Ahnungslos

Aus Yogawiki

Ahnungslos - Praktische Tipps. Ahnungslos zu sein bedeutet unwissend und kenntnislos zu agieren. Eine Ahnung ist ein vages Gefühl, von einem Ereignis das bevorstehend ist. Jemand der ahnungslos ist, hat nicht den blassen Schimmer von etwas, ist also unwissend. Manchmal ist es nicht schlecht ahnungslos zu sein, weil man vorurteilsfrei an etwas herangehen kann.

Sich Unwissenheit einzugestehen, kann ein wichtiger Schritt auf dem Yoga-Weg sein.

• Was bedeutet „ahnungslos“? • In welchen Situationen bist du vielleicht ahnungslos? • Ist Ahnungslosigkeit manchmal auch etwas Gutes? • Woher weißt du überhaupt, ob du selbst ahnungslos bist und vielleicht auch etwas tun kannst, um etwas mehr zu wissen.

Ein Vortrag zum Thema „Tugenden, Eigenschaften und Persönlichkeitsentwicklung“

„Ahnungslos“ heißt, etwas nicht zu wissen, noch nicht einmal eine Ahnung zu haben, dass irgendetwas geschieht. „Ahnungslos“ kann man verschieden gebrauchen: • Nicht-Wissen • man versteht einen Anderen nicht • man versteht eine Situation nicht • etwas geschieht, ohne dass man weiß, dass etwas geschieht

Ahnungslos als Mangel an Wissen

Es könnte zum Beispiel sein, dass du einen Mangel an Wissen hast. Du willst eigentlich einen Computer haben, aber du bist vollkommen ahnungslos. Du willst dir ein neues Smartphone zulegen und bist vollkommen ahnungslos, was das sein kann.

Wenn du weißt, dass du ahnungslos bist, dann ist das auch eine Offenheit. Letztlich: Wenn du etwas Neues hast und vollkommen ahnungslos bist, dann hat das ja auch einen Vorteil – du bist unvoreingenommen, du bist neu und du bist Anfänger. Im Zen heißt es zum Beispiel: „Anfänger-Geist ist Zen-Geist“. Es ist durchaus gut, öfters zu sagen, dass du ahnungslos bist und dich selbst als ahnungslos zu empfinden. Manche Menschen behaupten oder denken, dass sie etwas wüssten, aber sie wissen nicht so viel – dann werden andere ihnen auch keinen Rat geben. Sage einfach, dass du ahnungslos bist, dass du wenig weißt, und bitte andere um Hilfe.

Sukadev Bretz, Leiter und Gründer von Yoga Vidya e.V.:" So bin ich häufig sehr gut gefahren. Als junger Mensch in den Zwanzigern wurde ich in verschiedene Städte geschickt, um dort Yoga-Zentren zu leiten. Ich bin dann dort immer hingegangen und habe den Leuten gesagt: Ich bin vollkommen ahnungslos, wie man dieses Zentrum leitet. Sage mir doch, was hier besonders ist. Ich weiß nicht, was ich hier (in Genf oder Wien und so weiter) machen soll. Hilf mir!“

Also: Bewusst zu seiner Ahnungslosigkeit zu stehen verleitet Menschen, einem zu helfen.

"Ich bin ja jetzt Leiter eines größeren Ashrams und einer größeren Gemeinschaft (Yoga Vidya). Als wir 2003 nach Bad Meinberg gekommen sind, wusste ich, dass es gut wäre, sich in die gesamte Gemeinde zu integrieren. So bin ich zu allen möglichen Leuten hingegangen und habe gesagt: Wir würden gerne mit ihnen zusammenarbeiten, haben aber keine Ahnung wie – helfen Sie uns. Und die Menschen waren so hilfsbereit. Wen auch immer ich gefragt hatte, war die Antwort „Gerne“. Also: Wenn du etwas nicht weißt, sage dir bewusst „Ich weiß jetzt noch nicht so viel“ und sage anderen, dass du ahnungslos bist. Menschen werden dir helfen.

Ahnungslos sein in Aufgaben bezüglich Entwicklungen, die da sind

Manchmal magst du denken, dass jemand anderes ahnungslos ist, dass er etwas nicht weiß. Dann könntest du ihn darauf hinweisen.

Oder du könntest immer wieder andere bitten: Es ist manchmal auch gut, zu überlegen: „Gibt es irgendetwas, was gerade passiert, was ich nicht weiß?“ Du könntest auch andere darum bitten, dir zu sagen, ob es irgendetwas gibt, was geschehen könnte. Manchmal ist es gut, auf Situationen vorbereitet zu sein, die entstehen könnten.

