Künstliche Hüfte
Video - Yoga mit künstlicher Hüfte
Kann man mit künstlichem Hüftgelenk Yoga üben? Wenn ja, welche Einschränkungen gibt es? Was gilt es in besonderem Maße zu beachten?
Dies ist kein Übungstext. Übungstexte und -videos findest du auf unserer Internetseite www.yogavidya.de.
Die Hüftgelenke sind Gelenke, die starke Belastungen aushalten. Hüftgelenke sind Kugelgelenke, die es ermöglichen, sich weit nach vorne und hinten zu beugen, wobei die Knie idealerweise bis zum Brustkorb gezogen werden können. Fortgeschrittene können die Beine so weit nach hinten strecken, dass sie von hinten mit dem Fuß den Hinterkopf berühren. Man kann die Beine auseinander grätschen. Es gibt die Innen- und die Außenrotation. Die Hüftgelenke sind sehr flexibel.
Einige Menschen haben Hüftgelenksarthrose, andere Osteoporose oder einen Oberschenkelhalsbruch. Dann kann es sein, dass Ärzte empfehlen, ein künstliches Hüftgelenk einzusetzen. Dieses künstliche Hüftgelenk kann das Leben wieder lebenswerter machen und Mobilität geben.
Wer ein künstliches Hüftgelenk bekommt, sollte in die[Reha gehen. In der Reha lernt man Übungen kennen, welche die umliegenden Muskeln stärken. Man lernt, welche Bewegungen gut sind und welche Bewegungen nicht so gut sind.
Was heißt das für die Übungen des Yoga? Der Mensch ist ein Organismus, der sich auf die Herausforderungen der Umwelt einstellt. Wenn eine Fertigkeit gefordert wird, dann wird der Körper diese Fertigkeit entwickeln. Wenn eine Fertigkeit nicht gefordert wird, dann verkümmert sie.
Ein künstliches Hüftgelenk besteht nicht aus organischem Material. Hier gibt es zwei entgegengesetzte Prinzipien. Das künstliche Hüftgelenk sollte tatsächlich nicht übermäßig belastet werden, sonst hat es vorzeitigen Verschleiß. Der Körper selbst hat keine Verschleißteile. Du kannst deinen Arm ein ganzes Leben lang bewegen. Durch mehr Bewegungen wird der Ellbogen nicht eher verschlissen sein und wenn du mehr gehst, heißt das nicht, dass dein Fuß abreibt. Der menschliche Organismus kann zwar degenerative Erkrankungen haben (er regeneriert nicht richtig), aber der Körper nutzt sich nicht ab.
Künstliche Gelenke können sehr wohl abnutzen. Damit der Körper das Gelenk gut integriert, muss man die umliegenden Muskeln stärken. Was heißt das jetzt? Zunächst heißt es, es gibt unterschiedliche Hüftgelenke, unterschiedliche Typen und unterschiedliche Materialien. Im Zweifelsfall kann der behandelnde Orthopäde oder die Rehaklinik bestimmen, was für das Hüftgelenk gilt. Es gibt Hüftgelenke, die erlauben stärkere Abduktion und solche, bei denen dürfen die Knie nie weiter auseinander gehen als 50 cm. Es gibt Hüftgelenke bei denen die Adduktion absolut kontraindiziert ist, wo also verboten wird, die Knie übereinander zu geben. Und es gibt solche, wo das möglich ist. Es gibt Hüftgelenke, bei denen man sich nicht ganz nach vorne beugen sollte und solche, wo das möglich ist.
Man muss also herausfinden, welche künstliche Hüfte der betreffende Mensch hat. Wenn man das nicht weiß, würde man allgemein sagen, die Vorwärtsbeuge ist grundsätzlich gut, aber nicht übertreiben. Die Rückwärtsbeuge ist gut, aber nicht übertreiben. Bei der Abduktion die Beine nicht weiter auseinander geben als einen Meter. Also in der Grätsche die Beine nur leicht auseinander und nur leicht nach vorne beugen und nicht ganz nach unten.
Die Adduktion ist grundsätzlich zu vermeiden. Das heißt, dass jemand mit einer künstlichen Hüfte weder den normalen Drehsitz machen sollte, noch die Kuhmalstellung, Gomukhasana. Alles was Adduktion betrifft gilt es zu vermeiden, es sei denn, der Orthopäde empfiehlt es oder im Internet steht, das für diese Art von künstlichem Hüftgelenk die Übung möglich ist.
