Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 10 - Das Objekt der Meditation: Unterschied zwischen den Versionen

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Es gibt andere Wünsche, die entweder sinnlos oder unerreichbar sind, und sie müssen mit der Kraft des Verstandes sublimiert werden. Sie haben in der Praxis keinen Sinn und sind nur ein Hirngespinst des Menschen. Aber diese Dinge sind schwieriger zu verstehen als die gewöhnlichen, einfachen Begierden. Diese Idiosynkrasien, wie wir sie nennen können, sind schwieriger zu behandeln, weil sie innerlicher sind als diese äußeren Erscheinungen der normalen Wünsche. Sie sind Teil unserer Gefühle, Emotionen oder unseres Egos, und hier brauchen wir die fachkundige Anleitung eines Meisters, eines Lehrers, der unter den oben genannten Umständen nicht nur als Arzt, sondern auch als Psychotherapeut handeln muss.
Je mehr wir nach innen gehen, desto größer wird das Bedürfnis nach äußerer Führung. Man mag gut aussehen und nicht das Bedürfnis nach irgendeiner Art von Unterstützung durch andere haben. Aber die inneren Kräfte sind schwieriger zu unterdrücken und zu handhaben. Sie sind ungestüm und unkontrollierbar. Die Wünsche dieser Art müssen mit großem analytischen Verständnis durch das Studium der Schriften, den Aufenthalt in heiliger Gesellschaft, durch Isolation und Selbstuntersuchung sowie durch Methoden dieser Art
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sublimiert werden. Auf diese Weise und auf ähnliche Weise müssen wir die Fäden, die uns mit der Welt verbinden, überprüfen. Sie können nicht plötzlich zerrissen werden; sie können nur
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ausgedünnt werden, so dass sie später aufgrund der Schwäche dieser Fäden reißen.
Man kann ein starkes Band nicht durchtrennen, genauso wenig wie man ein Glied seines Körpers abtrennen oder sich die eigene Haut abziehen kann. Die Begierden sind so sehr Teil von einem selbst, dass man sie nur mit den Gliedern des eigenen Körpers vergleichen kann, und sie mit einem Schlag mit Gewalt zu entfernen, wäre etwas Unvorstellbares. Begierden, die gewaltsam wie Teufel ausgetrieben werden, können hinterher verheerend wirken, weil sie tatsächlich ins Unbewusste getrieben werden. Sie werden nicht nach draußen in den Raum geworfen, wie man sich das vorstellt. Sie werden nach innen gestoßen, was noch schlimmer ist. Unerfüllte Sehnsüchte werden nicht stillhalten und im Außenraum leben. Sie gehen nach innen und verbleiben in einer Samenform und können sich manifestieren, wenn es einen geeigneten Regen gibt, und dann sprießen und keimen sie wieder zu lebendigen Schlingpflanzen; und selbst nach Jahren und Jahren, ja sogar nach Geburten, können sie Befriedigung verlangen.
Sehnsüchte sind wie Gläubiger, die man nicht einfach mit einem "Nein" abwimmeln kann. Sie müssen bezahlt werden, entweder durch eine tatsächliche Auszahlung ihrer Anteile oder durch eine Versöhnung mit ihnen auf eine intelligente Weise. Das Objekt der Meditation ist nicht notwendigerweise gleich am Anfang der höchste Gott des Universums, auch wenn wir unser Objekt der Meditation vorläufig als unseren Gott bezeichnen können. Dieses Konzept der Realitätsgrade oder die Notwendigkeit, das Objekt der Meditation als eine Gottheit in sich selbst unter jedem Grad der Manifestation zu betrachten, hat zu der
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Vorstellung von den vielen Göttern der Religion geführt. Oft sagen wir, dass einige Religionen polytheistisch sind, weil es so viele Götter gibt. In Wirklichkeit gibt es nicht viele Götter. Es handelt sich lediglich um die notwendige Akzeptanz seitens des Individuums von Stufen in der
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Konzept der Realität. Es sind nicht viele Götter, sondern die vielen Stufen der Akzeptanz. Das bedeutet jedoch nicht, dass der eine Gott viele Stufen hat. Es gibt keine Unterteilungen in der Existenz des Absoluten. Aber es scheint Trennungen zu geben, die in den Stufen des Konzepts voneinander unterschieden werden können, weil es in unserer eigenen psychischen Persönlichkeit unterscheidbare Schichten gibt. Die Stufen sind in uns und nicht in der Realität.
Es gibt nicht wirklich Grade der Realität, wie man manchmal denkt. Es gibt Abstufungen im Bewusstsein der Realität, Abstufungen in der Wahrnehmung der Realität, Abstufungen in unserer Fähigkeit, die Natur der Realität zu verstehen. So entstehen die Götter, und unser Gott kann alles sein, was uns unter den Bedingungen, in denen wir uns befinden, als etwas absolut Wesentliches anzieht. Wenn jemand ernsthaft krank ist, kann eine bestimmte Medizin erforderlich sein, obwohl diese Medizin scheinbar nichts mit dem spirituellen Leben des Menschen zu tun hat. Aber das ist nicht wahr. Alles, was den Menschen erhält und ihm ein gesundes Leben ermöglicht, ist in einem gewissen Maße von Gott offenbart.
Man kann nicht einfach sagen, was spirituell und was nicht spirituell ist, wenn man nur tief in die Dinge eindringt. Alles ist eine Frage des Verständnisses der Relevanz, die eine bestimmte Sache für unseren Geist, unser Bewusstsein, unser Wesen als Ganzes hat. In den Sutras, die mit diesem Thema verbunden sind, gibt Patanjali Vorschläge für verschiedene Arten der Konzentration, je nach den Bedürfnissen des Suchenden unter verschiedenen Bedingungen.
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Wenn man sich in diesen Stadien der Wahl des Meditationsobjekts befindet, benötigt man die Anleitung von jemandem, der kompetent ist, der den Weg beschritten hat, der die Fallstricke kennt, der die Schwierigkeiten gesehen hat und der die
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Abhilfen für die Probleme. Der Suchende beschreitet einen unbekannten Weg, einen Weg, dessen Zukunft nicht absehbar ist; er kann nicht wissen, was vor ihm liegt, und deshalb braucht er Führung und rechtzeitige Unterweisung und Unterstützung persönlicher Art durch einen Guru.
Ein Guru ist kein Professor oder Schulmeister. Er ist eng mit der Existenz des Schülers verbunden. Heutzutage haben die Menschen viele Gurus, aber das ist nicht das, was wir unter einem echten Guru verstehen. Ein Guru ist jemand, der die Seele des Schülers geistig übernommen hat, und nicht nur jemand, der eine intellektuelle Unterweisung gibt und dann wieder geht. Die Tradition betrachtet die Beziehung zwischen dem Guru und dem Schüler als eine immerwährende, bis die Erlösung der Seele erreicht ist. Der Guru hilft nicht nur in diesem Leben, sondern auch im zukünftigen Leben, denn die Beziehung ist nicht sozial. Sie ist nicht einmal rein psychologisch, sondern spirituell.
Die Wahl des Meditationsobjekts, um noch einmal auf den Punkt zu kommen, ist ein wichtiger Aspekt zu Beginn des spirituellen Lebens. Diese Wahl ist die Einweihung, die der Schüler von seinem Lehrer erhält. Was in den Mysterien der Yogapraxis als Einweihung bezeichnet wird, ist nichts anderes als die Einweihung des eigenen spirituellen Wesens in die Technik, sich auf diese bestimmte Gottheit, die Form Gottes oder das Objekt einzustimmen, das im gegenwärtigen Moment das Ziel sein wird. Dies ist ein Geheimnis für sich und der Lehrer wird es dem Schüler beibringen. Das Objekt der Meditation sollte den Schüler zufrieden stellen; deshalb wird es 'ishta devata' (geliebte Gottheit) genannt. Das 'ishta' ist das, was wünschenswert, schön, anziehend, notwendig ist, das, was
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die Liebe und das ganze Wesen des Menschen anzieht. Man gießt sein ganzes Selbst in sie hinein. Man mag es so sehr, dass man nichts anderes so sehr mögen kann wie das. Ishta' ist das
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geliebt. Devata' bedeutet Gottheit. Es ist eine Gottheit, weil es der eigene Gott ist. Sie ist das, was man wirklich braucht, so dass man ohne sie nicht existieren kann.
Das, was die eigene Unruhe beendet, was das ganze Wesen befriedigt und nicht nur das Gefühl, ist die eigene Gottheit oder Devata. Und sie ist höchst liebenswert: Offensichtlich kann man unter diesen Umständen nichts anderes lieben. Ein ishta-devata ist eine auserwählte Gottheit, über die man seine Emotionen, Liebe und Zuneigung ausgießt. Welche Verbindung hat nun dieses ishta-devata mit Gott, dem Schöpfer, dem Allmächtigen?
Alles steht in Verbindung mit allem anderen. Es gibt nichts, was nicht innerlich mit dem Allmächtigen, dem Höchsten Wesen, verbunden ist. Jedes Atom ist auf diese Weise verbunden, und jedes Atom kann unter bestimmten Bedingungen ein Lehrer sein. Wir können Gott durch jedes Fleckchen Raum berühren, weil es so etwas wie ein Universum außerhalb Gottes nicht gibt. Gott ist in allem, was hier als Welt oder Universum erfahren wird, und durchdringt alles, so dass man nichts berühren kann, ohne in irgendeiner Weise Gott zu berühren. Es sollte kein Missverständnis darüber bestehen, dass die Gottheiten, sogar die Bilder, die so genannten Götzen, die die Menschen verehren, alle nur Unsinn oder unbedeutende Nichtigkeiten sind; sie sind notwendige Vorschriften für die Krankheit des Geistes in den Stadien seiner Entwicklung.


© Divine Life Society
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Version vom 13. September 2022, 08:07 Uhr

[[|thumb|]] Eine Einführung in die Philosophie des Yoga - Kapitel 9 - Das Objekt der Meditation


Das Objekt der Meditation

Das Objekt der Meditation ist der Grad der Realität, der mit unserem Seinszustand übereinstimmt. Dies ist ein Satz, der wie ein Aphorismus erscheinen mag. Wir müssen nur über das meditieren, was das exakte Gegenstück zu unserem gegenwärtigen Wissens- und Verstehensstand ist. Bei der Wahl des Objekts darf es keinen Fehler geben. Wenn das Objekt richtig gewählt ist, wird der Geist spontan unter Kontrolle kommen. Die Unruhe und der Unmut des Geistes sind auf eine falsche Wahl zurückzuführen, die am Anfang getroffen wird. Oft sind wir zu enthusiastisch und versuchen, über unseren eigenen Kopf hinauszuwachsen. Der Verstand ist nicht darauf vorbereitet, eine solch plötzliche Revolution zu akzeptieren, die nicht nur sein Verständnis, sondern auch seine gegenwärtigen Bedürfnisse oder Notwendigkeiten übersteigt.

Es mag viele gute Dinge auf der Welt geben, aber nicht alle sind für uns notwendig. Das soll nicht heißen, dass etwas, nur weil es großartig ist, das Richtige für uns alle sein soll. Andererseits kann eine Sache klein und unbedeutend sein, aber sie kann genau das sein, was wir brauchen, und wir sollten nicht den Eindruck haben, dass es eine kleine, unbedeutende Sache ist. Oft freuen wir uns über unbedeutende Dinge, und sie hören auf, unbedeutend zu sein, wenn sie zu unseren Bedürfnissen werden, und dann gewinnen sie an Bedeutung. Wir sollten uns in der richtigen Unterscheidung üben; unsere wahre Rationalität muss von uns Besitz ergreifen und uns von unnötigen Emotionen und sentimentalen Überschwänglichkeiten jeglicher Art befreien.

Spirituell Suchende sind sicherlich auf der Suche nach Gott. Das ist sehr gut bekannt. Aber wir müssen wissen, wer unser Gott ist. Gott ist der das erfüllende Gegenstück zum gegenwärtigen Stand unserer Entwicklung. Alles, was in der Lage ist, uns vollständig zu machen, ist unser Gott. Alles, was uns erlaubt, unvollständig zu bleiben, wird uns nicht befriedigen. Das, was unsere Persönlichkeit auf irgendeine Art und Weise, in irgendeinem Grad ihres Ausdrucks, vervollständigt, ist als unsere Notwendigkeit zu betrachten, und Lehrer wie Patanjali, die große Psychologen waren, haben diese wichtige Anregung zur Kenntnis genommen, die den Schülern vermittelt werden sollte.

