Diwali: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. September 2012, 17:15 Uhr
Diwali, auch Deepavali bzw. Dipavali (Hindi: दीवाली, dīvālī; दीपावली dīpāvalī) genannt, bedeutet „Lichterkette” und ist das populärste indische Fest. Dieses Lichterfest fällt auf Amavasya, den Neumond des Monats Kartik. (Oktober/November).
In weiten Teilen Indiens ist Diwali der populärste Feiertag und in mancherlei Hinsicht mit unserem Weihnachtsfest vergleichbar. Oftmals wird es als ein drei- oder viertägiges Fest gefeiert. Es beginnt mit dem Dhan-Teras am 13. Tag nach Vollmond; am nächsten Tag folgt Narak Chaudas und am 15. Tag ist das eigentliche Diwali. Am tag darauf ist Sri Govardhana Puja.
Über den Ursprung des Festes gibt es verschiedene Legenden. Nach einer davon wird an Diwali die Hochzeit von Lakshmi (Göttin des Wohlstands, des Glücks und der Schönheit) und Vishnu (Erhalter der Schöpfung) gefeiert. In Bengalen ist es ein Fest von Kali („die Dunkle“; Göttin der Zeit). Gleichzeitig wird mit Diwali auch jenes gesegneten Tages gedacht, an dem Rama nach seinem Sieg über Ravana (Dämonenkönig) nach Ayodhya (Hauptstadt des Königreiches von Dasharatha, dem Vater Ramas) zurückkehrte. Es ist auch der Tag, an dem Krishna den Dämon Narakasura tötete.
Symbolisch: mit der Rückkehr von Rama, dem göttlichen Sohn und rechtmäßigen Nachfolger des Königs Dasharatha, in die von Vernichtung bedrohte Königstadt Ayodhya, feiern die Gläubigen an Diwali die Rückkehr des Bewusstseins der Liebe Gottes in die Herzen der Menschen; dies ist von ähnlicher Bedeutung wie die Geburt des Jesus-Kindes an Weihnachten im Christentum.
Diwali ist ein guter Anlaß für tiefere Meditation über das göttliche Licht, und für ein Lichtgebet für die ganze Menschheit. Man zündet traditionell Kerzen an.
Zeitpunkt von Diwali
Diwali findet statt an Amavasya, also an Neumond im Monat Kartik (Oktober/November). Da Neumond in verschiedenen Teilen der Welt und sogar in verschiedenen Teilen Indiens auf unterschiedliche Tage fallen kann, kann auch Diwali in Westindien, Europa und Amerika ein Tag später als in Ostindien gefeiert werden. Im weiteren Sinn besteht Diwali aus 5 Tagen Festlichkeiten, beginnend zwei Tage vor Neumond, abschließend zwei Tage nach Neumond:
- Dhanwantari Triodasi bzw. Dhantrayodashi: Zwei Tage vor Diwali. Dhan bedeutet Reichtum, Dhanwantari ist mythologische Begründer des Ayurveda. An diesem Tag wird das Haus aufgeräumt, neue Kleidung und Kochutensilien gekauft, auch Schmuck und Wertgegenständen, vor allem aus Silber und Gold
- Narak Chaturdasi, auch Kali Chaudas genannt, ein Tag vor Diwali: Das ist der Tag, an dem Krishna den Dämonen Narakasura beiegt haben soll. An diesem Tag stehen die Menschen sehr früh, insbesondere vor Sonnenaufgang, auf, nehmen ein Bad mit wohlriechenden Ölen. Man trägt neue Kleidung, zündet Öllämüchen an, besucht sich gegenseitig, beschenkt sich mit Süßigkeiten und anderen Geschenken, entzündet Knallfrösche und Feuerwer
- Diwali selbst findet an Neumond statt. Dieser Tag wird auch Lakshmi Puja genannt. An diesem Tag wird die Hochzeit von Vishnu und Lakshmi gefeiert. Lakshmi gilt als die Göttin des Glücks, der Fülle, der Liebe, des Wohlstands. Die Lichter gelten als Einladung für Lakshmi. Geschäftsleute und Ladenbesitzer reinigen, streichen und schmücken ihre Geschäfte und legen neue Geschäftsbücher an. Sie bitten Lakshmi um Erfolg für das kommende Jahr
- Govardhana Puja ist am Tag nach Diwali. Es feiert Krishna, der den Berg Govardhana schützend gehoben hat, um die Menschen seines Hirtenstammes vor einem Unwetter zu schützen
- Bhau Beej bzw. Bhaiduj, Bhayitika ist zwei Tage nach Diwali. Dieser Tag ist der Bruder-Schwester-Tag. Die Geschwister segnen sich gegenseitig mit Licht und versprechen, sich gegenseitig zu beschützen
Über Diwali - mp3 Kurzvortrag von Sukadev Bretz:
Indische Bräuche an Diwali
Diwali ist in Indien das populärste Fest. Es verbindet manches, was in Europa mit Weihnachten, Silvester und auch Allerseelen verbunden wird. Diwali wird nicht nur im Hinduismus gefeiert, sondern auch im Jainismus und Sikhismus. So ist es ein religionsübergreifendes Fest - in das allerdings Muslims und Christen sich nur teilweise einbeziehen. Diwali ist ein Fest großer Freude, das mit allem gefeiert wird, was Fröhlichkeit ausdrückt. Diwali ist mehr ein Familienfest und wird daher in den Ashrams nicht so intensiv gefeiert wie z.B. Shivaratri, Krishna Jayanthi, Navaratri etc.
