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Version vom 24. September 2012, 17:06 Uhr
Selbstkontrolle: Die Fähigkeit, sich selbst zu beherrschen, insbesondere seine Emotionen und seine Reaktionen. Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, instinktiven und erlernten Reiz-Reaktionsmustern nicht zwanghaft ausgeliefert zu sein. Selbstkontrolle heißt, eigenverantwortlich wählen zu können, wie man auf Situationen, andere Menschen etc. reagiert. Ein zuviel an Selbstkontrolle kann aber auch die Kreativität und die Spontanität behindern. Normalerweise ist eine Mischung aus Spontanität, Selbstkontrolle und Öffnung für Intuition/höhere Wirklichkeit am besten. Die Balance zwischen Spontanität, Selbstkontrolle und Intuition ist in jedem Menschen unterschiedlich.
Atma Samyama Yoga – Der Yoga der Selbstkontrolle
Artikel von Sri Swami Sivananda
Selbstkontrolle ist ein unverzichtbares Requisit für ein wahrhaftiges spirituelles Leben. Du magst zwar erhabene Überzeugungen und noble Absichten besitzen, aber wenn du nicht zusätzlich Selbstkontrolle pflegst, bleibst du ein Sklave deiner niederen Leidenschaften. Du wirst jeder Versuchung erliegen und endlos falsche Taten begehen. Vielleicht willst du ein spirituelles Leben führen, aber wegen deines schwachen Willens, deines Mangels an Selbstkontrolle scheiterst du. Selbstkontrolle führt zu den höchsten Errungenschaften und ist eine ewige menschliche Pflicht. Sie übertrifft, was den Verdienst anbelangt, sogar Werte wie Wohltätigkeit, Opferbereitschaft und das Studium der Veden.
Selbstkontrolle steigert auch deine Energie und ist in höchstem Maße heilig. Durch sie wirst du von all deinen Sünden gereinigt und erreichst in Folge die höchste Segnung. Durch sie kannst du die höchste Seligkeit sowohl in dieser als auch in der nächsten Welt genießen. Ein Mensch, der sich selbst kontrollieren kann, schläft glücklich ein und wacht glücklich auf: Er ist immer gut gelaunt. Ein Mensch, der sich nicht selbst kontrollieren kann, leidet immer unter allem Möglichen. Er stolpert von einer Misere in die nächste, und alle hat er durch seine Fehler selbst verursacht. Versöhnlichkeit, Geduld, Gewaltlosigkeit, Unparteilichkeit, Wahrhaftigkeit, Ernsthaftigkeit, Kontrolle der Sinne, Klugheit, Mildtätigkeit, Mäßigung, Standhaftigkeit, Großzügigkeit, Freiheit von Zorn, Zufriedenheit, Liebenswürdigkeit, Gutwilligkeit, Arglosigkeit - all das zusammen bildet die Selbstkontrolle.
Außerdem besteht sie aus dem Respekt vor dem Lehrer und dem Mitgefühl für alle Geschöpfe Gott es.
Die unendliche Ebene Brahmans, das Ziel vedischer Buße, kann nur über Selbstkontrolle erreicht werden. Der Mensch, der Selbstkontrolle beherrscht, wird niemals von weltlichen Bindungen und Überzeugungen gefangen gehalten.
Es gibt nur einen einzigen Nachteil der Selbstkontrolle: Der Mensch, der sie ausübt, wird von den anderen Menschen als Schwächling betrachtet. Aber durch Vergebung erlangt der Selbstkontrollierte leicht die Herrschaft über die drei Welten.
Jede Art von Aufregung wird heimlich, still und leise von der Selbstkontrolle überwacht: Der selbstkontrollierte Mensch sieht seine zahllosen Feinde wie zum Beispiel Lust, Begierde und Zorn so, als ob sie sich in einem separaten Körper aufhalten würden. Ein selbstkontrollierter Mensch sollte sich selbst mit nobler Zurückhaltung, einem friedlichen Naturell, Zufriedenheit, Glaube, Versöhnlichkeit, Einfachheit, Schweigsamkeit, Demut, Respekt vor Älteren, Gutmütigkeit, Mitgefühl und Ehrlichkeit ausstatten und sich des Tratsches über Könige und andere Autoritäten enthalten, weiters aller falschen, sinn- und nutzlosen Themen und auch des Beifalls oder der Kritik anderer. Er widmet sich ganz der universellen Güte. Er fühlt niemandem gegenüber auch nur die geringste Feindseligkeit. Begierde und Zorn überwindend, das Gelübde Brahmacharyas praktizierend und ein vollkommemer Meister über seine Sinne werdend, sollte sich der Brahmana geduldig die härtesten Bußen auferlegen und die strengsten Regeln befolgen. Er sollte friedlich in dieser Welt leben und auf seinen Zeitpunkt warten, so wie einer, der zwar scheinbar einen Körper hat, aber trotzdem ohne Zweifel weiß, dass er selbst unzerstörbar ist.