Wir werden nicht aufgefordert, sofort zu den großen theologischen Lehren über den Schöpfer des Kosmos überzugehen. Das würde unseren Verstand übersteigen. Die Lehren bleiben lediglich als Theorien und Evangelien in Büchern. Wir haben innere Bedürfnisse von besonderer Art. Wir haben psychologischen Hunger und Durst, die sich aus unseren Gefühlen heraus entwickeln, abgesehen von dem Hunger und Durst des physiologischen Systems. Auch der Geist hungert und dürstet. Auch die Gefühle hungern und dürsten. Gefühle hungern und dürsten, und alles, woraus wir bestehen, hat seinen eigenen Hunger und Durst. Wir können diese nicht als Teufel betrachten, die man austreiben und hinauswerfen muss. Ein solcher Fehler darf bei der wissenschaftlichen Herangehensweise, die sich Yoga Meditation nennt, nicht begangen werden. Je vorsichtiger wir sind, desto größer ist die Chance, dass wir Erfolg haben. Je emotionaler wir sind und je mehr wir das Ziel verfehlen, desto größer ist die Chance auf Rückfall und Rückschritt und ein Gefühl des Versagens.

Unsere Probleme sind unsere Sehnsüchte, und sie müssen sehr vorsichtig angegangen werden. Einige von ihnen müssen vielleicht sofort erfüllt werden. Man kann zum Beispiel ein sehr starkes inneres Verlangen nach einer Tasse Tee haben, und dann sollte man nicht so dumm sein zu sagen: "Ich bin ein spirituell Suchender, ich werde diese Tasse Tee nicht nehmen", selbst wenn der Impuls lästig ist. So ist es auch mit Medikamenten, wenn man krank ist. Einige der Wünsche sind einfach, harmlos, physiologisch und müssen systematisch erfüllt werden - nicht mit der Absicht, ihnen nachzugeben, sondern mit dem höheren Ziel, sie zu bändigen. Die Sublimierung von Begierden ist von ihrer Unterdrückung oder Verdrängung zu unterscheiden, denn letztere ist schädlich für das gesunde Wachstum des Menschen.


Es gibt andere Wünsche, die entweder sinnlos oder unerreichbar sind, und sie müssen mit der Kraft des Verstandes sublimiert werden. Sie haben in der Praxis keinen Sinn und sind nur ein Hirngespinst des Menschen. Aber diese Dinge sind schwieriger zu verstehen als die gewöhnlichen, einfachen Begierden. Diese Idiosynkrasien, wie wir sie nennen können, sind schwieriger zu behandeln, weil sie innerlicher sind als diese äußeren Erscheinungen der normalen Wünsche. Sie sind Teil unserer Gefühle, Emotionen oder unseres Egos, und hier brauchen wir die fachkundige Anleitung eines Meisters, eines Lehrers, der unter den oben genannten Umständen nicht nur als Arzt, sondern auch als Psychotherapeut handeln muss.

Je mehr wir nach innen gehen, desto größer wird das Bedürfnis nach äußerer Führung. Man mag gut aussehen und nicht das Bedürfnis nach irgendeiner Art von Unterstützung durch andere haben. Aber die inneren Kräfte sind schwieriger zu unterdrücken und zu handhaben. Sie sind ungestüm und unkontrollierbar. Die Wünsche dieser Art müssen mit großem analytischen Verständnis durch das Studium der Schriften, den Aufenthalt in heiliger Gesellschaft, durch Isolation und Selbstuntersuchung sowie durch Methoden dieser Art 286 sublimiert werden. Auf diese Weise und auf ähnliche Weise müssen wir die Fäden, die uns mit der Welt verbinden, überprüfen. Sie können nicht plötzlich zerrissen werden; sie können nur 287 ausgedünnt werden, so dass sie später aufgrund der Schwäche dieser Fäden reißen.

