Studien über vergleichbare Philosophien - George Berkeley

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Studien über vergleichbare Philosophie - George Berkeley

George Berkeley

Berkeley treibt die Argumente von Locke weiter voran und fragt: wenn unser Wissen auf unsere Gefühle beschränkt ist und Handlungen oder Gedanken reflektiert, woher wissen wir dann von einer wirklichen und unabhängigen äußeren Welt? Wenn wir ausschließlich unser Bewusstsein kennen, dann wird es uns unmöglich, etwas von der Existenz einer äußeren Welt zu wissen. Weiterhin glaubt er, würde die Existenz einer räumlichen und materiellen Welt die Existenz Gottes verleugnen, denn sie würde IHN begrenzen und damit Seine Daseinsberechtigung nehmen. Berkeley versucht Atheismus und Unglaube zu widerlegen, indem er die Existenz einer materiellen Welt verleugnet.

Dinge werden, gemäß Berkeley, in ihrer Existenz wahrgenommen. Unsere Gedanken werden wiederum in ihrer Existenz wahrgenommen. Auch unsere Gefühle werden ihrer Existenz wahrgenommen. Mit ‚werden wahrgenommen‘ meint er natürlich, `müssen auf die eine oder andere Weise erfahren werden‘. Wie können wir von einer Existenz wissen, wenn sie nicht wahrgenommen wird oder nicht in unserem Bewusstsein enthalten ist? Ein Objekt, so meine ich, existiert, weil ich es wahrnehme oder fühle. Selbst die Primäreigenschaften von Locke sind ebenso unverständlich wie die Sekundäreigenschaften. Wir können ausschließlich etwas über die Eigenschaften erfahren. Zu behaupten, die Existenz von Dingen, die durch niemanden wahrgenommen werden, sind gemäß Berkeley unbedeutend. Darum sind äußerlich existierende Objekte in Wirklichkeit Wahrnehmungen des Geistes.

Nach der Vedanta hat die Schöpfung des Geistes drei Stufen. Es gibt eine zweite Schöpfung oder mehr noch eine Vorstellung, die den individuellen Geistorganen zugeschrieben wird. Diese individuellen Geistorgane können die Substanz der Dingen nicht berühren. Wenn ein wahrnehmendes Individuum mit einem äußeren Objekt in Berührung kommt, dann beeinflusst das äußere Objekt die Gefühle des Individuum und umgekehrt nimmt das Individuum jene Eigenschaften wahr, die latent in seinem Geist schlummern. Im Wesentlichen werden die individuellen Gefühle bei der Wahrnehmung eines Objektes unbewusst auf das Objekt projiziert. Nichts kann so wahrgenommen werden wie es ist, denn alles wird in seiner Wahrnehmung durch die Beziehung beeinflusst, die das Geistorgan des wahrnehmenden Individuums auf das Objekt überträgt. Diese Projektion des inneren Empfindens auf das externe Objekt nennt man Jiva-Srishti. Die eigentlichen unabhängigen Objekte gehören zur Schöpfung des kosmischen Geistes, der unabhängig ist und über den individuellen Geist steht. Dieser spätere Prozess der Offenbarung der Objekte kann als Erstschöpfung oder Ishvara-Srishti bezeichnet werden. Der spätere Prozess hat universale Gültigkeit und Wirklichkeit. Es gibt noch einen dritten Weg, bei dem Objekte durch mentale Phänomene beeinflusst werden; und das geschieht, wenn Objekte als zu behandelnde Objekte durch den im Universum existierenden individuellen Geist angesehen werden.

Das heißt nicht, dass es nichts außerhalb unserer individuellen Wahrnehmungen oder Gedanken gibt. Jede nach außen gerichtete Wahrnehmung hat eine Grundlage oder ihre Unterstützung. Es gibt keine Erscheinung ohne Substanz oder Wirklichkeit. Die Grundlage unserer Wahrnehmungen oder Gefühle ist eine materielle äußere Welt, die wiederum ihre Unterstützung oder Wirklichkeit in Gott, dem absoluten Geist, hat. Berkeley würde sagen, dass selbst die unterstützende Idee ein imaginäres Abstrakt ist. Doch gemäß der Vedanta erhebt sich eine unterstützende Idee nicht durch solch einen Abstrakt, denn es erfordert den Einfluss der unwiderlegbaren Existenz unseres individuellen Daseins. Die Vedanta würde jedoch die Position Berkeley’s dahingehend akzeptieren, dass die Welt sich von der Gefühlswelt aller Geistorgane oder des Geistes Gottes unterscheidet. Dass die anderen Geistorgane dieselben Objekte wahrnehmen wie ich es tue, ist kein Beweis für die unabhängige Existenz von Objekten, doch ist es ein Zeichen dafür, dass alle Geistorgane in ähnlicher Weise beschränkt sind. Eine unterschiedliche Beschaffenheit der Geistorgane würde zu unterschiedlichen Formen der Wahrnehmung und damit zu einer differenzierten Gesetzgebung im Gegensatz zur derzeitigen führen.

