Sapere Aude

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Sapere Aude, wage zu wissen, das ist das wichtigste Motto der Aufklärung. Sapere Aude war schon ein lateinisches Sprichwort. Bekannt wurde Sapere Aude durch Immanuel Kant, der in seiner Schrift "Was ist Aufklärung" sagte: Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Kant 1791 nach dem Berliner Maler Gottlieb Doebler ursprünglich in der Freimaurerloge Zum Todtenkopf und Phoenix in Königsberg, hier die zweite Ausführung für Johann Gottfried Kiesewetter

Sapere aude ist auch heute ein wichtiges Motto: Wage zu wissen. Schaue hinter die Dinge. Traue nicht einfach dem Schein. Hinterfrage das Offensichtliche. Reagiere nicht einfach auf Gemütsregungen. Folge nicht einfach Reiz-Reaktions-Ketten. Glaube nicht einfach das Überkommene. Sapere Aude, wage zu wissen, ist ein so wichtiges Prinzip.

Sapere Aude: so lautet also ein Leitspruch von Kant. Emanuel Kant, einer der großen Philosophen der Aufklärung um Achtzehnhundert, hat in einem berühmten Pragtat definiert: Was ist Aufklärung? Er hat gesagt: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit“. Wage es zu wissen.

Audere heißt: Wagen und sapere heisst: Wissen Aude ist der Imperativ Wage es! Sapere: zu wissen

Wage es zu wissen! Hinterfrage die Dinge. Nimm nicht einfach an, dass etwas so nicht stimmt. Wage etwas zu hinterfragen tiefer zu gehen, tiefer zu schürfen. Wage es nachzufragen, warum eigentlich?

Dies gilt auch auf spirituellem Gebiet. Wenn dir etwas schräg vorkommt, dann frage nach. Wage es etwas zu hinterfragen, wage es zu wissen. Oder wenn du nicht weißt, warum etwas gemacht wird, frage nach. Manchmal mußt du dir etwas Mut nehmen. Sapere Aude, wage es zu wissen.


Sapere Aude - Immanuel Kant

Hier der erste Abschnitt der Schrift "Was ist Aufklärung" von Immanuel Kant, aus der Berlinischen Monatsschrift, Dezemberheft 1784, Seite 481-494:

AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Sukadev Bretz über Aufklärung

Gefühlstiefe, das ist ein interessanter Ausdruck, der heute nicht mehr ganz so viel gebraucht wird wie früher. Der Ausdruck "Gefühlstiefe" stammt so etwas aus der deutschen Romantik, so um 1800, da gab es ja erstmal die Zeit der Aufklärung. Die Aufklärung, diese große philosophische Richtung, die versucht hat, alte Traditionen zu überwinden, indem man eben Vernunft geprägt hat.

Der Aufklärung ging es um die Gleichheit der Menschen, um Freiheit, um Brüderlichkeit, der Aufklärung ging es darum, Aberglauben aufzuheben, ging es darum, religiöse Verfolgung zu überwinden, der Aufklärung ging es darum, dass alle Menschen auch als Menschen behandelt werden, den Philosophen ging es auch darum, Krieg zu überwinden. Also sehr viele der heutigen Konzepte, auf die Staatswesen aufgebaut sind, mindestens in ihrem Ideal, beruhen auf den Idealen der Aufklärung.

Die Aufklärung hatte aber auch einen Nachteil, nämlich, sie war verstandesbetont. Gerade Kant und andere Philosophen der Aufklärung, denen ging es um die Vernunft. Kant hat in seinem berühmten Aufsatz gesagt, "Was ist Aufklärung?" Dort hat er gesagt: "Aufklärung ist die Befreiung des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit." Er hat gesagt: "Sapere aude. Wage es, zu wissen." Und auch sagte er: "Aufklärung ist die Fähigkeit, sich seinen eigenen Verstandes zu bedienen."

So viele Menschen bedienen sich ihres Verstandes nicht, sie sind einfach emotional geprägt und tun das, was ihnen dort gesagt wurde und da ist es sehr wichtig, dass man lernt, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Das ist also das Konzept der Aufklärung. Und dort gab es dann eine Gegenbewegung, die begann mit Jacques Rousseau, der eben gesagt hatte, dass man nicht nur auf die Vernunft hören sollte, sondern dass Emotion wichtig ist, Gefühl wichtig ist, dass die Natur wichtig ist.

Rousseau hat auch gesagt, dass das Kind von Natur aus harmonisch ist, dass Menschen von Natur aus gut sind, dass man also nicht die Menschen irgendwo formen muss, sondern Menschen kommen aus sich selbst heraus. Und Rousseau begann auch zu sagen, dass Gefühlstiefe auch wichtig ist. Und auf diesen Grundlagen hat sich dann die so genannte Romantik entwickelt.

Die Romantik, Dichter wie Eichendorff oder Novalis oder auch Schlegel, Schelling und so weiter, denen ging es darum, dass man Gefühlstiefe entwickelt. Dort wurde eben gesagt, zum einen die alten Traditionen, die sind nicht gut, zum anderen aber auch, die reine Vernunft ist auch nicht gut, die Ökonomisierung des Lebens, die ja seit dem 16./17. Jahrhundert begonnen hatte, ist auch nicht gut, tiefe Gefühle sind wichtig.

Und das wurde gerade in der Zeit der Romantik auch unter den Dichtern besonders intensiv dargestellt, die Gemälde drücken eine Gefühltiefe aus und so weiter. Und seit dieser Zeit von Aufklärung und Romantik, und vielleicht sogar vorher, gibt es diese beiden Pole. Die einen sagen, Vernunft und Verstand ist wichtig, die anderen sagen, Gefühlstiefe ist wichtig.

Man findet das auch in der Spiritualität, auch schon bei den alten Griechen, da gibt es die so genannte apollinische Vernunft getriebene Spiritualität, Philosophie, und es gibt das Dionysische, was besonders intensives Gefühl hat. Oder auch in Indien könnte man sagen, Raja Yoga und Vedanta, das ist mehr vernunftgetrieben, und Bhakti und Tantra ist mehr auf Intensität des Erlebens und Gefühlstiefe aufgebaut.

Und so spielt beides eine Rolle. Es gibt manche Menschen, die sind besonders Verstandesmenschen, Vernunftmenschen und die sind wichtig, und es gibt manche Menschen, die sind mehr Gefühlmenschen, haben eine besondere Gefühlstiefe. Wenn diese Gefühlstiefe wirklich tief ist und nicht auf der oberflächlichen Emotion hängenbleibt, dann kann die sehr hilfreich sein und tiefe Informationen geben.

Angenommen, es ist eine Vernunft, die aber auch tief ist, keine oberflächliche Vernunft, sondern eine Vernunft, die tief nachdenkt, dann ist das auch gut. In diesem Sinne ist es wichtig, dass du überlegst, Gefühlstiefe, solltest du vielleicht auch deinen Gefühlen mehr Stellenwert geben oder bist du zu emotional? Solltest du die Vernunft etwas weiter ausbauen oder solltest du auch die Vernunft auf eine größere Tiefe setzen? Oder im Umgang mit anderen, falls jemand anders ist als du, wertschätze sie. Egal, ob sie vernünftig sind oder gefühlsmäßig sind, es ist gut, Menschen wertzuschätzen für das, was sie sind.

Begriffsherkunft Sapere Aude

Sapere aude kommt aus dem Lateinischen. Sapere heißt Wissen, erkennen. Sapientia ist die Weisheit. Aude kommt vom lateinischen Audere, wagen.

Sapere Aude wurde in den Episteln des Dichters Horaz 20 v.Chr. verwendet. In einem der Verse, in einem der Hexameter, heißt es:

Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, / incipe.

Rudolf Helm übersetzt: „Einmal begonnen ist halb schon getan. Entschließ dich zur Einsicht! Fange nur an!

In diesem Vers sind gleich mehrere Weisheiten enthalten:

Frisch gewagt ist halb gewonnen: Manchmal muss man einfach anfangen. Und: Sapere Aude - wage es zu wissen, lass dich nicht durch Konventionen und Angst davon abhalten, Dinge zu hinterfragen.

Sapere Aude heute

Auch heute ist sapere aude ein wichtiges Prinzip: Glaube nicht einfach das, was gesagt wird. Sapere aude - hinterfrage die Dinge.

Tu nicht einfach das, was andere tun: Sapere aude, wage zu wissen.

Mache nicht einfach das, was du begonnen hast, mechanisch, automatisiert, ohne Gefühl weiter. Sapere aude, frage dich: Warum tue ich das? Durch sapere aude kannst du manchmal auch das, was du tust, mit mehr Liebe tun. Sapere aude ist nicht nur Verstand. Durch tiefes Verständnis kommt oft auch mehr Tiefe.

Sapere aude heißt auch, nicht einfach deinen eigenen Vorurteilen, vorgefassten Meinungen zu folgen. Sapere aude heißt auch, nicht das nachzuplappern was du hörst. Sapere aude ist so ein wichtiges Prinzip in vielerlei Kontexten.

Sapere Aude und Jnana Yoga

Jnana Yoga ist der Yoga der Erkenntnis. Jnana Yoga ist der Yoga, der tiefe Fragen stellt und postuliert: Sapere aude, wage zu wissen. Hinterfrage. Frag wer bin ich, erkenn dein Selbst, und sei frei. Mehr dazu auch unter dem Stichwort Vedanta.

Video Sapere Aude

Hier ein Vortragsvideo mit dem Thema Sapere Aude :

Autor/Sprecher/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya.

Sapere Aude Audio Vortrag

Hier die Audiospur des oberen Videos zu Sapere Aude :


Siehe auch

Weblinks

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie

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Sanskrit und Devanagari

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