Man kann ein starkes Band nicht durchtrennen, genauso wenig wie man ein Glied seines Körpers abtrennen oder sich die eigene Haut abziehen kann. Die Begierden sind so sehr Teil von einem selbst, dass man sie nur mit den Gliedern des eigenen Körpers vergleichen kann, und sie mit einem Schlag mit Gewalt zu entfernen, wäre etwas Unvorstellbares. Begierden, die gewaltsam wie Teufel ausgetrieben werden, können hinterher verheerend wirken, weil sie tatsächlich ins Unbewusste getrieben werden. Sie werden nicht nach draußen in den Raum geworfen, wie man sich das vorstellt. Sie werden nach innen gestoßen, was noch schlimmer ist. Unerfüllte Sehnsüchte werden nicht stillhalten und im Außenraum leben. Sie gehen nach innen und verbleiben in einer Samenform und können sich manifestieren, wenn es einen geeigneten Regen gibt, und dann sprießen und keimen sie wieder zu lebendigen Schlingpflanzen; und selbst nach Jahren und Jahren, ja sogar nach Geburten, können sie Befriedigung verlangen.

Sehnsüchte sind wie Gläubiger, die man nicht einfach mit einem "Nein" abwimmeln kann. Sie müssen bezahlt werden, entweder durch eine tatsächliche Auszahlung ihrer Anteile oder durch eine Versöhnung mit ihnen auf eine intelligente Weise. Das Objekt der Meditation ist nicht notwendigerweise gleich am Anfang der höchste Gott des Universums, auch wenn wir unser Objekt der Meditation vorläufig als unseren Gott bezeichnen können. Dieses Konzept der Realitätsgrade oder die Notwendigkeit, das Objekt der Meditation als eine Gottheit in sich selbst unter jedem Grad der Manifestation zu betrachten, hat zu der 288 Vorstellung von den vielen Göttern der Religion geführt. Oft sagen wir, dass einige Religionen polytheistisch sind, weil es so viele Götter gibt. In Wirklichkeit gibt es nicht viele Götter. Es handelt sich lediglich um die notwendige Akzeptanz seitens des Individuums von Stufen in der 289 Konzept der Realität. Es sind nicht viele Götter, sondern die vielen Stufen der Akzeptanz. Das bedeutet jedoch nicht, dass der eine Gott viele Stufen hat. Es gibt keine Unterteilungen in der Existenz des Absoluten. Aber es scheint Trennungen zu geben, die in den Stufen des Konzepts voneinander unterschieden werden können, weil es in unserer eigenen psychischen Persönlichkeit unterscheidbare Schichten gibt. Die Stufen sind in uns und nicht in der Realität.

Es gibt nicht wirklich Grade der Realität, wie man manchmal denkt. Es gibt Abstufungen im Bewusstsein der Realität, Abstufungen in der Wahrnehmung der Realität, Abstufungen in unserer Fähigkeit, die Natur der Realität zu verstehen. So entstehen die Götter, und unser Gott kann alles sein, was uns unter den Bedingungen, in denen wir uns befinden, als etwas absolut Wesentliches anzieht. Wenn jemand ernsthaft krank ist, kann eine bestimmte Medizin erforderlich sein, obwohl diese Medizin scheinbar nichts mit dem spirituellen Leben des Menschen zu tun hat. Aber das ist nicht wahr. Alles, was den Menschen erhält und ihm ein gesundes Leben ermöglicht, ist in einem gewissen Maße von Gott offenbart.

Man kann nicht einfach sagen, was spirituell und was nicht spirituell ist, wenn man nur tief in die Dinge eindringt. Alles ist eine Frage des Verständnisses der Relevanz, die eine bestimmte Sache für unseren Geist, unser Bewusstsein, unser Wesen als Ganzes hat. In den Sutras, die mit diesem Thema verbunden sind, gibt Patanjali Vorschläge für verschiedene Arten der Konzentration, je nach den Bedürfnissen des Suchenden unter verschiedenen Bedingungen. 290 Wenn man sich in diesen Stadien der Wahl des Meditationsobjekts befindet, benötigt man die Anleitung von jemandem, der kompetent ist, der den Weg beschritten hat, der die Fallstricke kennt, der die Schwierigkeiten gesehen hat und der die 291 Abhilfen für die Probleme. Der Suchende beschreitet einen unbekannten Weg, einen Weg, dessen Zukunft nicht absehbar ist; er kann nicht wissen, was vor ihm liegt, und deshalb braucht er Führung und rechtzeitige Unterweisung und Unterstützung persönlicher Art durch einen Guru.

