Schleudertrauma
Ein Schleudertrauma (Halswirbelsäulendistorsion, Schleuderverletzung, HWS-Distorsion) ist eine Verletzung von Weichteilen im Halswirbelsäulenbereich, die meist auf Auto-oder Sportunfälle u.ä. zurückzuführen ist. Schleudertraumata können bei starker Ausprägung auch zu chronischen Beschwerden führen; meist handelt es sich jedoch um eine schmerzhafte, aber harmlose und nur vorübergehende Störung.
Die Heilung unterstützen ggf. medikamentöse und physikalische Therapie, Yoga und Ayurveda, Entspannung und Meditation sowie psychologische Betreuung.
Ursachen
Ursache eines Schleudertraumas sind Auffahrunfälle (Aufprall eines fahrenden Fahrzeugs auf einen stehenden Wagen), Sport- und Freizeitunfälle (Motorrad, Snowboard..), Unfälle bei Kampfsportarten; die Verletzung beim Heckaufprall auf ein Fahrzeug entsteht zunächst durch starke Beschleunigung und gegenläufige Kopfbewegung (Trägheitsprinzip) bzw. Überstreckung der Halswirbelsäule beim Frontalaufprall (ohne Kopfaufprall).
Symptome
Zu den Sympromen zählen Nackenschmerzen (sehr verbreitet), eventuell mit Ausstrahlung in den Hinterkopf, Steifheitsgefühl im Nacken/Bewegungseinschränkung des Nackens aufgrund starker Muskelverspannungen (ebenfalls sehr verbreitet), Kopfschmerzen (verbreitet), Schwindel, Überempfindlichkeit des Nackens, Schulter- und Armschmerzen; seltener können Schluck-, Schlaf- und Sehstörungen, Tinnitus, Unsicherheit beim Gehen, Reizbarkeit, Depressionen und neurologische Symptome wie Sensibilitätsstörungen und Lähmungen, auch des Gesichts, auftreten. Schädigungen des Kopfes und der Halswirbelsäule (Frakturen oder Verschiebungen von Wirbelkörpern) zählen eigentlich nicht zum Schleudertrauma, das nur die Weichteile betrifft. In der Quebec-Klassifikation werden Wirbelkörperbrüche und - verschiebungen jedoch als vierter Grad des Schleudertraumas aufgeführt.
Die Beschwerden können bis zu ca. 70 Stunden nach dem Unfall einsetzen. Bei etwa zehn von hundert Patienten sind die Beschwerden auch nach 6 Monaten noch präsent.
Diagnostik
Gründliche Anamnese und - auch neurologische (Ausfälle, Kribbeln, Taubheit) - Untersuchung, ggf. MRT (im Röntgenbild sind Weichteile nicht abgebildet, aber eine ungewöhnliche Steilstellung der Halswirbelsäule wäre hier zu erkennen).
Therapie
Medikamentöse, physikalische und/oder ayurvedische Therapie
Hat der Patient starke Schmerzen, dann können Schmerzmittel verabreicht werden, bei starken Muskelverspannungen auch Muskelrelaxantien (zur Entspannung der Muskulatur; diese Medikamente sind oft opiathaltig und haben Nebenwirkungen). Auch Wärme und leichte Massagen können die Muskulatur entspannen. Als Wärmetherapie eignen sich z.B. die ayurvedische Anwendung Khadivasti (siehe Seite Rücken) und lokale Massagen oder auch Ganzkörpermassagen (Abhyanga, siehe auch Seite Rücken) mit warmen Ölen.
Bewegung: Yogaübungen, Physiotherapie
Das Tragen einer Zervikalstütze ("Halskrause") wird heute nicht mehr empfohlen, da sie die Beschwerden eher verlängert (Gefahr der Chronifizierung); im Gegenteil sollte so früh wie möglich mit vorsichtigen, zunächst kleinen (Minibewegungen), dann größer werdenden Bewegungen begonnen werden, um die Mobilität der Halswirbelsäule zeitig wieder herzustellen. Dabei sollte der Patient sich an seinen Schmerzen orientieren und niemals über ein erträgliches Beschwerdemaß hinausgehen oder Bewegungen forcieren.
Beginnen kann der Patient mit einfachen Übungen (siehe Video oben). Diese Übungen können auch mit dem Arzt besprochen werden.
Psychologische Betreuung, Entspannung, Meditation
Schließlich ist die psychologische Betreuung wichtig, da Ärzte heute davon ausgehen, dass in vielen Fällen die psychologischen Auswirkungen des Unfalls einen großen Anteil am körperlichen Geschehen haben. Dem Patienten sollte deutlich gemacht werden, dass ein Schleudertrauma keine gravierende Verletzung ist und im Allgemeinen gut und zügig ausheilt. Entspannung, Yoga Nidra und Meditation unterstützen den Heilungsprozess (siehe auch Heilmeditationen und Heilmantras unter 5.1.1 und 5.1.2 auf der Seite Rücken).
