Yudhishthira: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. August 2013, 09:35 Uhr
Yudhishthira (Sanskrit: युधिष्ठिर Yudhiṣṭhira m.) wörtl.: "fest in der Schlacht"; einer der fünf Pandavas, Bruder Arjunas, Verkörperung der Rechtschaffenheit. Es heißt, dass Yudhishthira drei wichtige Tests zu bestehen hatte. Hier folgen nun die Geschichten dazu.
Der verzauberte See
Die fünf Pandavas (Yudhishthira, Arjuna, Bhima, Nakula, Sahadeva) hatten ihr Königreich an ihre verschlagenen Cousins verloren und leben mit ihrer Frau Draupadi im Exil. So hatten sie viel Zeit, und sie praktizierten Yoga im Wald von Dwaitavana. In diesem Wald lebte ein Brahmane, dessen größter Besitz ein Paar Shami Stöcke waren. Mit diesen beiden Holzstöcken war er in der Lage, Feuer zu machen für seine Yagnas. Wann immer er die Stöcke nicht gebrauchte, hängte er sie an einem Seil auf einen Baum vor seiner Hütte.
Als der Einsiedler mal weg war, um Holz zu sammeln, kam ein Hirsch der sich an dem Baum den Kopf kratze. Dabei verfing sich das Seil mit den zwei Stöcken im Geweih des Tieres. Genau in dem Moment kam der Einsiedler zurück, sah das, ließ sein ganzes Holz fallen um dem Hirsch nachzulaufen. Aber das war ein hoffnungsloses Unterfangen. Er hatte seine wertvollen Shami Stöcke verloren.
Er kam auf die Idee die Pandavas zu bitten, ihm zu helfen. Denn sie hatten den Ruf, niemals Hilfe abzulehnen, wenn man sie darum bat. Er erzählte Yudhishthira, dass er ohne seine Stöcke nicht in der Lage sein würde, seine religiösen Pflichten zu erfüllen. Und dieser versprach ihm, dass sie das Tier erlegen und die Stöcke zurückbringen würden.
Sie durchsuchten den Wald, und schließlich fanden sie den Hirsch. Die Pandavas zielten, schossen nach ihm, aber vergeblich. Der Hirsch verschwand. Sie wollten dann erst mal eine Rast machen, um dann die Suche nach dem Tier wieder aufzunehmen. Nakula machte sich auf, um in einem nahegelegenen See, Wasser zu holen. Als er dort ankam, sich niederkniete um zu trinken, da hörte er eine Stimme: „Stopp! Der See gehört mir. Du darfst nur davon trinken, nachdem du meine Fragen beantwortet hast.“ Nakula schaute sich um, aber er konnte niemanden sehen. Er dachte sich: „Erst stille ich mal meinen Durst, danach kann ich immer noch Fragen beantworten.“ Er trank, und im nächsten Moment viel er tot um.
Die Pandavas machten sich inzwischen Sorgen, wo Nakula so lange blieb. Sahadeva, sein Zwillingsbruder, machte sich dann auf den Weg, um ihn zu suchen. Er fand seinen toten Bruder. Er dachte sich, dass er wahrscheinlich vor Durst gestorben sei und wollte schnell trinken. Die Stimme, die ihm verbot zu trinken, ohne die Fragen beantwortet zu haben, hörte er kaum. Da hatte er auch schon getrunken und fiel neben seinem Bruder tot auf die Erde.
Dann machte sich Arjuna, der dritte der Pandavas auf die Suche. Er fand seine beiden Brüder. Als er trinken wollte und die Stimme hörte, spannte er seinen Bogen und schoß zahllose Pfeile in Richtung Stimme. „Deine Pfeile können mir nichts anhaben, Arjuna! Warum beantwortest du nicht meine Fragen?“ „Oh, ich werde, mit effektiveren Waffen, aber nicht bevor ich Wasser von diesem See getrunken habe!“ Arjuna missachtete die Warnung ebenfalls, trank, und lag sogleich neben seinen Brüdern auf der Erde.
Als nächstes kam Bhima, der stärkste der Pandavas. Als er seine drei toten Brüder fand, dachte er, dass das nur ein Dämon gewesen sein konnte. Er war sicher, dass ihn ein Kampf erwarten würde und um sich auf diesen vorzubereiten, wollte er erst mal seinen Durst löschen.
