Yamas Niyama in der Hatha Yoga Pradipika
Yama und Niyama bilden laut Hatha Yoga Pradipika] ebenso wie im Yoga Sutra] die ethischen Grundlagen der Yoga Praxis. Svatmarama, der Autor der Pradipika, zählt 10 Yamas und 10 Niyamas auf, also doppelt so viele wie Patanjali im Yoga Sutra. Ethisches Leben und Ausrichten des Alltags auf spirituelle Vervollkommnung sind auch und gerade im Hatha Yoga sehr wichtig.
Die 10 Yamas der Hatha Yoga Pradipika
atha yama-niyamāḥ
- ahiṁsā satyam-asteyaṁ brahmacaryaṁ kṣamā dhṛtiḥ |
- dayārjavaṁ mitāhāraḥ śaucaṁ caiva yamā daśa ||17||
- अथ यमनियमाः
- अहिंसा सत्यमस्तेयं ब्रह्मचर्यं क्षमा धृतिः ।
- दयार्जवं मिताहारः शौचं चैव यमा दश ॥१७॥
Nun Yama und Niyama: Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Handeln im Bewusstsein eines höheren Ideals, Vergeben, [Toleranz] | Empathie, Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Hygiene sind wahrlich Yama.
- atha : nun (folgen die, Atha)
- yama : Yamas (Regeln, Observanzen, Selbstbeschränkungen)
- niyamāḥ : (und) Niyamas (Regeln, Gelübde)
- ahiṁsā : Gewaltlosgkeit, Nichtschädigen (Ahimsa)
- satyam : Wahrhaftigkeit (Satya)
- asteyaṁ : Nichtstehlen (Asteya)
- brahmacarya* : Enthaltsamkeit (andel im Brahman Brahmacharya)
- kṣamā : Geduld, Langmut, Nachsicht (Kshama)
- dhṛtiḥ : (innere) Festigkeit, Entschlossenheit (Dhriti)
- dayā : Mitgefühl (Daya)
- ārjavaṁ : Aufrichtigkeit, Redlichkeit (Arjava)
- mita-āhāraḥ : Mäßigung beim Essen (Mitahara)
- śaucaṁ* : Reinheit, Reinlichkeit (Shaucha)
- ca : und (Cha)
- eva : gewiss (Eva)
- yamāḥ : Yama (genannten Regeln)
- daśa : (dies sind) die zehn (Dasha)
Kshama als fünfter Yama in der Hatha Yoga Pradipika
Der erste der Yamas, den Svatmarama erwähnt, der nicht in den 5 Yamas von Patanjali Yoga Sutra enthalten ist, ist Kshama. Kshama bedeutet Geduld, Nachsicht, Vergebung, Langmut, Versöhnlichkeit.
Nach der Aufzählung der hohen Tugenden, die schwer vollständig umzusetzen sind, kommt Svatmarama gleich zu Kshama, Nachsicht. Man soll sich bemühen, sein Leben nach ethischen Idealen auszurichten - dann aber langmütig mit sich selbst sein. Und man soll sich bewusst sein, dass spiritueller Fortschritt auch Geduld erfordert.
Und es ist wichtig, auch mit anderen Langmut zu üben, Vergebung. Aus Langmut und Nachsicht kommt Vergebung - alles drei sind Bedeutungen von Kshama. Gerade in idealistischen Kontexten ist es wichtig, Vergebung, Langmut und Versöhnlichkeit zu haben - und sich nicht wegen hoher Ideale zu sehr zu streiten.
Auch in der Bhagavad Gita spielt Kshama eine wichtige Rolle. Krishna erwähnt Kshama an drei verschiedenen stellen bei Aufzählungen von Eigenschaften, Tugenden, die ein Aspirant, Aspirantin, kultivieren soll: