Nada Yoga: Unterschied zwischen den Versionen

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Die ersten fünf Obertöne bilden den Dur-Akkord zum dazugehörigen Grundton. Die rote Kurve zeigt, wie die Intervalle immer kleiner werden, je weiter sie sich vom Grundton entfernen. Die Obertonreihe steigt auf bis in unhörbare Höhen und „schraubt“ sich immer noch höher bis in die Unendlichkeit - wobei die Tonschritte immer kleiner werden - unendlich kleiner.  Oben angefangen entspricht sie der allerhöchsten Schwingung im [[Kosmos]] überhaupt, die so hoch ist, dass sie bereits im Stillstand angekommen ist (Para Nada). Wenn wir den Obertönen lauschen, schraubt sich unsere Wahrnehmung hinein vom Materiellen ins Ätherische, sie transzendiert unser Bewusstsein vom Menschlichen ins Göttliche. Darum ist aus spiritueller und mystischer Sicht eine obertonreiche Musik besonders wertvoll: eine Grundton bezogene oder modale Musik, in der die Obertöne des jeweiligen Grundtones im Laufe des Musikstückes zur Entfaltung kommen können.  
Die ersten fünf Obertöne bilden den Dur-Akkord zum dazugehörigen Grundton. Die rote Kurve zeigt, wie die Intervalle immer kleiner werden, je weiter sie sich vom Grundton entfernen. Die Obertonreihe steigt auf bis in unhörbare Höhen und „schraubt“ sich immer noch höher bis in die Unendlichkeit - wobei die Tonschritte immer kleiner werden - unendlich kleiner.  Oben angefangen entspricht sie der allerhöchsten Schwingung im [[Kosmos]] überhaupt, die so hoch ist, dass sie bereits im Stillstand angekommen ist (Para Nada). Wenn wir den Obertönen lauschen, schraubt sich unsere Wahrnehmung hinein vom Materiellen ins Ätherische, sie transzendiert unser Bewusstsein vom Menschlichen ins Göttliche. Darum ist aus spiritueller und mystischer Sicht eine obertonreiche Musik besonders wertvoll: eine Grundton bezogene oder modale Musik, in der die Obertöne des jeweiligen Grundtones im Laufe des Musikstückes zur Entfaltung kommen können.  


==Ursprung und Entwicklung==
===Nada im Veda===
In Bezug auf Klang ist das [[Veda]] (Wissen) bei weitem das älteste, umfassendste und präziseste Wissen überhaupt. Der Ursprung des Nada Yoga ist das Rezitieren der alten heiligen Texte der Veda vor 3000 bis 5000 Jahren. Das Wissen wurde von Rishis empfangen und wird bis heute vor allem im Sprechgesang mündlich überliefert. Den Kern des Veda bilden die [[Shruti  ]], von den Rishis „gehörte“ Texte oder Offenbarungen, die erst viel später aufgeschrieben wurden. Auch heute hat Nada Yoga und Musik viel damit zu tun, sich für „Inspiration und Intuition“ zu öffnen, für göttliche „Offenbarungen“.
===Das Rezitieren der heiligen Texte===
ist der gemeinsame Ursprung aller Musik und allen Gesanges. Musik war gleichzeitig Einweihung in das alte Wissen, war Erfahrung und Ehrung des göttlichen Ursprunges und ein machtvolles Mittel zur Harmonisierung von Mensch und Natur:
===Musik und Rezitation als Klangopfer===
Die [[Rishi]]s entdeckten Schwingungsmuster in der Natur, „Klangströme“, die unmittelbar „körperlich“ erfahren wurden („rasa“).  Sie „nährten“ sie durch ihren rituellen Gesang. So ein “Klangopfer“ hielt die natürlichen Schwingungsmuster aufrecht, stärkte oder beschwichtigte sie, je nachdem, was „not - wendig“ war.  Mantra, Raga und Tala sind solche „Klangströme“, durch die die Natur immer wieder neu belebt wurde.
===Musik und ganzheitliche Heilung===
Bis vor etwa tausend Jahren wurde Musik und [[Tanz]] in Verbindung mit Zeremonien und Ritualen ausschließlich in Tempeln aufgeführt. Musik sollte nicht unterhalten, belustigen oder amüsieren. Gesang war eher so etwas wie eine kraftvolle Klangformeln und sollte die Tempelbesucher verändern und transformieren. Auf der einen Seite hatte dies eine therapeutische Wirkung, Beschwerden zu lindern und Krankheiten zu heilen, auf der anderen Seite hatte es den Zweck, die Aufmerksamkeit derjenigen, die in die Tempel kamen, zu sammeln und einen Zustand von Vertiefung und Konzentration zu schaffen. Das tiefe Verständnis der Wirkungen von Klang auf Organismus, [[Psyche]] und [[Seele]] des Menschen  und seine machtvolle Fähigkeit, alle Energiehüllen ([[Kosha]]s) zu durchdringen und miteinander zu verbinden hat Eingang gefunden in alle Yogawege und ist deren integraler Bestandteil.
===[[Bhakti]] Bewegung===
Seit dem 6./7. Jahrhundert gab es immer wieder große Bhakti Bewegungen, die gleichzeitig soziale und Friedensbewegungen waren. Sie bezogen aktiv Stellung gegen Kriege zwischen orthodoxen Sekten, Intoleranz gegen Fremde und Andersgläubige, die Macht der Tempel und Vorherrschaft der mächtigen Priesterkaste, die ihre Privilegien sichern wollte. Die Bhakti Bewegung wollte bewirken, dass es jedem Menschen unabhängig von Geschlecht, Kasten, kulturellen, religiöser oder ethnischer Herkunft gleichermaßen möglich und erlaubt war, Zugang zu den Tempeln zu bekommen. Sie bewirkte, dass zu strenge Vorschriften von [[Ritual]]en und [[Puja]]s an Beteutung verloren. Heilige Texte, ehemals ausschließlich in [[Sanskrit]] rezitiert, wurden in de jeweilige Landesspache übersetzt, damit das Volk Zugang zum sonst geheimgehaltenen Wissen der [[Brahmane]]n bekam. Die direkte persönliche Beziehung zum Göttlichen stand im Vordergrund vor einem eher abstrakten Gottesbild im [[Jnana]] Yoga. Wandernde Yogis und Sänger aller Sekten und Religionszugehörigkeiten zogen gemeinsam durchs Land. In diesen Zeiten entstanden wunderschöne Verse und Lieder, [[Bhajan]]s. Berühmte Heilige der Bhaktibewegung in [[Indien]] sind zum Beispiel [[Dschalal ad-Din ar-Rumi]] (1207 - 1273), [[Kabir]] (1440 - 1528) und [[Mirabai]] (1498 - 1546).
             
