Sanskrit Kurs Lektion 55

Aus Yogawiki

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Komparativ 2

In Lektion 54 haben wir die Bildung und Verwendung des Komparativs betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält einen Komparativ.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 87. Vers steht im Kontext der Meditation auf den inneren Ton (Nada).


महति श्रूयमाणेऽपि मेघभेर्यादिके ध्वनौ |
तत्र सूक्ष्मात्सूक्ष्मतरं नादमेव परामृशेत् || ४.८७ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
mahati śrūyamāṇe'pi meghabheryādike dhvanau |
tatra sūkṣmāt sūkṣmataraṃ nādam eva parāmṛśet || 4.87 ||


  • vereinfachte Transkription:
mahati shruyamane'pi meghabheryadike dhvanau |
tatra sukshmat sukshmataram nadam eva paramrishet || 4.87 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
mahati : mächtiger, gewaltiger (Mahat, Lok. Sg. m.)
śrūyamāṇe : wenn gehört wird (Partizip Präsens von śru, Lok. Sg. m.)
api : auch, selbst (Api, Verbindungspartikel)
megha-bhery-ādike : wie von einer (Gewitter-)Wolke (Megha), einer Kesselpauke (Bheri) usw. ("zum Anfang habend", Adika, Lok. Sg. m.)
dhvanau : ein Ton, Klang (Dhvani, Lok. Sg. m.)
tatra : bei diesen (verschiedenen Klängen, Tatra)
sūkṣmāt : als subtil, fein (Sukshma, Abl. Sg. n.)
sūkṣmataram : der subtiler, feiner ist (Sukshmatara, Akk. Sg. m.)
nādam : auf den Klang (Nada, Akk. Sg. m.)
eva : nur (Eva, Partikel)
parāmṛśet : man soll achten, die Aufmerksamkeit richten (parā + mṛś, Verb)


  • Übersetzung:
Selbst wenn ein lauter (inner) Ton wie der einer Gewitterwolke oder einer Kesselpauke usw. gehört wird,
soll man die Aufmerksamkeit auf den allersubtilsten* Klang richten.

*Anmerkung: Der Komparativ sūkṣmataram (Akk.) bezieht sich auf den Akkusativ nādam. Wörtlich bedeutet der Ausdruck sūkṣmāt (Ablativ) sūkṣmataraṃ nādam "auf den Klang, der subtiler als subtil ist", was sich mit "auf den allersubtilsten Klang" übersetzen lässt. Diese Form entspricht im Deutschen wiederum einer Elativ genannten Sonderform des Superlativs.


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