Tanumanasa: Unterschied zwischen den Versionen

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Der niedere [[Geist]] ist transformiert worden. Der Yogi erreicht in der [[Meditation]] regelmäßig höhere [[Bewusstseinsebenen]] ([[Dharana]] - vollkommene [[Konzentration]] und Absorbtion). Der Yogi erfährt in der Meditation tiefe [[Wonne]], so dass er von irdischen Freuden nicht in die Irre geführt wird. Der Yogi will, was gut für ihn ist (braucht nicht mehr mit dem niederen Geist kämpfen). Die innere [[Intuition]] ist erwacht und hilft einem, das Richtige zu tun. Der Yogi erkennt und erfühlt die [[Einheit]]. Der Yogi spürt eine natürliche [[Liebe]] zu [[Gott]], den Menschen und zur ganzen [[Natur]]. Gefahr: Spirituelles [[Ego]], [[Stolz]] auf das Erreichte. Viele Yogaschüler erreichen schon recht schnell nach intensiver Praxis für eine kurze Weile ''Tanumanasa'' und müssen es sich dann anschließend wieder systematisch durch viele Jahre regelmäßiger Übung erarbeiten. Wer ganz auf ''Tanumanasa'' verankert ist, wird [[Stithaprajna]], beständiger Weiser, genannt, bleibt aber weiter [[Sadhaka]].
Der niedere [[Geist]] ist transformiert worden. Der Yogi erreicht in der [[Meditation]] regelmäßig höhere [[Bewusstseinsebenen]] ([[Dharana]] - vollkommene [[Konzentration]] und Absorbtion). Der Yogi erfährt in der Meditation tiefe [[Wonne]], so dass er von irdischen Freuden nicht in die Irre geführt wird. Der Yogi will, was gut für ihn ist (braucht nicht mehr mit dem niederen Geist kämpfen). Die innere [[Intuition]] ist erwacht und hilft einem, das Richtige zu tun. Der Yogi erkennt und erfühlt die [[Einheit]]. Der Yogi spürt eine natürliche [[Liebe]] zu [[Gott]], den Menschen und zur ganzen [[Natur]]. Gefahr: Spirituelles [[Ego]], [[Stolz]] auf das Erreichte. Viele Yogaschüler erreichen schon recht schnell nach intensiver Praxis für eine kurze Weile ''Tanumanasa'' und müssen es sich dann anschließend wieder systematisch durch viele Jahre regelmäßiger Übung erarbeiten. Wer ganz auf ''Tanumanasa'' verankert ist, wird [[Stithaprajna]], beständiger Weiser, genannt, bleibt aber weiter [[Sadhaka]].
Tanumanasa
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==Tanumanasa, der ausgedünnte Geist==
Artikel von Sukadev Bretz im Yoga Vidya Journal Nr. 27, Herbst 2013
Tanu heißt dünn und manas ist der Geist im Sinne von Gemüt,
[[Psyche]], [[Emotion]]en und meint in diesem Fall besonders unsere
automatischen Reiz-Reaktionsketten, Prägungen, vorgefassten
Meinungen, Identifikationen – das ganze Gedankenkarussell,
dass sich normalerweise den ganzen Tag in unserem Geist
abspielt. Tanumanasa ist ein „Schlank-machen des Geistes“
in dem Sinn, dass diese instinktiven, oft irrationalen Gedanken-
und Verhaltensmuster mehr und mehr reflektiert, beherrscht
und gelenkt werden. Und das führt natürlich zu einer
tiefen inneren [[Ruhe]], einem großen [[Gleichmut]] (nicht Gleichgültigkeit!)
gegenüber den sich ständig verändernden äußeren
Umständen und Situationen.
„Ausgedünnt“ heißt nun nicht, dass man etwas beschränkt
oder geistig behindert ist – im Gegenteil, man kann hoch intelligent
sein und seine Fähigkeiten stark weiter entwickelt
haben -, sondern es bedeutet, der Geist ist durchlässig geworden,
wir haben Zugang zu unserem inneren Selbst. Bei
Tanumanasa wird der spirituelle Weg nicht nur spannend und
erfüllt wie auf [[Vicharana]], nicht nur ein aufregendes Abenteuer,
mit Siegen und Niederlagen, sondern in Tanumanasa wird der
Weg besonders schön.
Charakteristisch für diese Phase ist, dass man in jeder Meditation
regelmäßig den [[Dhyana]]-Zustand erreicht, also die vollständige
Absorption, ohne konkrete Gedankeninhalte.
Die meisten Menschen bewegen sich in der Meditation zwischen
[[Asana]], [[Pranayama]], [[Pratyahara]] und [[Dharana]]: Manche
arbeiten noch an der Sitzhaltung, manche mehr am Atem,
manche versuchen immer wieder, den Geist zurückzubringen
wenn er denkt, der Raum ist zu kalt, zu warm, die Leute sind
zu laut oder zu leise oder was muss ich nachher noch erledigen
usw. Und immer wieder bemüht man sich um Konzentration,
Dharana.
Dhyana ist, wenn wir in die Meditation hinein fallen und es
schön ist. Also man sitzt konzentriert ohne Anstrengung. Ganz
leicht. Es sind Glückserfahrungen da, vielleicht sieht man innerlich
wunderschöne [[Licht]]er, vielleicht hört man subtile
[[Klang|Klänge]], oder spürt einfach nur ein Gefühl von [[Energie]], [[Liebe]]
und Geborgenheit.
Auch auf der vorhergehenden Stufe, Vicharana, kann man das
ab und zu mal spüren, aber auf Tanumanasa geschieht es regelmäßig.
===[[Ananda]] und [[Prema]] – [[Wonne]] und Liebe als Charakteristika von Tanumanasa===
Auf Tanumanasa wird man auch stark erfüllt von Ananda,