Video - Yoga bei Schleudertrauma der Halswirbelsäule
Ist bei einem Unfall dein Kopf geschleudert worden und hattest du ein Schleudertrauma magst du dich fragen, wie Yoga jetzt helfen kann.
Was ist ein Schleudertrauma?
Schleudertrauma ist die Bezeichnung für Verletzungen im Halsbereich, die entstehen, wenn der Kopf plötzlich vor und zurück geschleudert wird und dabei der Bänderapparat, Sehnen und z.T. auch Muskeln gezerrt werden. Ein Schleudertrauma ist verbunden mit kleinen Verletzungen an den verschiedensten Strukturen um die Wirbelsäule und um den Hals herum.
Ein Schleudertrauma kann sehr schmerzhaft sein. Typischerweise heilt es je nach Schwere innerhalb von ein paar Tagen, Wochen oder Monaten. Es gilt, das Richtige zu tun und das Falsche zu vermeiden und dann kann in den meisten Fällen das Schleudertrauma ohne bleibende Schäden überwunden werden.
Grundsätze beim Schleudertrauma:
- 1. In den ersten Tagen sollte man bei Schleudertrauma alles vermeiden, was irgendwie belastend ist.
- Bei Schleudertrauma sind Massagen (insbesondere intensive Massagen) kontraindiziert. Kräftige Massagen insbesondere im Halsbereich erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass es chronifiziert oder länger dauert. Streichelmassagen oder sanfte Ölmassagen wie im Ayurveda beim Abyanga üblich, können hilfreich sein. Kräftiges Drücken kann den Heilungsprozess verlangsamen, da viele Strukturen verletzt sind. Genauso sollte man übermäßige Dehnungen und Kräftigungsübungen vermeiden – es gilt, für ein paar Tage nicht zu viel zu machen.
- 2. Schonen ist falsch
- In früheren Zeiten wurde bei Schleudertrauma eine Halskrause verschrieben. Eine Halskrause hat Minibewegungen verhindert, und der Mensch ist relativ gerade geblieben.
- Vor ein paar Jahren (ca. 2010) gab es eine größere Studie, die untersucht hat, ob eine Halskrause bei einem Schleudertrauma hilfreich ist. Man hat festgestellt, dass die Anzahl der Chronifizierungen bei Schleudertrauma doppelt so hoch ist, wenn man eine Halskrause verwendet, als wenn man keine Halskrause verwendet. Sie ist also schädlich bei der Heilung von Schleudertrauma.
- Eine Halskrause ist nur hilfreich, um Mitgefühl von seinen Mitmenschen zu bekommen. Wenn du z.B. zur Arbeit gehst und die ersten 30 Minuten die Halskrause anhast, dann zeigt das den anderen, wie dramatisch das ist, und dann werden sie dich hoffentlich etwas achtsamer behandeln. Danach legst du die Halskrause wieder ab. Ansonsten hat die Halskrause nur nachteilige Wirkungen und keine Vorteile, weshalb sie heute auch seltener verschrieben wird. Vor 20 Jahren hat man immer wieder Menschen mit Halskrause gesehen – heute sieht man sie so gut wie nicht mehr, und das aus guten Gründen.
- 3. Minibewegungen machen
- Es wird durchaus empfohlen, bei einem Schleudertrauma die ganze Zeit mit dem Kopf Minibewegungen zu machen: zu nicken, sanft nach links und rechts zu gehen usw. Man sollte aber nicht in die maximale Bewegung hineingehen. Manche Menschen haben eine morbide Faszination, zu schauen, wie weit sie gehen können, bis es anfängt weh zu tun. Dadurch werden schon beschädigte Strukturen noch mehr geschädigt.
Also: Nur so weit üben, wie ganz sicher keine Schmerzen erhöht werden. für den Heilungsprozess ist es gut, die ganze Zeit den Kopf, die Schultern und den Rest des Körpers zu bewegen. Durch die Bewegung wird die Durchblutung verbessert, nicht nur in den Blutgefäßen selbst, sondern es können auch Nährstoffe in die Räume zwischen den Zellen hineinkommen. Viele der beschädigten Strukturen (wie Bänder, Sehnen, Faszien, Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenke werden ja nicht direkt mit Blut versorgt, sondern über die Zwischenzellflüssigkeit. Dort kommen mehr Nährstoffe hinein, wenn man diesen Bereich etwas bewegt.
Die ersten 2 – 4 Tage nach dem Schleudertrauma werden unterschiedlich gesehen. Manche sagen, dass ganz sanfte isometrische Übungen zur Stärkung der Halsmuskeln sind erlaubt, soweit sie nicht wehtun – andere sagen, darauf sollte man 2 oder 4 oder 7 Tage verzichten.