Dehnung ist trotzdem gut. Überdehnung ist nicht gut. Zum Teil ist die Schwierigkeit den Sonnengruß auszuführen. Im Sonnengruß gibt es in der Bewegung mit Belastung relativ weit gehende Beugungen. Ich kenne Menschen mit künstlichem Hüftgelenk, die den normalen Sonnengruß machen. Es gibt auch solche, die auf den Sonnengruß verzichten und stattdessen einfach auf der Stelle gehen, um sich aufzuwärmen.
Mit künstlichem Hüftgelenk musst du auf Übungen verzichten, die eventuell sturzgefährdend sind. Also wer nicht sicher ist beim Kopfstand, Handstand oder Skorpion verzichtet darauf. Besonders gut sind muskelstärkende Übungen. Auch bei künstlichem Hüftgelenk können wieder Schmerzen auftreten. Sie treten dann aber nicht in der Hüfte auf, sondern als Verkrampfungen um die Gelenke herum, weil es Verklebungen gibt, weil es Narbengewebe gibt, weil vielleicht durch die Operation noch Einiges ist oder einfach, weil der Mensch ängstlich ist.
Das wird vermieden durch sanftes Dehnen und durch Muskelstärkung. Es gilt die Quadriceps zu stärken. Im Yoga gibt es da z. B. die Heldenstellung (Virabadrasana) oder Udkatasana. Damit stärkst du Quadrizeps und Gluteus maximus. Es gilt auch die seitlichen Muskeln zu stärken z. B. durch Navasana, mit Ellbogen um die Knie, was nicht mit starker Abduktion verbunden ist, aber die Abduktoren stärkt. Oder die Unterarme zwischen die Knie. Dadurch werden die Adduktoren gestärkt. Und dann gibt es noch weitere Übungen für die Gluteus Muskeln, z. Bsp die diagonale Katze, die Heuschrecke oder auch Boot und Vogel. Diese Muskeln gilt es zu stärken. Die anderen Muskeln gilt es sanft zu dehnen, wobei eine passive Dehnung, ohne das die Muskelkraft der Beine involviert ist, gut ist.
Einer der leitenden Professoren, der an der Leitlinien-Erstellung für Hüftgelenksprobleme beteiligt ist hat gesagt, dass die Menschen erfreulicherweise auf der einen Seite mit den künstlichen Hüftgelenken sehr viel aktiver sind als früher. Auf der anderen Seite übertreiben es manche Menschen mit der Aktivität. Gerade High-Impact-Sachen sollten vermieden werden. Also weniger joggen, stattdessen Walken. Klassisches Hatha Yoga, wie wir das bei Yoga Vidya machen, ist gut. Ashtanga Vinyasa mit künstlichem Hüftgelenk sollte man nicht machen.
In diesem Sinne sei nicht übervorsichtig mit dem künstlichen Hüftgelenk, aber mache die richtigen Bewegungen, nicht die falschen. Sei dankbar, dass es künstliche Hüftgelenke gibt und das bei dir die Operation gut funktioniert hat und du dir jetzt die Frage stellst, was kannst du mit deinem künstlichen Hüftgelenk an Yogaübungen machen.
Ich kenne Menschen, die in ihren 50er und 60er Jahren künstliche Hüftgelenke bekommen und mit Yoga begonnen haben. Ich kenne auch Menschen, die seit ihren 50ern Hüftgelenksprobleme hatten und mit Yoga die Probleme weitestgehend losgeworden sind. Die in ihren 70ern, Mitte Ende 70 wieder Gelenkprobleme hatten, ein künstliches Gelenk bekommen haben und dann bis in ihre 80er weiter Yoga geübt haben. Man hätte nicht gedacht, dass sie ein künstliches Hüftgelenk haben.
Außerdem kenne ich Menschen, die mit einer künstlichen Hüfte mit Yoga begonnen haben. Obwohl sie das Programm sehr viel eingeschränkter machen müssen, ziehen sie großen Nutzen aus ihrer Yogapraxis.
Das Fazit ist, dass man mit künstlichen Hüftgelenken Yoga machen darf. Welche Übungen gemacht werden können, besprichst du am besten mit deinem Yogalehrer. Der wird dich im Zweifelsfall fragen, was dein Orthopäde und Physiotherapeut sagen.
Mein Name ist Sukadev von https://www.yoga-vidya.de/
Kurzes Vortragsvideo zum Thema Yoga mit künstlicher Hüfte
Sprecher/Autor/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Buchautor, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.
Siehe auch
Künstliche Hüfte gehört zu den Erkrankungen, Krankheiten. Insbesondere gehört Künstliche Hüfte zu den Erkrankungen des Bewegungsapparates, Erkrankungen des Beines, Schmerzerkrankungen.
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- Achillessehnenverletzung
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