Schließlich kam Yudhishthira selbst. Er war wie benommen beim Anblick seiner toten Brüder. Als er sich daran machte, um sich am Wasser zu laben, wurde er von der Stimme gestoppt: „Ich bin der Kranich dem dieser See gehört. Wenn du trinkst, ohne meine Fragen zu beantworten, wirst du sterben wie deine unbesonnenen Brüder.“ „Du willst meine Brüder getötet haben, die nicht mal von den Göttern und Dämonen überwunden werden können? Du kannst kein gewöhnlicher Vogel sein, sage mir wer du wirklich bist.“
Im nächsten Moment stand ein Wesen aus der Unterwelt vor ihm, ein Yaksha. Yudhishthira war bereit, sich die Fragen anzuhören. Die erste Frage lautete: „Wie wird man ein Brahmane? Durch Geburt, Benehmen oder durch Lernen?“
"Es ist das Benehmen das einen Brahmanen ausmacht.“
2. Frage: „Was ist es, das endlose Verwunderung bewirkt?“ „Tag für Tag sterben unzählige Menschen. Trotzdem wünschen sich die Lebenden ewig zu leben. Was könnte es Außergewöhnlicheres geben?“
3. Frage: „Wie wirst du reich? Wie wirst du glücklich?“ „Wenn du die Lust besiegst, wirst du reich sein. Wenn du die Begierde überwindest, wirst du glücklich sein.“
Yaksha war erfreut über die weisen Antworten Yudhishthiras und sagte, dass einer seiner Brüder zurück ins Leben kommen könne. Er solle sich einen aussuchen. Ohne zu zögern wollte Yudhishthira Nakula haben. Der Yaksha war überrascht: „Warum Nakula? Warum nicht den mächtigen Bhima oder den tapferen Arjuna? Einer von denen wäre dir sicher hilfreicher wenn du dein Königreich wieder aufbauen willst. Außerdem sind Bhima und Arjuna deine richtigen Brüder, Nakula ist nur ein Stiefbruder. Warum wählst du ihn?“
Yudhishthira sagte: „Ich, ein Sohn Kuntis, lebe. Lass auch einen Sohn Madris leben, Herr. Lass Nakula wieder leben."
Der Yaksha war hocherfreut über die Rechtschaffenheit Yudhishthiras, und so entschied er sich, alle Pandavas wieder ins Leben zurück zu bringen. Yudhishthira verneigte sich: „Mein Herr, ihr könnt niemals ein Yaksha sein, ihr müsst ein Deva sein. Bitte enthüllt eure wahre Gestalt.“
Im nächsten Moment verschwand der Yaksha und an seiner Stelle erschien Yama, der Totengott, der auch als Dharma, die Rechtschaffenheit, bekannt ist. Durch die Gnade Yamas ist es passiert, dass Yudhishthira überhaupt erst von Kunti geboren werden konnte. Yama war es auch gewesen, der als Hirsch die beiden Holzstöcke entwendet hatte. Er wollte die Pandavas prüfen.
Yudhishthira verbeugte sich mit den Worten: „Herr, möge ich niemals der Lust, der Habgier und dem Zorn erliegen. Möge ich immer der Tugend und der Rechtschaffenheit ergeben sein.“
Yama sagte nur: „Du wirst immer sein was du bist, die Verkörperung von Dharma.“
Der letzte Begleiter
Als das dreizehnte Jahr im Exil vorüber war, versuchte Yudhishthira eine friedliche Einigung mit den Kauravas herbeizuführen. Aber Duryodhana war nur auf Krieg aus. Viele tapfere Krieger starben auf beiden Seiten, bevor die Pandavas schließlich den Krieg gewannen. Aber trotz des Sieges war Yudhishthira traurig. Das Königreich war zwar wieder sein, aber zu welchem Preis?
Yudhishthira regierte sehr tugendhaft. Das Volk liebte und verehrte ihn. Eines Tages kam der Weise Narada mit schlechten Nachrichten. Seine Mutter, Kunti, und sein Onkel waren tot. Kurze Zeit später kam die Nachricht, dass die Yadavas, das Volk Krishnas tot sei. Und schließlich kam auch noch die Nachricht von Krishnas Tod.
Das war dann schließlich doch zu viel für den guten Yudhishthira. Er fühlte, dass es an der Zeit war, die Erde zu verlassen und den Himmel zu suchen. Auch seine Brüder waren der gleichen Meinung. So übergab Yudhishthira das Königreich an Parikshit, einen Enkel von Arjuna, und die fünf Brüder verließen zusammen mit Draupadi ihr Volk. Nur ein kleiner streunender Hund ließ sich nicht abschütteln und folgte der kleinen Gruppe auf ihrem Weg in den Himmel.
