Siddhis: Unterschied zwischen den Versionen

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In höheren Stadien des spirituellen Lebens hat Sprechen wenig mit Kommunikation zu tun. Durch bloßes Wollen und Denken können telepathische Wellen zum Geist geschickt werden. Diese [[Telepathie|telepathischen]] Fähigkeiten gehören zu den Siddhis.
In höheren Stadien des spirituellen Lebens hat Sprechen wenig mit Kommunikation zu tun. Durch bloßes Wollen und Denken können telepathische Wellen zum Geist geschickt werden. Diese [[Telepathie|telepathischen]] Fähigkeiten gehören zu den Siddhis.


=== Siddhis in Heiligenlegenden ===
== Siddhis in Heiligenlegenden ==


====Die Siddhis von Chang Dev===
====Die Siddhis von Chang Dev===

Version vom 1. Mai 2013, 08:51 Uhr

Siddhis, Mehrzahl von Siddhi. Siddhis sind die außergewöhnlichen Kräfte eines Yogis. Mehr dazu unter dem Stichwort Siddhi.

Swami Sivananda über den rechten Umgang mit Siddhis

Yoga zielt darauf, den Geist zu kontrollieren. Durch methodisches Üben von Yoga können wundersame Kräfte, Siddhis, erlangt werden. Die Wissenschaft des Yoga verspricht als Frucht solcher Praktik das Erlangen der Fähigkeit, sich selbst unsichtbar zu machen, sich unendlich groß oder unendlich leicht zu machen, andere Gestalten anzunehmen, den Verlauf der Natur zu ändern und das Erlangen aller anderen Wunderkräfte. Ein Yogi wird zum Herrn über alle Kräfte in der Natur und kann sie nach seinem Willen benutzen. Er hat völlige Kontrolle über die Elemente. Das nennt sich Siddhis. Jnanins können mittels der Kraft des Sat-sankalpa mit ihren physischen Körpern tun was immer sie möchten. Kabir ließ seinen Körper mithilfe seines Willens zu Rosen werden. Er wurde zu einem Rosenbusch. Tiruvalluvar zwang seinen Körper durch Willenskraft dazu, sich in Gold zu verwandeln. Der Körper von Naikka Vasagar wurde zu einer Masse strahlenden Lichts. All das sind Siddhis. Ein Yogi erfasst über sein inneres Auge unmittelbar die Samskaras seiner Schüler und kennt ihre Schwächen und Fehler, und verschreibt ihnen die richtige Art von Sadhana, um diese rasch auszumerzen. Auch ein Jnani kann das tun. Was ein Yogi durch seinen yogischen Samyama oder gleichzeitiges Dharana, Dhyana und Samadhi an Siddhis bewirkt, kann ein Jnani durch die Kraft seines Satsankalpa bewirken. Ein Schüler von Samarth Ramadas übertrug seine spirituelle Kraft auf die Tochter einer Tänzerin, die ihm sehr leidenschaftlich zugetan war. Der Schüler schaute ihr in die Augen. Ihre Leidenschaft verflog. Sie wurde fromm und religiös. Sakti Sanchar, die Übertragung von Kräften, kann ein Yogi durch seinen Blick ausüben, durch eine Berührung oder durch Sankalpa. Auch das Übertragen spiritueller Kraft ist Siddhi. In höheren Stadien des spirituellen Lebens hat Sprechen wenig mit Kommunikation zu tun. Durch bloßes Wollen und Denken können telepathische Wellen zum Geist geschickt werden. Diese telepathischen Fähigkeiten gehören zu den Siddhis.

Siddhis in Heiligenlegenden

=Die Siddhis von Chang Dev

Ein Yogi Namens Chang Dev ritt auf einem Tieger in Alandi, in der Nähe von Poona, ein, wo der Yogi Jnaneshwar lebte. Er hatte eine Schlange als Peitsche in der Hand, um den Yogi mit seinen Kräften und seiner Macht über die Natur zu beeindrucken. Jnaneshwar war bereit, ihn zu empfangen. Er stieg mit seinen Brüdern und Schwestern auf die Mauer, die sein Haus umzäunte, und befahl der Mauer, ihn seinem Besucher entgegenzutragen, und die Mauer tat, wie ihr befohlen.

