tue nicht das, was der Geist dir vorschlägt.
  • Schaffe dir deine eigenen Gedanken.
  • Löse dich von allen Gedanken, transzendiere den Geist, erkenne deine wahre Natur als Sein-Wissen-Glückseligkeit, eins mit dem Göttlichen, eins mit dem Unendlichen, Unendlichkeit, Ewigkeit.

Soweit meine freie Übersetzung eines Kapitels aus dem Buch „Lead us from darkness unto Light“ eine Sammlung von Vorträgen von Swami Chidananda. Mein Name Sukadev von www.yoga-vidya.de.

Über Swami Chidananda

Swami Chidananda und Swami Vishnu, indische Yoga Meister

Swami Chidananda war einer der ganz großen Schüler von Swami Sivananda. Er lebte bis vor ein paar Jahren. Er hat mit Mitte 90 Jahren seinen physischen Körper verlassen aber bis heute inspiriert er viele Menschen und ich hatte das große Glück ihn zwischen 1982 und 2012/2013 immer wieder zu sehen. So ist er über 30 Jahre mein Begleiter, mein Lehrer gewesen. Er war nicht mein Guru – das war Swami Vishnu-devananda aber bis heute inspiriert er mich immer wieder und ich spüre seinen besonderen Segen. Om Shanti.

Siehe auch

Weitere Artikel von Swami Chidananda im Yoga Vidya Wiki

Literatur von Swami Chidananda

  • Light Fountain (Quelle des Lichts)
  • Ponder these Truths (Nachsinnen über Wahrheit)
  • A Call to Liberation (Aufruf zur Befreiung)
  • Seek the Beyond (Suche das Jenseits)
  • Early Morning Talks (Vorträge am frühen Morgen)

Weblinks