Zuerst mussten sie über den Berg Himavat, dann durch eine große Wüste, bis sie den Fuß des Berges Meru erreichten. Sie begannen auf diesen Berg zu steigen. Ihr Ziel war es, den Himmel in ihrer physischen Form zu betreten – ein Ziel, das nur vollendete Wesen erreichen. Plötzlich stürzte Draupadi in den Tod. Bhima war schockiert: „Oh König, warum ist Draupadi, die Sündenlose, gefallen?“ Yudhishthira antwortete, ohne sich umzudrehen: „Sie war parteiisch Arjuna gegenüber.“
Als Sahadeva fiel, sagte er: „Ihm fehlte Bescheidenheit.“
Nakula fiel: „Er war zu stolz auf seine Talente.“
Yudhishthira ging nur noch von Arjuna und Bhima gefolgt unbeirrt weiter. Und der kleine Hund begleitete sie immer noch. Als sie ein Stück weiter waren, fiel Arjuna hinunter. Yudhishthiras Reaktion: „Seine Tapferkeit machte ihn eitel.“ Schließlich ein Schrei, und Bhima verlor seinen Halt. Yudhishthira rief ihm nach: „Du warst gierig, und beim Essen hast du dich nicht gemäßigt.“
Yudhishthira war nur noch allein mit diesem Hund unterwegs, und da sah er eine Kutsche daherschweben. Im nächsten Moment stand Indra, der Herr des Himmels, vor ihm. Indra bot ihm an, ihn in der Kutsche in den Himmel mit zu nehmen. Aber Yudhishthira wollte ohne seine Brüder und seine Frau nicht einsteigen. Indra lächelte: „Die haben den Himmel schon erreicht, nur nicht in der physischen Form. Also komm und steige in die Kutsche.“
Yudhishthira meinte: „Aber dieser Hund geht mit, der gehört zu mir.“
Indra war schockiert: „Auf keinen Fall! Da ist kein Platz im Himmel für einen Hund!“
„Keinen Platz für diesen treuen Hund, dann habe ich auch keinen Platz dort,“ erwiderte Yudhishthira.
„Willst du auf den Himmel verzichten nur wegen einem Hund?"
„Ich kann diesen Hund nicht zurücklassen. Er ist mir treu gefolgt.“
„Aber du hast doch auch deine Brüder und Draupadi zurückgelassen.“
„Ja, aber die sind tot. Der Hund jedoch lebt. Er hat mich bis hierher begleitet. Er ist von mir abhängig. Ich verstoße ihn nicht.“
Plötzlich verwandelte sich der Hund und Yama stand vor ihm. Yama hatte ihn ein zweite mal geprüft. Und da er bewiesen hatte, dass er Liebe für alle Lebewesen empfand, durfte er, und nur er alleine den Himmel in der physischen Form betreten.
Der letzte Test
Als Yudhishthira den Himmel betrat wurde er von den Göttern und Heiligen empfangen. Er war überrascht Duryodhana dort anzutreffen. Er war empört: „Duryodhana hier! Er, der verantwortlich für diesen schrecklichen Krieg war! Ich will hier nicht bleiben! Wenn der Himmel die Belohnung für die Unrechten Duryodhana ist, dann möchte ich wissen, welche noch höhere Welt für meine rechtschaffenen Brüder vorgesehen ist.“
Yudhishthira schaute sich vergeblich nach seinen Brüdern und seiner Frau um, und wollte dann zu ihnen gebracht werden. Indra meinte, dass niemand gezwungen werden könne im Himmel zu sein, und so beauftrage er einen Boten damit, Yudhishthira zu seinen Brüdern zu bringen.
Yudhishthira folgte dem himmlischen Boten. Und als sie so gingen, da veränderte sich das Leuchten des Himmels, bis sie schließlich in Dunkelheit gehüllt waren. Mit jedem Schritt den sie taten, wurde es immer schrecklicher. Plötzlich blieb der Bote stehen: „Ich hatte den Auftrag dich bis genau hierher zu bringen. Wenn du genug hast, kannst du mit mir ja wieder zurück gehen.“
Angeekelt von dem Gestank ging Yudhishthira rückwärts. Plötzlich waren Stimmen zu hören: „Verlass uns nicht! Solange du hier bist, fühlen wir, die uns auferlegten Torturen nicht! Deine bloße Präsenz gibt uns Linderung! Bitte gehe nicht zurück!“
„Wer seid ihr?“ fragte Yudhishthira. Es waren seine Brüder und Draupadi.
Yudhishthira war verwirrt. Dann wurde er wütend: „Duryodhana im Himmel! Und meine Brüder in der Hölle! Sind die Götter blind? Ist Dharma (die Rechtschaffenheit) gestorben?“
Er gab dem Boten den Auftrag, Indra auszurichten, dass er in der Hölle bleiben würde, wenn seine Präsenz doch so viel Linderung für seine Liebsten bedeutete.
Im nächsten Moment war Yudhishthira von göttlichem Licht umgeben. Indra und andere Götter erschienen vor ihm: „Yudhishthira,“ sprach Indra, „für die eine, einzige Lüge, die du in deinem ganzen Leben gesprochen hattest, musstest du für eine Sekunde in die Hölle. Deine Brüder mussten für die Gründe, welche du schon nanntest für eine kurze Zeit in die Hölle. Sie sind jetzt bereits im Himmel.
Yama erklärte ihm dann noch, dass dies die dritte und letzte Prüfung war. Yudhishthira war bereit in der Hölle zu bleiben für seine Brüder. Yudhishthira wäre mitfühlend, rechtschaffen und sündenlos. Yudhishthira verbeugte sich vor Yama, nahm dann ein Bad in der himmlischen Ganga, wurde von Indra und Yama in den Himmel begleitet, wo er wiedervereint war mit seinen Brüdern.