Die Siddhis von Manoor

Mansoor war ein großer und berühmter Sufi Brahma Jnani. Erlebte vor rund vierhundert Jahren in Multan (Pakistan). Er wiederholte immer „Analhaq, Analhaq“. Das entspricht dem „Soham“ oder „Aham Brahmasmi“ der Vedantins. Die Leute sagten zu dem damaligen Badsha, dass Mansoor ein Atheist (Kafir) sei und dass er immerzu „Analhaq, Analhaq“ rezitiere. Der Badsha war ziemlich empört. Er befahl, dass man Mansoor in Stücke zerschneide. Und so wurde er in Stücke zerschnitten. Doch selbst dann rezitierten die Stücke Fleisch weiter „Analhaq, Analhaq“. Er fühlte keinen Schmerz, da er ein ausgereifter Samadhi Jnani war und sich völlig mit Brahman identifiziert hatte. Er stand über dem Körper-Bewusstsein. Er war ein Videha (in Realität körperlos). Dann verbrannten sie die Stücke Fleisch im Feuer. Selbst dann noch murmelten diese „Analhaq“.

Shams Tabriez – die Siddhis eines islamischen Mystikers

Shams Tabriez war ein weiterer Brahma Jnani aus Multan. Auch er lebte vor etwa vier hundert Jahren. Er war ein Hindu Sannyasin. Er besaß einen der zehn Sannyasi Namen Puri. Mohammedaner gaben ihm den Namen Shams Tabriez, um ihn ihrer Seite anzupassen. Auch er war dem damaligen Badsha unlieb wegen seinem Rezitieren von „Analhaq“. Eines Tages war er einmal sehr hungrig. Jemand gab ihm ein Stück rohes Fleisch. Er bat ein paar Leute um Feuer, um das Stück Fleisch zu rösten. Alle lehnten ab, denn wenn sie ihm halfen würden sie vom Badsha bestraft werden. Shams Tabriez hielt daraufhin das Stück Fleisch auf seiner Hand der Sonne hin und sagte: „Oh Sonne, komme sofort herab und röste dieses Stück Fleisch für mich. Ich bin sehr hungrig.“ Sofort kam die Sonne herab und röstete sein Fleischstück. Shams Tabriez aß es mit Freuden. Die sengende Sonne begann, die Leute von Multan und den Badsha zu verbrennen. Der Badsha erzitterte und kniete sich vor Shams Tabriez nieder und sagte: „Vergib mir, mein Herr. Mach, dass die Sonne wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgeht oder wir werden alle sterben.“ Daraufhin befahl Shams Tabriez: „Oh Sonne, kehre zurück an deinen ursprünglichen Platz.“ Die Sonne gehorchte dem Befehl des Jnani und kehrte auf ihren alten Platz zurück. Ein Jnani ist Gott Selbst. Er kann durch Sat-Sankalpa (reinen Willen oder Entschluss) alles bewirken. Er ist der König der Könige, auch wenn er keine Schätze besitzt. Was ist ein erbärmlicher Badsha vor einem Sannyasin, dem Herrscher der Herrscher? Shams Tabriez wurde auf Befehl des Badsha gehäutet, und doch lachte er nur, er lachte durch und durch.

Kabir und seine Siddhis

Kabir’s Körper verwandelte sich in Blumen, von denen die Hälfte von Hindus in Benares beerdigt wurden, die andere Hälfte wurde in Maghar begraben. Der Körper des Weisen Tiruvalluvar verwandelte sich bei seinem Tod in Gold. Die Körper einiger Heiligen in Südindien wurden bei ihrem Tod zu einer Masse aus Licht. Heilige können alles tun, was sie wollen.

Siddhis verhindern nicht die Krankheiten eines Yogi

Es ist wahr, dass Buddha durch reinigendes Durchspülen des Körpers starb, Sankara starb an Hämorrhoiden, Ramakrishna starb an Krebs, Vivekananda an Diabetes. Selbst wenn ein Weiser eine physische Krankheit hat, ist der doch nicht betroffen davon, weil er sich nicht mit dem Körper identifiziert. In seiner Vorstellung gibt es für ihn keinen Körper. Er kümmert sich nicht um seinen Körper. Für ihn ist der Körper eine abgeworfene Hülle. Ein entwickelter Hatha Yogi, der Kaya Siddhi besitzt, kann nie irgendeine Krankheit haben, da er einen stälernen Körper besitzt.

Siddhis sind keine wirklichen Wunder=

So etwas wie Wunder oder Siddhis gibt es eigentlich nicht. Der normale Mensch weiß einfach nichts von höheren, spirituellen Dingen. Er ist in Vergessenheit versunken. Er ist abgeschnitten vom höheren, transzendenten Wissen. Also nennt er ein ungewöhnliches Ereignis oder Auftreten ein Wunder. Für einen Yogi, der die Dinge im Licht des Yoga versteht, ist nichts ein Wunder. Nur ein Dörfler ist erstaunt, wenn er zum ersten Mal ein Flugzeug oder ein Kino sieht, und genauso ist ein weltlicher Mensch fassungslos, wenn er zum ersten Mal Zeuge eines außergewöhnlichen Spektakels wird.