- Lichterketten: Zentrales Element sind die Lichter. Ursprünglich waren es kleine Öllampen, welche in Reihen an Fenstern und Eingängen gestellt wurden, daher der Ausdruck "Diwali" bzw. "Dipavali", Lichterkette bzw. Weg des Lichtes. Heute sind es zunehmend elektrische Lichterketten, die im ganzen Land Wohnhäuser, Geschäfte, Straßen, Dächer, Bäume beleuchten. Nach einer Deutung zeigen die Lichter den Pitris (Seelen der verstorbenen Vorfahren) den Weg in die Seligkeit. Sie symbolisieren so die Überwindung des Todes.
- Feuerwerkskörper: Heutzutage sind es oft Feuerwerkskörper, Raketen und Knallfrösche, welche Diwali am sichtbarsten (und hörbarsten) machen. Sie symbolisieren das Vertreiben der Dämonen, des Negativen - und die schlagartige Erleuchtung, die nach langer Anstrengung auf dem spirituellen Weg kommen kann
- Familienfeiern: An Diwali kommen alle Familienmitglieder zusammen. Diwali ist ein Familienfest
- Geschenke: An Diwali werden Geschenke überreicht
- Totengedenken: An Diwali wird der Toten gedacht, Rituale für sie ausgeführt
- Diwali Grußkarten: Inder verschicken an Diwali an alle Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Geschäftsfreunde, die sie an Diwali nicht persönlich sehen können. Obgleich Diwali die unterschiedlichsten Hintergründe hat, sind auf den meisten Diwali Karten Lakshmi und Ganesha abgebildet, weil sie als besonders glücksverheißend gelten
- Reinigen, Schmücken: Diwali steht für Neubeginn. So steht vor Diwali ein gründlicher Hausputz auf dem Programm, das Haus wird feierlich geschmückt, neue Kleidung und Einrichtung gekauft.
Präsident Obamas Diwali Message:
Legenden um Diwali
Rückkehr Ramas nach Ayodhya
In Nordindien wird an Diwali besonders die Rückkehr Ramas nach Ayodhya gefeiert. Auch in der Sivananda/Yoga Vidya Tradition wird die Ramayana nacherzählt, Rama Puja zelebriert.
Rama, Inkarnation von Vishnu, Sohn des Königs Dasharata, war infolge einer Intrige seiner Stiefmutter Kaikeyi für 14 Tage in die Verbannung geschickt worden. Seine Anhänger um seinen Bruder Bharata gelobten, während der 14 Jahre keine Lichter anzuzünden und ein asketisches Leben zu führen. Wenn Rama nach 14 Jahren nicht zurückkehren würde, gelobten sie, sich selbst in Flammen zu verbrennen. Als Rama nach 14 Jahren nicht zurückgekehrt war, entzündeten die Bewohner von Ayodhya große Scheiterhaufen. Kurz bevor die Menschen sich in die Flammen stürzten kamen Rama und Sita auf einem Vimana (Wagen, Flugzeug) angeflogen. Die Menschen interpretierten jetzt die Flammen als Freudenfeuer, feierten, zelebrierten und tanzten die ganze Nacht.
Ramas Rückkehr nach Ayodhya symbolisiert die Rückkehr Gottes in unser Leben. Manchmal schicken Aspiranten Gott (scheinbar) aus ihrem Leben im Glauben, dass sie so das Leben mehr genießen können. Dies ist jedoch ein Trugschluss: Diejenige, die Ramas Verbannung veranlasst hatte, Kaikeyi, wurde todunglücklich, ihr eigener Sohn Bharata war sehr traurig. Wenn wir mal Gott in die Verbannung geschickt haben, braucht es intensive spirituelle Praktiken und Askese, um Gott wieder zu erfahren. Wenn Gott dann wieder erfahrbar wird, erfährt man große Freude und Erleuchtung. So steht Diwali für die Erfahrung von innerem Licht, Erleuchtung, Samadhi.
Video-Vortrag: Rama - von Dr. Nalini Sahay
Vortrag über Rama und seine Rückkehr nach Ayodhya an Diwali als mp3 Datei:
<mp3>http://sukadev.podspot.de/files/198_Die-Legende-von-Ramas-Rueckkehr-nach-Ayodhya.mp3</mp3>
Krishna besiegt Narakasura
An Diwali wird auch der Sieg der Gottinkarnation Krishnas über Narakasura gefeiert. Narakasura bedeutet wörtlich „Strom, der zur Hölle fließt“ und steht für die Charakterzüge des Menschen, welche die Höherentwicklung behindern. Narakasura war der Sohn der Erdgöttin Bhumi Devi und Vishnus, in anderer Tradition der Sohn von Hiranyaksha. Narakasura war zunächst tugendhaft und regierte ein Königreich Pragjyotisha. Dann verband er sich mit dem Asura Banasura, wurde machtgierig und eroberte die Erde und den Himmel. Er entführte 16100 Frauen und hielt sie als Haremsdamen in Gefangenschaft. Krishnas Frau Satyabhama hatte Mitgefühl mit den gefangenen Frauen und bat Krishna um Hilfe für sie. Krishna kämpfte gegen Narakasura. Mit der Hilfe von Satyabhama und Garuda besiegte er Narakasura mitsamt seinem General Mura. So bekam Krishna den Beinamen Murari. Tödlich verwundet bat Narakasura darum, dass sein Todestag gefeiert werden würde - so wird am Tag vor den Hauptfestlichkeiten von Diwali der Sieg von Krishna über Narakasura gefeiert.
Nachdem Krishna den Dämonen Narakasura besiegt hatte, besuchte er seine Schwester Subhadra. Diese hieß ihn herzlich willkommen und gab ihm süße Speisen und Blumen. Sie trug Tilaka, Heilige Pulver, auf seine Stirn auf. Daher gilt der letzte Tag der fünf-tägigen Diwali-Feiern, also Bhau Beej bzw. Bhaiduj bzw. Bhayitika, der Geschwisterliebe.
Hochzeit von Vishnu und Lakshmi
Vishnu und Lakshmi sind männliche und weibliche Manifestationen der einen unendlichen Wirklichkeit. Sie gelten als Ewiges Paar. Es gibt jedoch auch die Legende, dass Vishnu und Lakshmi eines Tages auch formell heiraten wollten. Dabei wurde übersehen, Ganesha, den Sohn Shivas und Parvatis, den Elefantengott, einzuladen. Infolgedessen kam die Hochzeitskutsche nicht voran. Erst als der Kutscher "Jaya Ganesha" wiederholte, konnte die Hochzeitsprozession vorankommen. So wurde Ganesha noch schnell eingeladen, und bevor Vishnu und Lakshmi heiraten konnten, wurde die Hochzeit von Ganesha mit seinen Frauen Siddhi und Riddhi zelebriert. Es heißt daher, dass nur wenn Ganesha angerufen wird, Vorhaben gelingen können. Daher wird an Diwali auch Ganesha besonders verehrt. Und wann immer Lakshmi verehrt wird, muss auch Ganesha verehrt werden.
Vishnu und Lakshmi inkarnieren sich immer wieder auf dieser Erde. In einigen ihrer Avatare (Inkarnationen) heiraten sie auch - typischerweise an Diwali. So geschah es z.B. mit Sita und Rama.
Mehr über Lakshmi - als mp3 Audio Vortrag:
Kali und Raktabija
An Diwali feiert man den Sieg von Kali über Raktabija. Als Durga zusammen mit vielen Devis (Göttinnen) gegen die Dämonen kämpfte, gab es einen mächtigen Dämon namens Raktabija. Er hatte die besondere Gabe, dass Blutstropfen von ihm (Rakta= Blut) zum Samen (Bija) eines neuen Dämons wurden. Wann immer Durga Raktabija verletzte, entstanden aus jedem seiner Blutstropfen neue Dämonen. Schließlich machte Kali ihre Zunge riesengroß, streckte sie so raus, so dass alles Blut von Raktabija auf ihre Zunge fiel - und sie Raktabija mitsamt all seiner Blutstropfen und neu entstandenen Dämonen verschlang.