Kontrolliere deinen Zorn, indem du Kshama, Liebe, Dharya und Nirabhimanata (Abwesenheit von Egoismus) übst. Wenn der Zorn kontrolliert wird, verwandelt er sich in eine Energie, mit der man die ganze Welt aus den Angeln heben kann. Zorn ist eine Abart von Leidenschaft. Wenn du die Begierde unter Kontrolle bringen kannst, ist damit automatisch auch der Zorn überwunden. Trink ein bisschen Wasser, wenn du zornig wirst. Es wird dein Gehirn abkühlen und deine aufgeregten, gereizten Nerven beruhigen. Wiederhole zehn mal "Om Shanti" und zähle anschließend bis zwanzig: Wenn du damit fertig bist, wird sich der Zorn gelegt haben. Versuche den Zorn zu fassen, wenn er versucht, aus dem Unterbewusstsein an die Oberfläche des Bewusstseins zu kommen. Beobachte den kleinen Impuls bzw die kleine Welle der Irritation sorgfältig. Dann wird es leichter sein, damit umzugehen. Triff alle Vorsichtsmaßnahmen und erlaube dem Zorn nicht, auszubrechen und wilde Formen anzunehmen. Wenn du es extrem schwierig findest, ihn zu kontrollieren, verlasse sofort den Ort, an dem du dich gerade befindest und mache einen halbstündigen, flotten Spaziergang. Bete zu Gott. Singe dein Mantra. Meditiere über Gott. Das wird dir immense Kraft geben. Sei vorsichtig in der Wahl deiner Gesellschaft. Suche dir kongeniale Freunde und umgib dich mit Sannyasins, Bhaktas und Mahatmas. Lies die Gita und die Yoga Vasishta. Befolge Brahmacharya. Nimm sattwiges Essen zu dir, Milch und Früchte und so weiter, und gib scharfe Curries, Chutnies, Fleisch, Alkohol und das Rauchen auf. Tabak irritiert dein Herz und vergiftet es mit Nikotin. Sprich wenig. So viel Energie wird durch leeren Klatsch und Angeberei vergeudet. Alle Energien müssen konserviert und in Ojas Shakti oder spirituelle Energie verwandelt werden. Das wird deine Meditation unterstützen. Befolge jeden Sonntag für drei Stunden ein Schweigegebot. Schweigen entwickelt deine Willenskraft, prüft die Stärke deines Sankalpa und schenkt dir geistigen Frieden. Du wirst dadurch Durchhaltevermögen entwickeln, keine Lügen erzählen und die Kontrolle über deine Sprache erlangen. Deine Energie bleibt gesammelt und wird den Impus zu sprechen drosseln. Das wahre Mowna stellt sich nur in der Abwesenheit von Dualität und Trennung ein, wenn alle mentalen Vrittis (die sich ständig verändernden Gedankenwellen) enden. Wenn du nur über spirituelle Themen sprichst und ermutigende Worte, um deprimierte Mitmenschen aufzumuntern, so gilt das ebenso als Mowna.
Der selbstkontrollierte Mensch entwickelt eine Sehnsucht nach Befreiung. Still nimmt er gegenwärtige Freuden und Leiden hin und fühlt sich nie übermäßig enthusiastisch oder niedergeschlagen über das, was die Zukunft in Aussicht stellt. Er ist ausgeglichen, hat gute Manieren und meistert seine Leidenschaften auf perfekte Art und Weise. Er erreicht Ehre und Ansehen in der Welt indem er dafür sorgt, dass alle Geschöpfe das erreichen, was sie ohne seine Hilfe nicht erreichen können. Daran hat er seine Freude - das ist sein ganzes Glück.
Quellen
- www.dlshq.org/saints/siva.htm