Es ist durchaus gut, zwar optimistisch und achtsam im Hier und Jetzt zu sein, aber es ist manchmal auch gut, sich ein paar Sorgen zu machen. Es heißt ja manchmal: „Die erfolgreichsten Menschen sind die paranoiden Optimisten.“ Optimist zu sein heißt, an das Positive zu glauben, alles gut zu interpretieren, an das Positive im Menschen zu glauben, voller Freude und enthusiastisch zu sein und letztlich dann auch Chancen zu ergreifen. Paranoid heißt auch, immer wieder zu überlegen, ob irgendetwas schiefgehen könnte. In diesem Sinne: Um dieser Ahnungslosigkeit zu begegnen – dass du Situationen, die begonnen haben, nicht erkennst – hilft es, ab und zu mal zu überlegen, ob es etwas gibt, was an Gefahren auf uns zukommt.

Angenommen, du bist mit Kollegen zusammen: Dann ist es gut, auch mal zu überlegen: „Gibt es irgendwelche Entwicklungen, die bedrohlich sein könnten? Was sind die bedrohlichsten Situationen?“ Du könntest mit Menschen sprechen, es dir selbst überlegen, eine Versammlung einberufen und so weiter. Also sei dir schon bewusst: Situationen passieren, und sie könnten vorhersehbar sein – und es ist gut, sich auch damit zu beschäftigen. Aber: Suche nicht ständig nach schlimmen Situationen! Sei grundsätzlich optimistisch, mache positive Affirmationen für die Zukunft und sei öfters im Hier und Jetzt. Wenn du aber bemerkst, dass du irgendwo keine Ahnung hast, dass du ahnungslos bist, dann bitte andere um Hilfe. Sei offen, sei bereit zu lernen, freue dich wenn du etwas nicht kennst – und ab und zu mal schaue, ob es irgendwelche Situationen gibt, die passieren könnten, so dass du nicht ahnungslos in die Katastrophe schlitterst.

Ahnungslos ist ein Adjektiv zu Ahnungslosigkeit. Mehr zu dieser Eigenschaft, auch mit Tipps im Umgang mit Ahnungslosigkeit in dir selbst oder anderen, auch mit Video-Vortrag, findest du unter dem Hauptstichwort Ahnungslosigkeit.

Positive und negative Aspekte der Ahnungslosigkeit

Vortrag von Sukadev, Leiter und Gründer von Yoga Vidya

Manche Menschen geben zu, dass sie im Hinblick auf ein bestimmtes Thema ahnungslos sind und das ist schon mal gut. Sokrates hat gesagt: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.

Wenn du weißt, dass du ahnungslos bist, kannst du dich demütig und bescheiden verhalten. Schwieriger ist es, wenn du ahnungslos bist und es nicht weißt. Ahnungslos zu sein kann auf dem spirituellen Weg manchmal von Vorteil sein. Es gibt also Menschen, die wenig wissen und deshalb akzeptieren, was ihre spirituelle Richtung ihnen rät. Wir finden viele Mystiker*innen, die durch einen einfachen Glauben Gott erfahren haben. Also wenn man ahnungslos ist und dabei einen positiven Glauben hat, kann diese Ahnungslosigkeit hilfreich sein.

Wenn man aber ahnungslos ist und dann einer negativen religiösen Form, zum Beispiel dem Fanatismus zum Opfer fällt, dann ist das nicht gut. Deshalb wird im ganzheitlichen Yoga eher empfohlen, zu lernen und zu wissen. Jnana (Wissen) spielt im ganzheitlichen Yoga durchaus eine Rolle und es gibt zum Beispiel im Vedanta sehr tiefgehendes Wissen.

Im Jnana-Yoga wird etwa gesagt: „Frag, wer bin ich, erkenne dein Selbst und sei frei. Studiere die Schriften, hinterfrage die Dinge, habe keinen blinden Glauben.“

Heutzutage wird in der modernen Spiritualität empfohlen, nicht ahnungslos zu sein, sondern zu lernen. Überlege, in welchen Bereichen du über wenig Wissen verfügst und erfahre etwas mehr, zum Beispiel wenn es um Asanas (Yogastellungen) oder Pranayama (Atemübungen) geht. Dann überlege, ob du weißt, warum du die Reihenfolge der Asanas so machst und nicht anders. Wie wirkt eine Stellung? Warum soll die Stellung auf eine bestimmte Weise gemacht werden? Wie sollte es bei einer körperlichen Einschränkung anders ausgeführt werden?

Für manche Menschen ist es hilfreich, ein bisschen ahnungslos zu sein und dem*der Lehrer*in zu vertrauen. Wenn du eine*n gute*n, verantwortungsbewusste*n Lehrer*in hast, mag das auch gut sein, aber heutzutage ist es klüger, nicht ahnungslos zu sein, sondern die Dinge zu hinterfragen. Genauso lässt es sich auf das Pranayama und die Atemübungen übertragen.