Verzichte auf das Vorführen von Siddhis

Das Vorführen von Siddhis ist kein Kriterium, mit dem sich der Grad der Spiritualität eines Menschen messen lässt. Wer Siddhis aus eigennützigem Beweggrund zur Schau stellt, ist ein ganz weltlicher Mensch. Schon bald wird er zu Fall kommen. Manchmal zeigt ein Yogi einem Schüler vielleicht ein Wunder, um ihn von der Existenz übernatürlicher Dinge zu überzeugen und ihm auf dem spirituellen Pfad Mut zu machen. Königin Chudalai schwebte vor ihrem Mann Sikhidhvaja in Gestalt von Kumbha Muni über dem Boden, um in ihm einen starkenn Glauben an Yoga zu erwecken. Ein Yogi kam nach Kalkutta und führte in der Aula der Universität das Kunststück vor, reine Salpetersäure zu trinken, Nägel zu verschlucken und Glasstücke zu kauen. Mein Freund Sri Srinivasa Poddar war bei dieser Begebenheit dabei. Die Leute waren baff vor Staunen. Er leckte die Säure wie Honig auf. Doch er war ein rein kommerzieller Mensch. Er demonstrierte diese Kunststücke jedem, der 301 Rupis zahlen konnte. Kann es nur einen Hauch, nur ein Fünkchen Spiritualität oder wahrem Yoga geben, wo Geschäfte gemacht werden? Ich überlasse es dem Leser, darüber zu urteilen. Der arme Yogi starb in Rangoon in Folge einer Unachtsamkeit bei seinen Kriyas. An diesen Kunststücken ist wirklich nichts Außergewöhnliches. Es ist bloße Sammohana Vidya, Indra Jalam oder Preta Vidya. Es gibt Kräuter, um die negative Wirkung von Säuren und Glassplittern aufzuheben.

Hänge nicht an Siddhis

Nur ein unkultivierter Mensch rennt Siddhis, Wunderkräften, hinterher. Siddhis haben keinerlei spirituellen Wert. Weltliche Menschen sind verliebt in Leute, die Siddhis zeigen und rennen ihnen neugierig nach. Sie erliegen der falschen Vorstellung, dass Leute, die Siddhis vorführen, wahre Mahatmas oder Jivanmuktas sind. Das ist falsch. Patanjali Maharshi sagt auch: „Siddhis werden nur von einem undisziplinierten Geist als Vollkommenheit angesehen, sind jedoch wahre Hindernisse für spirituelle Meditation (Kapitel III-37).“ Sidhis haben keinen echten Platz im spirituellen Leben. Du musst sie gnadenlos ignorieren, selbst wenn sie im Verlauf deines Sadhana auftreten. Und sie treten mit Sicherheit auf. Siddhis und Riddhis tanzen um die Füße eines Yogischülers, der die Sinne unter Kontrolle gebracht hat und Konzentration übt. Sie stehen mit gefalteten Händen, um dem praktizierenden Yogi zu gehorchen. Doch sollte der sie kein Stückchen beachten. Nur dann kann er auf dem spirituellen Pfad voranschreiten. Emanzipation kann man nur erlangen, wenn man auch die Allwissenheit und die Allmacht als wertlos fallen lässt. Sie sind nichts im Vergleich zum höchsten, unvergänglichen Reichtum von Moksha oder Kaivalya.

Tipps für die Entwicklung von Siddhis

Wenn Du den Geist auf deine Nasenspitze konzentrierst, wirst Du übersinnliche Gerüche (Divya Gandha) vernehmen, wenn Du ihn auf die Zungenspitzte konzentrierst, wirst Du übersinnlichen Geschmack erleben; an der Basis der Zunge übersinnlichen Klang; am Gaumen übersinnliche Farbe. Diese übersinnlichen Erfahrungen werden Dir Ermutigung sein und dich im Überzeugtsein von den Wahrheiten des Yoga stärken. Sie werden dich dazu antreiben, diszipliniert Yoga Praktiken zu üben, um die höchste Erkenntnis zu erlangen.