===Klassiche indische Musik===
Die großen Musikweisen des Ostens hatten eine großes Wissen über die Rhythmen der Natur, Jahreswechsel, Tageszeiten, die Planeten und den Kosmos. [[Astrologie]], Heilung und [[Kunst]] gehörten zusammen und fußten alle auf den alten vedischen Schriften. Musik war ein Mittel, sich mit dem Mikro- und dem Makrokosmos, der ganzen Natur in Einklang zu bringen und die Wirkung von Klang stand im Mittelpunkt der indischen Heilkunst. Die Musik und Rezitationen dienten dazu, [[Atmung]], [[Kreislauf]] und [[Verdauung]] zu harmonisieren und die [[Lebensenergie]] zum fließen zu bringen.





Version vom 1. Dezember 2012, 15:40 Uhr

Nada Yoga (Sanskrit: nāda yoga m.): Yoga des Klanges. Nada Yoga ist eine rund 5000 Jahre alte metaphysische Philosophie und Praxis aus Indien. Sie wurzelt in der Annahme, dass die gesamte Schöpfung aus Vibrationen, Schwingungen hervorgegangen ist, besteht und immer wieder neu kreiert wird und dass alles Existierende durch eben diese Schwingungen miteinander verbunden ist: Nada Brahma, die Welt ist Klang. Diese Schwingungen werden im Sanskrit „Nad“, „Naad“ oder „Nada“ genannt. Nada bedeutet auch Prozess, Strom von Bewusstsein oder eben Klang.

Nada Yoga meint Einheit oder Vereinigung mit dem ewigen Klang als Quelle alles Lebendingen. Es beruht auf der Erfahrung, dass hinter den hörbaren Klängen eine Welt der transzendenten, schöpferischen Klänge existiert, die uns mit dem göttlichen Ursprung verbinden, unserem Seelengrund, dem Atman, das im Brahman, dem Grund allen Seins, wohnt.

Die Praxis des Nada Yoga beruht auf dem tiefen Wissen über Beschaffenheit und Wirkung von Klängen auf den Menschen und auf die ganze Natur, insbesondere auf den feinstofflichen Körper mit einem System von Energie- oder eben „Klangbahnen“, den Nadis und Chakras.