Wonne, und Prema, Liebe. Nicht vollständig und nicht dauernd,
aber doch sehr stark zwischendurch. Man hat in der Meditation
Zugang zu dieser inneren Liebe oder der Verbindung zum Göttlichen
und das erstreckt sich dann auch in den Alltag. Wenn
man hingegen nur in der Meditation schöne [[Erfahrung]]en hat,
sich aber über alles Mögliche ärgert und aus dem [[Gleichgewicht]]
kommt, sobald man die Augen aufmacht oder die Wohnung
verlässt, dann war die Meditation zwar schön, aber auf
Tanumanasa ist man noch nicht erleuchtet.
In der Tanumanasa-Phase wird die [[Intuition]] stark und zum
wichtigsten Entscheidungsmittel. Natürlich hat jeder Mensch
Intuition, und eine ganze Menge Entscheidungen werden intuitiv
getroffen, nicht nur von [[Spiritualität|spirituell]]en [[Aspirant]]en sondern
auch von Menschen, die auf den Begriff Spiritualität allergisch
reagieren. Der Unterschied ist: Auf den vorherigen Bewusstseinsstufen
kann die Intuition uns in die richtige Richtung
führen, sie kann uns aber auch in die falsche Richtung führen.
Die Intuition kann zum Beispiel gefärbt sein durch eigene unbewusste
Inhalte, durch [[Wunsch]]denken, [[Projektion]]en usw.,
so dass sie durch Hinterfragen geprüft und ergänzt werden
muss: War es wirklich meine Intuition oder vielleicht nur ein
Wunsch, den ich hatte oder hat ein Gespräch mit jemandem
mich unbewusst dahingehend beeinflusst? Oder es ist eine
uralte [[Sehnsucht]], die eigentlich schon überholt ist, die aber
jetzt, weil sich die darüberliegenden Spannungen gelöst haben,
nochmals an die Oberfläche kommt?
Aber in Tanumanasa übernimmt die Intuition die Hauptfunktion.
Man hat durch die [[Praxis]] und achtsames Leben über
einen langen [[Zeit]]raum sein Gemüt weitgehend gereinigt,
so dass der Geist wie ein reiner Kristall das spiegeln kann,
was tatsächlich ist, ohne subjektive Färbungen. Aus vielen
Geschichten von großen Meistern weiß man, dass sie spontan
und unvorhersehbar aus dieser höheren Intuition heraus
handeln.
===Das Gute mögen – ganz natürlich auf Tanumanasa===
Tanumanasa ist auch ein Gemütszustand, indem man das
mag, was einem gut tut, auch wenn es nicht immer angenehm
ist. Manchmal wissen wir, was gut für uns ist, z.B. die Menge
an [[Zucker]] und [[Fett]], [[Nikotin]] oder [[Kaffee]] zu reduzieren. Aber
wir halten gleichzeitig das, was uns nicht gut tut, trotzdem
für angenehm. Oder wir stehen vor der Wahl, ein bisschen die
[[Wahrheit]] zu verdrehen und uns damit einen deutlichen Vorteil
zu verschaffen, oder bei der [[Ethik]] zu bleiben und unter Umständen
auf einen materiellen Vorteil zu verzichten. Dann
kommt es darauf an, wie wir uns entscheiden: Geben wir dem
Drang wider besseres Wissen nach, oder gelingt es uns, unseren
Vorsätzen treu zu bleiben.
Ist man auf der Tanumanasa-Ebene fest verankert, hat man
keine Wahl mehr. Gegen die Ethik zu verstoßen, würde gegen
jegliches Gefühl, auch gegen jedes subjektive Mögen, gehen.
Das Raga, das Mögen, richtet sich auf das Gute, und zwar
nicht nur auf das Gute für mich persönlich, sondern auf das
Gute in einem umfassenden, universellen Sinn. Man ist in Einklang
mit den Naturgesetzen, den universellen Gesetzen des
Kosmos, und kann gar nicht mehr dagegen handeln.
===Hochmut kommt vor dem Fall – Prüfungen in Tanumanasa===
Tanumanasa ist schon ein recht hohes spirituelles Stadium.
Wer dauerhaft darin verankert ist, ist ein spiritueller Meister,
eine Meisterin.
Dabei gibt es zwei Hauptgefahren: Zum einen, dass man sich
mit diesem erhabenen Zustand identifiziert und sich etwas
darauf einbildet. Man fühlt sich besser als andere – alles geht
so leicht, und man hat das Gefühl, die anderen sind noch
nicht so weit, und fühlt sich dann als der Größte.
Die zweite Gefahr ist, dass man meint, man hätte das höchste
Ziel schon erreicht und aufhört, weiter zu praktizieren. In der
Meditation hat man [[Vision]]en, man fühlt sich in der Nähe
[[Gott]]es. Aber damit ist es nicht getan. Der Weg geht weiter,
wir sind noch längst nicht am Ziel. Das ist manchmal das Problem,
wenn jemand ohne tiefere Kenntnis in einen vorübergehenden
Tanumanasa-Zustand kommt und dann nicht versteht,
dass das noch nicht die höchste Verwirklichung ist.
Auf dieser Ebene ist es also wichtig, bescheiden zu bleiben,
liebevoll, verständnisvoll und tolerant mit anderen umzugehen,
um Führung zu beten und intensiv weiter zu praktizieren. Sich
bewusst zu machen: Alle sind das unsterbliche Selbst, nicht
nur ich. Momentan mag ich das besonders erfahren, als einen
Segen und eine [[Gnade]], aber ich weiß nicht, ob es weiterhin
so bleiben wird. Derjenige, auf den ich jetzt hochmütig herabschaue,
kann seine Schwierigkeiten vielleicht bald überwunden
haben und dann die nächsten Schritte um so schneller
machen.


