Atharvashikha Upanishad

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Die Atharvashikha Upanishad (Sanskrit: f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Atharvashikha Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Shiva Upanishaden zugeordnet. Der Om-Laut wird hier mit Shiva identifiziert, welcher wiederum für das Höchste steht.

"Om, diese Silbe ist zuhöchst als Meditation anbefohlen zu meditieren. Diese ... Silbe ist das höchste Brahman." Zitat: Atharvashikha Up.

Atharvashikha Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 873 - 876.

Einleitung

Der Name dieser Upanishad "Spitze des Atharvan" scheint eine Nachbildung, wenn nicht Überbietung, des Titels der Atharvasira Upanishad zu sein, zu der als Vorbild die Atharvasikha Upanishad nahe Beziehungen zeigt, indem sie einzelne von ihr berührte Themata wieder aufnimmt, um sie näher auszuführen.

Das erste ist die symbolische Ausdeutung des Lautes Om, dessen Morae im Anschluß an Atharvasiras 5 (oben S. 722) nach folgendem Schema abgehandelt werden:

Morae: Welträume: Veden: Hauptgötter: Götterscharen: Metra: Feuer: Farben:
A Erde Rigv. Brahma Vasus Gayatri Garhapatya rot
U Luftraum Yajurv. Visnu Rudras Trishtubh Daksina schwarz
M Himmel Samav. Rudra Adityas Jagati Ahavaniya hell
Nachhall Himmel Atharvav. Ekarshi (Purusha, Isana) Maruts Viraj Weltuntergangsfeuer allfarbig

Weiter folgt ein (bei der Unsicherheit der Überlieferung und der Unzulänglichkeit des Kommentars äußerst dunkler) Abschnitt über das beim Summen des Nachhalls sich einstellende plötzliche Aufleuchten der höchsten Erkenntnis, woran sich einige halsbrechende Etymologien, nach Art der Atharvasira Upanishad und zum Teil (wie die über Omkara und Pranava) nahezu wörtlich von dort entnommen, anschließen. Als Gott der dreieinhalbten Mora erscheint, wie vorher Ekarshi und Purusha, hier Isana (daher wohl mit ihnen zu identifizieren). Neu aber ist, daß unsere Upanishad am Schluß auf Grund eines zitierten Sloka zu den vier durch den Om-Laut repräsentierten Gottheiten, Brahma, Visnu, Rudra und Isana, als fünfte und höchste den Siva fügt, den die Atharvasira Upanishad noch nicht kennt oder anerkennt (bei ihren Namendeutungen würde sie ihn sonst sich nicht wohl haben entgehen lassen), und den unsere Upanishad als den eigentlichen Inbegriff des Om-Lautes mit diesem selbst identifiziert. Die emphatische Art, mit der Siva, dieser alte Beiname des Rudra, hier zur Spitze des Göttlichen erhoben wird, macht den Eindruck der Neuheit, und es wäre nicht unmöglich, daß unsere Upanishad das Übergangsglied von Rudra, Isana usw. zu dem später als Hauptname herrschenden Siva bildete.

Die Atharvashikha Upanishad

Om!

Meditation-Berge.jpg

1. Pippalada, Angiras und Sanatkumara befragten den heiligen Atharvan:

Welche Meditation ist zuhöchst anbefohlen zu meditieren? Worin besteht diese Meditation?
Wer ist der Meditierende?
Wer wohl ist ihr Gegenstand?

Darauf antwortete ihnen Atharvan:

Om, diese Silbe ist zuhöchst als Meditation anbefohlen zu meditieren.
Om, diese Silbe befaßt vier Viertel, vier Götter, vier Vedas. Diese aus vier Vierteln bestehende Silbe ist das höchste Brahman.

Ihre erste Mora, die Erde, ist der A-Laut. Er ist, aus Versen bestehend, der Rigveda, ist Brahman, die Vasus, die Gayatri, das Garhapatyafeuer.

Ihre zweite Mora, der Luftraum, ist der U-Laut. Er ist, aus Opfersprüchen bestehend, der Yajurveda, ist Visnu, die Rudras, die Trishtubh, das Daksinafeuer.

Ihre dritte Mora, der Himmel, ist der M-Laut. Er ist, aus Liedern bestehend, der Samaveda, ist Visnu[1], die Adityas, die Jagati, das Ahavaniyafeuer.