Auf ganz natürliche Weise erlangt ein Yogi , der seine Indriyas und den Prana kontrolliert hat und Konzentration sowie tiefe Meditation übt, verschiedene Arten von Siddhis (verborgene Kräfte). Die Siddhis sind Hindernisse auf dem Weg zur Erkenntnis. Ein Yogi sollte sich überhaupt nicht um diese Siddhis kümmern, wenn er weiterkommen will und die höchste Erkenntnis und das oberste Ziel erreichen will. Wer Siddhis hinterherrennt, wird zum größten weltlich eingestellten Menschen, zum größten Haushaltsmenschen werden, den es gibt. Selbsterkenntnis ist das alleinige Ziel.

Lass dich nicht durch Siddhis vom Weg abbringen

Welche Siddhis und Riddhis Du auch erlangen magst, weiche nicht ab von deinem spirituellen Weg und von deinem Lakshya (Meditationsobjekt). Behandele sie wie Gift, wie Mist oder Stroh.

Wenn man regelmäßig meditiert erlangt man die ein oder andere übernatürliche Fähigkeit, das ist sicher. Setzt diese Kräfte nicht für niedere, egoistische Zwecke, für den einen oder anderen materiellen Gewinn ein. Du wirst nur zu Fall kommen. Die Natur wird dich bestrafen. Aktion und Reaktion sind gleichstark und liegen sich gegenüber. Jede falsche Tat verursacht eine Reaktion. Sie wird auf dich zurückprallen und dir Verderben bringen. Mach dich nicht zum Zuhälter für übersinnliche Fähigkeiten. Ich warne dich allen Ernstes. Sei vorsichtig. Macht, das andere Geschlecht, Wissen, sie alle wirken wie starke Drogen. Wer sie besitzt, weiß nicht wirklich, was er tut. Sein Verstand wird getrübt. Sein Verständnis wird verschleiert. Diese Kräfte werden dich nicht verführen können, wenn Du in der Yama-Praktik, der Selbst-Zurückhaltung geübt bist.

So wie Du Kühe behandelst, so behandeln Devatas Menschen und Schüler. Die Devatas stellen den Suchenden ernsthafte Hindernisse in den Weg. Sie führen sie in Versuchung. Sie locken vor allem die fortgeschrittenen Schüler. Respektiere vor allem die fortgeschrittenen Schüler. Respektiere sie, aber weise Siddhis oder Versuchungen schonungslos zurück. Nur dann kannst Du auf dem Weg weiter voranschreiten. Wenn Du ihren Lockungen nachgiebst, wenn Du zu einem Sklaven der Siddhis wirst, wirst Du hoffnungslos in die Tiefe gerissen werden. Oh Suchender, sei vorsichtig!

Siddhis sind dem Erreichen des ultimativen Lebensziels definitiv abträglich. Man wird nur bereit für die Unsterblichkeit, wenn man alle Freuden dieser Welt und anderer Welten, einbegriffen der von Indra und Brahma, hinter sich lässt. Siddhis locken den Yogi, in die sinnlichen Gefilde zu laufen. Die Motive mit denen einer zu Beginn nach Siddhis strebt mögen rein sein, doch werden unterdrückte Wünsche plötzlich aufgehen und den Schüler in die Irre führen. Beständiges Gebet und ein starker Glaube an Gott sind die Medizin für alle Leiden. Entwickle allmählich Leidenschaftslosigkeit gegenüber den weltlichen Dingen, den Körper einbegriffen. Sei allzeit vorsichtig.

Spirituelle Erfahrungen und Siddhis

Höhere spirituelle Erfahrungen haben mit Farben und Klängen nichts zu tun. Es geht um innere Freude, Frieden und Balance. Der Geist sollte im Erfolg wie im Misserfolg, in Freude und Leid, in Ehre und Schmach ausgeglichen sein. Die Gegensatzpaare sollten überwunden werden. Raga-Dvesha sollte verschwinden. Kosmische Liebe sollte herrschen. Die ganze Welt sollte zur Manifestation des Höchsten Gottes werden. Es sollte Freiheit von allen Arten von Angst und Schmerz regieren. Das ist die wahre Natur der hohen spirituellen Erfahrungen. Das Wort Bhagavan bezeichnet jemanden, der die sechs übermenschlichen Kräfte bzw. sechs Eigenschaften besitzt, nämlich Anima beherrscht (die Größe eines Atoms annehmen), und ein unerschöpflicher Speicher der Rechtschaffenheit (Dharma), des Ruhmes (Yasas), der Fülle (Sree), der Leidenschaftslosigkeit (Vairagya) und des Wissens (Jnana) ist. In einigen Büchern findest Du Aisvarya, Vibhuti, Siddhis und Bala (Allmacht) anstatt Anima und Dharma. Viele Menschen gehen die Yogapraktik mit Neugier und Erwartung an, Kräfte zu entwickeln und Kundalini zu erwecken und sie machen Sirshasana und verschiedene andere Yoga-Übungen. Keiner bleibt lange bei den Übungen. Nach drei Monaten hören sie auf zu praktizieren. Das ist nicht gut. Einsatz und Ausdauer, Geduld und Hartnäckigkeit sind nötig, um durchgreifenden Erfolg und Siddhi zu erreichen. Bloße Emotionen reichen nicht. Der Erfolg im Yoga stellt sich umso schneller ein, je mehr Energie der Sadhaka einbringt. Du kannst nicht erwarten, Siddhis zu bekommen, wenn Du einfach nur die Nasenlöcher drei bis sechs Monate auf und zu machst. Wer Yama und Niyama beherrscht, wer die Haltung beherrscht, der kann Pranayama üben. Er wird zweifelsohne Erfolg haben.