So erscheint es manchmal auf dem spirituellen Weg: Mit jeder schlechten Gewohnheit, die man überwindet, scheinen neue schlechte Gewohnheiten aufzutauchen. Mit jedem Schritt auf dem spirituellen Weg scheinen neue Hindernisse aufzutauchen. Wenn man aber die Gnade der göttlichen Mutter anruft, beseitigt sie alle Hindernisse und Probleme.
Krishna hebt den Govardhana Berg
An Diwali wird auch gefeiert, dass Krishna seinen Hirtenstamm vor einem Unwetter beschützt hat. Das begab sich wie folgt:
Die Gopas und Gopis verehrten Indra, den Wettergott, den König der Engel. Krishna sagte ihnen, dass sie keine Engel verehren sollten sondern Gott direkt - oder seine Schöpfung. So hörten die Gopas und Gopis auf, Indra zu verehren, und machten stattdessen eine Verehrungsprozession auf den Govardhana Berg. Indra ärgerte sich darüber, dass ihm nicht mehr der gewohnte Respekt entgegengebracht wurde und entfachte ein Unwetter. Krishna hob den Govardhana Berg mit seinem kleinen Finger hoch und alle Stammesmitglieder zusammen mit ihren Kühen nahmen Zuflucht unter dem Govardhana Baum und waren in Sicherheit. Indra erkannte seinen Irrtum, verneigte sich vor Krishna und bat um Verzeihung.
So haben Aspiranten immer wieder Angst vor anderen Menschen, vor Naturgeistern, vor weltlichen Herausforderungen und beschäftigen sich übermäßig damit. Gott fordert uns auf, weniger Respekt zu zeigen vor Materiellem oder vor anderen Wesen, sondern Gott und die Natur, die Schöpfung direkt zu verehren. Und wenn Unbill kommt, wird Gott uns beschützen. So sagt es auch Jesus: "Sorget euch zunächst um das Königreich Gottes. Dann wird euch alles andere zufallen" (Matthäus 6,33).
Die Geschichte von Krishna und dem Govardhana Berg als Video Vortrag:
Ashram-Bräuche an Diwali
Da Diwali hauptsächlich ein Familienfest ist, wird es in Ashrams weniger gefeiert als andere spirituelle Feiertage wie Shivaratri, Guru Purnima, Krishna Jayanthi, Navaratri.
In den Ashrams werden viele Lichter entzündet, Pujas und Homas zelebriert, die Ramayana erzählt oder rezitiert. Gott wird besonders als Licht verehrt.
Swami Sivananda schreibt dazu:
"Das Licht der Lichter, dieses strahlende innere Licht des Höchsten Selbst leuchtet ewig in den Tiefen deines Herzens. Setze dich still hin, schließe deine Augen, ziehe deine Sinne zurück, richte den Geist auf dieses höchste Licht. Erfreue dich am wahren Diwali, indem du die Erleuchtung der Seele erfährst. Er, der alles sieht, den aber niemand erblickt, der den Geist, die Sonne, den Mond, die Sterne und das ganze Universum erleuchtet, der aber von ihnen nicht erleuchtet werden kann, Er ist wahrlich Brahman, das Absolute, das innere Selbst. Feiere Diwali, indem du dich in Brahman fest verankerst. Genieße die ewige Wonne der Seele. Dort scheinen weder Sonne, Mond oder Sterne noch Blitz noch Feuer. Alle Lichter der Welt sind nicht vergleichbar noch nicht mal mit auch nur einem einzigen Strahl des inneren Lichtes des Selbst. Verschmelze mit diesem Licht der Lichter und genieße das höchste Lichterfest."
Diwali bei Yoga Vidya
In den Yoga Vidya Ashrams wird Diwali mit einer Puja für Lakshmi und/oder Rama zelebriert. Dabei werden die 108 Namen von Lakshmi bzw. Rama rezitiert. Viele Rama und Lakshmi Kirtans werden gesungen. Manchmal findet ein Akhandha Kirtan von Shri Ram Jaya Ram oder von Om Shri Ramaya Namaha statt. Im Abendsatsang werden viele Teelichter entzündet. So erstrahlt der ganze Satsang-Raum mit Licht und Freude.
Foto-Berichte zu Diwali-Feiern bei Yoga Vidya
Siehe auch
- Dipavali - dies ist der ursprüngliche Sanskrit Ausdruck für Diwali; unter diesem Abschnitt findest du einige Ansprachen von Swami Krishnananda und Swami Chidananda zu Diwali bzw. Dipavali