Posttraumatische Belastungsstörung: Unterschied zwischen den Versionen

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==Yoga bei posttraumatischen Belastungsstörungen==
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:08 Uhr

Opferrolle Opfer Glas Scherben Angst Depri.jpg

Yoga bei posttraumatischen Belastungsstörungen

Ein Artikel, von Marlene Medalasa Mensendiek, aus dem Yoga Vidya Journal Nr.36 - Sommer 2018

Ein Trauma entsteht, wenn in einer sehr bedrohlichen gefahrvollen Situation Kampf oder Flucht nicht möglich sind. Ein Trauma geht einher mit einem extremen Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins, der Überwältigung und Ohnmacht. Die Verletzungen betreffen immer die Seele und den Körper.

Unterschieden werden Traumen, die durch schwere Naturkatastrophen oder Unfälle entstehen und Traumen, die durch direkte Einwirkung von Menschen geschehen, wie Kriegseinwirkungen, Vergewaltigung, Missbrauch, Folter, Gewaltkriminalität oder auch extreme Armut. Je näher der Täter/dieTäterin dem Opfer steht und je psychisch unreifer das Opfer in seiner Entwicklung ist, je größer ist der häufig nicht mehr oder nicht mehr vollständig zu heilende Schaden für die Seele.

Symptome der PTBS

Die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung treten in der Regel nicht sofort auf. Ein Mensch, dem körperliche und/oder psychische Gewalt angetan wurde, und dem eine Flucht oder gar ein Kampf nicht möglich war, zeigt zunächst Schocksymptome, ist wie gelähmt, betäubt. Die Situation kommt ihnen unwirklich vor oder, wenn längerer Missbrauch, z. B. im Familienverbund geschieht, kann die Traumatisierung auch abgespalten und für lange Zeit oder für immer nicht mehr erinnert werden.

Das Ausmaß und die Stärke einer Posttraumatischen Belastungsstörung korreliert meist mit der Dauer, dem psychischen Reifegrad der Betroffenen, der Nähe zum Täter und den schützenden Faktoren nach dem Trauma. Die Folgen traumatischen Ausgeliefertseins treten häufig erst nach Monaten, sehr häufig aber auch erst nach Jahren auf. Häufig treten als Posttraumatische Belastungsstörungen u.a. auf:

  • Vegetative Übererregtheit: Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Wachsamkeit, übermäßige Schreckhaftigkeit
  • Belastende, sich plötzlich aufdrängende, immer wiederkehrende Erinnerungen oder Erinnerungsfetzen an das erlebte Trauma (Nachhallerinnerung, Flashbacks), Alpträume, in denen das Trauma oder Teile des Traumas wieder erlebt werden
  • Emotionale Anteilslosigkeit sich selbst und anderen gegenüber
  • Störungen in zwischenmenschlichen Beziehungen
  • Vermeidung von Situationen, die der Situation zum Zeitpunkt des Traumas ähneln
  • Wutausbrüche
  • Alkoholmissbrauch
  • Drogenkonsum
  • Selbstverletzendes Verhalten
  • Gefährliche Aktivitäten

Die Therapie Posttraumatischer Belastungsstörungen gehört, soweit dies möglich ist, in die Hände von mit diesem Thema geschulten und erfahrenen Therapeutinnen oder Therapeuten.

Wie traumasensibles Yoga wirkt

Traumasensibles Yoga, begleitend neben einer Psychotherapie oder auch für sich angewandt, hilft, Körper, Geist und Seele wieder näher zueinander zu bringen, zusammenzufügen, mit sich selbst mehr verbunden zu sein, mehr im Augenblick sein zu können. Erinnerungen, aber ganz sicher traumatische Erinnerungen, sind mit einer Körpererinnerung verknüpft. Die Beziehung zum eigenen Körper ist gestört oder der eigene Körper wird überhaupt nicht gespürt. Eine Rückerinnerung an ein Trauma hat eine körperliche, geistige und emotionale Komponente.

Yoga kann helfen, diese drei Bestandteile der Erinnerung wieder zusammenzufügen. Im traumasensiblen Yoga geht es nicht um das perfekte Erreichen einer Asana oder gar um fortgeschrittene Yogaübungen, sondern darum mit Hilfe einfacher Übungen zu spüren, welche Muskeln bei den einzelnen Übungen angespannt oder gedehnt sind, zu spüren, ob das Herz schnell oder ruhig schlägt, wie die Atmung sich anfühlt oder wie sich die Auflagepunkte des Körpers auf der Matte anfühlen etc. Hier soll das Spüren und Wohlbefinden im Vordergrund stehen, und der/die Übende soll jederzeit im geschützten Raum die Kontrolle behalten.

Durch regelmäßige Yogaübungen entsteht eine neue Qualität der Fürsorglichkeit und Wahrnehmung sich selbst gegenüber. Die Achtsamkeit gegenüber vielen Qualitäten des Lebens, wie Ernährung, Gesundheit und Energiehaushalt wird größer und verbessert sich, z. B. die Achtsamkeit darauf, wie sich die Füße auf dem Boden anfühlen, wie die Dehnung in Brustkorb und Bauch bei tiefer Einatmung sich anfühlt und wie das Wasser auf der Haut beim Duschen gespürt wird usw. Dies alles lässt den Übenden sich lebendiger fühlen.

Sich wieder im Körper sicher zu fühlen, ist die Voraussetzung dafür, sich eigene traumatische Erlebnisse im Rahmen einer Therapie ruhig anschauen und bearbeiten zu können. Das Erlernen der Achtsamkeit auf die Atmung bei den Pranayama-Übungen ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des traumasensiblen Yoga.

Trauma, Folgen und Heilung

Bei von einem Trauma betroffenen Menschen war Kampf oder Flucht nicht möglich. Häufig haben die Betroffenen während des Ereignisses gemeint, sich durch einen sogenannten Totstellreflex schützen zu können. Dauernder Kampf, Flucht und Totstellreflex finden häufig für sehr lange Zeit nach einem oder mehreren Traumaereignissen statt. Trotz aller Schwere des Traumas ist es möglich, am Trauma zu wachsen. Eine notwendige Bearbeitung des Traumas verhindert auch, dass Traumafolgen an die eigenen Kinder weitergegeben werden.

Ein großer Teil der Menschheit ist traumatisiert u. a. durch Krieg, Flucht, Vertreibung, sexueller und körperlicher Gewalt und extremer Arbeit. Nur ein kleiner Teil kann sich den „Luxus“ einer Therapie leisten. Aber ein liebevolles und geduldiges Ohr in Verbindung mit Yoga kann grundlegend zur Heilung beitragen. Eine Sehnsucht sich mehr zu spüren und in sich zu Hause zu sein, ist jedem Menschen eigen. Auf diesem Weg weiter zu kommen, wünsche ich allen Yogaübenden.

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