Vedanta Sadhana

Aus Yogawiki
Sri Shankaracharya, der große Lehrer des Vedanta, im Kreis seiner Schüler

Vedanta Sadhana ist die spirituelle Praxis (Sadhana), die zum höchsten Wissen (Vedanta) führt. Vedanta Sadhana ist ein anderer Ausdruck für Jnana Yoga.

Swami Sivananda über Vedanta Sadhana

Aus: Swami Sivananda [1]: Vedanta für Anfänger

Methoden von Vedanta Sadhana

Die drei Stadien des Vedanta Sadhana werden als Shravana, Manana und Nididhyasana bezeichnet.

Shravana bedeutet das Hören oder Lesen der Wahrheit. Abheda Bodha Vakya (die Lehre der Einheit, des Nicht-Unterschieds) sollte vom Brahmanishtha Guru (selbstverwirklichter Lehrer) gehört werden. Die Vedanta-Schriften und Abhandlungen müssen sorgfältig studiert werden, um das Wissen der großen Mahavakyas (große Aussagen der Upanishaden, der philosophischen Grundlage des Vedanta) richtig zu verstehen.

Innerhalb des Vedanta existieren zwei Arten von Granthas (Schriften):

1) Pramana Granthas
2) Prameya Granthas

Es ist ratsam, immer nur Standardwerke über den Vedanta zu studieren. Eine vollständige gründliche Abhandlung über dieses Thema muss mit größter Sorgfalt studiert werden. Nur dann eröffnet sich das vollständige Wissen des Vedanta. Arbeiten wie Advaitasiddhi, Chitsukhi, Khandanakhandakhadya, Brahmasutras etc. sind Pramana Granthas (pramana = „Beweis“), weil sie andere Theorien widerlegen und das Advaita-Wissen durch Logik und Argumentation festigen. Werke wie die Upanishaden, Bhagavad Gita und die Yoga Vasishtha sind Prameya Granthas (prameya = „Objekt des Wissens“), weil sie ausschließlich die absolute Wahrheit repräsentieren und keinen Raum für Argumentation für oder gegen etwas bieten. Sie entspringen allein der Intuition, während obige Werke der Pramana Granthas intellektuellen Ursprungs sind.

Bevor man mit Vedanta Sadhana beginnt, sollte der Geist rein und ruhig sein. Im Geist verbliebene Vasanas wären vergleichbar mit einer im Körper befindlichen schwarzen Kobra, die mit Milch gefüttert wird und ständig dein Leben bedroht. Beseitige diese Vasanas durch Vichara (Hinterfragen), Vairagya (Leidenschaftslosigkeit, Nicht-Anhaften) und Meditation über den Atman.

Die Texte der Shrutis (= Veden), die die Schöpfung behandeln, z.B. in der Form: „Aus Atman entstammt Akasha, aus Akasa entstammt Vayu, aus Vayu entstammt Agni, ...“ etc.. dienen lediglich dazu, erste Einblicke und Anweisungen an Anfänger und junge Aspiranten zu geben, denn sie verstehen die Ajativada (Natur der Nicht-Schöpfung) nicht auf Anhieb. Während du die Passagen über die Schöpfung liest, vergegenwärtige dir immer, dass alles nur Adhyaropa (Überlagerung des einen Absoluten) ist. Vergiss dies niemals. Denke nicht mal eine Sekunde, diese Welt sei real. Nur durch Apavadayukti (Negation der Überlagerung und Rückführung auf die Essenz) kannst du Kevala Advaita Siddhanta (Wissen um Non-Dualität) entwickeln. Wenn die Welt für dich real zu sein scheint, wenn die Dualität real bleibt, dann kannst du die Erfahrung der non-dualistischen Verwirklichung nicht machen.

In dem Moment, wo die Unreinheit des Egoismus (Ahamkara Mala) zerstört ist, werden die anderen beiden Unreinheiten, Kama Mala (Unreinheit durch Wünsche) und Karma Mala (Unreinheit durch Handlung) automatisch verschwinden. Wie könnte für eine befreite Seele (Jivanmukta) oder einen befreiten Heiligen dann noch Karma (Prarabdha) existieren? Die Befreiten sind eins mit dem höchsten Absoluten.

Hindernisse im Vedanta Sadhana

Das Ego ist das größte Hindernis auf dem Weg zur Selbstverwirklichung: „Ich weiß alles. Nur meine Meinung ist korrekt. Ich handle richtig. Der da weiß doch gar nichts. Jeder sollte tun, was ich sage. Jeder sollte mir gehorchen. Ich bin fehlerfrei. Ich bin voller herausragender Eigenschaften. Ich bin sehr intelligent. Der da ist dumm. Er ist ein Schurke. Er hat viele Fehler. Ich bin dagegen weise. Ich bin schön.” So spricht der Egoist, der dem rajasigen Ahamkara (Ich-Identifikation) unterliegt. Das Ego versteckt die eigenen Fehler, erhöht die eigenen Fähigkeiten und macht andere Menschen kleiner als sie sind. Es verurteilt andere. Es projiziert Fehler auf andere, die sie in Wirklichkeit gar nicht haben. Es sieht in anderen nichts Gutes, sondern nur Böses. Andererseits projiziert es gute Eigenschaften, die es nicht besitzt, auf sich selbst. Jemand mit einem solchen Ego kann Vedanta Sadhana nicht praktizieren. Er ist nicht für den Pfad des Jnana Yoga geeignet.

Zuneigung (Raga) und Abneigung (Dvesha) schaffen das große Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) für die individuelle Seele. Sie müssen durch das Wissen über den höchsten Brahman zerstört werden, entweder durch rechtes Verstehen und Unterscheidung oder durch Pratipaksha Bhavana (Entwicklung einer gegenteiligen Einstellung). Befreiung wird erlangt durch Einfachheit, Achtsamkeit, Reinheit, Zügeln der Leidenschaften und indem man den Pfaden der Heiligen und Weisen folgt.

Durch Vedanta Sadhana wird Brahmakara Vritti (der ausschließliche Gedanke an Brahman) erzeugt. Ein Stück Bambus reibt an einem anderen Stück und erzeugt dadurch Feuer. Der ganze Wald brennt. Ein großer Flächenbrand entsteht. Schließlich klingt das Feuer von selbst ab. Genauso zerstört die Brahmakara Vritti, die im sattwigen Geist durch Meditation über Brahman oder die Bedeutung von „Tat Tvam Asi“ erzeugt wurde, die Unwissenheit und ihre Auswirkungen. Sie führt zu Brahma Jnana (Wissen um Brahman) und löst sich schließlich von selbst auf, sobald das höchste Brahman verwirklicht ist.

Paste aus Brechnuss (Strychnos potatorum) entfernt allen Schmutz aus dem Wasser, so dass er sich am Boden des Gefäßes absetzen kann. Mit dem Dreck verschwindet gleichwohl auch die Paste. Genauso ist Brahmakara Vritti ein Hilfsmittel, um alle weltlichen Vrittis (Gedankenwellen) zu zerstören. Nachdem das Wissen um das Absolute aufgestiegen ist, verschwindet Brahmakara Vritti letztlich von selbst.

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