==Siehe auch==
==Siehe auch==
*[[Bhumikas]]
* [[Bhumika]]
* [[Subecha]]
* [[Vicharana]]
* [[Sattvapatti]]
* [[Asamshakti]]
* [[Padarthabhavani]]
* [[Turiya]]
 


==Literatur==
==Literatur==


==Weblinks==
* [https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p110_Die-Wurzeln-des-Yoga/ Patanjali - Die Wurzeln des Yoga]
* [https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p260_Die-Yogaweisheit-des-Patanjali-fuer-Menschen-von-Heute/ Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von Heute]
 
==Weblinks - Seminare==
 
* [https://www.yoga-vidya.de/seminare/stichwortsuche/dfu/0/dtu/0/ex/0/fu/raja%2Byoga/ro/s/ Raja Yoga Seminare]
* [https://www.yoga-vidya.de/seminare/stichwortsuche/dfu/0/dtu/0/ex/0/fu/vedanta/ro/s/ Vedanta Seminare]
 


==Seminare==


==Multimedia (Video, Mp3)==




[[Kategorie:Bhumika]]
[[Kategorie:Jnana Yoga]]
[[Kategorie:Vedanta]]
[[Kategorie:Yoga Vashishtha]]
[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Sanskrit]]

Version vom 4. September 2013, 15:05 Uhr

Tanumanasa (Sanskrit: तनुमानसा tanumānasā f.) wörtlich: Ausdünnen des Geistes; die dritte der Bhumikas (Stadien zur Vollkommenheit)