Die Beziehung zwischen den Erfahrungen im Traum- und Wachzustand zeigen uns eine Lösung für die Beziehung zwischen der individuellen und der universalen Wahrnehmung. Man kann genau beobachten, wie sich das Subjekt der Traumerfahrung durch eine Wissensbeziehung von den Objekten, die die Welt der Traumerfahrungen ausmachen, unterscheidet. Auch im Wachzustand können wir erkennen, dass sich der individuell Wahrnehmende durch eine Wissensbeziehung von den äußeren Objekten, die den Inhalt der weltlichen Wacherfahrung ausmachen, unterscheidet. Doch das Subjekt und alle Objekte - zusammen in Raum und Zeit des Traumes - sind in den Traum eingeschlossen und werden gefühlsmäßig in den Wachzustand des Individuums übertragen. Wir können für unsere Erfahrungen in dieser Welt nur die Gegenwart der Subjekte und alle Objekte der Erfahrungen im Wachzustand des universalen Geistes (Gott) nutzen. Auch Berkeley sagt später in seinen Erklärungen zu seinen Doktrin, dass die Objekte, wenn sie nicht in meinem Geistorgan oder im göttlichen Geist enthalten sind, kein Hinweis auf eine andere Wirklichkeit sind, auch wenn diese Objekte möglicherweise in keinem anderen individuellen Geist zu finden sind.

Berkeley setzt, begründet durch die Tatsache, dass unsere Gefühle keine spontanen Handlungen sind, auf die Existenz eines ewigen Geistes, der für unsere Gefühle verantwortlich ist; die Gefühle entstehen, wenn sie entstehen, ohne unseren Willen. Unsere Gefühle sind stärker als wir es uns vorstellen können, denn sie repräsentieren eine größere Wirklichkeit mit einer großen Standhaftigkeit und einem Auftrag. Berkeley nähert sich hier dem Unterschied von Jiva-Srishti und Ishvara-Srishti der Vedanta, wenn er sagt, dass unsere Vorstellungen wenig wirklichkeitsnah sind und nur Vorstellungen oder Kopien von etwas darstellen, während die vom ewigen Geist empfangenen Gefühle wirklichkeitsnah sind. In den späteren Erklärungen seiner Theorie nähert sich Berkeley der Advaita Vedanta, worin das Universum eine relative Wirklichkeit hat, wirklicher als die Vorstellungen des Einzelnen sind und eine Offenbarung Gottes darstellen. Materie und Mechanik sind nicht in Gott, doch Sein Gebilde als Universum scheint auf Grund seines Daseins so begnadet, ein Sinnesobjekt im Raum und Zeit darzustellen.

Berkeley glaubt, wenn er die gesonderte Gefühlsmaterie widerlegt und diese Materie auf die Gedankenebene reduziert, hätte er auch die Idolatrie widerlegt, denn die Menschen würden nicht ihre eigenen Gedanken verehren wollen. Es wurde bereits erwähnt, dass entsprechend der Vedanta Materie kein Gedanke im individuellen Denkorgan sein kann, sondern sich nur außerhalb davon befinden kann, obwohl sie ihre materielle Form verliert wenn sie zum Inhalt des kosmischen Geistes wird. Idole und Vorstellungen der Verehrung können nicht zu reinen Gedanken der menschlichen Denkorgane werden, denn sie befinden sich außerhalb dieser Denkorgane, obwohl sie sich innerhalb des kosmischen Geistes befinden. Materie existiert für Individuen sehr wohl. Der Gebrauch von Idolen hat bei der Anbetung eine innere Bedeutung und Faszination. Der Anbeter beschränkt normalerweise seinen Gottesgedanken auf sein Ideal und macht es dabei zur Offenbarung der Gegenwart Gottes, der unbegrenzt und unstofflich ist. Der Geist hat Probleme, wenn er sich auf einen übernatürlichen, unendlichen Geist konzentrieren soll, und darum nehmen wir in der Meditation Idole als Ziel der Konzentration zu Hilfe. Nicht die Materie eines Idols wird zum Objekt unserer Konzentration, sondern die absoluten Attribute Gottes. Angenommen der Anbeter eines Idols begrenzt seine Vorstellungen von Gott auf die materielle Form seines Idols, dann würde die Anbetung im Handumdrehen ihren Wert verlieren. Durch ständige Meditation auf das Idol als Form Gottes, beginnt der Geist sie überall zu sehen und verliert das Bewusstsein für alle anderen Objekte in der Welt. Der Meditierende erreicht ein Stadium, wo er über den Gedanken an das Idol hinausgetragen und in das göttliche Bewusstsein absorbiert wird, was das Ziel der Meditation ist. Jene, die gegen die Anbetung von Idolen sind, sind nicht in der Lage die Psychologie und die dahinter stehende Philosophie zu erfassen.

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Siehe auch

Literatur

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