Ein Guru ist kein Professor oder Schulmeister. Er ist eng mit der Existenz des Schülers verbunden. Heutzutage haben die Menschen viele Gurus, aber das ist nicht das, was wir unter einem echten Guru verstehen. Ein Guru ist jemand, der die Seele des Schülers geistig übernommen hat, und nicht nur jemand, der eine intellektuelle Unterweisung gibt und dann wieder geht. Die Tradition betrachtet die Beziehung zwischen dem Guru und dem Schüler als eine immerwährende, bis die Erlösung der Seele erreicht ist. Der Guru hilft nicht nur in diesem Leben, sondern auch im zukünftigen Leben, denn die Beziehung ist nicht sozial. Sie ist nicht einmal rein psychologisch, sondern spirituell.

Die Wahl des Meditationsobjekts, um noch einmal auf den Punkt zu kommen, ist ein wichtiger Aspekt zu Beginn des spirituellen Lebens. Diese Wahl ist die Einweihung, die der Schüler von seinem Lehrer erhält. Was in den Mysterien der Yogapraxis als Einweihung bezeichnet wird, ist nichts anderes als die Einweihung des eigenen spirituellen Wesens in die Technik, sich auf diese bestimmte Gottheit, die Form Gottes oder das Objekt einzustimmen, das im gegenwärtigen Moment das Ziel sein wird. Dies ist ein Geheimnis für sich und der Lehrer wird es dem Schüler beibringen. Das Objekt der Meditation sollte den Schüler zufrieden stellen; deshalb wird es 'ishta devata' (geliebte Gottheit) genannt. Das 'ishta' ist das, was wünschenswert, schön, anziehend, notwendig ist, das, was 292 die Liebe und das ganze Wesen des Menschen anzieht. Man gießt sein ganzes Selbst in sie hinein. Man mag es so sehr, dass man nichts anderes so sehr mögen kann wie das. Ishta' ist das 293 geliebt. Devata' bedeutet Gottheit. Es ist eine Gottheit, weil es der eigene Gott ist. Sie ist das, was man wirklich braucht, so dass man ohne sie nicht existieren kann.

Das, was die eigene Unruhe beendet, was das ganze Wesen befriedigt und nicht nur das Gefühl, ist die eigene Gottheit oder Devata. Und sie ist höchst liebenswert: Offensichtlich kann man unter diesen Umständen nichts anderes lieben. Ein ishta-devata ist eine auserwählte Gottheit, über die man seine Emotionen, Liebe und Zuneigung ausgießt. Welche Verbindung hat nun dieses ishta-devata mit Gott, dem Schöpfer, dem Allmächtigen?

Alles steht in Verbindung mit allem anderen. Es gibt nichts, was nicht innerlich mit dem Allmächtigen, dem Höchsten Wesen, verbunden ist. Jedes Atom ist auf diese Weise verbunden, und jedes Atom kann unter bestimmten Bedingungen ein Lehrer sein. Wir können Gott durch jedes Fleckchen Raum berühren, weil es so etwas wie ein Universum außerhalb Gottes nicht gibt. Gott ist in allem, was hier als Welt oder Universum erfahren wird, und durchdringt alles, so dass man nichts berühren kann, ohne in irgendeiner Weise Gott zu berühren. Es sollte kein Missverständnis darüber bestehen, dass die Gottheiten, sogar die Bilder, die so genannten Götzen, die die Menschen verehren, alle nur Unsinn oder unbedeutende Nichtigkeiten sind; sie sind notwendige Vorschriften für die Krankheit des Geistes in den Stadien seiner Entwicklung.


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Siehe auch

Literatur

Seminare

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