Der niedere Geist ist transformiert worden. Der Yogi erreicht in der Meditation regelmäßig höhere Bewusstseinsebenen (Dharana - vollkommene Konzentration und Absorbtion). Der Yogi erfährt in der Meditation tiefe Wonne, so dass er von irdischen Freuden nicht in die Irre geführt wird. Der Yogi will, was gut für ihn ist (braucht nicht mehr mit dem niederen Geist kämpfen). Die innere Intuition ist erwacht und hilft einem, das Richtige zu tun. Der Yogi erkennt und erfühlt die Einheit. Der Yogi spürt eine natürliche Liebe zu Gott, den Menschen und zur ganzen Natur. Gefahr: Spirituelles Ego, Stolz auf das Erreichte. Viele Yogaschüler erreichen schon recht schnell nach intensiver Praxis für eine kurze Weile Tanumanasa und müssen es sich dann anschließend wieder systematisch durch viele Jahre regelmäßiger Übung erarbeiten. Wer ganz auf Tanumanasa verankert ist, wird Stithaprajna, beständiger Weiser, genannt, bleibt aber weiter Sadhaka. Tanumanasa


Tanumanasa, der ausgedünnte Geist

Artikel von Sukadev Bretz im Yoga Vidya Journal Nr. 27, Herbst 2013

Tanu heißt dünn und manas ist der Geist im Sinne von Gemüt, Psyche, Emotionen und meint in diesem Fall besonders unsere automatischen Reiz-Reaktionsketten, Prägungen, vorgefassten Meinungen, Identifikationen – das ganze Gedankenkarussell, dass sich normalerweise den ganzen Tag in unserem Geist abspielt. Tanumanasa ist ein „Schlank-machen des Geistes“ in dem Sinn, dass diese instinktiven, oft irrationalen Gedanken- und Verhaltensmuster mehr und mehr reflektiert, beherrscht und gelenkt werden. Und das führt natürlich zu einer tiefen inneren Ruhe, einem großen Gleichmut (nicht Gleichgültigkeit!) gegenüber den sich ständig verändernden äußeren Umständen und Situationen.

„Ausgedünnt“ heißt nun nicht, dass man etwas beschränkt oder geistig behindert ist – im Gegenteil, man kann hoch intelligent sein und seine Fähigkeiten stark weiter entwickelt haben -, sondern es bedeutet, der Geist ist durchlässig geworden, wir haben Zugang zu unserem inneren Selbst. Bei Tanumanasa wird der spirituelle Weg nicht nur spannend und erfüllt wie auf Vicharana, nicht nur ein aufregendes Abenteuer, mit Siegen und Niederlagen, sondern in Tanumanasa wird der Weg besonders schön.

Charakteristisch für diese Phase ist, dass man in jeder Meditation regelmäßig den Dhyana-Zustand erreicht, also die vollständige Absorption, ohne konkrete Gedankeninhalte.

Die meisten Menschen bewegen sich in der Meditation zwischen Asana, Pranayama, Pratyahara und Dharana: Manche arbeiten noch an der Sitzhaltung, manche mehr am Atem, manche versuchen immer wieder, den Geist zurückzubringen wenn er denkt, der Raum ist zu kalt, zu warm, die Leute sind zu laut oder zu leise oder was muss ich nachher noch erledigen usw. Und immer wieder bemüht man sich um Konzentration, Dharana.

Dhyana ist, wenn wir in die Meditation hinein fallen und es schön ist. Also man sitzt konzentriert ohne Anstrengung. Ganz leicht. Es sind Glückserfahrungen da, vielleicht sieht man innerlich wunderschöne Lichter, vielleicht hört man subtile Klänge, oder spürt einfach nur ein Gefühl von Energie, Liebe und Geborgenheit.

Auch auf der vorhergehenden Stufe, Vicharana, kann man das ab und zu mal spüren, aber auf Tanumanasa geschieht es regelmäßig.

Ananda und PremaWonne und Liebe als Charakteristika von Tanumanasa

Auf Tanumanasa wird man auch stark erfüllt von Ananda, Wonne, und Prema, Liebe. Nicht vollständig und nicht dauernd, aber doch sehr stark zwischendurch. Man hat in der Meditation Zugang zu dieser inneren Liebe oder der Verbindung zum Göttlichen und das erstreckt sich dann auch in den Alltag. Wenn man hingegen nur in der Meditation schöne Erfahrungen hat, sich aber über alles Mögliche ärgert und aus dem Gleichgewicht kommt, sobald man die Augen aufmacht oder die Wohnung verlässt, dann war die Meditation zwar schön, aber auf Tanumanasa ist man noch nicht erleuchtet.

In der Tanumanasa-Phase wird die Intuition stark und zum wichtigsten Entscheidungsmittel. Natürlich hat jeder Mensch Intuition, und eine ganze Menge Entscheidungen werden intuitiv getroffen, nicht nur von spirituellen Aspiranten sondern auch von Menschen, die auf den Begriff Spiritualität allergisch reagieren. Der Unterschied ist: Auf den vorherigen Bewusstseinsstufen kann die Intuition uns in die richtige Richtung führen, sie kann uns aber auch in die falsche Richtung führen.

