Sanskrit Kurs Lektion 42

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Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Infinitiv

Der Infinitiv ist die hinsichtlich Person (Purusha) und Zahl (Numerus, Vachana) "unbestimmte" Form des Verbs (Akhyata).

Im Deutschen entspricht der Infinitiv der Wörterbuchform bzw. Zitierform eines Verbs, etwa gehen, sagen oder kochen. Im Sanskrit ist die im Wörterbuch erscheinende Zitierform jedoch nicht der Infinitiv, sondern die Verbalwurzel (Dhatu).

Bildung

Im (klassischen) Sanskrit wird ein Infinitiv gebildet, indem an die Verbalwurzel‏‎ (Dhatu), welche die Vollstufe (Guna) erhält, das Suffix (Pratyaya) -tum angefügt wird.

  • man "meinen, denken" (Wurzel) + -tum (Infinitiv-Suffix) > mantum "(zu) meinen, (zu) denken"
  • sthā "stehen, bleiben" (Wurzel) + -tum (Infinitiv-Suffix) > sthātum "(zu) stehen, (zu) bleiben"

Dabei kann zwischen die Wurzel und das Suffix der Puffervokal -i- treten, beim Kausativ ist dies stets der Fall.

  • car "wandeln" (Wurzel) + i + -tum (Infinitiv-Suffix) > caritum "(zu) wandeln"
  • budh "erwachen" (Wurzel), Kausativstamm bodhay(a) + i + -tum (Infinitiv-Suffix) > bodhayitum "(zu) erwecken"

Endet die Verbalwurzel auf einen Konsonanten (Vyanjana), so erfährt dieser beim direkten Zusammentreffen mit dem Suffix -tum gemäß der Wohllautregeln des Sandhi gewisse Veränderungen.

  • bhid "spalten" (Wurzel) + -tum (Infinitiv-Suffix) > bhettum "(zu) spalten" (der Wurzelauslaut d wird zu t)
  • yuj "verbinden" (Wurzel) + -tum (Infinitiv-Suffix) > yoktum "(zu) verbinden" (der Wurzelauslaut j wird zu k)

Im Deutschen ist der entsprechende Sanskrit-Infinitiv als Infinitiv mit zu oder ohne zu wiederzugeben, z. B.: "Sie hat etwas zu sagen" oder "Er will etwas sagen".

Übersicht: Der Infinitiv einiger wichtiger Verben

Verbalwurzel Infinitiv Bedeutung
man mantum (zu) meinen, denken
gam gantum (zu) gehen
vac vaktum (zu) sagen, sprechen, reden
pac paktum (zu) kochen
prach praṣṭum (zu) fragen
dātum (zu) geben, schenken
jñā jñātum (zu) wissen, erkennen
sthā sthātum (zu) stehen, bleiben
i etum (zu) gehen
iṣ eṣṭum (zu) suchen, wünschen
bhid bhettum (zu) spalten
budh boddhum (zu) erwachen, erkennen
budh (Kausativ) bodhayitum (zu) erwecken, erkennen lassen
bhuj bhoktum (zu) genießen, essen
yuj yoktum (zu) verbinden
kṛ kartum (zu) tun, machen, handeln
bhṛ bhartum (zu) tragen, bringen
dṛś draṣṭum (zu) sehen
dah dagdhum (zu) (ver)brennen
vah voḍhum (zu) tragen
sah soḍhum (zu) ertragen
car caritum (zu) wandeln
pat patitum (zu) fallen
bhū bhavitum (zu) sein, existieren

Verwendung des Infinitivs

Im Sanskrit gibt es eine große Vielfalt von Verwendungsmöglichkeitn des Infinitivs. In den meisten Fällen kann ein deutscher Infinitiv mit oder ohne "zu" auch mit einem Sanskrit-Infinitiv wiedergegeben werden. Der Infinitiv kommt bspw. zum Einsatz, wenn ein Ziel oder Zweck, eine Fähigkeit, eine Gelegenheit, ein Wunsch oder eine Erlaubnis ausgedrückt werden soll.

Eine weitere, für das Sanskrit typische ("idiomatische") Verwendung des Infinitivs ist die in Verbindung mit Modalverben ("dürfen", "können", "mögen", "müssen", "sollen" und "wollen").


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