Swami Sivananda über den Umgang mit Siddhis

Es gibt neun große Kräfte (Riddhis), acht größere (Siddhis) und achtzehn niedere.

Die acht größeren Siddhis sind:

  • Animan: die Fähigkeit, eine ganz kleine Gestalt annehmen
  • Mahiman: Die Fähigkeit, eine riesengroße Gestalt anzunehmen
  • Gariman: Die Fähigkeit, sehr schwer zu werden
  • Laghiman: Die Fähigkeit, sehr leicht zu werden
  • Prapti: Die Fähigkeit, alle Wünsche zu verwirklichen
  • Prakamya: Unwiderstehlicher Wille
  • Ishitva: Große Vornehmheit
  • Vashitva: Beherrschung aller Dinge.


Das Wort Riddhi wird für weniger große Fähigkeiten gebraucht. An diese Siddhis, seelische Kräfte soll man nicht zu oft denken. Hellsehen und Hellhören braucht nicht erworben zu werden, da man auch ohne sie größere Erleuchtungen und tieferen Frieden erlangen kann . Der Wunsch nach Kräften wirkt wie ein Windstoß, der die Lampe des Yoga, die er mit Sorgfalt unterhalten sollte, auslöscht. Das Nachlassen, dessen Ursache Sorglosigkeit oder der egoistische Wunsch nach seelischen Kräften ist, löscht die kleine geistige Flamme aus, die der Schüler mit so viel Mühe angezündet hatte, und stößt ihn wieder in den tiefen Abgrund der Unwissenheit hinab. Er vermag nicht mehr zu den ursprünglichen Höhen aufzusteigen, die er schon erreicht hatte. Die Versuchung hat darauf gewartet, den unvorsichtigen Schüler zu überwältigen. Der Reiz der Astralwelt und der himmlischen Spielleute Gandharvas ist mächtiger als die der irdischen Welt.

Seelische und andere Kräfte erwachen im Yogi, der seine Sinne, seinen Atem und seine Gedanken zu beherrschen gelernt hat. Dies aber sind Hindernisse für die Selbstverwirklichung, Versuchungen für den Schüler, der wachsam sein und sich entschlossen von diesen Kräften abwenden sollte wie von einer wertlosen Lappalie.

Regelmäßige Meditation und Konzentration machen empfänglich für seelische Kräfte. Diese aber dürfen nicht für niedere und selbstische Zwecke ausgenützt werden, um diesen oder jenen materiellen Vorteil zu erlangen . Sonst straft uns unsere Mutter, die Natur, und führt uns zum Fall. Aktion und Reaktion entsprechen sich als Gegensätze. Jede schlechte Tat wird eine entsprechende Reaktion auslösen. Macht, Geschlecht, Geld und Bildung sind mächtige Rauschmittel. Wer sie besitzt, weiß nicht, was er tut; denn sein Geist ist verdunkelt und sein Verständnis verschleiert. Sie werden aber den Schüler nicht treffen, der stark ist in der Übung der Yoga Tugenden und in Yama, der Selbstbeherrschung.

Es gibt keine Wunder. Nur der alltägliche Mensch, der nichts von geistigen Dingen mehr weiß und sich jeder transzendenten Erkenntnis verschlossen hat, hält Ereignisse oder Tatsachen, die aus dem Gewöhnlichen herausfallen, für Wunder. Dem Weisen, der die Dinge im Licht des Yoga sieht, bedeutet das Wunder nichts. Wie ein Dorfbewohner erstaunt, wenn er zum ersten Mal ein Flugzeug oder einen Tonfilm sieht, erstaunt der alltägliche Mensch, der zum ersten Mal Zeuge eines »übernatürlichen« Vorgangs ist.

Siehe auch