Sollte man die ersten Tage nach einem Schleudertrauma Yoga üben?
Die Antwort lautet: Es kommt darauf an.
Man kann in jedem Fall Tiefenentspannung üben, meditieren und Pranayama üben – insofern: Ja, man kann Yoga üben!
Man kann auch andere Übungen machen, die die Halswirbelsäule weder nach vorne noch nach hinten bewegen und die auch keinen Druck auf die Halswirbelsäule ausüben. Es ist theoretisch möglich, dass jemand mit Schleudertrauma in die Yogastunden geht, sofern er sich davon abhalten kann, das zu probieren, was andere machen. Kontraindiziert sind Kopfstand, Schulterstand, Fisch und Heuschrecke in der normalen Form. Es würde aber gehen, wenn man die Asanas so abwandelt, dass der Kopf weder nach vorne, noch nach hinten gedehnt und auch nicht belastet wird. Wenn du selbst für dich üben willst, dann mache die Übungen, die hilfreich sind und lasse das weg, was die Halswirbelsäule belastet.
Ab einer Woche nach dem Schleudertrauma wird es wichtig, Kräftigungsübungen einzuführen, also isometrische Halsmuskel-Stärkungsübungen oder die dynamischen, wo du gegen den Widerstand des Handballens nach rechts und links, nach vorne und hinten, diagonal und drehend die Halsmuskeln stärkst. Diese Stärkung ist wichtig, und dann auch die sanfte Dehnung, z.B. den Kopf nach vorne oder zur Seite hängen lassen. Dazu gibt es Übungsvideos auf unserer Internetseite. Dies alles erfolgt, damit nichts versteift oder verklebt und die Schmerzrezeptoren nicht in eine Art Schmerzgedächtnis hineinkommen.
Dann hängt es davon ab, wie es sich anfühlt. Manche können schon nach 1 – 2 Wochen wieder den normalen Schulterstand machen, andere müssen 4 Wochen warten, bis der normale Schulterstand und der Kopfstand wieder möglich sind. Manche werden noch längere Zeit beim Fisch den Hinterkopf am Boden haben und nicht den Scheitel – aber hier kannst du schrittweise vorgehen.
Wenn du es in der ersten Woche richtig machst: dich weder zu überlasten noch zu schonen und dafür Minibewegungen machst, dann hast du es schon einmal gut eingeleitet. Denke daran, dass ab der 2. Woche die Muskeln wieder Forderung durch Stärkung und Dehnung brauchen, aber dürfen nicht überfordert werden, weder durch übermäßiges Dehnen, übermäßigen Druck, noch übermäßige Stärkung. Durch schrittweises Steigern ist innerhalb von einigen Tagen, Wochen oder Monaten dein Hals wieder normal hergestellt.
Mehr Informationen über Übungen für Hals und Nacken (sowohl Dehn- als auch Stärkungsübungen) auf www.yoga-vidya.de
Kurzes Vortragsvideo zum Thema Yoga bei Schleudertrauma der Halswirbelsäule
Sprecher/Autor/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Buchautor, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation
Quellen
- DocCheck Flexikon
- Engelhardt Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie, Springer Medizin
- Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie, Hrsg. N. Wülker, Thieme, 2. Aufl.
Siehe auch
- Arthrose (Spondylarthrose, Coxarthrose, Gonarthrose)
- Arthritis
- Gicht, Arthritis urica
- Osteoporose
- Wirbelsäule
- Rückenschmerzen
- Bandscheibe
- Diskusprolaps, Bandscheibenvorfall
- Morbus Bechterew
- Morbus Scheuermann
- Cauda-Equina-Syndrom
- Wirbelgleiten
- Spinalkanalstenose
- Spondylodese, Versteifung eines Wirbelsäulensegmentes
- Skoliose
- Osteochondronekrose, Osteochondrosis dissecans
- Osteochondrosis intervertebralis
- Lordose
- Hohlkreuz, Hyperlordose
- Kyphose
- Rundrücken, Hyperkyphose
- Lumbalgie, Lumbago, Hexenschuss
- Radikulopathie
- Ischialgie, Ischiasbeschwerden, Ischiasschmerz
- Beckenschiefstand
- Hüftdysplasie
- Insertionstendopathie, Schmerzen am Sehnenansatz
- Übergewicht
- Tendinosis calcarea, Kalkeinlagerungen (vor allem Schulter)
- Impingement, subakromiales
- Frozen Shoulder
- Wissenschaftliche Studien
Literatur
- Yoga Vidya Audio CD, Yoga für Anfänger
- Yoga vidya Audio CD, Pranayama für Anfänger
- Yoga Vidya Audio CD Meditation
- Swami Vishnudevananda, Meditation und Mantras
Seminare
- 20.12.2024 - 22.12.2024 Yoga und Meditation Einführung
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