Tanmatra

Aus Yogawiki

Tanmatra (Sanskrit: तन्मात्र tanmātra n.): wörtl.: "nur so wenig", "das Wesentliche von"; Bezeichnung der Grundprinzipien oder feinen Elemente (auch "Reinstoffe" genannt), aus denen sich die groben Elemente (Mahabhuta) entwickeln. Tanmatra ist ein feinstoffliches Element, Urelement.

Sukadev über Tanmatra

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Tanmatras

Tanmatra – es gibt typischerweise fünf Tanmatras. Tanmatra wird manchmal ähnlich gebraucht wie Tattva, welches auch Element heißt. Die Tanmatras spielen eine Rolle in der Sankhya-Philosophie, sie spielen auch eine Rolle in dem Vaisheshika-System, die Tanmatras spielen auch manchmal eine Rolle im Vedanta-System.

Ich will gerade etwas lesen, was der Indologe Martin Mittwede schreibt in seinem Buch „Spirituelles Wörterbuch“ über Tanmatra: „Tanmatra heißt wörtlich „das Wesentliche von“, ist die Bezeichnung der Grundprinzipien der feinen Elemente, aus denen sich die groben Elemente, die Mahabhutas, entwickeln.“ Bhuta heißt hier Element, Bhuta heißt auch Wesen und es gibt die fünf Elemente, die fünf Mahabhutas, wie sie genannt werden, Erde, Feuer, Wasser, Luft und Äther. Und die Ursprünge, die feinstofflichen Elemente, sind eben die Tanmatras.

„Die fünf Tanmatras sind Shabda (Klang), Sparsha (Berührung), Rupa (Sehen, Gestalt), Rasa (Geschmack), Gandha (Geruch).“ Und aus diesen fünf Tanmatras entwickeln sich die groben Elemente. Die groben Elemente werden dann manchmal auch als Tattvas bezeichnet, manchmal als Mahabhutas, und in einem anderen Kontext sind auch die fünf groben Elemente die Tanmatras.

Die fünf groben Elemente sind dann Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Erde, hier als Prithivi, Wasser als Apah, Feuer als Tejas, Vayu – Luft, und Akasha als Äther und Raum. „Die groben Elemente sind nach Auffassung der Vaisheshika-Philosophie als atomar aufgebaut, aber Akasha als Feinstes der Mahabhutas ist nicht mehr in dieser Form strukturiert, sondern eine Einheit.

Die feineren Elemente sind demnach nicht als materielle Substanzen zu verstehen, die man physikalisch nachweisen kann, sondern eher als feine Form von Energie.“

Das Vedanta-System zeigt uns auf, wie aus den fünf Tanmatras die fünf Mahabhutas kommen. Die fünf Tanmatras sind auch Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Wenn die Hälfte von Erde gemischt wird zu jeweils einem Viertel der anderen Elemente, dann entsteht daraus die grobstoffliche Erde. Wenn vier Teile von Wasser, von feinstofflichen Wasser, mit vier anderen Elementen, jeweils einem Achtel dann, gemischt werden, oder jeweils einem Teil gemischt werden, dann entsteht das Mahabhuta Wasser. Das ist also eine komplexe Geschichte und wenn du jetzt etwas verwirrt bist, macht das nichts, es reicht aus, dass du verstehst, Tanmatras sind die feinstofflichen Elemente, eine Form der Urprinzipien. Tanmatra kann sich beziehen auf die fünf Wahrnehmungen und damit Geschmack und Geruch und Berührung, wie auch, was man hören und sehen kann. Aber Tanmatras können auch die feinstofflichen Elemente sein, aus denen sich die grobstofflichen Elemente entwickeln.

Tanmatra könnte man auch interpretieren als die fünf Urkräfte des Universums, aus denen sich alles entwickelt hat. Manche sagen, erst gab es nur eins, Shakti. Aus Shakti entstanden die drei Gunas, aus den drei Gunas die fünf Tanmatras und daraus die ganze Welt. Das ist eine Interpretation des Sankhya-Systems, und es gibt so viele andere. Vedanta sagt, letztlich ist die Welt relativ. Es kann helfen, ein bisschen zu schauen, wie die Welt zusammengesetzt ist, das hilft, sie analysieren zu können, und das hilft auch, sich von Identifikationen lösen zu können.

Letztlich geht es aber darum, zu erkennen: „Ich habe nichts mit den grobstofflichen, auch nichts mit den feinstofflichen Elementen zu tun, meine wahre Natur ist jenseits aller Mahabhutas, jenseits aller Tattvas, jenseits aller Tanmatras, meine wahre Natur ist Satchidananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit, Brahman, das Ewige, das Unendliche.“

Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Tanmatras

Tanmatra kann man übersetzen als „das Wesentliche von“. Tanmatra kommt von Tat und von Matra. Matra heißt auch Messeinheit und Maß, Tat heißt „das“. Aber Tanmatra ist also das Wesentliche. Man spricht auch von den fünf Tanmatras und die fünf Tanmatras sind die fünf wesentlichen Dinge des Universums, die fünf feinstofflichen Elemente, aus denen dann die Bhutas, die fünf grobstofflichen Elemente geworden sind. Also, Tanmatras, kann man auch sagen, sind die Essenzen des Universums, aus denen alles entstanden ist. Tanmatra können die fünf Tanmatras sein, die fünf Urelemente, Tanmatras können aber auch die Urprinzipien sein, aus denen sich alles entwickelt hat, die Urgesetze, die Urkräfte, oder auch Tanmatras in der Psyche, die Archetypen. Tanmatra könntest in vielerlei Hinsicht interpretieren und den Begriff verwenden. Also, Tanmatra – „das Wesentliche von“, „die Grundsubstanzen“, „die Grundprinzipien“. Oft eben die fünf Tanmatras, die fünf Urelemente, die fünf feinstofflichen Elemente.

Die Tanmatras der Sankhya-Philosophie

Die Sankhyaphilosophie lehrt die folgenden fünf Tanmatras:

Aus den Tanmatras gehen gemäß der Philosophie des Sankhya die grobstofflichen Elemente (Mahabhuta) Äther (Akasha), Luft (Vayu), Wasser (Ap), Feuer (Tejas) und Erde (Prithivi) hervor: der Äther entspringt aus dem Klang (Shabda), die Luft aus Berührung (Sparsha), das Feuer aus Form (Rupa), das Wasser aus Geschmack (Rasa) und das grobstoffliche Element Erde entspringt dem Tanmatra Geruch (Gandha). Somit geht das Materielle, Grobstoffliche aus dem Immateriellen, Feinstofflichen hervor.

Nach dieser Vorstellung hört ein Feuer (Agni), das verlischt, weil es keinen Brennstoff mehr hat, nicht auf zu existieren. Es geht vielmehr vom grobstofflichen Zustand des Mahabhuta in den feinstofflichen Zustand des Tanmatra ein, seinen Ursprung (Yoni), und existiert somit auf einer subtileren Ebene als (Potential der) Form (Rupa) weiter.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie

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Indische Schriften

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Multimedia

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