Klänge und Musik wurden im Ayurveda und von vielen indischen Weisen, Propheten und Yogis als mächtiges Mittel zur Heilung bei geistigen, emotionalen und körperlichen Problemen gesehen und sie sollen dabei helfen, Moksha zu finden.

Nada Yoga ist der älteste Weg in der Yogatradition überhaupt und integraler Bestandteil verschiedener Yogawege. Es heißt, es sei der direkteste Weg zur Erfahrung von Sad Chid Ananda.


Warum Nada Yoga?

Klang verbindet alle Ebenen unseres Seins. Klang hat die Eigenschaft, innere und äußere Welten miteinander zu verbinden. Klang durchdringt alle Schichten (Koschas) des Körpers. Lauschend erfahren wir Klang-Räume und Bewusstseinsebenen jenseits einer sachlich-rationalen Beschreibung mit Sprache. Klänge bewirken die Verfeinerung des physischen Hörsinnes, die Aktivierung / Stärkung des inneren Hörens, Sehens und Fühlens, die Verbindung der linken und rechten Gehirnhälfte, die Erlebnisse der Synchronisierung aller Sinne, innere Visionen, Erfahrungen tiefer Berührtheit, Transformations-Erlebnisse.

Die eigene Stimme kann alte Blockaden lösen und zum Ausdruck bringen: Gefühle, Ahnungen, plötzliche Aha-Erlebnisse, Träume oder Erinnerungen können auftauchen und unmittelbar zum Ausdruck kommen: Verspannungen und Blockaden in Zellen können sich lösen und uns von und alten Traumatas befreien, die Energiekanäle (Nadis) werden gereinigt.

Intuition und kreative Intelligenz wird gestärkt. Nada Yoga schafft einen Ausgleich für die heutige „Kopflastigkeit“ vieler Menschen. Dadurch werden die jedem Menschen innewohnenden Selbstregulierungskräfte wieder aktiv.

Nada Yoga ist „singendes Pranayama“ Die eigene Stimme ist „hörbarer Atem - Nada Yoga ist „gesungenes Pranayama“. Singen energetisiert und bringt verbrauchte Enrgien schnell wieder, harmonisiert und fördert die Gesundheit der gesamten Physiologie.

Nada Yoga ist eine freudvolle und gleichzeitig sehr wirkungsvolle [[Meditation]. Es schult die Aufmerksamkeit und Konzentration auf feinsten Bewußtseinsebenebenen und intensive Freude und Glück kann empfunden werden. Es fördert Tiefen-Entspannung, Anhalten des inneren Dialoges / Beendigung des mentalen Lärms, Klang der eigenen Stimme als ein Instrument zur Bewusstseins-Veränderung.

Klang ist Bhakti Yoga: Die starke Wirkung des Klang-Yoga entsteht jedoch erst in der Kombination mit einem Bewusstsein, das sich ganz der Klang-Erfahrung widmet und hingibt.

Jeder kann es! Nada Yoga ist für jeden geeignet, unabhängig von Alter, körperlicher Konstitution etc. Die Praxis hilft vielen, die eigene natürliche Stimme zu finden und sich (wieder) zu trauen, zu singen - was bei vielen auch im Alltag sehr hilfreich sein kann!

So kann Nada Yoga zu einem Heilungsweg werden über: Selbsterfahrung, Selbsterkenntnis, Stärkung der Intuition und des kreativen Ausdrucks und Kommunikation.


Nada Brahma

Klang als Träger der Schöpfung

Der Begriff Nada Brahma bezeichnet den Klang als Träger der Schöpfung. In den Upanischaden heißt es: Zuallererst war NICHTS, NICHT-SEIN im All - nur reiner, unendlicher Klang als einzig existierende Wirklichkeit: „Am Anfang war das Wort“ und zuvor war NICHTS - nur endlose, bewegungslose Stille. Das gesamte Universum entstand, entsteht und wächst immerwährend aus Schwingungen, die als Vibrationen, Rhythmen und eben Klänge begriffen werden. Dabei entwickelt sich die Schöpfung vom Feinstofflichen aus in das Grobstoffliche, in die Materie hinein. Im Nada Yoga nun gehen wir sozusagen den Weg der Schöpfung rückwärts: wir beginnen mit dem „grobstofflichen, also hörbaren Klang“ und horchen in immer feinere Schichten hinein zum Para Nada hin. Die völlige Verschmelzung mit ihm ist das Ziel, das zu Sad Chid Ananda führt, der größte Glückseligkeit. Der uranfängliche „innere Klang“ heißt auf Sanskrit Para Nada und Shabda - er kann als “unhörbarer Ton“ oder anahata nada vom Yogi erlebt werden. Er ist nicht über die Ohren wahrnehmbar. Das heilige Mantra OM ist ein klanglicher Ausdruck dieses ewigen Klanges und für den Yogi ein „Vehikel“, um sich „zurückzuerinnern“ an sein wahres Selbst und die Quelle alles Seins.

