Gheranda Samhita
Gheranda Samhita, Sanskrit gheraṇḍasaṁhitā घेरंडसंहिता, die "Sammlung von Gheranda", ist einer der vier Grundlagentexte des Hatha Yoga. Aufgezeichnet vermutlich im 17. Jhdt. n.Chr. beschreibt die Gheranda Samhita die wichtigen Hatha Yoga Praktiken. Die Gheranda Samhita gebraucht für Hatha Yoga den Begriff Ghatastha Yoga, d.h. den auf Ghata beruhenden Yoga. Ghata=Topf, Körper; astha=beruhend auf.
Die Gheranda Samhita umfasst, je nach Ausgabe, 300-450 Verse, aufgeteilt in 4 Kapitel. Sie ist damit die ausführlichste der klassischen Hatha Yoga Schriften. Zwar umfasst die Shiva Samhita insgesamt mehr Verse - aber ein großer Teil der Verse der Shiva Samhita beschreiben Vedanta und Bhakti Yoga. Die Gheranda Samhita befasst sich dagegen ausschließlich mit Hatha Yoga. Die Gheranda Samhita legt dabei besonderen Wert auf die subtilen Wirkungen von Hatha Yoga.
Autor der Gheranda Samhita

Die Gheranda Samhita wird dem Heiligen Gheranda zugeschrieben. Seine Lebensdaten sind nicht genauer bekannt. Vermutlich war ein Vaishnava aus Bengalen. Der Text selbst ist geschrieben als Zwiegespräch zwischen dem Schüler Chanda Kapali und dem Meister Gheranda. Es kann also sein, dass Gheranda sehr viel früher gelebt hat - und dieses Zwiegespräch sehr viel später aufgeschrieben wurde.
Die 7 Praktiken der Gheranda Samhita
Die Gheranda Samhita beschreibt sieben Sadhanas, 7 Praktiken. Entsprechend ist die Gheranda Samhita eingeteilt in 7 Kapitel:
Kriyas, Reinigungstechniken
Die Gheranda Samhita legt besonderen Wert auf die Reinigung des physischen Körpers. Es werden 21 verschiedene Kriyas (Reinigungsübungen) beschrieben. Wie die Hatha Yoga Pradipika beschreibt die Gheranda Samhita 6 Hauptkriyas (Shatkarma bzw. Shatkriyas). Dabei werden die Reinigungstechniken erheblich differenzierter beschrieben als in der Hatha Yoga Pradikpika. Gheranda beschreibt im ersten Kapitel, genannt Shatkarmasadhana:
Dhauti ist also ein besonderer Schwerpunkt der Gheranda Samhita. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die Kriyas nicht nur für den physischen Körper reinigend wirken, sondern auch geistige Kräfte aktivieren und spirituelle Erfahrungen bewirken.
Asanas
Das zweite Kapitel, genannt Asanaprayoga, beschreibt die Asanas. Gheranda sagt, dass es 8.400.000 Asanas gibt, wovon 84 wichtig sind. Davon sind 32 besonders wichtig. Diese beschreibt Gheranda recht ausführlich.
Mudras
Das dritte Kapitel, genannt Mudraprayoga beschreibt 25 Mudras. Die Mudras sind besondere Energie-lenkende und erweckende Übungen. Zu den Mudras gehören auch die Bandhas.
Pratyahara
Pratyahara heißt die Fähigkeit des Zurückziehens der Sinne. Gherandha beschreibt im zweiten Kapitel, genannt Pratyaharaprayoga, 5 verschiedene Techniken des Pratyahara.
Pranayama
Pranayama sind die Atemübungen zur Steuerung (Ayama) der Lebensenergien (Prana). In der Gherandha Samhita werden im fünften Kapitel, genannt Pranayamaprayoga, 10 Pranayama Praktiken beschrieben. In der Systematik der Praktiken weicht Gheranda von der Hatha Yoga Pradipika ab: In der Hatha Yoga Pradipika wird erst Yama, Niyama, Asana, dann Pranayama, Kriyas, dann Mudra, dann Dharana, Dhyana Samadhi beschrieben. Yogi Swatmarama lehnt sich in der Hatha Yoga Pradipika etwas enger an Patanjalis Yoga Sutra an.
Bevor Gheranda auf die eigentlichen Pranayamas zu sprechen kommt, beschreibt er in 33 Versen Vorbereitungen zum Pranayama. Er beschreibt den idealen Ort, an dem man intensives Pranayama üben soll, und welches die besten Jahreszeiten sind. Zwar beziehen sich diese Verse auf das Indien vor 1700 n.Chr. Aber aus den Ausführungen kann jeder Übende die Prinzipien ableiten, die auch heute noch gültig sind. Gheranda spricht über Ernährung, die selbstverständlich vegetarisch, sattvig und leicht verdaulich sein soll.Er empfiehlt das Meiden von Alkohol, von zu kalten, zu warmen, zu bitterer, saure, salzige, blähende und abgestandener Nahrung.
Folgende Pranayamas beschreibt Gheranda:
- Nadi Shodhana - die Wechselatmung zur Reinigung der Nadis
- Sahita Pranayama
- Sagarbha Sahita Kumbhaka - mit Bija Mantra
- Nirgarbha Sahita Kumbhaka - ohne Bija Mantra
- Surya Bhedana Pranayama
- Ujjayi Kumbhaka
- Shitali Kumbhaka
- Bhastrika Kumbhaka
- Bhramari
- Murcha
- Kevala Kumbhaka (im Text auch Kevali genannt)
Dhyana
Dhyana heißt [Meditation]. Die Gheranda Samhita beschreibt 3 verschiedene Meditations-Techniken.
Samadhi
Samadhi heißt Überwbewusstsein. Samadhi führt zur Befreiung. Gheranda beschreibt 6 Weisen, in Samadhi einzugehen.
Siehe auch
- Hatha Yoga Pradipika - der bekannteste klassische Hatha Yoga Text, geschrieben von Yogi Swatmarama
- Goraksha Shataka - die Hundert Verse des Goraksha - dre kürzeste der Hatha Yoga Texte
- Shiva Samhita - Die Sammlung des Shiva - ein ausführlicher Text, der Hatha Yoga und Vedanta miteinander verbindet
Literatur
Ausgaben der Gheranda Samhita
- Eine sehr ausführliche Ausgabe der Gheranda Samhita hieß "Das Große Geheimnis" von Boris Sacharow
- Der Yoga Vidya Verlag hat eine Ausgabe der Gheranda Samhita herausgegeben, die eine Übersetzung ist einer kritischen Ausgabe des Kaivalya Dhama Institutes Lonavla, Indien, übersetzt von Lore Tomalla
Weblinks
- Hatha Yoga Pradipika online: Text auf Sanskrit (Devanagari und Umschrift), Übersetzung, Erläuterungen von Swami Vishnu-devananda und Sukadev