Die Intuition kann zum Beispiel gefärbt sein durch eigene unbewusste Inhalte, durch Wunschdenken, Projektionen usw., so dass sie durch Hinterfragen geprüft und ergänzt werden muss: War es wirklich meine Intuition oder vielleicht nur ein Wunsch, den ich hatte oder hat ein Gespräch mit jemandem mich unbewusst dahingehend beeinflusst? Oder es ist eine uralte Sehnsucht, die eigentlich schon überholt ist, die aber jetzt, weil sich die darüberliegenden Spannungen gelöst haben, nochmals an die Oberfläche kommt?

Aber in Tanumanasa übernimmt die Intuition die Hauptfunktion. Man hat durch die Praxis und achtsames Leben über einen langen Zeitraum sein Gemüt weitgehend gereinigt, so dass der Geist wie ein reiner Kristall das spiegeln kann, was tatsächlich ist, ohne subjektive Färbungen. Aus vielen Geschichten von großen Meistern weiß man, dass sie spontan und unvorhersehbar aus dieser höheren Intuition heraus handeln.

Das Gute mögen – ganz natürlich auf Tanumanasa

Tanumanasa ist auch ein Gemütszustand, indem man das mag, was einem gut tut, auch wenn es nicht immer angenehm ist. Manchmal wissen wir, was gut für uns ist, z.B. die Menge an Zucker und Fett, Nikotin oder Kaffee zu reduzieren. Aber wir halten gleichzeitig das, was uns nicht gut tut, trotzdem für angenehm. Oder wir stehen vor der Wahl, ein bisschen die Wahrheit zu verdrehen und uns damit einen deutlichen Vorteil zu verschaffen, oder bei der Ethik zu bleiben und unter Umständen auf einen materiellen Vorteil zu verzichten. Dann kommt es darauf an, wie wir uns entscheiden: Geben wir dem Drang wider besseres Wissen nach, oder gelingt es uns, unseren Vorsätzen treu zu bleiben.

Ist man auf der Tanumanasa-Ebene fest verankert, hat man keine Wahl mehr. Gegen die Ethik zu verstoßen, würde gegen jegliches Gefühl, auch gegen jedes subjektive Mögen, gehen. Das Raga, das Mögen, richtet sich auf das Gute, und zwar nicht nur auf das Gute für mich persönlich, sondern auf das Gute in einem umfassenden, universellen Sinn. Man ist in Einklang mit den Naturgesetzen, den universellen Gesetzen des Kosmos, und kann gar nicht mehr dagegen handeln.

Hochmut kommt vor dem Fall – Prüfungen in Tanumanasa

Tanumanasa ist schon ein recht hohes spirituelles Stadium. Wer dauerhaft darin verankert ist, ist ein spiritueller Meister, eine Meisterin.

Dabei gibt es zwei Hauptgefahren: Zum einen, dass man sich mit diesem erhabenen Zustand identifiziert und sich etwas darauf einbildet. Man fühlt sich besser als andere – alles geht so leicht, und man hat das Gefühl, die anderen sind noch nicht so weit, und fühlt sich dann als der Größte.

Die zweite Gefahr ist, dass man meint, man hätte das höchste Ziel schon erreicht und aufhört, weiter zu praktizieren. In der Meditation hat man Visionen, man fühlt sich in der Nähe Gottes. Aber damit ist es nicht getan. Der Weg geht weiter, wir sind noch längst nicht am Ziel. Das ist manchmal das Problem, wenn jemand ohne tiefere Kenntnis in einen vorübergehenden Tanumanasa-Zustand kommt und dann nicht versteht, dass das noch nicht die höchste Verwirklichung ist.

Auf dieser Ebene ist es also wichtig, bescheiden zu bleiben, liebevoll, verständnisvoll und tolerant mit anderen umzugehen, um Führung zu beten und intensiv weiter zu praktizieren. Sich bewusst zu machen: Alle sind das unsterbliche Selbst, nicht nur ich. Momentan mag ich das besonders erfahren, als einen Segen und eine Gnade, aber ich weiß nicht, ob es weiterhin so bleiben wird. Derjenige, auf den ich jetzt hochmütig herabschaue, kann seine Schwierigkeiten vielleicht bald überwunden haben und dann die nächsten Schritte um so schneller machen.

Siehe auch


Literatur

Weblinks - Seminare