"Klang, Sterne und das Licht sind alle im Innern“ Maharaj Sardar Bahadur Jagat Singh

Alles klingt - Nada im Mikro - und im Makrokosmos

Alles Lebendige ist Schwingung und Klang, vom kleinsten Elementarteilchen über Blütenblätter, Bäume, Kristalle, Berge, Meere, Winde, bis hin zu den Klängen der Planeten und des gesamten Kosmos. Der Hindu Gott Shiva tanzt zu den Klängen seiner Trommel (Shiva Nataraj), von Krisnas Flöte lassen wir uns betören und von Saraswatis Veena heilen und harmonisieren. Die neue Physik bestätigt heute die grundsätzliche Schwingungsqualität und Verbundenheit alles Seienden.

Im menschlichen Körper pulsiert das Blut, wir können das Herz schlagen hören. Wenn wir die Muskeln in den Armen und Beinen spannen, beginnen wir tatsächlich zu vibrieren - komplizierte chemische und bioelektrische Prozesse in den Muskelfasern verlaufen in Serien von Schwingungen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Zellen im menschlichen Körper „tönen“: und zwar können sie dumpf murmeln, sphärische Lieder singen oder aber nervenzerfetzenden Lärm schlagen. Krankheiten, hoffen die Forscher, könnten so eines Tages hörbar werden. Für den Menschen ist nur ein kleines Spektrum der Klangwellen hörbar. Gleichwohl wirken auch die unhörbaren Klänge auf uns: sie tragen Informationen, denen wir bewusst oder unbewusst, bemerkt oder nicht, tagein tagaus ausgeliefert sind. Nada Yoga ist eine machtvolle und gleichzeitig freudvolle Möglichkeit, uns wieder in Harmonie zu bringen, nachdem wir unbewusst und ungewollt unharmonischen Schwingungen ausgesetzt waren.


Die Obertonreihe: eine Himmelsleiter

Seit der Antike fußt auch unsere westliche Kultur auf der Idee eines klingenden Univerums. Pythagoras (ca. 580 - 496 v. Chr.) sprach von der Sphärenharmonie; er entwickelte das System der ganzen Zahlen am Monochord und fand bis heute geltende mathematische Gesetze an der Beobachtung der Obertonreihe, die in Nada Yoga eine wichtige Rolle spielt. Obertöne sind all die Töne, die mitschwingen, wenn ein Grundton erklingt. Sie schwingen in ganzzahligen Vielfachen zur Grundfrequenz, unabhängig von der Höhe des Grundtones. Um die Obertöne eines Tones zu errechnen, multipliziert man die Frequenz des Grundtons mit 2, 3, 4, 5, usw. Im Bild unten die ersten sechzehn Obertöne des großen "C".

Die ersten fünf Obertöne bilden den Dur-Akkord zum dazugehörigen Grundton. Die rote Kurve zeigt, wie die Intervalle immer kleiner werden, je weiter sie sich vom Grundton entfernen. Die Obertonreihe steigt auf bis in unhörbare Höhen und „schraubt“ sich immer noch höher bis in die Unendlichkeit - wobei die Tonschritte immer kleiner werden - unendlich kleiner. Oben angefangen entspricht sie der allerhöchsten Schwingung im Kosmos überhaupt, die so hoch ist, dass sie bereits im Stillstand angekommen ist (Para Nada). Wenn wir den Obertönen lauschen, schraubt sich unsere Wahrnehmung hinein vom Materiellen ins Ätherische, sie transzendiert unser Bewusstsein vom Menschlichen ins Göttliche. Darum ist aus spiritueller und mystischer Sicht eine obertonreiche Musik besonders wertvoll: eine Grundton bezogene oder modale Musik, in der die Obertöne des jeweiligen Grundtones im Laufe des Musikstückes zur Entfaltung kommen können.


Ursprung und Entwicklung

Nada im Veda

In Bezug auf Klang ist das Veda (Wissen) bei weitem das älteste, umfassendste und präziseste Wissen überhaupt. Der Ursprung des Nada Yoga ist das Rezitieren der alten heiligen Texte der Veda vor 3000 bis 5000 Jahren. Das Wissen wurde von Rishis empfangen und wird bis heute vor allem im Sprechgesang mündlich überliefert. Den Kern des Veda bilden die Shruti , von den Rishis „gehörte“ Texte oder Offenbarungen, die erst viel später aufgeschrieben wurden. Auch heute hat Nada Yoga und Musik viel damit zu tun, sich für „Inspiration und Intuition“ zu öffnen, für göttliche „Offenbarungen“.