Die vierte, die Halbmora, die am Ende der Silbe ist, ist der abgebrochene M-Laut. Er ist, aus Atharvanliedern bestehend, der Atharvaveda, ist das Weltuntergangsfeuer, die Maruts, die Viraj, der Höchstweise. Diese Mora ist

von Licht glänzend, in eigenem Glanz.

Die erste Mora ist rot, dem Brahma geweiht und hat den Brahma als Gottheit.

Die zweite Mora ist hell, dem Rudra geweiht und hat den Rudra als Gottheit.

Die dritte Mora ist schwarz, dem Visnu geweiht und hat den Visnu als Gottheit.[2]

Die vierte Mora ist blitzartig, allfarbig und hat den Purusha als Gottheit.

Das ist der Om-Laut mit seinen vier Vierteln und seinen vier [Feuern als] Häuptern. Das vierte Viertel ist die Halbmora; sie wird, als materiell, kurz oder lang oder überlang

Om _, Om __, Om ___

dreifach ausgesprochen; das vierte ist das Ruheselbst (Santatman), welches bei Verwendung der überlangen Aussprache nicht in gleicher Weise [d. h. nicht materiell als ein Fortsummenlassen des M] sondern als Seelenerleuchtung plötzlich sich einstellen muß. Dieser letztere [Om-Laut,] ist es, welcher alle Lebenshauche plötzlich, sobald er ausgesprochen wurde, [nach oben befördert]; und eben weil er sie nach oben befördert (Urdhvam Utkramayati), heißt er der Om-Laut (Omkara).

2. Und der Pranava heißt er, weil er alle Pranas sich verneigen läßt (Pranamayati); weil er sie sich neigen läßt, darum heißt er Pranava. Sofern er vierfach besteht, ist er der Ursprung der Vedas und der Götter[3]; weil sie in ihm zu befassen sind (Dheya), ist er der Allbefasser (Sandhartar), und auch weil er vor allen Schmerzen und Ängsten rettet (Santarayati), nach dem Erretten vor ihnen allen wird er so [benannt]. Als Visnu besiegt er alle [vielleicht weil der Name an Vijayishnu anklingt]; als Brahma hat er alle Organe [aus ihrer Tätigkeit] herausgerissen (Abrihat), indem er sie feststellte durch Meditation, und indem Visnu sie im Manas feststellt in dem am Ende des Nachhalls [sich zeigenden] höchsten Atman, meditieren sie dann weiter den Herrn (Isana) als Gegenstand der Meditation, denn durch den Herrn ist diese ganze Welt ins Werk gesetzt worden. Von ihm werden Brahma, Visnu, Rudra und Indra hervorgebracht und alle Organe mitsamt den Wesen. Zur Ursache, zum Weltall ist seine Gottherrlichkeit geworden, die selige (Siva), als der Äther in der Mitte unerschütterlich stehende.

Brahma, Visnu und auch Rudra,
Der Herr und auch der Selige (Siva),
Fünffach als diese fünf Götter
Wird verkündet der heil'ge Laut.

Daher erlangt höheren Lohn, wer auch nur einen Augenblick sich ihm hingibt, als selbst durch hundert Opferhandlungen. Aber alles was sich auf den Om-Laut bezieht von aller Erkenntnis, Yogaübung und Meditation, ist als der eine Selige (Siva) zu meditieren, ja der Om-Laut ist Siva.

Darum lasse man alles andere und studiere diese [Upanishad]! Dann wird der Zwiegeborene befreit von neuem Weilen im Mutterschoß, — befreit von neuem Weilen im Mutterschoße.

Fußnoten

  1. Lies Rudra, wie auch Nrisinhap. 2,1 und Nrisinhott. 3 steht.
  2. Die zweite und dritte Mora scheinen hier versehentlich verwechselt zu sein. Der Kommentator tröstet sich damit, daß Brahma, Visnu und Rudra ja doch am Ende eine Einheit ausmachen.
  3. Der Ausdruck Veda Deva Yonih bezieht sich auf die vorhergehende Gleichsetzung der vier Moren mit den Veden und Göttern; er kehrt wieder Brahma Up. 1 (oben S. 680), wo jedoch diese Beziehung fehlt, somit wohl eine Nachbildung unserer Stelle anzunehmen ist.

Siehe auch

Literatur

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