Oft genug sagen Menschen, Pranayama sei nicht so gut und warnen davor. Wenn man sie dann fragt, woher sie das wissen, dann stellt man meistens fest, die Menschen, die vor Pranayama warnen, sind meistens ahnungslos. Sie haben noch nie eine intensive Form von Pranayama geübt, sie kennen keine Menschen, die Pranayama intensiv geübt haben, sonst wüssten sie: „Ja, Pranayama ist hilfreich.“

Oder es gibt Menschen, die sagen, der Kopfstand sei schlecht. Wenn man hinterher fragt, woher sie das wissen, dann erzählen sie daher geredetes, leeres Unwissen, und dann weiß man, dass sie ahnungslos sind. Aber es gilt, nicht ahnungslos zu sein. Natürlich kann nicht jeder Mensch den Kopfstand machen. Es gibt Menschen, die besser statt des Kopfstandes den Schulterstand oder den Hund machen. Es gibt Menschen mit Schulter- und Nackenproblemen, bei denen weder der Schulterstand noch den Hund praktizierbar ist. Also sei nicht ahnungslos, sondern hinterfrage und spreche nicht einfach das nach, was andere Menschen sagen.

Genauso gilt es auch für die Meditation: Welche Meditation übst du? Ist diese Meditation eine für dich geeignete? Woher erkennst du, dass die Meditation, die du übst, wirklich gut ist? Oder beim Mantra singen: Frage, was das Manta bedeutet und woher es kommt. Welche Mantras kannst du singen? Aber lehne auch nicht aus Ahnungslosigkeit einfach etwas ab.

Wenn du ahnungslos bist und deshalb etwas ablehnst, ist es auch nicht gut. Eine gewisse Vorurteilsfreiheit und eine gewisse Offenheit sind wichtig. Natürlich hat der Mensch irgendwo Vorurteile. Auf Englisch sage ich manchmal bias (Vorurteil, Einseitigkeit) dazu. Vorurteile sind auch manchmal sinnvoll, weil du nicht alles hinterfragen kannst. Aber das, was wichtig ist, da hinterfrage deine Ahnungslosigkeit, sei dir des Nichtwissens bewusst und sei mindestens bescheiden bezüglich dem, wovon du keine Ahnung hast. Ansonsten versuche mehr zu wissen.

Nun überlege: Gibt es bestimmte Dinge, die du aus Ahnungslosigkeit heraus denkst, oder wo du mit anderen Menschen in Konflikte gerätst, weil du ahnungslos bist? Bist du dir bewusst, in welchen Bereichen du wenig weißt oder gänzlich ahnungslos bist?

Video Ahnungslos

Hier ein Vortragsvideo zum Thema Ahnungslos :

Sprecher/Autor/Kamera/Produktion: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.

Ahnungslos Audio Vortrag

Hier die Audiospur des oberen Videos zu Ahnungslos :


Ahnungslos in Beziehung zu anderen Eigenschaften

Ahnungslos ist ein Adjektiv, das ein Persönlichkeitsmerkmal, eine Eigenschaft beschreibt, die oft zu den Schattenseiten oder gar zu den Lastern gezählt wird. Am besten versteht man eine Eigenschaft, wenn man sie in Beziehung setzt zu anderen Eigenschaften, zu ähnlichen Eigenschaften (Synonymen) und Gegenteilen (Antonymen).

Synonyme ahnungslos - ähnliche Eigenschaften

Synonyme zum Adjektiv ahnungslos sind zum Beispiel dumm, ignorant, unverständig, naiv, unschuldig, zutraulich, vertrauend. Und es gibt Synonyme dieser Eigenschaft, die als positiv gelten, also z.B. unschuldig, zutraulich, vertrauend.

Gegenteile von ahnungslos - Antonyme

Gegenteile, also Antonyme, von ahnungslos sind zum Beispiel wissend, achtsam, aufmerksam, neugierig, detailverliebt, zwanghaft.

Auch die Antonyme kann man unterteilen in solche mit positiver Bedeutung, die für Tugenden stehen, und solche mit negativer Bedeutung. Gegenteile zu ahnungslos mit positiver Bedeutung sind z.B. wissend, achtsam, aufmerksam. Man kann auch sagen: Ein wichtiger Gegenpol beziehungsweise wichtige Gegenpole zu Ahnungslosigkeit sind Wissen, Kenntnis, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit.

Gegenteile, Antonyme, die selbst auch wieder negative Konnotation haben oder haben können, sind unter anderem neugierig, detailverliebt, zwanghaft.

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach ahnungslos kommen:

Siehe auch

Wörter, die in Beziehung stehen zu Ahnungslosigkeit und ahnungslos

Hier findest du einige Wörter, die in Beziehung stehen zu ahnungslos und Ahnungslosigkeit.

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