Das Rezitieren der heiligen Texte

ist der gemeinsame Ursprung aller Musik und allen Gesanges. Musik war gleichzeitig Einweihung in das alte Wissen, war Erfahrung und Ehrung des göttlichen Ursprunges und ein machtvolles Mittel zur Harmonisierung von Mensch und Natur:

Musik und Rezitation als Klangopfer

Die Rishis entdeckten Schwingungsmuster in der Natur, „Klangströme“, die unmittelbar „körperlich“ erfahren wurden („rasa“). Sie „nährten“ sie durch ihren rituellen Gesang. So ein “Klangopfer“ hielt die natürlichen Schwingungsmuster aufrecht, stärkte oder beschwichtigte sie, je nachdem, was „not - wendig“ war. Mantra, Raga und Tala sind solche „Klangströme“, durch die die Natur immer wieder neu belebt wurde.

Musik und ganzheitliche Heilung

Bis vor etwa tausend Jahren wurde Musik und Tanz in Verbindung mit Zeremonien und Ritualen ausschließlich in Tempeln aufgeführt. Musik sollte nicht unterhalten, belustigen oder amüsieren. Gesang war eher so etwas wie eine kraftvolle Klangformeln und sollte die Tempelbesucher verändern und transformieren. Auf der einen Seite hatte dies eine therapeutische Wirkung, Beschwerden zu lindern und Krankheiten zu heilen, auf der anderen Seite hatte es den Zweck, die Aufmerksamkeit derjenigen, die in die Tempel kamen, zu sammeln und einen Zustand von Vertiefung und Konzentration zu schaffen. Das tiefe Verständnis der Wirkungen von Klang auf Organismus, Psyche und Seele des Menschen und seine machtvolle Fähigkeit, alle Energiehüllen (Koshas) zu durchdringen und miteinander zu verbinden hat Eingang gefunden in alle Yogawege und ist deren integraler Bestandteil.

Bhakti Bewegung

Seit dem 6./7. Jahrhundert gab es immer wieder große Bhakti Bewegungen, die gleichzeitig soziale und Friedensbewegungen waren. Sie bezogen aktiv Stellung gegen Kriege zwischen orthodoxen Sekten, Intoleranz gegen Fremde und Andersgläubige, die Macht der Tempel und Vorherrschaft der mächtigen Priesterkaste, die ihre Privilegien sichern wollte. Die Bhakti Bewegung wollte bewirken, dass es jedem Menschen unabhängig von Geschlecht, Kasten, kulturellen, religiöser oder ethnischer Herkunft gleichermaßen möglich und erlaubt war, Zugang zu den Tempeln zu bekommen. Sie bewirkte, dass zu strenge Vorschriften von Ritualen und Pujas an Beteutung verloren. Heilige Texte, ehemals ausschließlich in Sanskrit rezitiert, wurden in de jeweilige Landesspache übersetzt, damit das Volk Zugang zum sonst geheimgehaltenen Wissen der Brahmanen bekam. Die direkte persönliche Beziehung zum Göttlichen stand im Vordergrund vor einem eher abstrakten Gottesbild im Jnana Yoga. Wandernde Yogis und Sänger aller Sekten und Religionszugehörigkeiten zogen gemeinsam durchs Land. In diesen Zeiten entstanden wunderschöne Verse und Lieder, Bhajans. Berühmte Heilige der Bhaktibewegung in Indien sind zum Beispiel Dschalal ad-Din ar-Rumi (1207 - 1273), Kabir (1440 - 1528) und Mirabai (1498 - 1546).

Klassiche indische Musik

Die großen Musikweisen des Ostens hatten eine großes Wissen über die Rhythmen der Natur, Jahreswechsel, Tageszeiten, die Planeten und den Kosmos. Astrologie, Heilung und Kunst gehörten zusammen und fußten alle auf den alten vedischen Schriften. Musik war ein Mittel, sich mit dem Mikro- und dem Makrokosmos, der ganzen Natur in Einklang zu bringen und die Wirkung von Klang stand im Mittelpunkt der indischen Heilkunst. Die Musik und Rezitationen dienten dazu, Atmung, Kreislauf und Verdauung zu harmonisieren und die Lebensenergie zum fließen zu bringen.